Читать книгу Gebrochen, zerbrochen, der Bruch - Katrin Eichmann - Страница 6
Er arbeitet immer und stets und macht den großen Affen
ОглавлениеDer braucht einen Sukzess, um sich zu beweisen, wer er sei. Die Arbeit ist des Workaholics Sucht. Er muss kräftig klotzen. Der Stress stresst ihn sehr, er erstickt in Arbeit. Mit dem Aktenkoffer kommt er sich enorm wichtig vor. Mit dem Diplom hält er sich für überdurchschnittlich schlau. Sein Platz ist nicht auf dem Sofa, sondern auf dem Schreibtischstuhl. Er ist fleißig, er ist tüchtig, er ist dienstbeflissen. Er taugt was, er kann was. Der Yuppie ist der young urban professional, der Karrierist, der Aufsteiger. Er kommt aus dem Managen nicht heraus. Der Schreibtisch ist mit dem PC, der Akte, dem Papier, dem Kugelschreiber, dem Handy, dem Kalender und der Uhr überladen. In seiner Firma für Flansche dreht sich alles um Flansche. Der Streber lechzt nach Erfolg und bleckt die Zähne. Er stellt sich auf die Beine, er stellt es auf die Beine. Er steigt die Stiege hoch. Er bringt sich galaktisch auf den Markt. Der Stress spannt das Pferd an, das trabt. Zack, zack, muss es vorwärtsgehen. Es wird sehr Großes von ihm gefordert, und er fordert sehr Großes von sich. Er ist überfordert, er kann nicht verschnaufen. Er belastet sich gigantisch und seine Gesundheit. Er ist besessen von der Arbeit wie der Fanatiker von der Religion. Er huldigt dem Perfektionismus. Die Zucht, die Sucht nehmen ihn in Gefangenschaft. Bei Überstunden bleibt keine Zeit zum Inlineskaten. Er arbeitet ausschließlich wie die Ausschließlichkeit der Ehe. Er vergleicht sich, und er will mehr und der Oberhäuptling sein. Die Stimulanz ist das große Geld und honoris causa. Der Chef ist der mächtige und der elitäre, kein Popel bei Opel. Er ist chronisch überarbeitet. Das Faulenzen ist nicht seine Sache, sondern die Anstrengung. Der Abteilungsleiter und der Ring am Finger bestätigen das Würstchen. Wenn er als Mann keinen Eindruck schindet, dann wenigstens mit seiner gehobenen beruflichen Stellung. Er sonnt sich in seiner Anerkennung und in seinem Ansehen. Er hat das Auftreten des Schnösels. Das Ergebnis, das dabei herauskommt, ist hervorragend. Er macht das Rennen in 9,58 Sekunden über 100 Meter. Was er öffentlich leistet, leistet er sich privat als die Fehlleistung. Die Lichtgestalt glüht und verglüht. Der Ehrgeiz in den Startblöcken bleibt als das Burnout auf der Strecke. Der Big Boss ist ein kleines Mittel zum großen Zweck, der Kapitalismus, die Produktion, das Bruttosozialprodukt, die Konsumption, der ökonomische Wohlstand. Die Konjunktur unterliegt im zyklischen Wechsel von Perioden des Aufschwungs und des Nachlassens dem Zyklus wie die Jahreszeiten. Er ist auf die Leistung gedrillt wie der preußische Drill. Er arbeitet auf die soziale Position hin. Im Ranking ist er hinter dem Range her. Der Wettkampf selektiert nach Champion und Loser. Acht Riesen auf dem Gehaltsstreifen zählen. Der Herr herrscht und gilt. Der sehr Gute muss besser sein als der Gute. Die pedantische Ordnung ist pedantisch genau wie der Pedell. Nicht gut schneiden der Dödel, der Faule, der Sieche, die Frau beim Konkurrenzkampf ab. Im Wettbewerb streiten sich die Konkurrenten. Die Ellbogengesellschaft kürt den Egoisten zum König. Der Sieger trägt den Lorbeerkranz, der Verlierer die Dornenkrone. Das Ziel zählt und nicht der Lauf dahin, nicht wie es erreicht ist. Der Erste steht als Standbild aus Marmor auf dem Sockel. Der Egoist feiert sich und versagt menschlich. Der Workaholic ist der Lohnabhängige. Er kurbelt den Handel und den Umsatz an. Er kann sich von dem Imperativ, zu arbeiten, nicht lösen. Die Rollenerwartung ist internalisiert. Die Amtsführung steht unter der äußeren und inneren Kontrolle. Die Internalisierung übernimmt Normen, Verhaltensmuster, Wertvorstellungen und gesellschaftliche Vorurteile und verlagert sie in das Innere des Sozialisierten und macht sie sich zu eigen. Der Hund ist abgerichtet. Aus der Konformität, zu arbeiten, wird die Überkonformität, sich zu überarbeiten. Die Soziologie von dem Außenseiter und der Gesellschaft, dem abweichenden und kriminellen Verhalten erklären die Anomie, die Subkultur, die Theorie der differenziellen Assoziation und des labeling approach.