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Höchst verdächtig

Als wir, vor Neugier fast platzend, am Strandabschnitt hinter dem Bootshaus ankamen, scharten sich schon einige Erst- und Zweitjahresschüler um etwas, das am Strand lag. Finny, Shari und ich reckten den Hals, um herauszufinden, was es war – irgendein seltsames Geschöpf aus der Tiefsee vielleicht oder ein interessantes Trümmerstück, das beim Hurrikan ins Meer hinausgerissen und nun wieder ausgespuckt worden war?

Nein, es war eine Maschine.

Endcool, oder? Das Ding hat am Riff festgehangen, berichtete Ralph stolz. Er flösselte noch immer in seiner Gestalt als Schwarzspitzen-Riffhai durchs Wasser. Weil der Akku schon ziemlich schwach war und es nicht so richtig weiterkam, habe ich es Richtung Strand geschubst, bis es hier gestrandet ist.

»Sag mal, ist das … ein Torpedo?«, fragte Vincent, ein dünner blasser Junge, dessen zweite Gestalt ein Moskito war.

Ungefähr gleichzeitig fiel uns ein, dass Torpedos die schlechte Angewohnheit hatten zu explodieren. Schließlich wurden sie von U-Booten dazu benutzt, Schiffe zu versenken. Wir alle wichen ein paar Meter zurück.

»Bist du irre, dass du das Ding hierher mitgebracht hast?«, beschwerte sich Ella. »Willst du, dass die ganze Schule in die Luft fliegt?«

Seid ihr krass blöd oder was? Ralph wirkte ein bisschen beleidigt. Das Ding hat ein Bullauge vorne, wozu würde ein Torpedo denn so was brauchen?

»Ich glaube auch nicht, dass es eine Waffe ist«, wandte Izzy ein, ein grünäugiges Mädchen aus Kalifornien, das sich in einen fliegenden Fisch verwandeln konnte. Wie üblich trug sie bequeme Klamotten, die aussahen, als wäre eine Farbfabrik explodiert. »Wenn bei einem Torpedo der Motor ausfällt, sinkt er auf den Meeresgrund und bleibt da liegen. Hab ich mal gelesen.«

Ich betrachtete Ralphs Fund, so gut es aus dem Sicherheitsabstand ging. Es war ein Zylinder aus grauem Metall, fast so lang wie ein kleiner Mensch und am einen Ende bestückt mit einer Schiffsschraube und einem Ruder, mit dem es in alle Richtungen steuern konnte. Am anderen Ende hatte es tatsächlich ein rundes Fensterchen aus einem durchsichtigen Material – wahrscheinlich Plexiglas.

»Also, ich finde, es sieht aus wie ein kleines U-Boot«, verkündete Shari, die sich nach unserem Tieftauchversuch einige Dokus zum Thema reingezogen hatte.

Ich nickte und hatte allmählich eine Vermutung, was wir da vor uns hatten. »Stimmt, irgendwie sieht es so aus.«

Die große, dünne Leonora – in zweiter Gestalt ein Zitteraal – grinste. »Soll ich ihm einen Elektroschock verpassen? Vielleicht erwacht es dann wieder zum Leben.« Sie streckte den Fuß aus, um das Ding anzustupsen, doch ich hielt sie zurück. »Besser nicht. Das muss sich die Polizei anschauen.«

»Die Polizei?« Shari blickte mich fragend an, so wie einige andere aus meiner Klasse. »Aber es ist keine Wasserleiche oder so was.«

Olivia, in zweiter Gestalt ein Doktorfisch, zuckte die Achseln. »Wirklich gefährlich sieht es auch nicht aus. Besser, Ralph ruft im Fundbüro an.«

Offenbar waren die anderen deutlich behüteter aufgewachsen als ich. Gerade wollte ich ihnen erklären, warum das Fundbüro in diesem Fall eine maximal schlechte Idee war, da knirschten Schritte auf dem Sand. Drei unserer Lehrer drängten sich durch die Menge – Mr Clearwater, Miss White und Mr García.

»Schöne Bescherung«, sagte Jack Clearwater, der anscheinend die gleiche Vermutung hatte wie ich. »Ich rufe die Cops an.«

Miss White drängte Toco zurück, der sich neben das seltsame U-Boot gekniet hatte und die Hand danach ausstreckte. »Stopp! Fass das bloß nicht an! Wahrscheinlich haben Kriminelle damit versucht, Drogen aus Südamerika in die USA zu schmuggeln.«

»Glaube ich auch«, meinte Mr García. »In letzter Zeit hat die Küstenwache besonders viel patrouilliert und einige Schnellboote abgefangen, die nachts versucht haben, mit einer Drogenlieferung nach Florida zu kommen. Flugzeuge mit heißer Ware kommen auch immer seltener durch. Anscheinend suchen die Schmuggler nun nach neuen Methoden.«

»Oh.« Mara – als Mensch ein rundliches Mädchen mit langem Blondhaar, in zweiter Gestalt Seekuh – blickte betroffen drein. »Vielleicht hättest du das Ding besser dort gelassen, wo es war, Ralph.«

Ralph sah so aus, als hätte er als Hai zu viel Gammelfleisch gefressen.

An Unterricht war vorerst nicht zu denken. Mr Clearwater improvisierte eine Menschenkundelektion, um allen Schülern, die als Tier aufgewachsen waren, zu erklären, dass heiße Ware nicht deswegen so hieß, weil man sie in einer Pfanne zubereitete. Unsere Pantherin Noemi konnte sich noch nicht so gut verwandeln und musste aufs Dach außer Sicht, aber wir anderen durften am Strand bleiben, bis die Polizei aus Key Largo angerückt war und das U-Boot untersucht hatte.

»Ah, noch eins dieser Dinger.« Einer der Cops, ein kräftiger schwarzer Patrol Officer, kniete sich auf den Sand und schraubte eine Klappe an der metallenen Torpedo-Oberseite auf – daraus kamen braune, quadratische Pakete zum Vorschein. Sie waren dick mit Folie und Klebeband umwickelt, wahrscheinlich damit sie wasserdicht waren. »Vermutlich Kokain. Da wird sich jemand ärgern, schätze ich.«

Oje. Für meinen Geschmack hatte ich in den letzten Monaten deutlich zu viel mit Kriminellen zu tun gehabt. Immerhin hatten wir einige von ihnen – die gedacht hatten, sie könnten Giftmüll in der Natur entsorgen – zur Strecke gebracht und jetzt war mit Carl Bittergreen einer der größten Verbrecher auf dem Weg in den Knast. Aber die kriminellen Geschäfte liefen weiter, das war deprimierend.

Die kleinere, langhaarige Kollegin des Officers versuchte, irgendwelche Spuren oder Fingerabdrücke von dem Mini-U-Boot zu sichern. Anscheinend vergeblich, denn nach einer Viertelstunde gab sie es auf. Die beiden packten die Drogenpakete ein und machten sich bereit zum Abmarsch.

»Was ist mit dem U-Boot?«, rief ihnen Jack Clearwater nach.

»Das können Sie behalten«, kam es zurück. »Wir haben allein in unserer Station schon fünf dieser Dinger.«

»Cool«, sagte Chris und grinste in die Runde. »Die können wir bestimmt irgendwie für unseren Film verwenden.«

»Ihr plant einen Film?« Jack Clearwater zog die Augenbrauen hoch.

»Absolut«, gab Finny zurück und in ihren blaugrauen Augen stand stählerne Entschlossenheit. »Das ist sowieso viel besser als Theater, weil man es auf YouTube stellen kann, wenn es fertig ist. Und zur Strafe, weil Sie mit Ihrem Stück nicht fertig geworden sind, dürfen Sie nicht mitspielen!«

Unser junger Schulleiter grinste. »Gemein. Aber wir Lehrer unterstützen euch trotzdem, so gut wir können, okay? Braucht ihr irgendwas Bestimmtes?«

»Ein Drehbuch, aber das schreibe ich ab heute«, sagte Chris. »Außerdem eine gute Kamera, mit der wir filmen können.«

Doch da musste Mr Clearwater ebenso passen wie die anderen Lehrer, selbst Mr García, der, wie ich inzwischen wusste, früher nicht wenig verdient hatte und der Schule vom Schnellboot bis zum amphibischen Kleinbus schon ziemlich viele Sachen zur Verfügung gestellt hatte.

Nach und nach zogen die anderen ab, weil die Lehrer den Unterricht drinnen fortsetzen wollten. Doch Mr García zeigte auf mich, Finny, Chris und Toco. »Wir schaffen das Ding erst mal in den Bootsschuppen, es macht keinen Sinn, es hier am Strand liegen zu lassen.«

Schwitzend schleppten wir das U-Boot, das ganz schön schwer war, ins Bootshaus, das am anderen Ende des Strandes aufragte. Jasper trippelte als Gürteltier aufgeregt neben uns her. Wow, dieses Ding ist so cool! Meinste, wir können das reparieren, Tiago?

Ich hatte einen Geistesblitz. Nein, ich konnte so was bestimmt nicht, aber ich kannte jemanden, der es vielleicht hinbekam. Und beim Blick auf Jasper wusste ich auch, wozu es dann dienen konnte. Er ärgerte sich oft genug darüber, dass er nicht mit uns im Meer herumschwimmen und -tauchen konnte. Jasper hatte mir schon so oft geholfen, deshalb wollte ich unbedingt mal was für ihn tun – schließlich war er einer meiner besten Freunde. Da er im Moment so zufrieden mit seinem Leben war und nicht viel brauchte, war mir vorher nichts eingefallen, wie ich mich revanchieren konnte.

Vielleicht lag die Lösung für Jaspers Problem groß und grau gerade in unserem Bootsschuppen! Außer die Besitzer des U-Boots kamen zurück, um es zu suchen und zurückzuholen. Oder um nachzuschauen, was wir mit ihrer Lieferung gemacht hatten. Konnten sie das Ding irgendwie orten? Der Gedanke lag mir im Magen wie ein Klumpen Blei und schon kamen die Gedanken an das zurück, was Wave im Gefängnis gehört hatte. Noch hatten Johnny und ich es niemandem gesagt.

Mr García, der neben mir herging, schien zu spüren, dass mich etwas beschäftigte. »Alles in Ordnung, Tiago?«

»Haben Sie meine Gedanken gelesen?«, fragte ich ein bisschen misstrauisch, denn unser Verwandlungslehrer war einer der am stärksten begabten Wandler im ganzen Land.


»Das mache ich nur mit Erlaubnis«, erwiderte er sofort und lächelte mich an. »Es ist auch so ziemlich leicht zu merken, dass dich irgendwas beschäftigt.«

Da erzählte ich es ihm einfach. »Wave war ja eine ganze Weile im Gefängnis … dort hockten auch ein paar andere Wandler. Er hat gehört, wie die sich darüber unterhalten haben, dass man Woodwalker und Seawalker sehr gut für illegale Aktionen einsetzen könne. Und besonders praktisch seien die Schüler dieses Wandlerinternats in Key Largo.«

Ruckartig blieb Farryn García stehen und wandte sich mir zu. »Beim großen Hurrikan! Hast du das Jack schon gesagt?«

Ich musste zugeben, dass ich das noch nicht getan hatte.

»Das klingt furchtbar«, sagte Mr García und wirkte dabei aufgewühlter als ich. »Hat Wave sonst noch irgendwas gehört? Irgendetwas, was darauf hindeuten könnte, welche Schüler in irgendwelche kriminellen Machenschaften verwickelt sein könnten?«

Entschuldigend schüttelte ich den Kopf. »Sonst hat er nichts gehört, er hätte es bestimmt erzählt. Am besten, Sie fragen ihn noch mal selbst, wenn er das nächste Mal vorbeikommt.« Dass dieser Buckelwal-Wandler vorbeikommen würde, war sicher, weil es zwischen ihm und Finny heftig gefunkt hatte.

»Ich sage gleich Jack und Alisha Bescheid – wir werden nachforschen müssen«, sagte Mr García, der sich wieder in Bewegung gesetzt hatte. »Wenn wir Glück haben, war es nur Prahlerei oder ein Gerücht und es steckt nichts dahinter.«

»Aber was, wenn doch?«

Darauf hatte keiner von uns eine Antwort.

Seawalkers (5). Filmstars unter Wasser

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