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ОглавлениеKapitel 2
Ideen das Brot des LEBENS
Das Wort »Idee«, griechisch idea, findet sich in der Christlichen Bibel, dem Neuen Testament, nicht. Idea bedeutet im Griechischen: Bild, Abbild, Urbild, Ausdruck. Die ursprüngliche philosophische Bedeutung geht auf Platon zurück. Platon versteht unter Ideen die »wirklich seienden Dinge«, Dinge also, die ganz im Sinne des Parmenides dem Bereich der Wahrheit angehören im Gegensatz zu den Dingen, die nur ein kurzes, scheinbares Sein haben, weil sie Anfang und Ende kennen. Die platonischen Ideen sind ewige Konstanten aus dem Bereich des Göttlichen.
Früheste Abbildungen auf ägyptischen Reliefs finden sich zur Zeit des ersten Monotheisten, des Philosophenkönigs Echnaton (1365-1347 vor). Auf ihnen hält der Lichtgott Aton am Ende seiner Strahlen dem Pharao die Lebensschleife, das Anch-Zeichen, an die Nase. Es ist das Zeichen für göttliches, d.h. ewiges Leben.
Doch beschränken wir uns auf die Bücher der Jüdischen und die der Christlichen Bibel. In Psalm 43 heißt es:
Sende aus dein Licht und deine Wahrheit,
dass sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen Berg
und zu deiner Wohnung.
Die Strahlen des göttlichen Lichtes übermitteln die das Bewusstsein erhellenden Wahrheiten und leiten hin zum Göttlichen. Im Regenbogen wird das unsichtbare göttliche Licht in seine 7 Spektralfarben zerlegt und so für die menschliche Wahrnehmung sichtbar gemacht. Er, der auf der Erde steht, schafft so eine sichtbare Verbildung zum Himmel:
Wie der Regenbogen in den Wolken steht,
wenn es geregnet hat, so glänzte es ring umher.
So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen.
Ez 1, 28
Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt;
der soll ein Zeichen des Bundes sein
zwischen mir und der Erde. 1 Mos 9, 13
In den 7 Schöpfungstagen weicht die chaotische Finsternis vor der 7-maligen Lichtwerdung GOTTES. In den Schriftrollen von Qumran4, die aus der Zeit von Jesus stammen, begegnen wir den 7 Erzengeln, den 7 Engeln der Herrschaft, die die Engel Gottes in 7 Abteilungen anführen: Sie loben5 und rühmen und verherrlichen den König der Herrlichkeit. Sieben Geheimnisse des Erkennens sind im wunderbaren Geheimnis anvertraut den sieben heiligsten Dienern.
Hier erkennen wir durch die Einteilung der göttlichen Ideen in 7 Abteilungen einen Schritt zur Systematisierung; denn Wissenschaft erfordert Ordnung, Kategorien und System. Die Ideen werden hier Engel genannt. Die Wortbedeutung von Engel, ángelos, ist Botschaft.
Jesus verwendet in seinen Gleichnissen für Ideen die Bilder »Kinder des Reiches« (Mt 13, 38) oder »Same« (Lk 8, 11), das Symbol für Auferweckung oder »Wort GOTTES« (Mt 4, 4), als Information also, durch die sich GOTT offenbart und mitteilt. Ideen sind also ihrem Wesen nach Informationen. Wahre Informationen aus dem Reich GOTTES oder der WAHRHEIT sind Nahrung für das Bewusstsein. Göttliche Ideen haben ein PRINZIP, sie entströmen der göttlichen Lichtquelle: Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk stammt von oben; es kommt herab vom Vater der Lichter, bei dem es keine Veränderung gibt noch Verschattung im Wechsel (Jak 1,17). Finsternis kann nicht ausstrahlen, es gibt keine Finsterquelle, das Böse hat kein Prinzip.
Völlig entgegen dem platonischen und christlichen Denken werden heutzutage auch Produkte, die der mentalen Finsternis entsprossen sind, als Ideen bezeichnet. Auch diese „Ideen“, besser Idole, haben ihre Wirkung, wie der Talmud lehrt: Achte auf deine Gedanken - denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte - denn sie werden zu Handlungen. Achte auf deine Handlungen - denn sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten - denn sie werden zu deinem Charakter. Achte auf deinen Charakter - denn er wird dein Schicksal.
Karl Reimund Popper hat richtig gesehen, was die sogenannten Ideen der Sterblichen anrichten: Lehrt uns nicht die Geschichte aller Revolutionen, dass der fanatische Glaube an eine ethische Idee diese Idee immer wieder in ihr Gegenteil verkehrt? … Lehrt uns nicht die Geschichte, dass alle ethischen Ideen verderblich sind und die besten Ideen oft die verderblichsten? (159) Der marxistische Kommunismus ist nur das schrecklichste Beispiel eines solchen Versuches, den Himmel auf Erden zu verwirklichen: Es ist ein Experiment, von dem wir lernen, wie leicht die, die sich anmaßen, den Himmel auf Erden zu verwirklichen, die Hölle verwirklichen können.
(Popper, Suche 159 und 240)
Die Schöpfung GOTTES ist eine geistige Ideenschöpfung, nur seine Ideen bewirken Gutes, weil sie Informationen über die WAHRHEIT sind. Die göttlichen Ideen informieren über den sonst unsichtbaren GOTT, GEIST, und bringen ihn, dessen Reich über die Erde ausgebreitet ist und in dem wir leben, wirken und unser Dasein haben, zum Ausdruck.
Die Gesamtidee wird »Bild und Gleichnis GOTTES« genannt oder, weil ihr alle Vollmacht gegeben ist (1Mos 1, 28) auch Christus (der zur Herrschaft Gesalbte).
Das Brot des LEBENS
Lukas lässt in seinem Geburtsmythos6 den Christus in Bethlehem zur Welt kommen. Bethlehem heißt »Haus des Brotes«. Im Johannes-Evangelium lehrt der Christus:
Müht euch nicht um vergängliche Nahrung,
sondern um Nahrung, die bleibt ins ewige LEBEN
und die euch der Menschensohn7 geben wird,
denn er trägt das Siegel des Vaters. …
Mein Vater gibt euch das Brot vom Himmel,
das wahre, denn das Brot GOTTES ist das,
welches herabsteigt aus dem Himmel
und der Welt das LEBEN gibt. …
Ich bin das Brot des LEBENS. …
Ich bin das lebendige Brot,
das vom Himmel herabgestiegen ist. …
Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit. Joh 6, 27 ff
Bei dem wiederholten »Ich« spricht aus Jesus der Christus.
Was ist das, das Brot des LEBENS? Ist es die Oblate, über die ein Priester der Kirche, ein sündiger Mensch, eine Formel gesprochen und sie damit in das Fleisch und Blut des am Kreuz geopferten Jesus verwandelt hat? Und kann uns dessen Verzehr das ewige LEBEN schenken? Oder ist mit den Worten des Christus etwas ganz anderes gemeint?
Im Dialog Phaidros lässt Platon in einem Gleichnis8 die Seele des Menschen als einen geflügelten Wagen hinauf zu dem überirdischen Ort aufsteigen, wo sie die Urbilder, die Ideen oder unveränderlichen Konstanten des Seins schauen kann. Dies ist die Weide, auf der die Seele die ihr gebührende Nahrung findet. Wenn sie sich hier nährt und nicht von irdischer Scheinnahrung, wächst ihr Gefieder und sie bleibt unversehrt bis zum nächsten Aufstieg. Scheinnahrung aber ist, was die Sinne anbieten: Informationen, die sie vom Schattenspiel der platonischen Höhle gewinnen, einem Tanz der Illusionen, der im Buddhismus Maya9 genannt wird.
Die synoptischen Evangelien schildern die Taufe von Jesus durch Johannes den Täufer. Jesus ließ sich wie so viele von Johannes taufen, obwohl ihm der Täufer gesagt hatte, dass er seiner Bußtaufe nicht bedürfe (Mt 3, 14).
Als Jesus aus dem Wasser aufs Trockene stieg, drückte ihm die Stimme aus dem Himmel ihr Siegel10 auf: Er hatte seine göttliche Identität schon gefunden, er war der Vollendete, der Christus:
Wenn ihr euch erkennt,
dann werdet ihr erkannt werden,
und ihr werdet wissen,
dass ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid. Log 3
Und sofort, nachdem er das göttliche Siegel erhalten hatte, wurde Jesus vom GEIST in die Wüste geführt, ins Reich des »Fürsten dieser Welt«, damit er sich in der Versuchung bewähre:
Selig der Mann, der in der Versuchung standhält,
denn nach seiner Bewährung
wird er die Krone des LEBENS empfangen. Jak 1, 12
Er sollte versucht werden von der alten Schlange, das ist der Verleumder und der Satan (Off 20,2). Aus der Paradies-Parabel wissen wir, dass »Wüste« nichts anderes bedeutet als »diese Welt«: Alles in der Welt, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und die Prahlerei des Lebens, stammt nicht vom Vater, sondern von der Welt. Die Welt und ihre Begierde vergeht, wer aber den Willen GOTTES tut, der bleibt in Ewigkeit (1 Joh 2, 16 f).
Jesus fastete11 40 Tage lang: Er hielt sich an das Gebot des Vaters und rührte keine der Früchte vom »Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen« an. Nachdem er allen Verlockungen widerstanden hatte, siehe, da traten Engel herzu und dienten ihm (Mt 4, 11). Engel aber sind Informationen von GOTT, Ideen.
Es genügt offensichtlich nicht, als der Christus mit göttlicher Vollmacht ausgestattet zu sein, der Christus hat seine Sendung zu erfüllen:
Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, damit ich für die WAHRHEIT den Beweis liefere.
Joh 18, 37
Der Sohn GOTTES ist zu dem Zweck geoffenbart worden, dass er das Wirken des Diabolos zerstören soll.
1 Joh 3, 8
GOTT ist LEBEN, es gibt keinen Stillstand. Eine der Ideen von LEBEN ist Evolution, Entwicklung und Entfaltung: sich aus der Verwicklung in der Materie zu befreien und die wahre Identität entfalten.
Jesus muss dadurch, dass er in allem das Wirken des Schöpfers dartut, die ewige Vollkommenheit der Schöpfung beweisen und den »Fürsten dieser Welt« verbannen: Wenn ich aber in GEIST, GOTT, die dämonischen Mächte austreibe, dann ist doch das Reich GOTTES schon bei euch angekommen (Mt 12, 28).
Während der Versuchung hatte Jesus dem Verleumder geantwortet: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das vom Mund GOTTES ausgeht (Mt 4, 4). Vom Mund GOTTES geht immer aus: Es werde …, es werde …! Und was da wurde und gut war, ist die Ideenschöpfung GOTTES. Der ganze Ausdruck GOTTES, sein vollkommenes Bild und Gleichnis, ist der Christus, der da sagt: Ich bin das Brot des LEBENS. Wer zu mir kommt, wird nicht hungern … wenn einer davon isst, wird er leben in Ewigkeit (Joh 6, 35 und 51).
Bei der Speisung der 4000 standen 7 Brote und ein paar Fische zur Verfügung. 7 Brote: Die Ideen der 7 Schöpfungstage. Sie sind das Brot des LEBENS; denn Fische sind das große Symbol des 5. Schöpfungstags, LEBEN. 7 Körbe bleiben übrig: die vollkommene Versorgung durch die göttliche LIEBE.
Bei der Speisung der 5000 (Mt 14, 19) stehen 5 Brote und 2 Fische zur Verfügung. Die 5 weist wieder auf LEBEN hin: unendliche Vermehrung. Die 2 Fische weisen hin auf den 2. und 5. Schöpfungstag: GEIST und LEBEN. LEBEN ist geistig. Die erforderliche Nahrung sind die geistigen Ideen. Übrig bleiben gleich 12 volle Körbe: 12 ist die universelle Zahl, in der Christus-WISSENSCHAFT die absolute Demonstration: Es würde noch für die ganze Welt reichen; denn es ist das Brot GOTTES, das heruntersteigt aus dem Himmel und der Welt das LEBEN gibt (Joh 6, 33).
Die Evangelien berichten, dass Jesus seinen Schülern das Brot brach:
Und es geschah,
nachdem er sich mit ihnen zu Tisch gesetzt hatte,
dass er das Brot nahm, es segnete, es brach und ihnen gab.
Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn …
Lk 24, 30 f
Dieses Brechen des Brotes ist sicherlich eine symbolische Handlung, und es wird wohl das »Brot des LEBENS« gewesen sein, das Jesus für seine Schüler in kleinere Stücke brach, damit sie seine Lehre Stück für Stück leichter verstehen konnten.
4 Vgl. Benninger, Alternatives Christentum 54
5 Lob bedeutet Zustimmung
6 Vgl. Benninger, Befreit Kap. 4.6 Die Weihnachtsgeschichte des Lukas – Der Geburtsmythos des Christus
7 Christus
8 Vgl. Exkurs Platons Gleichnis vom Seelenwagen
9 Vgl. Exkurs Maya
10 Off 9, 4
11 Vgl. Exkurs Fasten