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„Richtig Grammatik habe ich im Lateinischen gelernt“ – sagt der Kritiker
ОглавлениеWer so vollmundig formuliert, sollte hinreichend argumentative Pfeile im Köcher haben, um sich bei Bedarf gegen Angriffe von Latein-Gegnern zur Wehr setzen zu können. Gibt es die denn überhaupt? Doch, schon, auch wenn sie ihre Argumente häufig aus Zerrbildern und falschen bzw. überholten Vorstellungen von Lateinunterricht und dessen Zielen gewinnen. Daran sind die Lateiner und mancher frühere Paukunterricht nicht ganz unschuldig. Aber es hat sich in der Didaktik und in den Methoden, im Selbstverständnis des Faches und in seinen Schwerpunktsetzungen in den letzten Jahrzehnten einiges getan. Da hat sich ein modernes Schulfach entwickelt, das die Herausforderungen der Gegenwart angenommen hat und über Alleinstellungsmerkmale im Gesamtcurriculum verfügt, die kein anderes Fach bieten kann.
„Richtig Grammatik“ hätten sie nur im Lateinunterricht gelernt, räumen selbst Skeptiker und Kritiker des Lateinunterrichts ein. In der Tat ist das Arbeiten an der Struktur von Sprache, sozusagen in ihrem Maschinenraum, mitsamt dem Erlernen der entsprechenden Fachbegriffe wie Adverb, Akkusativobjekt oder Partizip nach wie vor eine Domäne des Lateinunterrichts. Was man dort an grammatischem Rüstzeug lernt, lässt sich auf fast alle anderen Sprachen übertragen. Dass der Deutschunterricht vielerorts zu wenig Wert auf grammatische Schulung legt, dass die neuen Sprachen weniger Wert darauf legen als der Altsprachliche Unterricht – dafür muss sich das Lateinische nicht rechtfertigen. Es bietet sozusagen eine Grundversorgung als Universal-Dienstleister in Sachen Sprache an.
Latein kann das nicht zuletzt deshalb leisten, weil es nicht auf aktives Sprechen und Hörverstehen abzielt und insofern Zeit für einen anderen Zugang zu Sprache gewinnt. Fachdidaktiker sprechen von einer „Reflexionssprache“. Wenn sich weltweit einschließlich des Vatikans, wo Latein nach wie vor Amtssprache ist, keine native speakers finden, ist das eine sehr sinnvolle Aufgabenteilung im Herangehen an das Kommunikationsmittel Sprache. Was aber keineswegs einen langweilig-staubtrockenen Grammatik-Unterricht zur Folge haben muss: Lassen Sie sich im Kapitel über den Zauber der Grammatik davon überzeugen (S. 149ff.)! Grammatik mit Glamourfaktor? Aber sicher! Warum es gar nicht anders geht, erfahren Sie dort.