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Papst in Gefahr

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Doch dann zogen sich dunkle Wolken über dem Vatikan zusammen, denn Alexander VI. geriet zunehmend unter Beschuss. Zu den berechtigten Vorwürfen der Simonie und des Nepotismus gesellten sich allerlei böse Gerüchte, die wohl von jenen verbreitet wurden, die sich durch den Borgia- Clan – finanziell – vernachlässigt fühlten. So wurde zum Beispiel gemunkelt, Alexander VI. empfinde für seine schöne Tochter Lucrezia mehr als nur väterliche Zuneigung und rivalisiere mit dem dämonischen Cesare um die Gunst des jungen Mädchens. Diese Geschichte wird bisweilen noch heute kolportiert, obwohl die Historiker Vater und Tochter längst von dem hässlichen Verdacht freigesprochen haben. Es scheint so, als habe Lucrezias erster Ehemann das Gerücht in die Welt gesetzt, um sich für seine schmachvolle Verstoßung durch Alexander VI. zu rächen.

Tatsächlich war Lucrezia Borgia alles andere als ein Vamp oder eine femme fatale, wie es auch das berühmte Gemälde von Veneto suggeriert, das sie in zeitgenössischer Manier mit entblößtem Busen darstellt. Gehorsam unterwarf sie sich den machtpolitischen Plänen Alexanders VI. und heiratete gleich mehrmals diejenigen Kandidaten, die ihrem Vater gerade geeignet erschienen. Im Übrigen übernahm sie im Vatikan gewissermaßen die Rolle der First Lady, auch wenn diese Position faktisch gar nicht vorgesehen war. Als gebildeter junger Dame fiel es Lucrezia nicht schwer, mit den Gästen im Papstpalast charmant zu plaudern und als Repräsentantin des Borgia-Clans zu glänzen. Nicht mehr und nicht weniger. Mit ihrer sechs Jahre älteren „Hofdame“ Giulia Farnese, der Geliebten ihres Vaters, verstand sich Lucrezia ausgesprochen gut.

Im Frühsommer 1494 reisten die beiden jungen Damen zu einem längeren Aufenthalt nach Pesaro, wo Lucrezias Ehemann ein größeres Landgut besaß. Von dort aus schrieb Giulia am 10. Juni an den in Rom verbliebenen Alexander VI.: Eure Heiligkeit sind nicht zugegen, und da von Euch all mein Wohl und Glück abhängt, kann ich weder Vergnügen noch Zufriedenheit bei allerlei Lustbarkeiten finden, denn wo mein Schatz ist, ist auch mein Herz.

Vermutlich wird auch Alexander VI. seine Geliebte schmerzlich vermisst haben, doch schon bald plagten ihn ganz andere Sorgen: Sein Pontifikat stand auf dem Spiel! Im Dezember 1494 rückte Frankreichs König Karl VIII. mit seinen Truppen nach Italien vor, um Neapel zu erobern. Diesen Umstand machte sich eine Gruppe unzufriedener Kardinäle zunutze und bedrängte den Franzosenkönig, den simonistischen Papst abzusetzen. Just zu diesem Zeitpunkt begab sich auch Giulia auf den Weg zurück nach Rom, nicht ahnend, in welcher Gefahr sie schwebte. Prompt geriet sie in französische Gefangenschaft und wurde erst wieder freigelassen, nachdem Alexander VI. das geforderte Lösegeld gezahlt hatte. So kamen beide noch einmal mit einem blauen Auge davon. Mit viel diplomatischem und rhetorischem Geschick gelang es dem Papst, Frieden mit Karl VIII. zu schließen, indem er dem König freien Durchzug durch den Kirchenstaat gewährte. Das Pontifikat war gerettet, die beiden Liebenden waren wieder miteinander vereint, bis die päpstliche Leidenschaft um 1500 allmählich erlosch.

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