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Die Gäste 1 Florian
Claire

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Sie hatten sich acht Jahre nicht gesehen. Als Heranwachsende hatten sie sich geschworen, für immer zusammenzubleiben.

Florian und Claire kannten sich, seit sie Kinder waren. Ihre Mütter waren Freundinnen. Für kurze Zeit hatten Claires Mutter Hanna, ihre jüngere Schwester Nadine, Florian und seine Mutter Simone sogar zusammen gewohnt. Damals hatte Claires Vater noch gelebt. Sie waren wie eine große Familie gewesen. Das war besonders für Florian wichtig, dessen Vater sich nach seiner Zeugung in die Büsche geschlagen hatte. Dann lernte Simone Otto Bassiner kennen. Sie zogen in seine große Villa an den Rhein. Florian hatte zwar jetzt einen Stiefvater, der ihn liebte, aber ihm fehlte Claire.

Gemeinsam verbrachten sie Ferien in Otto Bassiners Haus auf Capri. Als Claire sechzehn war, verliebte sie sich in ihren Kinderfreund. Florian ging es ebenso. Nadine verriet es allen. »Claire und Flo sind verliebt!«

Für Claire folgte eine Zeit, die sie noch heute als die schönste ihres Lebens bezeichnete. Mit Florian ertrug sie die Launen ihrer Mutter. Seine Liebe machte sie so stark, dass sie sogar Nadine, ihre kleine Schwester, auffangen konnte, die unter Hannas stets wechselnden Liebhabern litt. Wie es dann zum Bruch zwischen Claire und Florian gekommen war, wusste nicht einmal sie selbst. Einer von beiden hatte nicht wie verabredet zurückgerufen. Der andere war gekränkt. Zeit verging, und irgendwann war es zu spät. Weder Claire noch Florian hatten diesen Riss verwunden.

Als Claire am Hamburger Hauptbahnhof aus dem Zug stieg, fielen sie sich spontan um den Hals. Sie umarmten sich, als wollten sie sich nie mehr loslassen. Bis sich beide erinnerten, warum Florian Claire abholte: Sie waren auf dem Weg zu seiner Hochzeit. Plötzlich standen ihnen die Tränen in den Augen, und sie schwiegen verlegen.

Sie fuhren wortlos aus der Stadt heraus. Claire sah angestrengt aus dem Fenster. Ein Spätsommerabend. Die Sonne warf schon lange Schatten auf die abgeernteten Felder.

»Wie ist’s in Berlin?«, fragte Florian schließlich.

»Es ist okay. Nadine wohnt inzwischen bei mir.« Claire streckte sich und sah Florian an.

»Wieso musst du ausgerechnet in dieser langweiligen Gegend heiraten? Nicht einmal begraben möchte ich hier sein. Ich hoffe, diese Trostlosigkeit färbt nicht auf deine Ehe ab!«

Florian lachte. »Sei nicht so giftig. Gesine ist wirklich eine tolle Frau!«

»Wie kann man nur Gesine heißen!«, sagte Claire. »Gesine«, wiederholte sie und ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. Und dann nochmals: »Gesine Steingerber!«

Sie sah wieder zum Fenster hinaus.

»Wie geht’s mit Hanna?«, fragte Florian nach einer Weile. »Immer noch Krieg?«

Claire lachte bitter. »Krieg total! Sie ist eine Schlampe!«

Ihr blasses Gesicht war leicht gerötet. Ihre Augen dunkel vor Hass. Sie blickte zu Florian. »Was ist, du wolltest es doch wissen! Schau nicht so entsetzt. Ich bin eben kein nettes Mädchen!«

»Aber sie ist doch deine Mutter!«

»Mein Gott«, antwortete Claire. »Jetzt nicht noch dieser Käse. Sie hat Nadine und mich unglücklich gemacht. Ich wollte, sie wäre tot!«

Florians Hochzeit

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