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Plötzlich Playboy

Es ließ mir keine Ruhe, was Wave erzählt hatte. Wir mussten herausfinden, ob jemand von den Schülern sich für kriminelle Machenschaften hatte anheuern lassen! Am Montag, in der ersten Pause nach Mathe und Sei dein Tier, begannen Jasper, Shari und ich mit unseren Nachforschungen. »Ich bin dafür, dass wir uns als Erstes Vincent vornehmen«, meinte ich.

»Meinste diesen Moskito-Wandler aus dem zweiten Schuljahr?«, fragte Jasper.

»Logisch. Solche Insekten sind erstklassige Spione«, sagte ich und Shari nickte – sie erinnerte sich genauso gut wie ich daran, wie er uns bei der Lernexpedition absolut unsichtbar beschattet hatte. »Wahrscheinlich haben schon ein halbes Dutzend dunkle Mächte versucht, ihn auf ihre Seite zu ziehen.«

In der Cafeteria war Vincent nicht, dort fanden wir nur Shelby, die gerade Noemi – oh, mal wieder als Mädchen mit langen schwarzen Locken! – Nachhilfe gab, die beiden beugten sich konzentriert über ein Übungsheft.

Auch in der Eingangshalle, die gleichzeitig als Aula diente und in der viele Leute aus meiner Klasse jetzt chillten, war der Stechmücken-Wandler nicht in Sicht. Stattdessen bemerkten wir Miss Bennett, die ins riesige Aquarium der Eingangshalle starrte – auf eine Stelle, an der überhaupt nichts zu sehen war. Natürlich gab Shari ihrer Neugier nach. »Was ist denn da?«, fragte sie und spähte durch die Glasscheiben.

»Etwas sehr, sehr Niedliches.« Miss Bennett seufzte verzückt. Als sie auf eine bestimmte Stelle deutete, sah ich es auch … dort schwammen die drei kleinen Seepferdchen herum, Linus’ Kinder. Das vierte war ja leider während des Hurrikans eingegangen. »Ich versuche gerade festzustellen, wie viele davon Seawalker sind. Sprechen können die Kleinen leider noch nicht, obwohl sie sehr schnell wachsen.«

Und ob sie schnell wachsen. Stolzgeschwellt schoss Nox heran, flösselte um seine drei Schützlinge herum und rief ihnen zu: Seid vorsichtig mit der Strömung an der Pumpe, die ist stark!

Ein feines Huiiii ertönte, als zwei der Seepferdchen sich von der Strömung durchwirbeln und wegschwemmen ließen. Skeptisch schaute das dritte zu.

»Also ich wette, die beiden gehören zu uns«, sagte ich und deutete auf die winzigen Action-Junkies. »Kannst du sie eigentlich unterscheiden, Nox?«

Natürlich! Empört wandte sich unser Papageifisch-Wandler mir zu und glotzte mich durch die Scheibe an. Das sind Lox und Tox, der etwas Schüchterne ist Mox.

»Hallo, ihr drei Süßen.« Ivy Bennett hauchte ihnen einen Kuss zu, was alle drei Seepferdchen völlig ignorierten.

»Man sieht sich«, meinte Jasper, winkte allen zu und zog mich weiter. »Komm, lass uns endlich Vincent suchen, sonst ist die Pause rum.«

Wir fanden Vincent in einem der Projekträume im ersten Stock, wo er irgendwas am Computer machte. Als er uns kommen hörte, wandte er sich um.

»Hi«, sagte Shari so betont lässig, dass ich an Vincents Stelle sofort misstrauisch geworden wäre. Wurde er auch.

»Wollt ihr an die Computer? Ich hab den einen aber gebucht.« Sein Mundgeruch wehte bis zu mir rüber.

»Nee, nee, alles gut«, sagte Jasper. »Wir wollen nur was fragen.«

»Hast du schon mal übers Geldverdienen nachgedacht?«, fragte Shari ernsthaft.

»Was?« Vincent starrte uns an.

»Na ja, was ich eigentlich fragen wollte, ist, hat dich in letzter Zeit jemand etwas Ungewöhnliches gefragt?«, fügte ich schnell hinzu.

»Ja ihr!«

»Ähm, ja, aber ich meinte, eher jemand von außerhalb der Schule? Zum Beispiel, ob du ihm helfen kannst oder so. Jemand, der wusste, was du in zweiter Gestalt bist.«

»Nein, und es wäre echt super, wenn ihr mich jetzt in Ruhe lassen würdet«, knurrte Vincent und drehte sich wieder zum Monitor. »Ich muss noch was nachschauen für mein Referat nachher.«

»Okay, sorry, und viel Erfolg.« Wir traten den Rückzug an … und liefen Chris in die Arme, der mir ein paar Seiten in die Hand drückte. »Da, deine erste Szene. Lernst du das bitte bis nachher auswendig? Ella hat ihre Szene auch schon bekommen. Drehbeginn ist heute nach der Schule, so gegen drei.«

Neugierig blätterte ich die Seiten durch. Es gab eine Strand-Szene mit mir und zwei Mädchen, dann eine mit Finny als Wahrsagerin.

»Bis heute Nachmittag! Wie soll ich das denn schaffen?«, ächzte ich. »Das ist ganz schön viel!«

»Dein Problem«, sagte Chris. »Und wenn du noch weiter rumjammerst, dann …«

»Schon gut, ich krieg das hin.« Ich wollte die Hauptrolle nicht wieder verlieren. Schnell las ich mir ein paar Zeilen des Drehbuchs durch.

Szene 1 (außen/Strand)

Xavian liegt im Liegestuhl am Strand, er nippt an einem Cocktail und beobachtet die Girls.

Xavian

(zu einem hübschen Mädchen, das gerade vorbeigeht)

Der Bikini steht dir echt gut. Komm, ich geb dir einen Cocktail aus.

Das Mädchen lächelt geschmeichelt, geht aber weiter.

Nellie, eine alte Schulfreundin

Das hast du doch echt nicht nötig, jede anzuflirten, Xav. Gibt’s Neues von deinem Vater?

Xavian schüttelt wortlos den Kopf, die Flirtlaune ist ihm vergangen.

Die Szene ging noch eine Weile weiter, aber ich legte sie erst mal beiseite. Boah, dieser Xavian war ganz schön eklig. Aber ich musste ihn ja nicht mögen, um ihn zu spielen. In der Mittagspause las ich mir meine Dialogzeilen immer wieder durch.

»Sprich sie ein paarmal laut«, empfahl mir die Regisseurin Finny. »Mir hilft es auch immer, wenn ich beim Lernen herumlaufe, keine Ahnung, warum.«

Das funktionierte tatsächlich. Aber so schnell brauchte ich meinen Text sowieso nicht, denn bis die Dreharbeiten richtig losgehen konnten, dauerte es noch. Erst mal musste ich mich in mein Kostüm werfen, das mir Finny vorbeigebracht hatte, und mich so stylen, wie die Regisseurin es vorgeschrieben hatte.

Als ich mich im Spiegel betrachtete, war ich beeindruckt. Mit zurückgekämmten, gegelten Haaren, der von Finny geliehenen Ray-Ban-Sonnenbrille und dem fremden, schicken Hemd sah ich nicht mehr wirklich aus wie Tiago Anderson. Ich warf mich vor dem Spiegel in eine Playboypose, arroganter Blick inklusive. »Ich bin Xavian, sag bloß, du hast noch nie was von mir gehört«, sagte ich zum Spiegel und Jasper, der gerade zur Tür reinkam, bekam einen Lachanfall.

Zusammen mit ihm und Shari ging ich zum Drehort am Strand, dem »Set«. Meine schon etwas zerknitterten Seiten hatte ich mir in die schwitzige Achselhöhle geklemmt. Sofort wurde mir klar, dass das mit dem Drehen noch ein bisschen dauern konnte. Daphne – unsere Maskenbildnerin – hatte gerade erst angefangen, Olivia zu schminken, die meine alte Schulfreundin spielte. Juna, die sich um das Set-Design kümmerte, hatte zwar einen Liegestuhl und Cocktails organisiert, aber vergessen, den Strand aufzuräumen. Nun war sie dabei, hektisch alte Palmwedel und angeschwemmtes Seegras zu entfernen, damit er weniger nach Blue Reef Highschool und mehr nach St. Tropez oder wo auch immer aussah.

Barry fummelte mit der Kamera herum, um irgendeine Art von Mikro daran zu befestigen, was aber nicht klappte. Sein Assistent Toco blökte in die Runde: »Mist, die Speicherkarte ist fast voll, hat jemand ein paar leere?«

»Moment, ich hole welche«, sagte Finny und ließ unsere aus Pappe gebastelte Regieklappe versehentlich ins Wasser fallen, wo sie sich auflöste.

Ich schaute mich um, zuckte die Achseln und nutzte die Chance, um noch mal meinen Text durchzugehen.

Eine halbe Stunde später war es so weit. Das Drehen konnte beginnen!

»Viel Glück«, sagte Shari und küsste mich. »Na Lampenfieber?«

»So viel, dass es für zehn Scheinwerfer reichen würde«, antwortete ich und dann konnte es endlich losgehen.

Seawalkers (5). Filmstars unter Wasser

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