Читать книгу Vampire Island - Die dunkle Seite des Mondes (Band 1) - Katja Piel - Страница 8

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Kapitel 3

Vor mehr als zwei Stunden hatte Gordon das neue Mädchen nach Hause geschickt. Er war mehr als zufrieden mit seiner Wahl. Sie war sexy, beweglich und ehrgeizig. Genau den Typ Frau, den sie im Club brauchten. Zora saß neben ihm, nippte an ihrem Drink, einem Moet Golden Glamour, und stellte das Glas auf den niedrigen Tisch vor ihnen ab. »Hübsches Ding, Gordon«, stellte sie fest, zog aus einem kleinen Täschchen eine Puderdose und klappte sie auf. »Sie steht auf dich.«

»Wer tut das nicht?« Er grinste und wich ihrer Hand aus. Zora tupfte sich mit der Puderquaste über die Nase und Wangen und klappte das Döschen wieder ein. Sie blickte ihn an. Zora war eine wunderschöne Frau. Sie vereinte die Wildheit einer Sinti mit dem Glamour einer Königin. Doch Zora war eben Zora. Und leider hatte es zwischen ihnen nie gefunkt, obwohl er wusste, dass sie ihn begehrte. Sie begleitete ihn schon sehr lange, war ihm eine unersetzliche Hilfe im Club. Mehr als einmal hatten sie es miteinander versucht, doch Gordon konnte keine ewige Beziehung eingehen mit einer Vampirin, wenn er nichts fühlte. Er wollte eine Beziehung, wie seine Eltern sie hatten. Die prickelte, die Spaß machte, in der man sich aufeinander verlassen konnte. Man konnte sich auf Zora verlassen. Aber es fehlte das gewisse Etwas.

»Ich meine es ernst, Gordon. Das kostet dich nochmal den Hals. Sei nicht immer so freundlich zu ihnen. Sie machen sich Hoffnung. Du hörst nicht, was ich höre, wenn sie über dich reden.«

»Sie wollen sowieso nur das Eine von mir.«

»Dein Geld.«

Er tat entrüstet, hob die Hände. »Meinen Körper natürlich.«

Zora schmunzelte, schüttelte den Kopf, nahm ihren Drink und stand auf. »Du bist ein Kind, Gordon.« Sie strich ihm über den Kopf und gab einen sanften Kuss auf sein Haar. »Pass auf dich auf.«

»Ja, Tante Zora«, murmelte er.

Die Mädchen waren Menschen. Und sie waren verboten. Er durfte von ihrem Blut trinken, sie aber nicht töten. Er durfte mit ihnen schlafen, aber sich nicht verlieben und eine Verbindung eingehen. Er durfte sie wandeln, aber nicht für den Zweck, zusammenzubleiben. Abgesehen davon wollte Gordon das auch nicht. In den letzten tausend Jahren hatte er sich noch nicht einmal für einen Menschen interessiert. Er lebte unter ihnen, respektierte sie, aber noch kein weiblicher Mensch hatte sein Interesse geweckt, sein Blut in Wallung gebracht. Nein. Die Mädchen durften ihn gerne anhimmeln. Wenn er ehrlich war, mochte er es. Er mochte seine Mädchen.

Jemand setzte sich neben ihn und er musste nicht hinsehen, um zu wissen, wer es war. Shane. Sein Bruder und Mitinhaber des Clubs. Sein völlig chaotischer und nicht verlässlicher Bruder. Es war kaum zu glauben, dass sie verwandt waren. Wo Gordon stets zuverlässig, ehrgeizig und integer war, hatte Shane nur Flausen im Kopf. Dass Shane fünfhundert Jahre jünger war, war keine Entschuldigung für sein unvernünftiges Verhalten.

»Nun, Shane? Lässt du dich auch mal wieder hier blicken?«

»Du bist doch da. Reicht doch, oder?«, lautete seine schnodderige Antwort. Gordon blickte ihn nun an. Shane hatte sich in der Ledercouch zurückgelehnt, die Beine von sich gestreckt und beobachtete die Menge, die unten im Club tanzte. Gordon schmunzelte. »Ja, ich bin da. Du solltest mit dem Zeug aufhören.« Er zeigte auf Shanes Augen, die weit geöffnet waren. Die Pupillen waren winzig klein.

Mit den Händen trommelte Shane auf die Sitzfläche der Couch. »Warum? Wir sind unsterblich.«

Gordon schüttelte lächelnd den Kopf. Er würde sich nicht ändern. Im Gegensatz zu ihm sah Shane eher aus wie ein Beachboy und passte auch perfekt nach Ibiza. Blond, blaue Augen, groß und sportlich. Seine Haare trug er kurz. Gordon wusste, dass er jede Nacht eine andere vernaschte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Blutsaugen war eine sehr erotische Angelegenheit. Für den Vampir wie auch für den Menschen, der sich für gewöhnlich nicht daran erinnern konnte. Die kleine Wunde am Hals wurde mit Vampirblut versiegelt und war danach nicht mehr sichtbar.

Seine Gedanken um seinen Bruder wurden durch das Vibrieren seines Handys unterbrochen. Er zog das Handy aus der Hose und sah die Nummer seines Vaters auf dem Display. Was wollte sein Vater von ihm? In den letzten Jahren hatte er ihn vielleicht zehnmal auf dem Handy angerufen. Wenn es hochkam.

»Vater?«

»Wir haben ein Problem.« Victor klang gehetzt.

Gordon setzte sich angespannt auf. »Was ist passiert?«

»Der Mond hat sich blutrot verfärbt.«

Er hätte mit allem gerechnet. Mit allem … nur nicht damit.

Vampire Island - Die dunkle Seite des Mondes (Band 1)

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