Читать книгу ...und im Luftschloss wird es kühl - Karen Grace Holmsgaard - Страница 12
Tag dreizehn (Mittwoch)
ОглавлениеDer nächste Tag hatte begonnen. Das übliche morgendliche Ritual, Duschen und Frühstück waren schnell erledigt. Am Vormittag stand Physiotherapie auf dem Programm, der Laptop musste warten. Am späten Vormittag kehrte Sabine zurück. Vom Bäcker hatte sie sich ein belegtes Brötchen mitgebracht. Kaum hatte sie ihre Wohnung betreten, klingelte schon die Haushaltshilfe. Sabine ließ sie ein und begrüßte sie freundlich. Die Dame kann mir gleich mal einen Kaffee machen, dachte sie, während sie ihre Schuhe wechselte. Und so bat sie die freundliche junge Frau um Hilfe.
„Klar mache ich Ihnen einen Kaffee und Du kannst so langsam mal Babsi zu mir sagen“, meinte sie, „schließlich kennen wir uns jetzt schon ein Weilchen.“
„Mach ich gerne, aber nur, wenn Du Biene zu mir sagst, schließlich werden wir noch einige Zeit miteinander zu tun haben“, Sabine lachte und hievte sich auf die Couch. Wenige Minuten später brachte ihr Babsi den Kaffee und das Brötchen.
„Lass es Dir schmecken, aber verrate mir bitte, was ich sonst noch für Dich tun kann.“
Sabine überlegte einen Augenblick und meinte dann: „Einfach mal ein bisschen meine kleine Wohnung putzen. Nicht wie zu Weihnachten, aber gründlich.“
„Geht klar, Biene“, Babsi grinste und begann eifrig zu arbeiten.
Am besten schmeiße ich gleich mal meinen Laptop an und sehe nach dem Rechten.
Für Herrn Lenz gibt es sicher etwas zu tun und vielleicht hat sich David gemeldet. Gesagt, getan! Aufgeregt öffnete Sabine ihren Facebook Account und stieß prompt auf eine Nachricht von David.
Ich vermisse Dich so, ich bete den ganzen Tag zu Gott, dass Du in Sicherheit bist und gesund bleibst. Sabine, glaube mir einfach und ich werde mein Bestes geben, Dich bald in Berlin zu besuchen, sofern ich auf die Gnade Gottes hoffen darf.
Du bist so nett und süß, liebste Sabine, ich möchte für immer und immer bei Dir sein.
Es ist mir eine Freude, dass es Dich gibt. Denn ich habe Dich gewollt. Du bist unendlich wertvoll in meinen Augen. Du bist meine große Liebe, in die ich tief versunken bin. Und in meiner Seele hast Du ein heißes Feuer entfacht!
Sabine stutze. Kam jetzt schon wieder der liebe Gott mit ins Spiel? Damit konnte Sabine so gar nichts anfangen. Und daher entschied sie sich, diese Mail gleich zu beantworten. Das konnte nicht warten!
David, nun kennen wir uns nicht einmal zwei Wochen. Daher kann ich nicht von Liebe reden. Und eines solltest Du gleich wissen: Ich bin nicht gläubig! Für mich gibt es keinen Gott. Ja David, ich mag Dich. Aber verlieben kann ich mich nur in der Realität, wenn ich Dich gesehen habe.
Was soll dieser schwülstige Unsinn, lieber David? Du kennst mich doch gar nicht!
Und ich weiß nur wenig von Dir. Ich kenne nicht einmal Deine Hobbys…
Hastig schickte Sabine die Mail auf die Reise. So etwas duldete keinen Aufschub, fand sie. Anschließend schloss sie ihren Facebook Account.
Unterdessen hatte Babsi ihre Arbeit beendet. Sogar abgewaschen hatte sie.
Sabine bot ihrer Hilfe einen Platz an. „Einen kleinen Augenblick für einen Schwatz hast du doch sicher, oder?“ Babsi stimmte zu.
„Eigentlich wollte ich nur mal ganz herzlich danke sagen, das ist alles. Und ein Weilchen werde ich auch noch auf Dich angewiesen sein. Die Orthese werde ich noch mindestens zwei Wochen tragen müssen, meine Ärztin ist noch nicht so ganz zufrieden. Warten wir erst einmal ab und dann sehen wir weiter.“
Babsi nickte. „Klar das bekommen wir hin, aber jetzt muss ich auch weiter. Für den kommenden Dienstag bin ich wieder für Dich eingeteilt. Schönes Wochenende!“
Damit verließ Babsi freundlich lächelnd die Wohnung und Sabine war wieder allein. Sie begab sich wieder an ihren Laptop. Lieber widmete sie sich den Aufgaben, die ihr Herr Lenz geschickt hatte. Schließlich wollte sie ihren Chef nicht enttäuschen. Und so vertiefte sich Sabine so in die Arbeit, dass sie fast die Zeit vergaß. Dann hatte sie es geschafft und schickte eine Mail an den Verlag. Danach öffnete sie ihren Facebook Account. Eine Nachricht von David!
Meine liebe Kathy!
Es ist richtig, ich habe Dir nichts über meine Hobbys geschrieben und das möchte ich jetzt nachholen.
Wie Du weißt, bin ich beruflich ziemlich eingespannt und für Hobbys bleibt nicht viel Zeit.
Meine beiden Jungs, die Golden Retriever fordern schon einmal Zeit. Ich gehe gerne mit ihnen spazieren und habe bei diesen Spaziergängen gerne meine Kamera dabei. Ich liebe es, zu fotografieren. Ebenso gehe ich gerne essen. Aber allein macht es wenig Spaß.
Gerne würde ich Dich ausführen, mein Engel. Ein ausgezeichnetes Essen im Restaurant genießen, gemeinsam mit Dir lachen und guter Dinge sein.
Oder wie wäre es mit einem gemütlichen Leseabend auf der Couch?
Die Hunde liegen zu unseren Füßen und im Hintergrund läuft leise Musik. Du bringst mich zum Träumen, Darling.
Würde der Himmel aus Papier bestehen und das Meer wäre ein Behälter mit Tinte, könnte ich doch nicht aufschreiben, wie viel du mir bedeutest.
Ich liebe Dich so sehr, Kathy!
Dein David
Kathy? Sabine zog die Stirn kraus und sofort klingelten bei ihr sämtliche Alarmglocken. Hier stimmte etwas nicht! Sabine war sich nicht sicher und beschloss, der Sache gleich auf den Grund zu gehen.
Warum in aller Welt nennst Du mich Kathy? Ich finde das sehr merkwürdig.
Vielleicht kannst Du es mir erklären. Eigentlich müsstest Du wissen, wie ich heiße!
Diesmal schloss Sabine ihren Facebook Account nicht, sondern wartete ab. Das wollte sie jetzt wissen! Sie griff nach einer Illustrierten und begann darin zu lesen. Nun war ihre Geduld gefragt. Eine knappe Stunde später meldete sich David.
Meine liebste Sabine!
Bitte entschuldige, dass ich Dich Kathy genannt habe. Aber lass mich erklären.
Kathy ist eine gute Schulfreundin von mir. Nicht mehr und nicht weniger. Sie ist eine Taufpatin von Alicia und darum habe ich regelmäßig Kontakt zu ihr. Ich hatte ihr, bevor ich Dir schrieb, eine Mail geschrieben, daher hatte ich den falschen Namen im Kopf. Das kann mal passieren, aber ich schäme mich dafür. Bitte sei mir nicht böse.
Ich liebe Dich jetzt schon, mit Haut und Haar und ich möchte Dich auf all Deinen Wegen begleiten, Dir ein perfekter Partner sein. Höre auf Dein gutes Herz!
Darf ich Dir was Schönes erzählen? Ich habe ein Bild von Dir an Alicia geschickt und sie hat mir gesagt, dass sie Dich jetzt schon mag. Ich weiß, dass die Realität anders aussehen kann, aber ich glaube fest an das, was mein Herz mir sagt.
Abgesehen davon liebt Alicia Pferde über alles und ich bin mir sicher, ihr würdet Euch blendend verstehen. Mit der Zeit werden wir uns alle besser kennenlernen und ich bin mir sicher, die Liebe wird siegen! Glaub daran, mein Engel! Natürlich haben wir alle unsere Vorlieben und Abneigungen, aber damit werden wir fertig, nicht wahr?
Für heute reichte es Sabine. Ihr brummte der Schädel. Und so beschloss sie, für heute ihre Arbeit am Laptop zu beenden. In Ruhe ließ sie den Tag ausklingen, ohne PC und Telefonate.