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1.1.1Es gibt nur ein Geschlecht

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Gerade die weibliche Sexualität war dabei schon immer ein Problem und für viele Sexualwissenschaftler im Westen ein Rätsel. Von der Antike bis ins 18. Jahrhundert gab es außerdem nur ein Geschlecht, nämlich das männliche, und Frauen wurden als umgekehrte Version der Männer gesehen (Laqueur 1990). Historisch betrachtet ist also das Verständnis von zwei Geschlechtern relativ neu. Seit dem 18. Jahrhundert gilt vorrangig die Sichtweise, dass Frauen – und ihre Sexualität – grundlegend anders seinen als Männer, aber ihre Sexualität im Prinzip die männliche ergänze. Das heißt reaktiv vs. spontan, responsiv vs. aktiv, hervorgerufen durch einen »Fortpflanzungsinstinkt« oder durch die Kompetenz des Werbers (Weeks 2017).

Diese Idee hat sich in vielen Bereichen unserer Gesellschaft durchgesetzt und lässt sich nicht einfach löschen. Auch in mancher Forschung werden biologische Argumente benutzt. Deren evolutionäre Perspektive kennt viele Anhänger und ist gleichzeitig zutiefst konservativ in den Auswirkungen. Obwohl diese Perspektive durchaus nützlich sein kann, ist ihr Wert begrenzt, wenn man damit menschliche Sexualität erklären will. Deren Einzigartigkeit liegt ja gerade darin, dass sie sich weit von der Fortpflanzung entkoppelt hat und man auch in Zeiten, in denen die Sexualität nicht zu Fortpflanzung führen kann, sexuell interessiert und erregt sein kann (von Sydow u. Seiferth 2015).

Einführung in die systemische Sexualtherapie

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