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Schlangen und Fohlen

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Zur gleichen Zeit saß Joshua White Cloud auf seiner Veranda und trank Kaffee. Er hatte die Füße auf den Tisch gelegt und starrte missmutig auf seine Stiefel. Nachdem er die Post durchgesehen hatte, näherte sich seine Laune dem Gefrierpunkt. Sie würden eine Frau schicken. Ausgerechnet. Bald würde eine Susannah Sowieso auf der Ranch auftauchen und seinen Frieden stören. Insgeheim hatte er gehofft, dass niemand im vielbeschäftigten Deutschland Zeit und Mühe investieren würde, um hierher zu kommen. Doch da hatte Josh sich offenbar getäuscht. Susannah. Er assoziierte diesen Namen automatisch mit einer biederen Hausfrau Mitte fünfzig, blond und im doppelten Sinne blauäugig. Sie würde den ganzen Tag, mit Kamera bewaffnet und in ungeeigneten Schuhen, hinter ihm herrennen und ihn mit diesem schrecklichen Akzent nerven. Tolle Aussichten. Mal abgesehen davon, dass Frauen ohnehin nur Ärger mit sich brachten.

Josh klassifizierte Frauen in zwei Kategorien: in die rötlichen Kornnattern, die zwar harmlos waren, aber eine echte Plage werden konnten, und die zwar unauffälligeren, aber dafür umso gefährlicheren Klapperschlangen. Letztere schlugen erst gewaltigen Krach und bissen dann zu, wenn man dumm genug war, ihnen nicht aus dem Weg zu gehen. Ihr Gift verursachte unerträgliche Schmerzen und bleibende Narben. Beide Arten wollte er nicht im Haus haben. Am liebsten hätte er die ganze Sache abgeblasen, aber den Kindern zuliebe tat er es nicht. Er wollte die Spender nicht verärgern. Das Projekt, das er im Bereich Manderson White Horse Creek betreute, war auf die Spenden angewiesen. Er bot für die Horsemanship kostenlosen Reitunterricht an. Leider hatte er keine Reithalle, sodass dies nur in den schneefreien Monaten möglich war. Es gab mehrere solcher Zentren über die ganze Reservation verteilt. Im Winter bastelte er mit den Kindern oder lehrte sie die alten Traditionen seines Volkes. Er arbeitete gern mit den Kids, nicht nur weil er hoffte, sie damit von den Drogen fernhalten zu können, sondern auch, weil er etwas weitergeben wollte, das für seine Vorfahren selbstverständlich gewesen war: die Liebe zu Pferden. Früher waren Pferde aus dem traditionellen Leben der Lakota nicht wegzudenken gewesen. Sein Volk hatte sie als Packtier, für die Jagd und für den Krieg genutzt. Ein Krieger hatte eine enge Bindung zu seinem Pferd, es war ein Teil seiner Familie. Er musste sich in jeder Situation auf sein Pferd verlassen können, oder er war tot. Diese Bindung entstand durch jahrelange geduldige Arbeit. Nur so bildeten sich gegenseitiges Vertrauen und Respekt. Ein solches Pferd war kostbar. Heutzutage nannte man es Horsemanship. Viele wollten es lernen, doch nur sehr wenige beherrschten diese Kunst. Josh hatte sich über die Grenzen des Reservates hinweg einen Namen gemacht. Etliche Kunden von außerhalb brachten ihm ihre Tiere zur Ausbildung und nahmen nicht selten selbst Unterricht. Davon konnte er ganz gut leben und sich seinen Traum von der eigenen Pferdezucht erfüllen. Diese Tiere waren sein Leben, seine Arbeit und seine Familie. Mehr brauchte er nicht. Sein Blick wanderte von den Stiefeln hinüber zur Weide, wo die ersten Fohlen des Jahres zwischen ihren Müttern herumtollten. Sein Ärger verflog, und er lächelte.

Pine Ridge statt Pina Colada

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