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Lachlust als Teil des römischen Alltags
ОглавлениеStichhaltiger ist da sicher die breite Palette an humorvoller Literatur, die das Alte Rom hervorgebracht hat. Schon bevor sich römische Dichter am Vorbild der „neuen“ griechischen Komödie orientierten, gab es Lustspiele und Possen, an denen sich das römische Publikum ergötzte. Von ihnen hat sich allerdings bis auf wenige Fragmente nichts erhalten, wohl aber rund zwei Dutzend Komödien aus der Feder des Plautus und des Terenz (3./2. Jahrhundert v. Chr.), die von hoher literarischer Qualität sind – und über die man „trotzdem“ lachen kann. Gerade Terenz war lange Zeit über im Altertum wie in der Neuzeit ein beliebter Schulautor. Lateinische Komödien sind also durchweg Gegenstand des Lateinunterrichts gewesen; dass sie heutzutage eher eine Randexistenz im lateinischen Lektüreunterricht führen, liegt nicht an einer etwaigen progredienten Humorlosigkeit der Lateinlehrer, sondern an den gekürzten Stundenvolumina, die eine Ganzschriftlektüre von Werken mit rund tausend Versen erheblich erschweren. Umso erfreulicher ist es, dass es manchen Unterrichtenden und ihren Schülerinnen und Schülern trotzdem gelingt, die Tradition der Komödienlektüre im Unterricht aufrechtzuerhalten und mancherorts sogar eine Schulaufführung in lateinischer Sprache zu „stemmen“.
In der römischen Kaiserzeit berauschte sich das Theaterpublikum am Mimus. Das war eine ziemlich derbe Komödien-Spielart mit volksnaher Handlung und Sprache. Wer über die Sex-and-Crime-Neigung des römischen Mimus die Nase rümpft, sollte heute bestimmte TV-Kanäle erst gar nicht einschalten – das Niveau ist auf weite Strecken vergleichbar. Im Übrigen sind die Mimen spätestens mit der ausgehenden Antike untergegangen. Es gibt außer isolierten Fragmenten kaum literarische Spuren dieser Gattung – was auch mit der geringen literarischen Qualität der Textbücher zu tun hat. Aber eines beweist die Popularität des Mimus immerhin: Wenn sie lachen wollten, gingen die Römer nicht in den Keller, sondern ins Theater. Und die Stars unter den Mimenschauspielern und Mimendichtern haben an dieser – sagen wir ruhig: tendenziell plebejischen – Lachlust prächtig verdient.
Clowns (übrigens abgeleitet von colonus, „Landbewohner“, „Bauer“), Straßenentertainer und professionelle Spaßmacher (scurrae; daher das deutsche „skurril“) lebten ebenfalls von humorvollen Darbietungen, mochte deren Niveau auch nicht jedermann gefallen. Auf den Partys der Reichen unterhielten scurrae und andere Humor-„Produzenten“ die Gäste mit ihren Witzen, scharfzüngigen Bemerkungen und Sketchen. Auch da fühlte sich nicht jeder wohl, dem manche Vorstellung zu wenig geistreich erschien. Aber auch bei römischen Tafelgesellschaften (convivia) und den sich anschließenden Trinkerrunden (comissationes) wurde viel und laut gelacht. Es ist ja fast peinlich, diese Selbstverständlichkeit aufschreiben zu müssen. Aber wir wollen dem reichlich ahnungslosen Humorlos-Image, das die Römer bei nicht wenigen Zeitgenossen haben, jetzt ein für alle Mal den Garaus machen. Für diesen guten Zweck nehmen wir auch Peinlichkeiten in Kauf.