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2.3 Der schwere Weg der ersten Jahre

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Einer ersten Belastungsprobe waren Staat und Regierung im März 1920 ausgesetzt. Den bedrohlichen Aktionen von links folgten jetzt rechte Umsturzversuche. Der Versailler Vertrag verlangte, irreguläre Truppenverbände aufzulösen. Die Freikorpsverbände wollten dem Auflösungsdekret der Regierung nicht folgen und wagten den Staatsstreich, für den sich Wolfgang Kapp, der Gründer einer rechtsextremen Partei, als Gallionsfigur zur Verfügung stellte. Vor den gewaltbereiten Putschisten flohen die Regierungsmitglieder aus Berlin. Die Gewerkschaften riefen den Generalstreik aus. Dem selbst ernannten Kanzler Kapp versagte sich das Volk.

Am 8. und 9. November 1923 unternahmen rechte politische Gruppen nach dem Vorbild von Mussolinis „Marsch auf Rom“ von München aus einen Marsch auf Berlin, um eine nationale Regierung auszurufen. Anführer war der in München als Bierhallendemagoge bekannte Adolf Hitler, ein zugewanderter Österreicher. Diese „Nationale Erhebung“ vom 9. November 1923 begann am Vorabend mit Hitlers Auftritt vor völkischem Publikum im Münchner Bürgerbräukeller. Beim Marsch zur Feldherrnhalle am 9. November kam das blutige Ende im Feuer der Bayerischen Landespolizei. Das gescheiterte Unternehmen brachte Hitler nur Positives. Es bescherte seiner „Bewegung“ einen Gründungsmythos. Außerdem verschaffte der Putsch dem unbekannten Demagogen einen über Bayern hinausgehenden Bekanntheitsgrad. Und die bayerische Justiz gab ihm Gelegenheit, seine Verteidigung mit Propagandareden zu führen. Danach saß er eine bequeme Festungshaft ab und wurde vorzeitig entlassen. Dabei schrieb er sein Buch Mein Kampf.

Den politisch schweren Weg der deutschen Demokratie belastete zusätzlich die wirtschaftliche Lage. Seit 1920 unterlag das Geld einer galoppierenden Inflation. Stand der Dollarkurs vor demKrieg bei 4,2 Goldmark, so kletterte der Kurs bis Mitte November 1923 auf eine Billion Papiermark, was einer realen Kaufkraft von zehn Millionen Mark für den Gegenwert eines Pfennigs entsprach. Die sozialen Folgen waren verheerend. Renten und Sparvermögen als Altersrücklagen lösten sich auf. Als 1923 Franzosen und Belgier das Ruhrgebiet besetzten, die Regierung den passiven Widerstand ausrief und jede Arbeit zum Erliegen kam, gewann der Währungsverfall an Tempo und Brisanz. Damit wuchs die Staatsverdrossenheit.

Für die Lasten, die der verlorene Krieg gebracht hatte, suchte das ratlose Volk Schuldige. Die Revolution, der „hinterhältige Mord“ an der kämpfenden und niemals zu besiegenden Armee habe die Niederlage herbeigeführt. Eine Dolchstoßlegende war geboren. Ins Visier der „Rächer“ gerieten Politiker, die in der Stunde der Niederlage das undankbare Geschäft der Verhandlungen mit dem Feind übernehmen mussten – Zivilisten, nicht die gescheiterten Generäle. Wer damals mit den unerbittlichen Alliierten verhandeln musste, galt als Erfüllungspolitiker und wurde als „Novemberverbrecher“ von 1918 diffamiert. Zur Ermordung dieser Männer ergingen öffentlich Aufrufe. Zu den Opfern gehörten Finanzminister Matthias Erzberger (ermordet 1921) und Außenminister Walther Rathenau (ermordet 1922). So konnte innerhalb der deutschen Bevölkerung weder ein demokratisches Selbstbewusstsein noch ein republikanischer Patriotismus entstehen.

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