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SUBJEKT ODER OBJEKT

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Irgendwo auf diesem Weg änderten sich dann aber die Dinge, je nach Elternhaus schneller oder langsamer. Es gab nicht mehr immer jemanden, der uns tröstend die Tränen wegwischte. Vielleicht zeigten sich die ersten Ermüdungserscheinungen bei unseren Bezugspersonen. Selbst die beste Mama braucht mal eine Pause, und auch dem besten Papa reißt einmal der Geduldsfaden. Tatsächlich wachsen die wenigsten Menschen in einer Bilderbuchumgebung auf. Verletzungen, die uns von Menschen, denen wir vertrauen, wissentlich zugefügt wurden, haben wohl mehr Menschen erlebt, als wir uns das selbst eingestehen wollen oder können. Wir erfuhren uns selbst also nicht mehr als bedingungslos geliebte Persönlichkeiten, sondern bemerkten, dass andere Menschen uns als Objekte benutzten.

Wie wird man vom Subjekt zum Objekt? Im leichtesten Fall, indem jemand uns Vorschriften machte darüber, was wir zu tun hätten, um zu gefallen. Oder jemand sagte, was wir zu lassen hätten, um nicht zur Last zu fallen. Ab da half kein Schreien mehr, wie am Anfang, denn dann hätten wir nur noch mehr gestört.

Viele haben aber auch andere Formen kennengelernt, zum Objekt gemacht zu werden, wie zum Beispiel, dass die Bezugspersonen ihnen eine nahezu unerfüllbare Aufgabe zugemutet haben: sie selbst glücklich zu machen, auf welchen Wegen auch immer. Wir sollten besonders sportlich sein oder ein Instrument spielen können, kurzum, wir sollten zu einer Verlängerung des Selbst der Eltern werden. Da ist es nur verständlich, dass man dann irgendwann gar nicht mehr das sein will, was andere von einem erwarten.

Gerald Hüther beschreibt das so: Wenn wir bemerken, dass andere uns zum Objekt ihrer Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen gemacht haben, dann haben wir zwei Möglichkeiten. Wir machen den anderen ebenfalls zum Objekt, indem wir uns sagen: „Der ist nichts wert.“ Oder wir bestätigen unsere Erfahrung, indem wir uns selbst zum Objekt machen, und sagen uns: „Ich bin nichts wert.“

Während wir uns also zu Beginn unseres Lebens noch als Subjekt fühlten und einfach dafür geliebt wurden, dass wir da waren, lernten wir ab einem gewissen Zeitpunkt, dass wir nur noch für das geliebt oder nicht geliebt werden, was wir tun. Zeitgleich übernahmen wir diese Strategien für uns selbst und lernten, sie auf zwei mögliche Weisen anzuwenden: Entweder werteten wir uns selbst ab und verhielten uns so, dass wir Liebe bekamen und möglichst wenig Schmerzen haben mussten. Oder wir machten unsere Umgebung ebenso zu Objekten, indem wir sie abwerteten und uns entschieden, der Liebe aus dem Weg zu gehen, weil sie Schmerz bedeutete. Mit diesen beiden Strategien gehen wir fast alle noch heute durch unser Leben. Unser Denkapparat, den wir auf der Suche nach dem Glück zu benutzen gelernt haben, empfiehlt uns täglich pausenlos, bestimmte Menschen, Dinge oder Zustände zu suchen oder bestimmten Menschen, Dingen oder Zuständen aus dem Weg zu gehen.

Bereit für die Liebe!

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