Читать книгу Gesammelte Wildwestromane & Geschichten von Karl May - Karl May - Страница 13
Viertes Kapitel.
Zweimal um das Leben gekämpft.
ОглавлениеDas Verhalten der Kiowas ließ uns, obgleich wir sie nicht als ausgesprochene Feinde betrachten konnten, für unsere Sicherheit besorgt sein. Darum wurde, als wir uns wieder schlafen legten, bestimmt, daß wir, einander stündlich abwechselnd, bis zum Morgen wachen wollten. Dies geschah, und die Roten bemerkten natürlich, daß wir diese Vorsichtsmaßregel getroffen hatten; es verstand sich ganz von selbst, daß sie uns das übel nahmen und nun noch weniger Freundschaft für uns fühlten als vorher.
Als der Tag anbrach, weckte uns unser Wächter. Wir sahen, daß die Kiowas beschäftigt waren, nach den Spuren der entflohenen Häuptlinge zu suchen, die sie in der Nacht nicht hatten finden können. Sie trafen auf die Fährte und folgten ihr; sie führte nach der Stelle, an welcher die Apachen vor dem Ueberfalle ihre Pferde zurückgelassen hatten, natürlich unter der Beaufsichtigung einiger Wächter. Intschu tschuna und Winnetou waren mit diesen Wächtern fortgeritten und hatten keines der Pferde mitgenommen, sondern sie alle stehen lassen. Als wir dies erfuhren, machte Sam Hawkens eines seiner listigen Gesichter und fragte mich:
»Könnt Ihr Euch vielleicht denken, Sir, weshalb die beiden Häuptlinge dies getan haben?«
»Ja. Es ist gar nicht schwer, es zu erraten.«
»Oho, Sir! So ein Greenhorn, wie Ihr seid, darf sich ja nicht einbilden, aus reinem Zufalle gleich auf den richtigen Gedanken zu kommen. Es gehört Erfahrung dazu, meine Frage zu beantworten.«
»Die habe ich ja!«
»Ihr? Erfahrung? Möchte wissen, woher die Euch kommen sollte! Wollt Ihr mir das vielleicht sagen?«
»Warum nicht? Die Erfahrung, welche ich meine, habe ich aus Büchern geschöpft.«
»Wieder Eure Bücher! Es mag Euch einmal glücken, etwas gelesen zu haben, was Euch hier Nutzen bringt, aber da dürft Ihr doch nicht gleich denken, daß Ihr die Gescheitheit nur so mit Löffeln gegessen habt. Ich werde Euch gleich beweisen, daß Ihr nichts, aber auch gar nichts wißt. Also, warum haben die beiden entflohenen Häuptlinge nur ihre eigenen Pferde mitgenommen, aber diejenigen der Gefangenen dagelassen?«
»Eben um dieser Gefangenen willen.«
»Ah! Wieso?«
»Weil diese ihre Pferde noch sehr notwendig brauchen werden.«
»Meint Ihr? Inwiefern können denn Gefangene Pferde brauchen?«
Ich fühlte mich durch seine Fragen nicht etwa in meinem Ehrgefühle verletzt; es war nun einmal so seine Weise. Darum antwortete ich:
»Es kann zweierlei geschehen. Entweder kehren die beiden Häuptlinge bald mit einer genügenden Apachenschar zurück, um die Gefangenen zu befreien. Warum sollen sie da die Pferde erst mitnehmen und dann wieder mitbringen? Oder die Kiowas warten die Ankunft der Apachen nicht ab und verlassen mit ihren Gefangenen diese Gegend. Dann ist den letzteren ihre Lage dadurch erleichtert, daß sie reiten können. Ihr Transport verursacht da weniger Schwierigkeiten, und es ist zu hoffen, daß sie nach den Dörfern der Kiowas geschafft werden und unterwegs befreit werden können. Hätten sie aber keine Pferde, so daß sie laufen müßten, so könnten die Kiowas leicht auf den Gedanken kommen, den schwierigen und langweiligen Transport dadurch zu umgehen, daß sie sie hier und jetzt gleich umbringen.«
»Hm! Das ist wirklich gar nicht so dumm gedacht, wie man aus Eurem Gesichte schließen könnte. Aber Ihr habt einen dritten Fall vergessen. Es ist nämlich möglich, daß die Kiowas ihre Gefangenen trotz der Pferde töten.«
»Nein; das ist nicht möglich.«
»Nicht? Sir, wie kommt Ihr denn auf die Idee, etwas für unmöglich zu erklären, was Sam Hawkens für leicht möglich hält?«
»Weil dieser Sam Hawkens vergessen zu haben scheint, daß ich hier bin.«
»Ah, Ihr seid hier? Ist das wahr? Ihr haltet Eure hochverehrte Gegenwart wohl für ein ganz außerordentliches oder sogar welterschütterndes Ereignis?«
»Nein. Ich wollte nur sagen, daß die Gefangenen, so lange ich da bin und ein Glied für sie rühren kann, nicht ermordet werden.«
»Wirklich? Was Ihr doch für ein hochbedeutender Kerl seid, hihihihi! Die Kiowas sind zweihundert Mann stark, und Ihr, der einzelne Mensch, das Greenhorn, will sie hindern, zu tun, was ihnen beliebt!«
»Ich werde hoffentlich nicht einzeln dastehen.«
»Nicht? Auf wen rechnet Ihr denn noch?«
»Auf Euch, Sam, und auch auf Dick Stone und Will Parker! Ich hege das feste Vertrauen zu euch, daß ihr euch so einem Massenmorde ernstlich widersetzen würdet.«
»So! Also Vertrauen habt Ihr doch zu uns! Bin Euch sehr dankbar dafür, denn es ist wirklich kein Spaß, das Vertrauen eines solchen Mannes, wie Ihr seid, zu besitzen. Ich bilde mir natürlich außerordentlich viel darauf ein, wenn ich mich nicht irre!«
»Hört, Sam, ich spreche im Ernste und habe gar nicht die Absicht, diese Angelegenheit in das Scherzhafte zu ziehen. Wenn es sich um so viele Menschenleben handelt, da hat der Spaß einfach aufzuhören!«
Da blitzte er mich aus seinen kleinen Aeuglein ironisch listig an und sagte:
»Thunder-storm! Es ist Euch also wirklich Ernst? Ja, dann muß ich freilich ein ganz anderes Gesicht dazu machen.
Aber wie denkt Ihr Euch denn eigentlich die Sache, Sir? Auf die Andern können wir nicht rechnen; wir sind also nur vier Personen, welche unter Umständen mit zweihundert Kiowas anbinden wollen. Meint Ihr denn, daß dies ein gutes Ende für uns nehmen könnte?«
»Nach dem Ende frage ich nicht. Ich dulde nicht, daß in meiner Gegenwart ein solcher Mord geschieht.«
»Dann wird er trotzdem geschehen, doch mit dem Unterschiede, daß Ihr auch mit ausgelöscht werdet. Oder wollt Ihr Euch auf Euern neuen Namen Old Shatterhand verlassen? Meint Ihr, daß Ihr zweihundert rote Krieger mit Euern Fäusten niederschlagen könnt?«
»Unsinn! Ich habe mir diesen Namen nicht gegeben und weiß genau, daß wir Vier nicht gegen die Zweihundert aufkommen könnten. Aber ist denn die Anwendung von Gewalt durchaus notwendig? List ist da oft besser.«
»So? Das habt Ihr wohl gelesen?«
»Ja.«
»Richtig! Ihr seid dadurch aber auch ein furchtbar gescheiter Kerl geworden. Ich möchte Euch wirklich gern einmal listig sehen. Was würdet Ihr denn ungefähr für Gesichter dabei machen? Ich sage Euch, daß hier mit aller Eurer List nichts zu erreichen ist. Die Roten werden machen, was sie wollen, und sich gar nicht darum kümmern, ob wir drohende oder listige Mienen dazu schneiden.«
»Gut! Ich sehe, daß ich mich nicht auf Euch verlassen kann, und werde also, wenn man mich dazu zwingt, allein handeln.«
»Um Gottes willen, macht keine Dummheiten, Sir! Ihr habt gar nichts allein zu machen, sondern Euch in allem, was Ihr tut, nach uns zu richten. Ich habe ja gar nicht sagen wollen, daß ich mich der Apachen, falls ihnen Gefahr drohen sollte, nicht annehmen will, aber es ist nie meine Art gewesen, mit dem Kopfe dicke Mauern einzurennen. Ich sage Euch, die Mauern sind stets härter als die Köpfe.«
»Und ich habe ebensowenig sagen wollen, daß ich Unmögliches machen will. Jetzt wissen wir noch gar nicht, wie die Kiowas über ihre Gefangenen bestimmt haben, und brauchen uns also noch nicht mit Sorgen zu quälen. Sollten wir aber später zum Handeln gezwungen sein, so wird sich jedenfalls dann die beste Art und Weise dazu finden.«
»Möglich; aber darauf darf sich ein vorsichtiger Mann nicht verlassen. Was sich finden könnte, das geht mich gar nichts an. Wir haben mit einer ganz bestimmten Frage zu rechnen, und diese lautet: Was tun wir, falls die Apachen getötet werden sollen?«
»Wir geben es nicht zu.«
»Das ist nichts gesagt, gar nichts gesagt. Nicht zugeben! Drückt Euch deutlicher aus!«
»Wir erheben Einspruch dagegen.«
»Das wird keinen Erfolg haben.«
»So zwinge ich den Häuptling, sich nach meinem Willen zu richten.«
»Wie wollt Ihr das anfangen?«
»Ich werde mich, falls es gar nicht anders geht, seiner Person bemächtigen und ihm das Messer auf die Brust setzen.«
»Und ihn erstechen?«
»Wenn er mir nicht gehorcht, ja.«
»All devils, seid Ihr ein rabiater Mensch!« rief er erschrocken aus. »So etwas ist Euch wirklich zuzutrauen!«
»Ich versichere Euch, daß ich es tun werde!«
»Das ist das ist « Er hielt inne; seine erst erschrockene und dann besorgte Miene nahm nach und nach einen andern Ausdruck an, und endlich fuhr er fort: »Hört, dieser Gedanke ist gar nicht so übel. Dem Häuptlinge das Messer an die Kehle legen, das ist in diesem Falle wohl die einzige Art und Weise, ihn zu zwingen, das zu tun, was wir wollen. Es ist wirklich wahr, daß ein Greenhorn auch einmal eine kleine, sogenannte Idee haben kann. Die wollen wir festhalten.«
Er wollte weiter sprechen, aber da trat Bancroft zu uns und forderte mich auf, an die Arbeit zu gehen. Der Ingenieur hatte recht. Wir durften keine Stunde versäumen, um mit unserm Pensum womöglich noch fertig zu werden, ehe Intschu tschuna und Winnetou mit ihren Kriegern eintreffen konnten.
Wir waren bis Mittag in unausgesetzter, angestrengter Tätigkeit; da kam Sam Hawkens zu mir und sagte:
»Ich muß Euch leider stören, Sir, denn die Kiowas scheinen mit ihren Gefangenen etwas los zu haben.«
»Etwas? Das ist sehr unbestimmt. Wißt Ihr denn nicht, was?«
»Kann es vermuten, wenn ich mich nicht irre. Sie scheinen sie an dem Marterpfahle sterben lassen zu wollen.«
»Wann? Später oder bald?«
»Natürlich bald; sonst wäre ich nicht jetzt zu Euch gekommen. Sie haben Vorbereitungen getroffen, aus denen ich schließe, daß die Apachen gemartert werden sollen. Und zwar scheinen sie die Absicht zu haben, damit sehr bald zu beginnen.«
»Das wollen wir uns verbitten! Wo ist der Häuptling?«
»Mitten unter seinen Kriegern.«
»So müssen wir ihn von ihnen fortlocken. Wollt Ihr das besorgen, Sam?«
»Ja; doch auf welche Weise?«
Ich warf einen forschenden Blick zurück. Die Kiowas befanden sich auch nicht mehr da, wo wir gestern gelagert hatten. Sie waren unsern Vermessungsarbeiten gefolgt und hatten sich am Rande eines kleinen Prairiewäldchens niedergelassen. Rattler mit seinen Leuten war bei ihnen, und Sam Hawkens hatte sich, um sie zu beobachten, bis jetzt in ihrer Nähe herumgetrieben, während Parker und Stone in meiner Nähe saßen. Zwischen den Roten und der Stelle, an welcher ich in diesem Augenblicke stand, gab es ein Gebüsch, welches für meine Absicht sehr geeignet war, denn es erlaubte den Kiowas nicht, zu sehen, was bei uns geschah. Ich antwortete auf Sams Frage:
»Sagt ihm ganz einfach, ich hätte ihm etwas zu sagen, könne aber nicht von meiner Arbeit fort. Da wird er kommen.«
»Ich hoffe es. Aber wenn er einige Andere mitbringt?«
»Die überlasse ich Euch und Stone und Parker; ihn nehme ich auf mich. Haltet Riemen bereit, sie zu binden. Die Sache muß rasch, aber dabei möglichst ruhig vor sich gehen.«
»Well! Ich weiß nicht, ob das, was Ihr vorhabt, das Richtige ist; aber da mir nichts Besseres einfällt, so sollt Ihr Euren Willen haben. Wir riskieren das Leben; aber da ich keine Lust zum Sterben habe, so denke ich, daß wir mit einem oder mit einigen blauen Augen davonkommen werden hihihihi!«
So in seiner bekannten Weise heimlich in sich hineinlachend, entfernte er sich. Meine Herren Kollegen befanden sich gar nicht weit von mir, hatten aber unser Gespräch nicht hören können. Es fiel mir auch gar nicht ein, ihnen mitzuteilen, was ich tun wollte, denn ich war überzeugt, daß sie mich an der Ausführung gehindert hätten. Ihr Leben stand ihnen höher als das der gefangenen Apachen.
Ich war mir dessen, was ich riskierte, wohl bewußt. Durfte ich Dick Stone und Will Parker in die Gefahr, welche ich heraufbeschwören wollte, mit hineinziehen, ohne sie vorher zu benachrichtigen? Nein. Ich fragte sie also, ob ich sie aus dem Spiele lassen solle. Da antwortete Stone:
»Was fällt Euch ein, Sir! Haltet Ihr uns für Halunken, die einen Freund im Stich lassen, wenn er sich in Not befindet? Das, was Ihr vorhabt, ist ein echter, richtiger Westmannsstreich, an welchem wir uns mit wahrer Wonne beteiligen werden. Nicht wahr, alter Will?«
»Ja,« nickte Parker. »Möchte doch sehen, ob wir Vier nicht die Leute dazu sind, es mit zweihundert Indsmen aufzunehmen! Freue mich schon darauf, wenn sie angebrüllt kommen werden und uns doch nichts tun dürfen!«
Ich arbeitete ruhig weiter und blickte nicht zurück, bis mir nach einiger Zeit Stone zurief:
»Macht Euch fertig, Sir; sie kommen!«
Nun wendete ich mich um. Sam kam mit Tangua. Leider waren noch drei Rote dabei.
»Jeder einen Mann,« sagte ich. »Ich nehme den Häuptling. Aber faßt sie bei der Gurgel, damit sie nicht schreien können und wartet hübsch, bis ich anfange; ja nicht früher.«
Ich ging Tangua langsamen Schrittes entgegen; Stone und Parker folgten mir. Als wir zusammentrafen, standen wir so, daß die Kiowas uns wegen des bereits erwähnten Gebüsches nicht sehen konnten. Der Häuptling zeigte kein freundliches Gesicht und sagte in ebenso unfreundlichem Tone:
»Das Bleichgesicht, welches Old Shatterhand genannt wird, hat mich kommen lassen. Hast du vergessen, daß ich der Häuptling der Kiowas bin?«
»Nein; ich weiß, daß du es bist,« antwortete ich ihm.
»So hättest du zu mir kommen müssen, anstatt ich zu dir. Da ich aber weiß, daß du dich erst seit kurzer Zeit in diesem Lande befindest und also erst lernen mußt, höflich zu sein, will ich dir diesen Fehler verzeihen. Was hast du mir zu sagen? Sprich kurz, denn ich habe keine Zeit!«
»Was ist es, was du so Notwendiges zu tun hast?«
»Wir wollen die Hunde der Apachen heulen lassen.«
»Wann?«
»Jetzt.«
»Warum so bald? Ich dachte, ihr würdet die Gefangenen mit in eure Wigwams nehmen, um sie dort, in Gegenwart eurer Squaws und Kinder, an dem Marterpfahle sterben zu lassen.«
»Wir wollten es; aber sie würden uns hindern, den Kriegszug auszuführen, auf welchem wir uns befinden. Darum sollen sie schon heut ihr Leben lassen.«
»Ich bitte dich, dies nicht zu tun!«
»Du hast nichts zu bitten,« fuhr er mich an.
»Willst du nicht ebenso höflich sprechen, wie ich mit dir rede? Ich habe nur eine Bitte ausgesprochen. Hätte ich die Absicht gehabt, dir einen Befehl zu geben, so könntest du vielleicht Veranlassung haben, grob zu sein.«
»Ich mag von euch nichts hören, weder einen Befehl, noch eine Bitte. Ich werde keines Bleichgesichtes wegen an dem, was ich beschlossen habe, etwas ändern.«
»Vielleicht doch! Habt ihr das Recht, die Gefangenen zu töten? Ich will deine Antwort nicht hören, denn ich kenne sie und werde nicht mit dir darüber streiten; aber es ist ein Unterschied, einen Menschen schnell und schmerzlos zu töten oder ihn langsam zu Tode zu martern. Wir werden es nicht zugeben, daß dies Letztere in unserer Gegenwart geschieht.«
Da reckte er seine Gestalt höher auf und antwortete in verächtlichem Tone:
»Nicht zugeben? Für wen hältst du dich! Du bist gegen mich wie eine Kröte, welche sich gegen den Bär des Felsengebirges auflehnen will. Die Gefangenen sind mein Eigentum, und ich tue mit ihnen, was ich will.«
»Sie gerieten nur durch unsere Hilfe in eure Hände; darum haben wir ganz dasselbe Recht auf sie wie ihr. Wir wünschen, daß sie leben bleiben.«
»Wünsche, was du willst, du weißer Hund; ich verlache deine Worte!«
Er spuckte vor mir aus und wollte sich abwenden; da traf ihn meine Faust, daß er niederstürzte. Aber er hatte einen harten Schädel; er war nicht vollständig betäubt und wollte wieder auf. Darum mußte ich mich zu ihm niederbücken, um ihm noch einen Hieb zu geben, und konnte also für einen Augenblick nicht auf die Andern achten. Als ich ihm den zweiten Schlag versetzt hatte und mich wieder aufrichtete, sah ich Sam Hawkens auf einem Roten knieen, den er beim Halse gepackt hatte. Stone und Parker rangen den Zweiten nieder; der dritte rannte laut schreiend davon.
Ich kam Sam zu Hilfe. Als dies geschehen war und wir seinen Kiowa gebunden hatten, waren Dick und Will mit dem Ihrigen auch fertig.
»Das war nicht schlau von euch,« sagte ich ihnen. »Warum habt ihr den Dritten entkommen lassen?«
»Weil ich grad denselben packte, auf den es Stone auch abgesehen hatte,« antwortete Parker. »Dadurch gingen nur zwei Sekunden verloren, aber doch Zeit genug für den Halunken, sich davonzumachen.«
»Schadet nichts,« tröstete Sam Hawkens. »Es hat ja keine andere üble Folge, als daß der Tanz etwas eher beginnt. Darüber wollen wir uns die Köpfe ja nicht zerstoßen. In zwei oder drei Minuten sind die Roten da. Wollen dafür sorgen, daß wir freis Feld zwischen uns und ihnen haben!«
Wir fesselten schnell auch den Häuptling. Die Surveyors hatten mit großem Schreck gesehen, was wir taten. Der Oberingenieur kam auf uns zugesprungen und schrie entsetzt:
»Was fällt euch ein, ihr Leute! Was haben euch die Indianer getan? Wir werden alle des Todes sein!«
»Das werdet Ihr allerdings, Sir, wenn Ihr Euch uns nicht schnell zugesellt,« antwortete Sam. »Ruft Eure Leute herbei, und kommt mit uns! Wir werden euch beschützen.«
»Ihr uns beschützen? Das ist doch «
»Schweigt!« fiel ihm der Kleine in die Rede. »Wir wissen ganz genau, was wir wollen. Wenn ihr euch nicht zu uns haltet, seid ihr verloren. Also schnell!«
Wir rafften die drei gefesselten Indianer auf und trugen sie eiligst fort, ein Stück in die offene Prairie hinein, wo wir halten blieben und sie niederlegten. Bancroft war uns mit den drei Surveyors nachgekommen. Wir hatten unsern jetzigen Haltepunkt ausgewählt, weil wir auf einem freien Terrain sicherer waren als an einer Stelle, die wir nicht ganz überblicken konnten.
»Wer soll mit den Roten sprechen, wenn sie kommen? Vielleicht ich?« fragte ich.
»Nein, Sir,« antwortete Sam. »Ich werde es tun, denn Ihr seid des halbindianischen Mischmasch noch nicht mächtig. Unterstützt mich aber im geeigneten Augenblicke, indem Ihr so tut, als ob Ihr den Häuptling erstechen wolltet.«
Kaum hatte er das gesagt, so hörten wir das Wutgeheul der Kiowas, und einige Augenblicke später sahen wir sie bei dem schon erwähnten Gebüsch erscheinen, welches uns sozusagen als Gardine gedient hatte. Sie kamen um dasselbe herumgesprungen und auf uns zugerannt; da aber der Eine schneller als der Andere war, bildeten sie keinen zusammenhängenden Haufen, sondern eine ziemlich lange Reihe einzelner Läufer. Dies war für uns günstig, weil eine geschlossene Schar nicht so leicht zum Stehen zu bringen gewesen wäre.
Der mutige Sam ging ihnen eine kurze Strecke entgegen und gab ihnen mit beiden Armen das Zeichen, stehen zu bleiben. Ich hörte, daß er ihnen etwas zurief, verstand es aber nicht. Es hatte nicht sofort die beabsichtigte Wirkung, doch als er seinen Ruf noch einige Male wiederholt hatte, sah ich, daß die vordersten Kiowas stehen blieben; die nachfolgenden Roten taten dann dasselbe. Er sprach zu ihnen und deutete dabei wiederholt auf uns. Da forderte ich Stone und Parker auf, den Häuptling stehend aufzurichten, und schwang ein Messer drohend gegen ihn. Die Roten ließen ein Geheul des Schreckens hören.
Sam redete weiter zu ihnen und dann sahen wir, daß einer von ihnen, der ein Unterhäuptling war, sich von der Schar trennte und mit Sam langsamen, würdevollen Schrittes zu uns kam. Als sie uns erreichten, deutete Sam auf unsere drei Gefangenen und sagte zu ihm:
»Du siehst, daß du die Wahrheit von mir gehört hast. Sie befinden sich vollständig in unserer Gewalt.«
Der Unterhäuptling, welchem man den Grimm, der ihn beherrschte, ansah, betrachtete die Drei und antwortete:
»Diese beiden gefesselten roten Krieger befinden sich noch am Leben; der Häuptling aber scheint tot zu sein!«
»Er ist nicht tot. Die Faust Old Shatterhands hat ihn zu Boden gestreckt; da ist die Besinnung von ihm gegangen; sie wird ihm aber zurückkehren. Warte so lange, indem du dich bei uns niedersetzest. Wenn der Häuptling zu sich gekommen ist und wieder sprechen kann, werden wir uns mit euch beraten. Aber sobald einer der Kiowas eine Waffe gegen uns erhebt, fährt das Messer Old Shatterhands in Tanguas Herz; darauf kannst du dich verlassen.«
»Wie dürft ihr die Hand gegen uns erheben, die wir eure Freunde sind!«
»Freunde? Da glaubst du wohl selber das nicht, was du sagst!«
»Ich glaube es. Haben wir nicht die Pfeife des Friedens mit euch geraucht?«
»Ja, aber diesem Frieden ist nicht recht zu trauen.«
»Warum?«
»Ist es Sitte der Kiowas, ihre Freunde und Brüder zu beleidigen?«
»Nein.«
»Nun, euer Häuptling hat Old Shatterhand beleidigt, folglich dürfen wir euch nicht als Brüder betrachten. Schau, er beginnt, sich zu bewegen!«
Tangua, den Stone und Parker wieder niedergelegt hatten, regte sich allerdings; bald schlug er die Augen auf und sah Einen nach dem Andern von uns an, als ob er sich auf das, was geschehen war, besinnen müsse; dann schien ihm das Bewußtsein vollständig zurückzukehren, und er rief aus:
»Uff, uff! Old Shatterhand hat mich niedergeschlagen. Wer fesselte mich?«
»Ich,« antwortete ich.
»Man nehme mir die Riemen ab; ich befehle es!«
»Vorhin hörtest du nicht auf meine Bitte; nun höre ich nicht auf deinen Befehl. Du hast uns nichts zu befehlen!«
Seine Augen richteten sich mit einem wütenden Blicke auf mich, und er knirschte:
»Schweig, Knabe, sonst zermalme ich dich!«
»Das Schweigen wäre für dich rätlicher als für mich. Du hast mich vorhin beleidigt und wurdest dafür von mir zu Boden geschlagen. Old Shatterhand läßt sich nicht ungestraft eine Kröte und einen weißen Hund nennen. Wenn du nicht höflich wirst, kann es dir noch schlimmer ergehen.«
»Ich verlange, frei zu sein! Wenn du mir nicht gehorchst, werdet ihr von meinen Kriegern von der Erde vertilgt werden!«
»Da würdest du der Erste sein, den das Verderben träfe; denn höre, was ich dir sage: Dort stehen deine Leute; wenn ein Einziger von ihnen den Fuß erhebt, um sich ohne Erlaubnis uns zu nähern, fährt dir diese meine Messerklinge in das Herz. Howgh!«
Ich setzte ihm die Messerspitze auf die Brust. Er mußte einsehen, daß er sich in unserer Gewalt befand; er zweifelte wohl auch nicht daran, daß ich gegebenen Falles meine Drohung wahr machen würde; es trat eine Pause ein, während welcher er uns mit seinen wild rollenden Augen verschlingen zu wollen schien; dann gab er sich Mühe, seinen Zorn zu beherrschen, und fragte in ruhigerem Tone:
»Was willst du denn von mir?«
»Nichts anderes als das, um was ich dich vorhin gebeten habe: Die Apachen sollen nicht am Marterpfahle sterben.«
»Ihr verlangt wohl gar, daß sie überhaupt nicht getötet werden sollen?«
»Tut später mit ihnen, was ihr wollt; aber so lange wir bei euch und ihnen sind, darf ihnen nichts geschehen.«
Wieder ließ er eine Weile schweigend vorübergehen. Trotz der Kriegsfarben, welche sein Gesicht bedeckten, sah man, daß der Ausdruck verschiedener Empfindungen, Zorn, Haß, Schadenfreude, über dasselbe ging. Ich hatte angenommen, daß das Wortgefecht zwischen ihm und mir ein lang anhaltendes sein werde, und glaubte dies auch jetzt noch; darum wunderte ich mich nicht wenig, als er nun sagte:
»Es soll nach deinem Wunsche geschehen; ja, ich will dir noch mehr als ihn erfüllen, wenn du auf den Vorschlag eingehst, den ich dir machen werde.«
»Welcher Vorschlag ist das?«
»Zuvor muß ich dir sagen, daß du ja nicht denken darfst, ich fürchte mich vor deinem Messer. Du wirst dich hüten, mich zu erstechen, denn wenn du dies tätest, so würdet ihr in wenigen Minuten von meinen Kriegern in Stücke zerrissen. Ihr mögt noch so tapfer sein, zweihundert Gegner könnt ihr nicht besiegen. Also deine Drohung, mich zu erstechen, verlache ich. Ich könnte ruhig sagen, daß ich dein Verlangen nicht erfülle, und doch würdest du mir nichts tun. Dennoch sollen die Hunde der Apachen nicht am Marterpfahle sterben; ich verspreche dir sogar, daß wir sie überhaupt nicht töten werden, wenn du darauf eingehst, für sie auf Leben und Tod zu kämpfen.«
»Mit wem?«
»Mit einem meiner Krieger, welchen ich bestimmen werde.«
»Welche Waffe?«
»Nur das Messer. Wenn er dich ersticht, müssen auch die Apachen sterben; erstichst du aber ihn, so bleiben sie leben.«
»Und kommen frei?«
»Ja.«
Ich konnte mir wohl denken, daß er irgend einen Hintergedanken dabei hegte. Wahrscheinlich hielt er mich für den gefährlichsten unter den anwesenden Weißen und wollte mich unschädlich machen; denn es verstand sich ganz von selbst, daß seine Wahl nur auf einen Meister im Messerfechten fallen würde. Dennoch antwortete ich, ohne mich lange zu besinnen:
»Ich bin einverstanden. Wir werden die Bedingungen vereinbaren und die Pfeife des Schwures darüber rauchen; dann kann der Kampf sogleich beginnen.«
»Was fällt Euch ein!« rief da Sam Hawkens aus. »Ich kann unmöglich zugeben, daß Ihr die Dummheit begeht, auf diesen Kampf einzugehen, Sir!«
»Es ist keine Dummheit, lieber Sam.«
»Die größte, welche es geben kann. Bei einem gerechten und ehrlichen Kampfe müssen die Chancen gleich stehen; dies ist aber hier nicht der Fall.«
»O doch!«
»Nein, ganz und gar nicht. Habt Ihr denn einmal mit irgend einem Menschen mit dem Messer auf Leben und Tod gekämpft?«
»Nein.«
»Da habt Ihr es! Ihr werdet natürlich einen Gegner bekommen, welcher Virtuos im Stechen ist. Und bedenkt die verschiedenen Folgen des Sieges! Werdet Ihr erstochen, so sterben die Apachen auch. Wird aber Euer Gegner erstochen, wer stirbt dann? Kein Mensch!«
»Aber die Apachen erhalten ihr Leben und die Freiheit dazu.«
»Glaubt Ihr das wirklich?«
»Ja, denn es wird mit dem Kalumet beraucht, was als Schwur gilt.«
»Der Teufel traue einem Schwure, bei welchem hundert Hintergedanken zu vermuten sind! Und selbst dann, wenn er ehrlich gemeint ist, seid Ihr ein Greenhorn und «
»Seid still mit Eurem Greenhorn, lieber Sam!« fiel ich ihm in die Rede. »Ihr habt es ja wiederholt erlebt, daß dieses Greenhorn stets weiß, was es tut.«
Er widersprach trotzdem noch längere Zeit; auch Dick Stone und Will Parker rieten mir ab; ich blieb aber meinem Entschlusse treu, und so rief Sam endlich unmutig aus:
»Nun gut, rennt mit Eurem Dickkopfe meinetwegen durch zehn oder zwanzig Mauern; ich habe nichts mehr dagegen! Aber ich werde aufpassen, daß bei dem Kampfe alles ehrlich zugeht, und wehe dem, der Euch oder überhaupt uns betrügen will! Ich schieße ihn mit meiner Liddy in die Luft, daß er in tausend und abertausend Stücken droben in den Wolken hängen bleibt, wenn ich mich nicht irre!«
Nun wurde Folgendes vereinbart: Es sollte auf einer graslosen Stelle, welche in der Nähe lag, im Sande eine Acht (also 8) gebildet werden, die Zahl, welche aus zwei Schlingen oder Nullen besteht. Jeder der beiden Gegner sollte sich in eine dieser Nullen stellen, aus welcher er während des Kampfes nicht treten durfte. Schonung sollte es nicht geben; Einer von Beiden mußte sterben, doch durfte der Tote nicht von seinen Angehörigen an dem Sieger gerächt werden. Die übrigen Bedingungen und die Folgen des Sieges waren schon festgestellt worden.
Als wir uns hierüber geeinigt hatten, wurden dem Häuptling die Fesseln abgenommen, und ich rauchte das Kalumet mit ihm. Dann ließen wir auch die beiden andern Gebundenen frei, und die vier Roten begaben sich zu ihren Kriegern, um sie von dem zu erwartenden Schauspiele zu benachrichtigen.
Der Oberingenieur und die andern Surveyors machten mir Vorwürfe; ich achtete nicht auf ihre Reden. Auch Sam, Dick und Will waren nicht mit mir einverstanden, doch zankten sie wenigstens nicht mit mir. Hawkens meinte in besorgtem Tone:
»Hättet etwas Besseres tun können, als auf diese Teufelei eingehen, Sir! Aber ich habe es immer gesagt und sage es jetzt wieder: Ihr seid ein leichtsinniger Mensch, ein außerordentlich leichtsinniger Mensch! Was habt Ihr denn eigentlich davon, wenn Ihr erstochen werdet, heh? Sagt mir das doch einmal!«
»Was ich davon habe? Den Tod natürlich, weiter nichts.«
»Weiter nichts? Hört, macht ja nicht auch noch schlechte Witze dazu! Der Tod ist alles, was einem widerfahren kann, denn wenn man gestorben ist, kann einem nichts mehr widerfahren.«
»O doch!«
»So? Was denn zum Beispiele?«
»Man kann begraben werden.«
»Haltet den Schnabel, edler Sir! Wenn Ihr weiter nichts wißt, als mich zu aller Kränkung auch noch zu ärgern, so wollte ich, ich hätte meine Liebe an ein würdigeres Subjekt verschwendet.«
»Kränkt Ihr Euch denn wirklich, lieber Sam?«
»Natürlich kränke ich mich. Fragt doch nicht so dumm! Es ist ja fast sicher, daß Ihr ausgelöscht werdet, vollständig ausgelöscht. Was tue ich dann auf meine alten Tage auf dieser Welt? Heh, was tue ich? Ich muß ein Greenhorn haben, mit dem ich mich zuweilen zanken kann. Was soll aber dann geschehen, und mit wem soll ich mich dann zanken, wenn Ihr erstochen worden seid?«
»Ihr zankt Euch ganz einfach mit einem andern Greenhorn.«
»Das ist leichter gesagt als geschehen, denn so ein ganz und gar ausgemachtes und unverbesserliches Greenhorn, wie Ihr seid, finde ich all mein Lebtage nicht wieder. Aber ich sage Euch, Sir, wenn Euch etwas geschieht, so sollen diese Roten an mich denken! Ich fahre wie ein rasender Uhland mitten unter sie hinein und «
»Roland, Roland muß es heißen, lieber Sam,« unterbrach ich ihn.
»Ist mir ganz gleich, ob ich dann ein rasender Roland oder Uhland bin; ich lasse es mir aber partout nicht gefallen, daß Ihr erstochen werden sollt. Und, wie ist es denn, Sir, mit Eurer Humanität? Ich weiß, Ihr habt ein gutes Herz und schlagt nicht gern einen Menschen tot. Ihr hegt doch nicht etwa die heimliche Absicht, den Kerl zu schonen, mit dem Ihr kämpfen müßt?«
»Hm, hm!«
»Hm, hm? Hier wird gar nichts gehmhmt! Es geht auf Leben und Tod, Sir!«
»Wenn ich ihn nun bloß verwunde?«
»Das gilt nichts, wie Ihr gehört habt.«
»Ich meine, daß ich ihn so verwunde, daß er nicht weiterkämpfen kann.«
»Gilt ebensowenig; Ihr seid dann nicht Sieger und müßt einen neuen Kampf mit einem Andern beginnen. Ihr habt ja gehört, daß der Besiegte sterben muß, hört Ihr es muß, muß! Wenn es Euch also gelingen sollte, Euren Gegner kampfunfähig zu machen, so müßt Ihr ihn vollends erstechen, ihm den Gnadenstoß geben, sonst gilt es nichts. Macht Euch nur ja kein Gewissen daraus! Wenn Ihr ein tüchtiger Westmann werden wollt, so wird Euer Messer noch manches Stück Menschenfleisch zu kosten bekommen. Denkt, daß diese Kiowas alle räuberische Schufte sind, daß sie die Schuld tragen an allem, was jetzt geschieht, weil sie die Pferde der Apachen stehlen wollten. Wenn Ihr einen solchen Schurken tötet, rettet Ihr so vielen braven Apachen das Leben; wenn Ihr ihn aber schont, so sind sie verloren; das müßt Ihr bedenken, wenn ich mich nicht irre. Nun sagt mir also aufrichtig, ob Ihr wacker draufgehn wollt wie ein richtiger Westmann, der nicht vor Schreck in Ohnmacht fällt, wenn er einen Blutstropfen rinnen sieht. Beruhigt mich, indem Ihr mir dies sagt!«
»Wenn es Euch beruhigt, so seid überzeugt, daß ich nicht nachsichtig sein werde, denn es wird ihm auch nicht einfallen, mich zu schonen. Ich rette dadurch so viele Menschenleben. Es ist ein Zweikampf. Drüben im alten Lande gehen die angesehensten Kavaliere wegen einer Kleinigkeit gegen einander los; hier steht aber mehr auf dem Spiele, und ich habe es nicht mit einem Kavalier, sondern mit einem roten Spitzbuben und Mörder zu tun. Ich verspreche Euch also, daß ich mich gar nicht mit zarten Gedanken und Bedenken herum tragen werde.«
»Schön! Das ist ein Wort, welches ich gelten lasse; ich sehe dem Dinge nun mit größerer Ruhe entgegen; aber dennoch ist es mir, als ob ein Sohn von mir zur Schlachtbank geführt werden solle. Am liebsten würde ich an Eurer Stelle kämpfen. Wollt Ihr mir das nicht überlassen, Sir?«
»Nein, bester Sam. Erstens denke ich, aufrichtig gesagt, daß es besser ist, ein Greenhorn stirbt, als so ein tüchtiger Westmann, wie Ihr seid, und zweitens «
»Haltet abermals den Schnabel! An mir liegt nicht viel, wenn ich alter Kerl sterbe. Aber wenn so ein junger, hoff «
»Nein, haltet Ihr den Mund!« unterbrach ich ihn so, wie er mich vorher unterbrochen hatte. »Und zweitens wäre es geradezu ehrlos und feig von mir, wenn ich mich zurückziehen und einen Andern an meine Stelle treten lassen wollte. Uebrigens würde der Häuptling das gar nicht zugeben, denn er hat es grad auf mich abgesehen.«
»Das ist es ja grad, was mir nicht in den Kopf will! Er hat es auf Euch abgesehen, partout auf Euch. Ich will hoffen, daß sein Kanoe anders schwimmt, als er zu steuern gedenkt. Paßt auf; dort kommen sie!«
Die Indianer kamen jetzt langsam heranmarschiert. Sie zählten nicht zweihundert, weil eine Anzahl von ihnen als Wächter bei den gefangenen Apachen zurückgeblieben war. Tangua führte sie an uns vorüber bis an die Stelle, welche ich vorhin erwähnte. Dort angekommen, bildeten sie einen Dreiviertelkreis; das vierte Viertel sollten wir Weißen ausfüllen. Wir taten es. Dann winkte der Häuptling. Aus der Reihe der Roten trat ein Krieger von wahrhaft herkulischen Körperformen und legte alle seine Waffen außer dem Messer ab. Dann entkleidete er die obere Hälfte seines Körpers. Wer diese nun enthüllten Muskeln sah, dem mußte um mich angst und bange werden. Der Häuptling führte ihn in die Mitte und verkündete uns mit einer Stimme, aus welcher die Gewißheit des Sieges klang:
»Hier steht Metan-akva, der stärkste Krieger der Kiowas, dessen Messer noch kein Krieger widerstanden hat; der Feind stürzt unter seinem Stiche wie vom Blitz getroffen nieder. Er wird mit Old Shatterhand, dem Bleichgesichte, kämpfen.«
»All devils!« flüsterte Sam mir zu. »Das ist ein wahrer Goliath! Hört, lieber Sir, es ist aus mit Euch!«
»Pshaw!«
»Unsinn! Bildet Euch nichts ein! Es gibt nur eine Weise, dieses Kerls Herr zu werden.«
»Welche?«
»Laßt Euch auf keinen langen Kampf ein, sondern drückt auf ein rasches Ende, sonst ermüdet er Euch, und Ihr seid verloren. Wie steht es mit Eurem Puls?«
Er faßte mich beim Handgelenk und lauschte; dann fuhr er fort:
»Gott sei Dank, nicht mehr als sechzig Schläge, also ganz regelrecht. Ihr seid nicht aufgeregt? Habt keine Angst?«
»Das fehlte noch? Aufregung und Angst in einer Lage, wo das Leben vom ruhigen Blute und Blicke abhängig ist! Der Name dieses Riesen sagt ebensoviel wie seine Gestalt. Weil er der Stärkste ist und ein unüberwindliches Messer führt, hat mir der Häuptling den Vorschlag gemacht, mit dem Messer für die Apachen zu kämpfen. Werden sehen, ob er wirklich so unüberwindlich ist.«
Ich hatte während dieser leise gesprochenen Worte meinen Oberkörper auch entkleidet. Das war zwar nicht zur Bedingung gemacht worden, aber es sollte nicht die Meinung aufkommen, daß ich in der Kleidung einen, wenn auch noch so geringen Schutz gegen das Messer des Gegners suchen wolle. Den Bärentöter und die Revolver übergab ich Sam; dann trat ich in die Mitte des Kreises vor. Dem guten Hawkens klopfte das Herz überlaut; ich aber fühlte keine Bangigkeit. Getrost sein, das ist das erste Erfordernis in jeder Gefahr.
Nun wurde mit dem Stiele eines Tomahawk eine ziemlich große Acht in den Sand gegraben, worauf der Häuptling uns aufforderte, unsere Plätze einzunehmen. “Blitzmesser” musterte mich mit einem höchst verächtlichen Blicke und sagte mit lauter Stimme:
»Der Körper dieses schwachen Bleichgesichtes bebt vor Angst. Wird er es wagen, diese Figur zu betreten?«
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, so trat ich in die nach Süden liegende Schleife der Acht. Dazu hatte ich zwei Gründe. Ich bekam nämlich dadurch die Sonne in den Rücken, während der Rote, welcher ihr nun das Gesicht zuwenden mußte, von ihr geblendet wurde. Man mag dies eine unehrliche Uebervorteilung nennen; aber er hatte meiner gespottet und gelogen, als er behauptete, daß mein Körper vor Angst bebe; dafür nun dies als Strafe. Das Zartgefühl, ihn in meine Schleife treten zu lassen, wäre hier am ganz unrechten Platze gewesen. Ich sage hier noch einmal, es war schrecklich, daß es auf Tod und Leben ging. Einen Menschen töten zu müssen, ist entsetzlich, aber hier mußte mir die geringste Schonung das Leben kosten, und so war ich fest entschlossen, diesen Simson zu erstechen. Kaltblütig war ich trotz seiner Gestalt und seines imponierenden Namens geblieben, weil ich keinen Grund hatte, mich für einen schlechten Fechter zu halten, obgleich ich jetzt zum erstenmal im Leben einem Menschen mit dem Messer in der Hand gegenüberstand.
»Er wagt es wirklich!« hohnlachte er. »Mein Messer wird ihn fressen. Der große Geist gibt ihn in meine Hand, indem er ihm den Verstand genommen hat.«
Bei den Indianern sind solche Redevorspiele gebräuchlich; ich wäre für feig gehalten worden, wenn ich geschwiegen hätte; darum antwortete ich:
»Du kämpfest mit dem Munde; ich aber stehe hier mit dem Messer. Nimm deinen Platz ein, wenn du dich nicht fürchtest!«
Da sprang er mit einem Satze in die andere Schlinge der Acht und schrie zornig:
»Fürchten? Metan-akva soll sich fürchten! Habt ihr es gehört, ihr Krieger der Kiowas? Ich werde diesem weißen Hunde mit dem ersten Stiche das Leben nehmen!«
»Mein erster Stich wird dich um das deinige bringen. Nun schweig! Du solltest eigentlich nicht Metan-akva, sondern Avat-ya heißen.«
»Avat-ya, Avat-ya! Dieser stinkige Coyote wagte es, mich zu beschimpfen! Wohlan, die Geier sollen seine Eingeweide fressen!«
Diese letztere Drohung war eine große Unvorsichtigkeit, ja geradezu eine Dummheit von ihm, denn sie machte mich aufmerksam auf die Art und Weise, in welcher er seine Waffe brauchen wollte. Meine Eingeweide! Also wahrscheinlich nicht einen Stich ins Herz, sondern ein Hieb, ein Messerstich von unten herauf, um mir den Leib aufzuschlitzen!
Wir standen so weit auseinander, daß man sich nur wenig vorzubeugen brauchte, um den Gegner mit dem Messer zu erreichen. Er bohrte seinen Blick in mein Auge. Sein rechter Arm hing grad herab; er hielt das Messer so, daß das Heftende am kleinen Finger lag und die Klinge vorn zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger hervorragte; diese Klinge war mit der Schärfe der Schneide nach oben gerichtet. Er wollte also wirklich, wie ich vermutet hatte, einen Streich von unten nach oben führen, denn wer von oben nach unten stößt, der hält das Messer grad umgedreht, nämlich so, daß das Heftende beim Daumen liegt und die Klinge am kleiner Finger aus der Faust hervorragt.
Also die Richtung seines Angriffes kannte ich; nun war die Hauptsache die Zeit desselben; die mußte mir das Auge sagen. Ich kannte das eigentümliche, blitzartige Zucken, welches in jedem solchen Falle einen Moment vorher im Auge zu bemerken ist. Ich senkte die Lider, um ihn sicher zu machen, beobachtete ihn aber um so schärfer durch die Wimpern.
»Stich zu, Hund!« forderte er mich auf.
»Sprich nicht abermals, sondern handle, roter Knabe!« antwortete ich.
Das war eine große Beleidigung, auf welche entweder eine zornige Antwort oder der Angriff erfolgen mußte; es war das letztere der Fall. Eine blitzartige Erweiterung seiner Pupille verkündigte es mir, und im nächsten Augenblicke stieß er den rechten Arm mit dem Messer kraftvoll vor und nach oben, um mir den Leib aufzuschlitzen. Hätte ich einen Messerstoß von oben herab erwartet, so wäre es um mich geschehen gewesen; so aber parierte ich seinen Schnitt, indem ich ihm meine Klinge gedankenschnell abwärts in den Vorderarm stieß und ihm denselben aufschlitzte.
»Hund, räudiger!« brüllte er, indem er den Arm zurückzog und vor Schreck und Schmerz das Messer fallen ließ.
»Nicht sprechen, sondern kämpfen!« antwortete ich abermals, meinen Arm emporwerfend, und dann saß ihm meine Klinge bis an das Heft im Herzen. Ich zog sie augenblicklich wieder heraus. Der Stich saß so gut, daß ein fingerstarker, roter, warmer Blutstrahl auf mich spritzte. Der Riese wankte nur einmal hin und her, wollte schreien, brachte aber bloß einen ächzenden Seufzer hervor und stürzte dann tot zu Boden.
Die Indianer erhoben ein wütendes Geheul; nur einer von ihnen stimmte nicht ein, nämlich Tangua, der Häuptling. Er kam herbei, bückte sich zu meinem Gegner nieder, betastete die Ränder der Stichwunde, richtete sich wieder auf und betrachtete mich mit einem Blicke, den ich lange nicht vergessen konnte. Es lag in demselben ein Gemisch von Wut, Entsetzen, Furcht, Bewunderung und Anerkennung. Dann wollte er sich wortlos entfernen. Da sagte ich:
»Siehst du, daß ich noch auf meinem Platze stehe? Metan-akva aber hat den seinigen verlassen und liegt außerhalb der Figur. Wer hat gesiegt?«
»Du!« antwortete er wütend und ging fort; aber er hatte vielleicht erst fünf oder sechs Schritte getan, so kehrte er wieder um und zischte mir zu: »Du bist ein weißer Sohn des bösen, schwarzen Geistes. Unser Medizinmann soll dir den Zauber nehmen, und dann wirst du uns dein Leben geben müssen!«
»Tu mit deinem Medizinmanne, was dir beliebt, aber halte nun dein Wort, welches du uns gegeben hast!«
»Welches Wort?« fragte er höhnisch.
»Daß die Apachen nicht getötet werden.«
»Wir werden sie nicht töten; ich habe es gesagt und halte es.«
»Und sie werden frei sein?«
»Ja, sie sollen ihre Freiheit wieder haben. Was Tangua, der Häuptling der Kiowas, sagt, das geht stets in Erfüllung.«
»So werde ich jetzt mit meinen Freunden gehen, um den Gefangenen die Fesseln abzunehmen.«
»Das tue ich selbst, sobald die Zeit gekommen ist.«
»Sie ist gekommen; sie ist da, denn ich habe jetzt gesiegt.«
»Schweig! Haben wir vorhin über die Zeit gesprochen?«
»Sie wurde nicht besonders erwähnt; aber es versteht sich doch ganz von selbst, daß «
»Schweig!« donnerte er mich abermals an. »Die Zeit habe ich zu bestimmen. Wir werden die Hunde der Apachen nicht töten; aber was können wir dafür, daß sie sterben, wenn sie nichts zu essen und kein Wasser bekommen? Was kann ich dafür, daß sie eher verhungern und verdürsten, als ich sie freigeben kann!«
»Schuft!« sagte ich ihm in das Gesicht.
»Hund, sprich noch ein Wort, so «
Er wollte seine Drohung vollends aussprechen, hielt aber inne und starrte mir erschrocken in das Gesicht, dessen Ausdruck ihm wohl nicht behagen mochte. Ich hingegen setzte seine unterbrochene Rede fort:
» so schlage ich dich mit dieser meiner Faust zu Boden, dich, der der schändlichste aller Lügner ist!«
Er fuhr rasch einige Schritte zurück, zog sein Messer und drohte:
»Mit deiner Faust kommst du mir nicht wieder zu nahe. Sobald du so weit zu mir herkämst, daß du mich berühren könntest, würde ich dich niederstechen.«
»Das hat “Blitzmesser” auch gesagt und gewollt; nun liegt er selber da. Dir würde es ganz ebenso ergehen. Ueber das, was mit den Apachen geschehen soll, werde ich mit meinen weißen Brüdern sprechen. Krümmst du ihnen nur ein Haar, so ist es um dich und all die Deinen geschehen. Du weißt, daß wir euch alle in die Luft sprengen können.«
Erst nach diesen Worten trat ich aus der Acht heraus und ging zu Sam. Dieser hatte wegen des Wehegeschreies der Roten nicht hören können, was zwischen dem Häuptling und mir gesprochen worden war. Er kam mir entgegengesprungen, faßte mich mit beiden Händen und rief in hellem Entzücken:
»Willkommen, willkommen, Sir! Das rufe ich Euch zu, denn Ihr kommt aus dem Reiche des Todes zurück, welchem Ihr unbedingt verfallen waret. Mensch, Freund, Schatz, Jüngling und Greenhorn, was seid Ihr doch für ein Geschöpf! Hat noch keine Büffel gesehen und schießt die stärksten aus der Herde! Hat noch keinen Grizzly gesehen und sticht ihn nieder, wie man in einen Apfel sticht! Hat noch keinen Mustang gesehen und holt mir grad die neue Mary heraus! Und nun hier stellt er sich vor den stärksten und berühmtesten roten Messermann und trifft ihn gleich mit dem ersten Stiche ins Herz, ohne selbst einen einzigen Tropfen Blutes zu verlieren! Dick und Will, kommt doch mal her, und seht euch diesen deutschen Surveyor an! Was soll man aus ihm machen?«
»Einen Gesellen,« schmunzelte Stone.
»Einen Gesellen? Was meinst du damit?«
»Er hat abermals bewiesen, daß er kein Greenhorn mehr ist, kein Lehrling. Wir wollen ihn zum Gesellen machen; später kann er dann Meister werden.«
»Kein Greenhorn mehr? Zum Gesellen machen? Wenn du wirklich einmal etwas sagen willst, so rede doch wenigstens keine solchen unreifen Preißelbeeren! Der Kerl ist ein Greenhorn durch und durch, sonst hätte er es nicht gewagt, mit diesem gewandten und riesigen Indianer anzubinden, aber leichtsinnige Menschen haben das größte Glück, und die dümmsten Bauern bekommen die größten Kartoffeln, so ist es bei ihm; dumm, leichtsinnig und Greenhorn! Daß er noch lebt, hat er nicht sich, sondern seiner Dummheit zu verdanken, wenn ich mich nicht irre. Als er losging, stand mir das Herz still; ich konnte kaum Atem holen und war allen meinen Gedanken mit dem Testamente dieses Greenhorns beschäftigt. Da, ein Hieb und ein Stoß, und der Rote prasselte zur Erde nieder! Nun haben wir erreicht, was wir wollten, nämlich das Leben und die Freiheit der gefangenen Apachen!«
»Da werdet Ihr Euch wohl irren,« antwortete ich, ohne ihm wegen der Art und Weise, in der er über mich sprach, zu zürnen.
»Mich irren? Wie so?«
»Der Häuptling hat, als er uns sein Versprechen gab, sich im stillen Vorbehalte gemacht, die er nun zur Geltung bringt.«
»Dachte es mir, daß er Hintergedanken haben würde! Von welchen Vorbehalten redet Ihr denn da?«
Ich wiederholte ihm die Worte Tanguas; er war darüber so erzürnt, daß er augenblicklich zu ihm hinging, um ihn zur Rede zu stellen. Ich benutzte dies, mich wieder anzukleiden und meine Waffen wieder zu mir zu nehmen.
Die Kiowas waren vollständig überzeugt gewesen, daß “Blitzmesser” mich niederstechen würde. Der so ganz entgegengesetzte Ausgang des Kampfes hatte sie mit Trauer und aber auch mit Wut gegen uns erfüllt. Sie wären gewiß am liebsten über uns hergefallen; das aber durften sie nicht, weil es nicht nur ausgemacht, sondern sogar mit der Friedenspfeife beraucht worden war, daß die Partei des Besiegten den Tod desselben nicht an dem Sieger rächen dürfe. Daran war nun nicht zu rütteln. Jedenfalls aber gedachten sie, bald einen andern Grund zur Feindseligkeit gegen uns zu finden. Sie konnten jetzt noch warten, denn wir waren ihnen sicher. Darum drängten sie einstweilen ihren Grimm zurück und beschäftigten sich mit der Leiche ihres gefallenen Kameraden. Der Häuptling befand sich auch bei derselben, und da läßt es sich denken, daß Sam Hawkens für seine Vorstellungen kein williges oder gar freundliches Gehör fand. Er kehrte höchst verdrießlich zurück und meldete uns:
»Der Kerl will wirklich nicht Wort halten. Er scheiut die Gefangenen verschmachten lassen zu wollen. Und das nennt der Schuft “nicht töten”! Wir werden aber die Augen offen halten, wenn ich mich nicht irre, und ihm doch ein Schnippchen schlagen, hihihihi!«
»Wenn nur dieses Schnippchen uns nicht selbst geschlagen wird!« bemerkte ich. »Es ist schwer, Andere zu beschützen, wenn man des Schutzes selbst so sehr bedarf.«
»Ich glaube gar, Ihr fürchtet Euch vor diesen Roten, Sir!«
»Pshaw! Daß ich mich nicht fürchte, wißt Ihr ebenso gut wie ich selbst.«
»Mit nur einem Unterschiede. Nämlich da, wo ich mich scheuen würde, geht Ihr dick darauf wie der Ochse auf ein rotes Tuch. Und wo es den eigentlichen richtigen Mut gilt, da zeigt Ihr Bedenklichkeit. Das ist aber stets so Greenhornsweise. Was denkt Ihr denn eigentlich so jetzt in Euern Sinnen?«
»Worüber?«
»Ueber den Messerkampf, den Ihr bestanden habt.«
»Da denke ich, daß Ihr wahrscheinlich mit mir zufrieden sein werdet.«
»Das meine ich nicht. Ich rede von den etwaigen Vorwürfen.«
»Vorwürfe? Wer sollte mir die machen? Etwa Ihr?«
»Mein Himmel, seid Ihr doch schwer von Begriffen! Sagt einmal aufrichtig, Sir, habt Ihr vielleicht da drüben im alten Lande als Mörder irgend eines Menschen auf dem Schafott gestanden?«
»Glaube nicht. Wenigstens ist mir nichts davon erinnerlich,« antwortete ich auf seine so drastische Frage.