Читать книгу Ehrenwerte Killer: 3 Top Krimis - Karl Plepelits - Страница 11
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ОглавлениеIm Foyer kamen ihm gut gelaunte Paare entgegen. Der Ausbruch von Panik und Entsetzen beschränkte sich auf den Saal, aber sicherlich würden die überschwappenden Wellen des Ereignisses bald das Umfeld erreichen.
Roberto betrat die Straße.
Er begann zu rennen.
Ihm war klar, dass der Schütze den Fluchtweg über die Seiten oder Hinterfront des alten Gebäudes wählen würde und damit rechnete, unerkannt vom Tatort zu entkommen.
Roberto erreichte die Zufahrt zum Bühnenhaus. Sie war durch eine einsam im Abendwind schaukelnde Lampe erhellt. Er sondierte mit einem Blick die Umgebung und zog sich auf die andere Straßenseite zurück.
Er beobachtete aus dem Dunkel einer Einfahrt heraus den Schatten, der sich an der Feuerleiter des Theaters herabbewegte. Als er nur eine halbe Minute später den Lichtkreis der Lampe erreichte, wurde er zu einer konkreten, männlichen Gestalt, die sich leicht gebückt und ohne erkennbare Eile vorwärtsbewegte.
Der Mann hatte ein Trompetenfutteral bei sich. Der Kragen des olivgrünen Raglans war hochgestellt. Der Mann verließ das Theatergelände, überquerte die Fahrbahn und näherte sich geradewegs der Einfahrt, in der Roberto lehnte und das Geschehen verfolgte.
Dann, ganz plötzlich, bog der Mann nach rechts ab. Er verschwand in einer Seitenstraße. Roberto folgte ihm. Der Mann stoppte nach knapp hundert Schritten an einer dunkelgrünen Pontiac Bonneville Limousine, schloss die Fahrertür auf und stieg ein.
Roberto war bereits unterwegs. Es war jetzt leicht, ein Taxi zu bekommen. Viele Besucher ließen sich mit diesem Transportmittel zum 'Plaza' bringen. Die sofort wendenden Wagen waren leer.
Roberto kletterte in das erstbeste Taxi und teilte dem Fahrer mit, worum es ging.
„Verfolgungsjagden kosten Zuschlag, Mister“, erklärte der Fahrer gelassen.
„Geht in Ordnung“, meinte Roberto ruhig. Er war mit der habgierigen Cleverness der Taxifahrer vertraut und sah keinen Sinn im Feilschen oder Argumentieren. Roberto überließ dem Fahrer eine Zehndollarnote als sichtbares Zeichen seiner Kooperationsbereitschaft. Der Fahrer steckte das Geld ein und machte mit seinen nächsten Worten klar, dass er sich in diesem Metier auskannte. „Ich bleibe auf Distanz, Mister. Der entkommt uns nicht. Aber wer ist es eigentlich?“
„Nächste Straße rechts. Ja, die. Drücken Sie ein bisschen auf die Tube“, sagte Roberto.
An der übernächsten Kreuzung hatten sie den Bonneville eingeholt. Der Trip endete wenig später in der 107ten Straße. Der Fahrer des Pontiac lenkte seinen Wagen auf einen Bauplatz, der zur Hälfte als Parkfläche genutzt wurde.
„Fahren Sie weiter“, bat Roberto und ließ das Taxi an der nächsten Kreuzung halten. Roberto zahlte, stieg aus und beobachtete, wie der Mann mit dem Trompetenfutteral die Straße überquerte und in einem sechsstöckigen roten Backsteinhaus verschwand. Roberto marschierte los und blieb knapp vierzig Sekunden später vor dem Haus stehen. Es war die 74. Hinter zwei Fenstern im dritten Stockwerk flammte Licht auf. Der Schatten des Mannes im Raglanmantel wurde sichtbar, die Rollos ließen von den hellen Fensterrechtecken nur schmale Seitenstreifen übrig.
Roberto betrat das Haus, ging nach oben und stellte fest, wem die Wohnung gehörte.
Rufus Maretti. Der Name sagte ihm nichts.
Roberto blieb eine volle Minute lang vor der Tür stehen, dann fasste er den Entschluss, kehrtzumachen.
Er betrat die Straße. Diesmal benötigte er fast zehn Minuten, um ein leeres Taxi zu stoppen. Er ließ sich zum 'Plaza' bringen, vor dessen Eingang sich uniformierte Polizisten gerade darum bemühten, eine neugierige Menschenmenge unter Kontrolle zu halten.
Etwas abseits der Menge hatte sich eine weitere Menschentraube gebildet; sie umlagerte einen weißhaarigen Mann, der von mehreren Reportern mit Fragen bombardiert wurde. Roberto trat hinzu.
„Ich kann Ihnen nicht mehr sagen als das, was Sie bereits wissen“, versicherte der Weißhaarige. „Das Geschehen traf mich wie ein Schock. Ich werde nicht vergessen, wie Cindys Lächeln plötzlich gefror, wie das Leben in ihrem Gesicht vom Tod abgelöst wurde ...“ Er rang nach Worten. „Lassen Sie mich jetzt gehen, bitte. Mir ist zumute, als müsste ich mich übergeben.“