Читать книгу Stumme Zeugen - Katrin Fölck - Страница 7
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„Es tut mir leid. Ich habe schlechte Nachrichten für Sie.“, sage ich, als mir Keith Woodward, der Ehemann der Toten, die Tür öffnet. „Können wir vielleicht ins Haus
gehen?“
„Ist das Mummy?“, höre ich eine helle Kinderstimme, bevor uns im Flur ein kleiner Junge mit blonden lockigen Haaren auf einem Dreirad entgegenkommt. Neugierig kommt er Richtung Eingangstür gefahren und stoppt in unserer Höhe.
Die Erkenntnis, dass da ein Kind ist, das nicht weiß, dass seine Mutter nicht wiederkommt, bestürzt mich. Wie bringt man das seinem Sohn bei, zudem, wenn er noch so klein ist? Ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken und bin froh, nicht in der Haut meines Gegenübers zu stecken.
Ich räuspere mich. Der Kleine umklammert den Oberschenkel seines Vaters und wartet ungeduldig ab, was ich wohl will.
„Haben Sie jemanden, der das Kind kurz übernehmen kann?“, merke ich an.
Rebecca Woodwards Mann dreht sich um und ruft: „Esther, kannst du kurz auf Jessie aufpassen?“
Man hört Schritte, die von der oberen Etage kommen. Eine ältere Frau nickt mir von der Treppe aus zu und beugt sich zu dem Kleinen herunter: „Komm Schätzchen, wir gehen kurz nach oben. Grandma hat noch etwas Leckeres für dich. Du magst doch Schokopudding?“
Ich warte, bis beide verschwunden sind.
„Vielleicht setzen Sie sich besser…“, sage ich und warte, bis der Mann dies auch tut. „Wir haben Ihre Frau gefunden… In Oakton. Sie ist ermordet worden.“
Seine Gesichtsfarbe ändert sich schlagartig. Er ist kreidebleich. Ich lasse ihm einen Moment, das von mir Gesagte zu begreifen. Wenn es überhaupt möglich ist, so etwas zu fassen. Seine schlimmsten Befürchtungen haben sich gerade bewahrheitet. Möglicherweise hat er immer noch gehofft, seine Frau würde unbeschadet zu ihnen zurückkehren. Diese Hoffnung habe ich ihm gerade genommen. Ich weiß, dass es für ihn ein ungeheurer Schock sein muss. Er hat nicht nur seine Frau verloren, sondern auch sein Ungeborenes.
„Sie war doch schwanger…“, kommt es tonlos über seine Lippen. Sie zittern.
„Ihr Verlust tut mir schrecklich leid.“, erwidere ich. „Ich versichere Ihnen, dass wir alles tun werden, um den Mörder zu finden.“
Der große stattliche Mann ist in sich zusammengesunken. Er blickt kraftlos auf. „Können Sie mir das versprechen?“
Die Antwort bleibe ich ihm schuldig. „Fühlen Sie sich dazu in der Lage, Ihre Frau zu identifizieren?“
Er nickt.
„Jetzt?“
Keith Woodward erhebt sich wie in Trance.
„Ich würde Ihnen auch gerne noch einige Fragen stellen.“
Mechanisch geht er zur Garderobe und nimmt seine Jacke vom Haken. Er zieht sie sich über. An der Haustür angelangt, stoppt er plötzlich und ruft hinauf ins obere Stockwerk: „Esther, passt du noch etwas auf Jessie auf? Ich muss nochmal weg.“
Von oben ertönt die Stimme der Frau: „Natürlich, Keith.“