Читать книгу Gebrochen, zerbrochen, der Bruch - Katrin Eichmann - Страница 8
Wenn ich von der Maloche höre, bin ich der Drückeberger
ОглавлениеNur kein Stress, Kumpel, erst mal locker, Chef, ich schludere, ich trödele, ich verzapfe Quatsch und mache einen Krankenschein. Ich ratze lange in der Poofe, ich brühe eine Tasse Jacobs-Kaffee auf, ich schmökere in der Bild-Zeitung, ich gehe mit dem Bello Gassi und ich wittere ein wunderschönes Leben. Ihr hottet und lebt zu wenig, Leute. Statt des Arbeitslebens und der Arbeitskraft ziehe ich das Powerplay des Lebens auf. Ich schreie ein dreifaches Hipphipphurra und lasse die Stütze hochleben. Ich bin von der Sozialhilfe abhängig wie der Junkie vom Stoff. Die Null hat keine Arbeit, null Komma nichts. Mein Magen ist bedürftig. Die kümmerliche Armut ist der Kummer. Ich bin geschieden, allein erziehend, arbeitslos, vegetiere und lebe kärglich und friste ein ärmliches Dasein. Die Sozialhilfe ist wie der Puffer, der Stoßdämpfer zwischen Eisenbahnwagen. Ich gehe stempeln. Ich beantrage die Hilfe zum Lebensunterhalt, HLU. Der Sozialhilfeempfänger ist der Penner. Das Worken ist für den Lebensunterhalt, das Relaxen für die Hilfe zum Lebensunterhalt. Warum ist es weniger wert, wenn ich mich als Bummelant sonne anstatt Tragriemen zu ziehen? Der am Existenzminimum fährt in einem Abteil zweiter Klasse. Ihr schickt mich in die Wüste und sperrt mir die Bezüge und die sozialen Leistungen. Ich habe ein Loch im Geldbeutel. Ich bin abgebrannt, ich bin blank, ich bin pleite. Die Stütze sichert mir meine wackelige Existenz. Das Almosen verbrate ich. Mit dem Geld komme ich gerade eben noch aus und über die Runden. Die Obdachlosen, die Sozialhilfeempfänger und die Rentner lungern herum und halten die Hand auf. In der Bude, wo die Armut wohnt, da blättern die Farbe und der Putz ab. Meine Kleider, Möbel, Hausrat sind vom Trödelmarkt der Trödel. Ich kaufe secondhand und gebraucht. Ich lebe von der Hand in den Mund. Der Arme ist der Abstinenzler und der Veganer. Außer der Kniffte habe ich mir alles verkniffen. Die dreistündige Gehirnakrobatik und ein Vollkornbrot genügen zum Leben. Ich mache es selbst, do it yourself. Ich muss sparen und den Gürtel enger schnallen. Ich kann mir nicht mehr als die Leiste leisten. Ich bin das No-Name-Produkt. Ich schäme mich des billigen Sweaters, wie er keine Scham im Leibe hat. Wer nicht zu vermitteln ist, der hat keine Mittel. Mehr als Jobben ist nicht drin. Meine Finanzen haben die galoppierende Schwindsucht. Ich nehme die gebückte Stellung ein. Die Armut kauft 500 g I a Leberwurst bei Aldi für nur 0,99 €. Der Sozialstaat fängt mich auf. Dufte, fürs Gammeln kriege ich auch noch blaue Fliesen. Alle an die Schippe, schreit die arbeitende Bevölkerung. Ordentlich ranklotzen, ich bin kein Heino. Nicht mit mir, meine Herren, ich steige aus. Das Recht auf Arbeit, habt ihr ein Ei am Brodeln, das Recht auf Faulheit. Das Arbeitslosenheer bietet sich auf dem Arbeitsmarkt feil. Das Geld geht drauf, und es muss woher kommen, ich habe es von der Arbeit oder von der öffentlichen Fürsorge. Wer die Arbeit los ist, der hat seinen Feierabend. Ich bessere mir mein Arbeitslosengeld durch Schwarzarbeit auf. In der Wohlstandsgesellschaft erlebt der Wohlfahrtsempfänger den sozialen Abstieg. Ich gehöre nicht zu den Überschäumenden. Auf der Behörde, auf dem Arbeitsamt reiche ich den Stapel Papier, die Formulare, die Ausweise, die Bescheinigungen ein, und ich habe den Papierkrieg, den Amtsschimmel und die Behördenmühle, und es ist der Umstand, wie in anderen Umständen zu sein. Wer dämlich fragt, dem gebe ich Bescheid, ich arbeite nicht, weil ich einen argen Bandscheibenvorfall habe. Wer tüchtig ist, ist nicht arbeitslos. Wer nichts kann, den kann niemand gebrauchen. Die Steuerzahler halten für den Sozialschnorrer ihre Knochen hin. Der Arbeitslose hat kein Niveau. Der schwule Sozialhilfeempfänger ist dem Ehemann und Papa, dem Angestellten bei Siemens ein rotes Tuch und ein Vorurteil und ein Dorn im Auge. Der Kadi stempelt das Opfer zum Täter. Erwerbstätig zu sein, zu ehelichen und Kinder zu machen sind die selbstgerechten Verhaltensmaßregeln der Gesellschaft auch für dich. Das Rädchen sabotiert das Räderwerk der Gesellschaft. Der Staat hat die Asozialen und die Versager nicht im Griff. Der soziale Wandel muss geschaffen werden. Zeig deinen Gesellenbrief und deine Sozialwohnung, und ihr klickert daher, wer ich bin. Der Agent 008 ist die Doppelnull. Zwei Drittel sitzen in der Wolle, ein Drittel ist aus der Masche gefallen.