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Frauenheld in Knickerbockern

Wenn einer ein Frauenheld ist, dann Hans. Hans ist 75, mein Nachbar und definitiv sportlicher als ich. Hans steht mit den Vögeln auf und wandert auf den Säntis. Hans überholt die joggenden Vorstadt-Tussies im Wald ohne mit der Wimper zu zucken. Hans radelt mit Velohelm und roten Wangen durchs Tösstal. Und Hans sucht eine Frau. Per Internetanzeige und Zeitungsannonce. Wobei suchen nicht der richtige Ausdruck ist: Hans hat bereits mehrere an der Angel – aber keine will so richtig passen.

«Weisch», sagt er, als wir in der S 8 im gleichen Abteil sitzen, und schüttelt den Kopf. «Weisch, die eint hätt so vill Rächtschriibfähler gmacht i ihrem Brief ... das isch nüt.»

Ich nicke verständnisvoll.

«Und die ander, die isch mir eifach z’rund.»

Ich ziehe den Bauch ein.

«Und die vo Züri ...»

«Michelle?», frage ich.

«Nei, di ander, d’Chantal, die redt so vill!»

Hans leidet, das merke ich ihm an. Und da sagt er es selber: «Das isch en Seich mit dene Fraue.»

Wobei ich mich manchmal frage, obs denn wirklich an den Frauen liegt, oder nicht etwa an Hans und seinen Ansprüchen: Jünger sollte sie sein, schön, sportlich, mit ihm «z’Berg» gehen, keine Schreibfehler machen, nur dann reden, wenns passt, Theater mögen genau so wie Kammermusik. Und sie sollte bei ihm einziehen wollen. Irgendwann.

«Aber scho nonig jetzt!»

Wenn Hans aber mal Lunte riecht, dann wird er zum Schlitzohr. Wie bei Silvie. Als sie Geburtstag hatte neulich, hat er ihr Blumen vorbeigebracht.

«Ich has eigentlich wele in Milchchaschte legge», gibt er zu. «Das i nöd mues rede!»

Aber?

«Aber dänn hani so dringend ufs Hüüsli müesse, dasi halt doch glüütet han.»

Abgefahren! Im Zug mit Katja Walder

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