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Marettis Blut strömte vom Herzen weg und schlug in einer heißen Welle dorthin zurück.

Er starrte dem Fremden ins Gesicht und hatte wahrhaftig keinen Anlass, froh zu sein. Mit Bullen ließ sich reden, mit Gunmen nicht.

Trotzdem, irgendetwas musste geschehen, und zwar rasch. Er konnte nicht einfach dastehen und darauf warten, dass der Besucher den Finger am Abzug krümmte.

Maretti schlug die Tür zu. Er versuchte es jedenfalls, aber sie wurde hart gestoppt und schwang sofort wieder zurück. Der Fußkonter des Mannes zeichnete sich durch genaues Timing aus.

„He, was soll das?“, würgte Maretti hervor.

„Nimm die Klauen hoch, Killer“, sagte der Fremde.

Maretti gehorchte.

Die Stimme des Eindringlings war nicht sehr laut, ziemlich hell und für Maretti quälend unangenehm. Sie enthielt den gezielten Spott eines Mannes, der Vergnügen daran empfindet, sein Opfer zu demütigen.

Maretti machte kehrt. Er trabte mit erhobenen Händen ins Wohnzimmer, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Der Revolvermann folgte ihm, nachdem er die Schwelle überschritten und die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte.

Im Sideboard lag im oberen Schubfach eine geladene, entsicherte Pistole. Maretti hegte die Hoffnung, die Waffe gegen den Besucher ins Spiel bringen zu können. Jedenfalls war Maretti entschlossen, seine Haut so teuer wie nur möglich zu verkaufen.

Der anfängliche Schock ließ nach. Der Fremde hatte nicht sofort abgedrückt, das war ein gutes Zeichen und berechtigte zu einer etwas optimistischeren Lagebeurteilung. Maretti war gespannt, was der unheimliche späte Besucher von ihm zu wissen begehrte.

Maretti ging bis zum Sideboard, dort drehte er sich um und blickte dem Fremden ins Gesicht. „Ich habe nicht viel Geld im Hause“, sagte Maretti. „Nur vierzig oder fünfzig Dollar. Sie sind in meiner Geldbörse. Sie steckt im Mantel. Er hängt in der Garderobe.“

Der Besucher drückte mit dem Fuß die Wohnzimmertür hinter sich ins Schloss, dann lehnte er sich mit dem Rücken gegen deren weiß lackierte Füllung. Er ließ Maretti keine Sekunde aus den Augen.

„Du hast wie ein blutiger Anfänger gearbeitet“, sagte der Besucher. Seine sanfte Stimme war verächtlich und voller Hohn.

„He?“, entfuhr es Maretti. Er riss die Augen weit auf und begann zu ahnen, wen er vor sich hatte.

Der Fremde konnte nur von Archie Wingate geschickt worden sein.

ARCHIE WINGATES KILLER!

Maretti war zumute, als würde seine Kehle von einer Seidenkordel zugeschnürt. Er hatte Mühe zu atmen und begriff, wie falsch es gewesen war, den Auftrag als ein sicheres Indiz dafür zu werten, dass die Großen der Stadt ihn endlich bemerkt und anerkannt hatten.

Archie Wingate hatte ihn lediglich als billiges Werkzeug missbraucht und war, wie es schien, fest entschlossen, sich davon zu trennen.

„Du hast die Puppe umgelegt, okay“, sagte der Fremde. Seine kräftigen Hände steckten in dünnen, nagelneu aussehenden Lederhandschuhen. Sein Finger lag am Druckpunkt des Abzugs. „Dann bist du nach Hause gefahren. Wir haben dich beobachtet. Und wir haben beobachtet, dass du beobachtet wurdest.“

Maretti schluckte. Er hatte keinen Blick zurückgeworfen. Warum auch? Es war ihm gelungen, den Auftrag zu erledigen, glatt und ohne Pannen. Er hatte sich voller Stolz an die umfangreichen Vorbereitungen erinnert und gemeint, den perfekten Mord verübt zu haben. Jetzt zeigte es sich, wie dumm es gewesen war, in eine solche Euphorie zu verfallen.

Er hätte sich sagen müssen, dass Wingate ihm ein paar Aufpasser auf den Hals hetzen würde. Wingate überließ nichts dem Zufall, er traute keinem über den Weg. Wingate war stets gut informiert und galt als das größte organisatorische Talent der Stadt.

„Nach solch einem Job konzentriert man sich darauf, seine Flucht abzusichern“, meinte der Besucher. „Du hast nichts dergleichen getan. Du bist in deinen Wagen geklettert und ohne Umwege nach Hause gefahren – wie ein Angestellter es tut, der nach getaner Arbeit das Büro verlässt. So handeln nur Stümper oder Superprofis. Du bist kein Superprofi, du glaubtest nur, wie einer auftreten zu können. Ein Superprofi hätte nämlich bemerkt, dass er beschattet wird. Dir ist das entgangen.“

„Wenn du hinter mir her warst ...“

„Ich war nicht hinter dir her“, fiel der Fremde ihm ins Wort. „Ich saß dem Haus gegenüber in meinem Wagen und beobachtete deine Ankunft. Als du aufkreuztest, wurde mir sofort klar, welche Bedeutung das Taxi hatte, das dir folgte.“

„Ein Taxi?“

„Ein Mann von eins fünfundachtzig, noch jung, so um die sechsundzwanzig herum, würde ich sagen. Groß, schlank, Typ eines Italo-Amerikaners. Er fuhr mit dem Schlitten bis zur nächsten Kreuzung, stieg aus und kam zu Fuß zurück. Er wartete, bis in deiner Bude das Licht anging, dann betrat er das Haus und blieb kurze Zeit darin. Er weiß jetzt, wer du bist, Maretti. Er kennt Cindys Killer.“

„Das ist ... das ist ...“, murmelte Maretti.

„Gefährlich“, ergänzte der Fremde, da dem erregten und fassungslosen Maretti die passenden Worte nicht einfielen. „Zu gefährlich für uns“, fügte er hinzu. „Der Boss hasst es, Risiken einzugehen.“

„Ich war ihm gut genug für den Job, und ich habe die Aufgabe problemfrei gelöst!“

„Nicht ganz“, sagte der Besucher grinsend.

„Wer bist du?“

„Warum soll ich dir meinen Namen verschweigen? Ich bin Louis Black.“ Louis Black.

Der Name traf Maretti wie ein Faustschlag. Es war ein Name, der Gewicht hatte, den man flüsterte oder hinter vorgehaltener Hand nannte. Das Markenzeichen eines Killers, ein Symbol für Härte und Brutalität.

„Black“, murmelte Maretti und sah für sich so schwarz wie der Name des Killers es ausdrückte. Maretti bemühte sich, seine Angst zu überwinden. Er trat die Flucht nach vorn an. „Wenn du bemerkt hast, dass mir jemand gefolgt ist, wüsste ich gern, warum du nicht festgestellt hast, wie der Kerl heißt und wo er wohnt.“

„Warum hätte ich ihm folgen sollen?“, spottete Black. „Er wird wiederkommen.“

„Hierher?“

„Hierher“, nickte Black.

„Ich nehme ihn in Empfang“, erklärte Maretti, dem jetzt das Hemd am Leibe klebte. „Du musst mir nur sagen, was ich tun soll. Wenn du willst, blase ich ihm die grauen Zellen aus dem Schädel.“

„Das ist ein Job für Profis“, sagte Black.

„Ich bin ein Profi. Ich habe bewiesen, dass ich einer bin. Cindy Bell ist tot. Sie werden keine Spuren von mir finden, mein Wort darauf!“

„Ja, sie werden keine Spuren von dir finden“, bestätigte Louis Black. Seine Mundwinkel zuckten. In seine dunklen, weit auseinanderstehenden Augen trat ein harter, kalter Glanz.

Er hob die Waffe um wenige Millimeter, sein rechtes Auge schloss sich.

Maretti zuckte auf den Absätzen herum. Er wusste, dass er kaum eine Chance hatte, dem Killer zuvorzukommen, aber er musste einfach etwas tun, um die Herausforderung in den Griff zu bekommen. Wenn er schon Gefahr lief, wie eine Ratte abgeknallt zu werden, wollte er noch die Kraft finden, sich zu rächen. Maretti riss die Schublade auf und griff nach der Pistole.

Louis Black zog durch. Er schoss zweimal hintereinander. Der Revolver in seiner Hand bäumte sich auf.

Rufus Maretti warf den Kopf in den Nacken. Es schien, als träfen ihn heftige Stromstöße. Er wandte sich um und versuchte die Pistole zu heben, aber sie erschien ihm auf einmal tonnenschwer. In seinen Fingern war keine Kraft, und in seinen von Hass und Entsetzen erfüllten Augen zerbrach das Leben.

Rufus Maretti ließ die Pistole fallen. Er brach in die Knie. Seine Lippen bewegten sich, ein dünnes Blutrinnsal sickerte daraus hervor.

Dann kippte er nach vorn. Er blieb liegen, ohne sich zu rühren.

Louis Black schoss ein drittes Mal.

Er wusste, dass die Kugel einen Toten traf, aber er hielt es für ratsam, dem Motto seines Chefs nachzueifern und kein Risiko einzugehen.

Ehrenwerte Killer: 3 Top Krimis

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