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LIEBE OHNE KAMPF

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Dazu gehört auch zu sehen, wie unnötig das Kämpfen ist, ohne dabei die eigene Position aufgeben zu müssen. Darin liegt ein großer Teil des Geheimnisses der Liebe: die eigene Position zu finden und sich für die Position des anderen zu öffnen − und das nicht in der Komfortzone des Kompromisses, sondern in dem gnadenlos schweren Schritt der Hingabe ohne Selbstaufgabe.

Es kann nicht schaden, sich ab und zu − bildlich gesprochen − vor die Füße des anderen zu werfen und sich zu verneigen, besonders dann, wenn wir ihm oder ihr eigentlich eher auf den Kopf springen möchten. Dies ist vergleichbar mit der in vielen spirituellen Traditionen praktizierten Haltung, dass man in den größten Widerständen sein Ego „beiseitestellt“, um etwas Größerem in sich Raum zu geben. Man nennt das – ohne sich dabei selbst klein zu machen – Demut. Und wir werden merken, dass wir dabei nicht brechen, sondern eher wachsen und stärker werden. Wir erkennen dann auch, wie unser Partner darauf reagiert. Ehrt er das Geschenk? Dann kann auch unsere Liebe miteinander wachsen. Oder wendet er sich ab und versucht, daraus Machtstrukturen aufzubauen? Wenn er unsere Haltung so deutet, dass wir uns als sein Objekt benutzen lassen, dann wissen wir, dass wir hier entweder einen langen Weg miteinander zu gehen haben, bevor wir in einer gleichberechtigten Partnerschaft sind, oder aber vielleicht tatsächlich unsere Tasche packen müssen. Auch das werden wir am Ende des Buches ansprechen: Gibt es einen Zeitpunkt, an dem es richtig ist, sich zu trennen? Wenn der Partner sieht, was wir da beginnen zu leben, und er sich ebenfalls aufmacht, seine bequem eingerichtete Welt zu verlassen, dann wissen wir, dass es sich lohnt, den Weg gemeinsam weiterzugehen.

Hat Bereitschaft auch ihre Grenzen? Ja. Ein klares „Stopp“ auszusprechen ist immer dann erforderlich, wenn jemand anders unsere Grenzen nicht respektiert und gar versucht, gewaltvoll in unser Leben einzudringen. In solchen Fällen ist das Ziehen von klaren Grenzen eine Notwendigkeit. Wichtig ist hierbei, dass man zunächst nicht nur dem anderen die Grenzen setzt, sondern vor allem sich selbst bewusst macht, welche Grenzen man braucht. Was geht für mich? Was geht für mich nicht?

Es geht darum, eine für einen selbst gesunde Beziehung zu definieren und anzustreben, die Sicherheit und Wachstum verspricht. Jede Beziehung, die das nicht tut und in der sich einer der beiden Partner nicht wohlfühlt, gilt es zu überdenken. Das müssen zunächst nicht beide gemeinsam tun. Es reicht, wenn ein Partner damit beginnt. Das heißt in den meisten Fällen nicht, dass man gleich seine Koffer packen sollte. Es bedeutet eher − und vielleicht zum ersten Mal −, seine Liebe und seine Beziehung aktiv zu gestalten; sich darüber klar zu werden, was man sich für die Beziehung wünscht, das zu formulieren und den Partner einzuladen, das Gleiche zu tun. Dafür müssen wir manchmal etwas geduldig sein und dem anderen auch seine Zeit lassen. Ein Punkt, an dem viele Wünsche nach Veränderung scheitern, ist die Ungeduld desjenigen, der die ersten Schritte macht. Dann wird dem anderen kaum Zeit gegeben, mit der neuen Situation zurechtzukommen und im eigenen Tempo nachzuziehen. Wir dürfen nicht vergessen: Veränderung ist zunächst meist ein Prozess, der Angst macht.

Bereit für die Liebe!

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