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Cash and carry, kauft er den vollen Warenkorb

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Sie ist die Königin der Einkaufstaschen. Catch-as-catch-can, er greift zu bei den satten Rabatten. Mehr Konsum, lautet seine Maxime. Er könnte ständig auf dem Bummel shoppen. Der Kauf eines Mantels verschafft ihm einen Orgasmus. Er kauft im Laden mit Ausrufezeichen ein. Er braucht keinen Nippes aus Porzellan, aber er will gerne Nippes aus Porzellan haben. Es ist neu, es ist schön, und das Gut ist gut. Seiner Marke, der »Du darfst«-Cervelatwurst, bleibt er treu. Der Fußballfan kauft das Trikot vom BVB und kriegt noch Geld für seinen guten Geschmack heraus. Er kennt die Lust, Shopping und »Pretty Woman«, er kennt den Rausch, Shopping und Pilsener Bier. Des Biedermannes Konsum ist innovativ. Der Ausverkauf hält viele Knüller bereit. Keiner ist bei den Versuchungen des Konsums abstinent, keiner ist gegen sie immun. Der Konsumladen düst und heizt. Wenn die Sonderangebote starten, stürmt er den Supermarkt. Die Putzfrau hat heute eine Badewanne, der Fürst im Mittelalter hatte einen Badezuber. Er verkauft sich als Dolce & Gabana und ist C&A. Die Marke mit den drei Streifen ist sein Markenzeichen. Er pflegt das Image des Produktes. Der Nepp versilbert ein Blech. Wer etwas anschafft, der hat was, und der Reiche hat mehr als der Arme, und der Ehemann und Familienvater hat mehr als der Einsame. Alles ist im Doppelpack und doppelt gemoppelt nicht einfach. Was ist er, Markenartikel, Luxusgeschöpf oder Ramsch? Dem Ausschuss folgt der Ausschluss. Die Ware ist die Ware, und der Mensch ist die Ware. Was hier überfließt, fließt dort ab. Man reduziert ihn auf sein Äußeres, sein Foto, sein Fotoshooting, weil man nur die Oberfläche kennt. Die Seele wird verdinglicht, wie seine Wünsche sich im Konsumgut verdinglichen. Der Kult ums Ego übertönt die Stimme Gottes. Das Mädel bietet sich auf dem Markt an, damit der Bursche nachfragt. Die Werbung quatscht den Kunden an, das Dingsbums zu kaufen. Die Reklame macht Rabatz bei dem Rabatt. Die Auslage lockt wie die lockende Locke. Die Werbetrommel, die Public Relations, die Medienpräsenz sind zu einer Verkaufsförderung da. Die Werbung macht dem Satten den Appetit. Mit den Werbeanzeigen und den Werbespots kann man die Straße pflastern. Die werbewirksame Formel ADHC wird für Attraction, Desire, Happy Faces, Cheapskate aufgestellt. Wer die lauteste Werbung ist, ist die Kanone. Kauft euch nicht irgendeinen Ketchup, kauft den Heinz-Tomatenketchup! Der Gesichtseimer verpackt sich attraktiv. Der Werbegag und der Sex-Appeal appellieren. Die Nervosität ist die Volkskrankheit, und das Nervenbündel regt sich auf, wie die Reklame anregt. Die Werbung schwatzt auf und tischt Lügen auf, die Cervelatwurst mit Nitritpökelsalz, E 250, Farbstoff und Antioxidationsmittel zugesetzt, ist lecker. Der Verbraucher ist so manipuliert, dass er gentechnisch manipulierte Tomaten schmatzt. Der Werbefilm stellt das glamouröse Hollywood zur Schau. Die Werbung blendet Sidolin, den Fensterreiniger, der die Fenster glasklar und streifenfrei reinigt, ein und blendet die Models, die Promis und die Behinderten aus. Die Selbstdarstellung eurer Besonderheit ist das Schmierentheater. Die Propaganda ist die Kunst für die Proleten.

Gebrochen, zerbrochen, der Bruch

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