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Vorwort

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Der Dienst eines Generalvikars steht nicht nur im Schnittpunkt vielfältiger innerkirchlicher Lebenslinien, sondern genauso im Spannungsfeld zwischen der Glaubensverkündigung und den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Problemen. Manchmal entwickeln sich aus solchen Herausforderungen regelrechte Zerreißproben – eine Anspielung darauf ist das Titelbild von Sieger Köder, wo Vertreter verschiedener Konfessionen und Kontinente sich buchstäblich um das Gewand Jesu reißen.

Jedenfalls ergaben sich in meiner kirchlichen Tätigkeit viele Anlässe, bei denen in der Situation eines herausgeforderten Glaubens „Zwischenrufe zu Zeitfragen“ angesagt waren. Sie hatten alle einen konkreten Anlass, gingen jedoch oft über eine bloß kurzfristige Aktualität hinaus. Die jeweiligen Gedanken ergaben sich aus der Einsicht, dass Christsein sich immer wieder „einmischen“ muss, um die Konsequenzen deutlich zu machen, die sich aus der Menschwerdung Gottes und seinem Kommen in unsere Welt ergeben. Solche Stellungnahmen stehen auch nicht im Gegensatz zu einer recht verstandenen „Entweltlichung“, wie sie Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch im Herbst 2011 gefordert hat. Sie sind vielmehr konkrete Folgerungen aus diesem Grundgedanken: Dem Papst geht es ja gerade nicht um einen Rückzug aus der Welt, sondern darum, in der Welt deutlich zu machen, dass der Glaube von Voraussetzungen herkommt und auf Ziele hin ausgerichtet ist, die eben nicht rein innerweltlich zu definieren und zu realisieren sind. Die Kirche muss immer wieder versuchen, den Menschen Gottes helfendes Handeln nahezubringen und dies gleichzeitig so zu tun, dass dabei der „Mehrwert“ des Glaubens deutlich wird, indem Perspektiven vermittelt werden, die letztlich in Gottes Ewigkeit gründen. „Entweltlichung“ meint also gerade nicht den Rückzug in einen abgeschotteten kirchlichen Binnenbereich, sondern das Offenhalten des Lebens auf größere Zusammenhänge hin. Darum geht es dem Papst auch im „Jahr des Glaubens“, das er in Erinnerung an die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils vor fünfzig Jahren für den Zeitraum von Oktober 2012 bis November 2013 ausgerufen hat. Sein Satz bei der Ankündigung (im Motu Proprio „Porta fidei“ Nr. 10) war für mich die Anregung zu dieser Publikation: „Gerade weil der Glaube ein Akt der Freiheit ist, erfordert es auch die gesellschaftliche Verantwortung für das, was man glaubt.“ Die Sammlung der aus den verschiedensten Situationen heraus entstandenen Überlegungen möchte ein kleiner Beitrag dazu sein.

Das Entstehen dieses Buches wäre nicht möglich gewesen ohne die Mithilfe verschiedenster Art. So danke ich dem Echter-Verlag, besonders Herrn Thomas Häußner, für die bewährte Zusammenarbeit. Die Texterfassung besorgten meine Mitarbeiterinnen Frau Angelika Kralik und Sr. Magdalena Wenig OSA. Zugleich bin ich dankbar, dass ich dabei auf Vorarbeiten von Frau Edith Hermann zurückgreifen konnte, die 2010 verstorben ist. Herrn Realschuldirektor a. D. Hans Kralik gilt mein Dank für sein sachkundiges und sorgfältiges Korrekturlesen.

Würzburg, Pfingsten 2012

Karl Hillenbrand

Herausgeforderter Glaube

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