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Die junge Witwe

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Diana, die wohl 1499 geboren wurde, entstammte dem französischen Hochadel und konnte ihre Wurzeln bis auf Karl VII. (Kg. 1422–1461) zurückverfolgen. Der nämlich hatte damals mit seiner Geliebten Agnes Sorel einen nicht ehelichen Sohn gezeugt, den Urahnen der Sippe derer von Poitiers. Als junges Mädchen stand Diana in Diensten der Gemahlin Franz’ I., Königin Claude († 1524), bis man sie als 15-Jährige mit dem 40 Jahre älteren Edelmann Louis de Brézé vermählte. Zwei Kinder gingen aus der Ehe hervor, bevor der Gemahl 1531 im Alter von 72 Jahren das Zeitliche segnete.

Diana, die sich für ein zurückgezogenes Witwendasein noch viel zu jung fühlte, entschied sich, an den französischen Königshof zurückzukehren, zu dem die Verbindung ohnehin nie ganz abgerissen war. Nun hätte man eigentlich erwarten können, dass sich der vitale Franz die attraktive, fünf Jahre jüngere Diana gleich in sein königliches Bett geholt hätte. Doch der zeigte kein Interesse.

Dabei verkörperte Diana von Poitiers wie kaum eine andere die Illusion ewiger Jugend und Schönheit. Der französische Dichter Brantôme (um 1540–1614) schwärmte, Diana sei noch mit 60 Jahren ebenso schön von Angesicht, ebenso frisch und liebenswert wie im Alter von 30 Jahren gewesen. Auch wenn das vielleicht übertrieben war –, zumal der Dichter die Dame wohl nur vom Hörensagen kannte –, so entsprach Diana doch dem Schönheitsideal ihrer Zeit. Damals huldigten die Herren der Schöpfung zierlichen Frauen mit kleinem Kopf und kleinen Brüsten. Zeitgenössische Porträts zeigen Diana von Poitiers mit hoher Stirn, feiner Nase, kleinem Mund mit schmalen Lippen, das Gesicht umrahmt von aschblondem Haar. Um ihre Schönheit zu erhalten, unterwarf sie sich der härtesten Disziplin, zwang sich täglich zu kalten Bädern, benutzte kostbare Salben und Lotionen. Zudem verstand es Diana, ihr attraktives Äußeres durch anmutige Haltung und elegante Kleidung zu unterstreichen. Dabei trug sie seit dem Tod ihres Gemahls nur Witwentracht – vielleicht aus Rücksicht auf die Etikette, vielleicht aber auch, weil ihr die Trauerfarben Schwarz und Weiß besonders gut standen und ihre kühle Schönheit vorteilhaft zur Geltung brachten. Ihre Schönheit, ihre Anmut, ihre majestätische Erscheinung waren wie eh und je, vor allem hatte sie einen sehr weißen Teint, verrät uns Brantôme. Ich glaube, dass diese Dame nie gealtert wäre, selbst wenn sie das hundertste Lebensjahr erreicht hätte. Der weiße Teint – um dieses unabdingbare Attribut adliger Herkunft vor dem Sonnenlicht zu schützen, trug Diana im Freien stets eine Gesichtsmaske. Und als leidenschaftliche Reiterin war sie oft in den nahe gelegenen Wäldern unterwegs. Auf diese Weise hielt sie sich auch körperlich fit.

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