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Giftmord im Vatikan?
ОглавлениеEin weiteres Gerücht, das damals in Rom kursierte, war die Behauptung, Alexander VI. pflege lästige Gegner mit dem legendären „Borgia-Gift“ zu beseitigen. Dabei ist es durchaus möglich, dass der Papst selbst das Opfer eines tödlichen Giftanschlags geworden ist, auch wenn andere der Meinung sind, er sei schlicht und einfach der Malaria erlegen.
Tatsache ist, dass Alexander VI. am 10. August 1503 unmittelbar nach einer Feier anlässlich des zwölften Jahrestags seines Pontifikats lebensbedrohlich erkrankte. Die Symptome, Durchfall, Erbrechen und Schüttelfrost, schienen so eindeutig auf eine Vergiftung hinzuweisen, dass man den päpstlichen Küchenmeister umgehend hinrichten ließ. Aber hat dieser tatsächlich ein tödliches Pülverchen in das Festmahl gemischt, vielleicht in das kandierte Obst, das eine auffallend dunkelviolette Färbung aufwies? Wir wissen es nicht.
Giulia wurde benachrichtigt und eilte umgehend an das Krankenlager Alexanders VI. Doch sie kam zu spät und konnte sich nicht mehr von ihrem langjährigen Geliebten verabschieden. Der bis dahin so vitale Papst starb am 18. August 1503 im Alter von 73 Jahren: Man sah, wie der Teufel in Gestalt eines Affen aus dem Schlafzimmer sprang, heißt es in der Legende. Doch bezeugen konnte das natürlich niemand.
Das Leben aber ging weiter. Zwei Jahre später, am 16. November 1505, feierte man im Vatikan erneut ein glanzvolles Hochzeitsfest. Diesmal war es Laura, die Tochter Alexanders VI., die mit einem Neffen des amtierenden Papstes Julius II. verheiratet wurde. Auch Giulia selbst trat wenig später ein weiteres Mal vor den Traualtar, nachdem sie durch den frühen Tod ihres rechtmäßigen Gemahls zur Witwe geworden war. Sie verlebte noch etliche ruhige Jahre, bis sie am 20. November 1524 an einer fiebrigen Erkrankung verstarb.
Die Zeiten änderten sich, mit der ausgelassenen Lebenslust im Vatikan war es schon bald vorbei. Die Erfolge der Reformation Martin Luthers, die Deutschland wie im Sturm eroberte und die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschütterte, versetzte auch dem römischen Klerus einen tiefen Schock. Spätestens nach dem verheerenden Sacco di Roma im Mai 1527, der Plünderung Roms durch kaiserliche Landsknechte, die als verdientes Strafgericht Gottes erschien, begann die entscheidende Kehrtwende. Auf dem Konzil von Trient (1545–1563) wurden zahlreiche Dekrete gegen die kirchlichen Missstände erlassen und eine „Reform an Haupt und Gliedern“ eingeleitet. Dazu gehörte auch die strikte Einhaltung des Zölibats. Interessant ist, wer die Federführung dieses „Reformpakets“ übernommen hatte. Es war kein anderer als Paul III., der 1534 zum Papst gewählt worden war. Sein bürgerlicher Name? Alessandro Farnese, den wir auch schon als „Kardinal Röckchen“ kennen gelernt haben.
1 Dabei handelte es sich um den Vorgängerbau des heutigen Petersdoms. Erst Papst Julius II. (1503–1513) beschloss 1505, das alte Gebäude abreißen und eine neue Kirche errichten zu lassen.