Читать книгу Walpurgisnacht: Niederbayern-Krimi (German Edition) - Karoline Eisenschenk - Страница 7
Prolog
ОглавлениеD ie Eichingers lassen sich nicht erpressen, und ganz bestimmt nicht von einer so dahergelaufenen Person, wie Sie eine sind«, herrschte die alte Frau ihren Besucher wütend an.
Da wurde sie plötzlich von zwei kräftigen Händen an den Schultern gepackt und durchgeschüttelt.
»So sprechen Sie nicht mit mir, haben Sie das verstanden? Wagen Sie es nicht, mich so zu behandeln!«
Der Besucher hatte sie dabei unweigerlich ein paar Schritte nach hinten in das angrenzende Wohnzimmer gedrängt.
»Aufhören, hören Sie sofort auf damit, Sie tun mir weh«, stammelte die Frau schwer atmend. Ihre Hände, die sie sich eben noch schützend vor das Gesicht gehalten hatte, griffen an ihren Brustkorb. Um ihr Herz fühlte es sich auf einmal so eng an, als ob es nicht mehr genügend Platz in ihrem Körper hätte und jeden Moment zerspringen müsste.
»Was ist?«, herrschte der Besucher sie unwirsch an und ließ ihre Schultern abrupt los.
»Mein Herz … mir geht es nicht gut. Ich … ich brauche meine Tropfen«, flüsterte sie.
Ihr Besucher blickte sie für einen Augenblick verunsichert an. »Tropfen? Welche Tropfen?«, fragte er lauernd.
Ihre Kehle war wie ausgedörrt und sie schaffte es kaum, die Worte zu formulieren. »Im Küchenschrank. Das kleine braune Fläschchen …«
»Küchenschrank! Glauben Sie etwa, ich weiß nicht, was Sie vorhaben? Aber ich lass mich von Ihnen nicht hinters Licht führen.« Und wieder packten die Hände sie an ihren schmalen Schultern und schüttelten sie so heftig, dass ihr schwindlig wurde.
Mit einem leisen Stöhnen sank sie zu Boden. »Bitte«, ihre Stimme war nur noch ein heiseres Röcheln, »bitte, ich … brauche … die Tropfen.«
Ein stahlblaues Augenpaar musterte sie mit unverhohlenem Hass und mit Entsetzen wurde ihr bewusst, dass sie keine Hilfe bekommen würde.
»Bitte …«
Eine eiskalte Hand schien in diesem Moment ihr Herz zu berühren und ihr gleichsam den Atem zu rauben.
Ihre Arme und Beine zuckten noch einmal, als ob sie sich mit letzter Kraft wehren wollten, ehe die Muskeln am ganzen Körper erschlafften und jeglicher Glanz aus ihren Augen wich.
Im Haus war es plötzlich ganz still. Nur das gleichmäßige Ticken der alten Standuhr war zu hören.