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Kapitel 4

Montag, 8. September 2014; 21:35 Uhr

Geschwächt und an zahlreichen Schläuchen und Kabeln hängend lag Karl Schuster in seinem Krankenhausbett der Intensivstation und schaute zum Fenster hinaus. Er konnte draußen nichts mehr erkennen. Die Dämmerungsstunde war vorüber und die Finsternis der Nacht legte sich wie ein schwerer Teppich über die Stadt. Dicke Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheibe und fanden sich zu kleinen Rinnsalen zusammen. In der Luft lag der typische Krankenhausgeruch von Desinfektionsspray und gestärkter Baumwollbettwäsche gepaart mit einem Hauch Pfefferminztee, der überall in den Gängen für Patienten und Besucher zur Verfügung stand. Sicherheitshalber hatte man ihn in einem Extrazimmer, isoliert von den anderen Patienten, untergebracht. Es würde noch dauern, bis die Testergebnisse vorlagen.

»Sobald wir das Norovirus ausschließen können, bekommen sie auch Gesellschaft, Herr Schuster«, erklärte ihm eine Krankenschwester, während sie prüfend auf die Überwachungsmonitore schaute. Karl legte gar keinen Wert mehr auf Gesellschaft. Er fühlte sich elend, entkräftet, nicht mal in der Lage noch seinen Kopf zu heben.

»Möchten Sie noch ein zweites Kopfkissen, damit Sie ein bisschen höher liegen?«

»Nein«, flüsterte er, begleitet von einer kaum wahrnehmbaren Handbewegung. Die Schwester nahm ein Wattestäbchen, tauchte es in einen Becher mit Wasser und befeuchtete Karls rissige Lippen. »Das tut gut, nicht wahr Herr Schuster?« Er nickte schwach und schloss die Augen.

»Ich schaue gleich noch mal nach Ihnen.« Mit diesen Worten huschte die adrette Krankenschwester wieder durch die Zimmertür.

Auf Karls Stirn hatten sich winzige Schweißperlen gebildet, die nach und nach dem Gesetz der Schwerkraft folgten und im Kissen verschwanden. Karl wollte sich so gern am Kopf kratzen, aber es gelang ihm nicht mehr, seinen bleischweren Arm zu heben. Im Handrücken des anderen steckte eine Infusionsnadel. Gedankenverloren blickte er auf den dazugehörigen Infusionsbeutel über dem Bett. Er bekam Kochsalzlösung, um die massive Dehydrierung auszugleichen. Trotzdem fühlte sich sein Mund schrecklich trocken an, die Lippen waren bereits aufgesprungen und brannten. Er sehnte sich nach dem getränkten Wattestäbchen von vorhin, nach ein wenig wohltuender Feuchtigkeit auf seinen spröden Lippen.

Kurz darauf kam die dunkelhaarige Schwester erneut schwungvoll zur Tür herein und trat neben das Bett von Karl.

»Na Herr Schuster, wie geht es Ihnen? Ich messe jetzt ihren Blutdruck und ihre Temperatur und nehme mir noch etwas Blut von Ihnen. Sie können doch sicher darauf verzichten«, sagte sie mit einem aufgesetzten Lächeln im Gesicht.

Er konnte seinen Mund nicht mehr bewegen und nickte daher kaum merklich. Wie durch einen Schleier sah er, wie die weißgekleidete Frau das Ergebnis des Fieberthermometers ablas und besorgt mit dem Kopf schüttelte. Während sie hektisch auf den Klingelknopf über dem Bett drückte, versank Karl tiefer und tiefer in einen schwerelosen Dämmerzustand.

Blutrune

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