Читать книгу Werwölfe Sammelband - Kayla Gabriel - Страница 8

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Ein Knurren kam aus Lucas’ Schnauze, als seine Pfoten im selben Takt seines Herzschlags auf dem weichen Nadelteppich des Waldbodens aufsetzten. Bens riesiger Grauwolf trabte nur wenige Meter zu seiner Rechten, Walkers gelbgrauer Timberwolf zu seiner Linken. Ben zog an ihnen vorbei und entlockte Lucas und Walker ein einvernehmliches Knurren. Der Grauwolf raste weiter voraus und als sie die Lichtung durchbrachen und die grasigen Hügel erreichten, auf denen ihr Haus stand, legte er unerwartet noch einmal an Kraft und Geschwindigkeit zu.

Ben wurde auf halbem Wege durch den Vorhof langsamer, Lucas und Walker taten es ihm gleich. Sie alle machten Halt, setzten sich und ließen ihre Zungen heraushängen.

Lucas fragte sich, warum sie nicht jedes verdammte Wochenende hier oben verbrachten. Das weitläufige Anwesen lag in den Blue Ridge Mountains versteckt, ungefähr zwanzig Minuten außerhalb von Asheville, North Carolina. Mit atemberaubenden, kiefernbedeckten Hügeln so weit das Auge reichte, winzigen Bächen mit kristallklarem Wasser und kaum Menschen weit und breit … es war eine Art Wolfsparadies.

Das Haus an sich war bereits außerordentlich, mit Wänden aus Glas und Zedernholz, die in den Himmel ragten und sechshundertfünfzig Quadratmetern, die sich auf drei Etagen verteilten und dennoch von der hochragenden Kieferkulisse in den Schatten gestellt wurden. Lucas hatte einen Pool und eine Grotte einbauen lassen, sozusagen als Wink an Hugh Hefners verschrobenes Genie.

Lucas stand gähnend auf und schüttelte seinen Pelz aus, ehe er die Gestalt wechselte.

“Ich bin am Verhungern,” sprach Ben und lief splitterfasernackt die Stufen der Veranda hoch. Er ging direkt in die Granit- und Edelstahlküche und machte sich am Kühlschrank zu schaffen.

“Wie wär’s, wenn du dir erstmal eine Hose anziehst, bevor du das Essen anrührst?” murrte Walker.

“Du bist doch nur sauer, weil ich schneller war,” stichelte Ben, als er ein paar Sandwichs aus dem Kühlschrank holte und sie auf den Tresen warf.

Lucas las seine Kleider vom Boden auf. Er war lässig gekleidet, mit eng geschnittenen Jeans und einem grauen Karohemd, für das die Frauen ihm oft Komplimente machten. Keine Schuhe, denn Wölfe kamen mit ein paar Stöcken und Steinchen unter der Sohle ziemlich gut zurecht.

“Wenn du ein Sandwich machst, dann mach gleich mehrere,” sprach Lucas. “Mit doppelt Fleisch.”

Ben schnaubte, machte sich aber an die Arbeit und ein paar Minuten später lungerten alle drei, Sandwich in der Hand, wieder komplett bekleidet in ihrem überdimensionierten Bau. Ben, er war bei Weitem der häuslichste der drei, brachte sogar Teller, Bier und Servietten. Sie aßen schweigend.

Als Lucas gerade sein Sandwich herunterschlang, klingelte sein Telefon. Einmal. Zweimal. Ein drittes Mal.

“Scheiße, das muss unser Mann sein,” sprach er und sprang auf, um sein Telefon vom Küchentresen zu schnappen. Das Klingeln verstummte und er blickte stirnrunzelnd auf sein Telefon. Als er sich umwandte, blickte er in zwei überaus selbstgefällige Gesichter.

“Was?” sprach er.

“Jemand ist aufgeregt,” verkündete Walker.

“Sollte dieses Weibchen auch nur ansatzweise mitbekommen, wie Luc sie gestalkt hat, dann wird sie das Weite suchen,” sprach Ben und lachte.

“Oder schlimmer. Sie wird ihn um den Finger wickeln. Lucas wird ihr Fotzenknecht werden,” sprach Walker und grinste. Die Vorstellung gefiel ihm offensichtlich.

“Halt’s Maul. Ich bin wuschig und sie ist scharf, das ist alles. Abgesehen davon werde ich der einzige sein, der ihr irgendetwas über mich verklickert, denn ihr beide werdet euch verdünnisieren, wenn ich mit ihr rede. Klar?” erklärte Lucas und warf ihnen einen eindringlichen Blick zu.

“Ich möchte sie wenigstens kennenlernen,” sprach Ben und grinste. “Wenn sie dermaßen toll ist. Wir alle sollten eine Chance bei ihr bekommen.”

“Ich bin der Boss in dieser Truppe und ich muss den ersten Deal besiegeln. Danach werden wir sehen. Einverstanden?”

Ben rollte mit den Augen und nickte, Walker zuckte nur die Achseln. Es überraschte kaum, Walker spielte zwar mit, aber der Plan hatte ihn im Grunde kaltgelassen. Lucas konnte es kaum erwarten eine Frau für den Harem zu finden, die Walker von den Socken hauen würde. Dann würde er schon sehen, wer zuletzt lachte.

Draußen waren schwere Reifen auf Schotter zu hören und Lucas fühlte sich zum Eingang hingezogen. Ben und Walker folgten ihm auf dem Fuß, die Neugierde war schließlich stärker.

Lucas schob die Glastür auf und trat auf die Veranda, um das Gefolge zu begrüßen. Das grelle Morgenlicht blendete und er hielt sich die Hand über die Augen, als er zusah, wie mehrere enorme Menschen aus dem Wagen stiegen. Ihm war nichts anderes übriggeblieben, schließlich würde er einem Pack Wölfe niemals mit einem begehrenswerten Weibchen wie Aurelia trauen.

Einer von ihnen öffnete die Hintertür und machte dem Passagier auf dem Rücksitz ein ungeduldiges Zeichen. Ein langer Moment verging, in dem Lucas die Tür beobachtete und ihm der Atem stockte.

Zwei schlanke Beine kamen zum Vorschein, gefolgt von einem perfekt gerundeten Torso. Schließlich tauchte Aurelias kupferfarbener Lockenschopf auf, wie Honigfeuer unter der Sonne. Sie trug enge, ausgefranste Shorts, rote Cowboystiefel und ein durchsichtiges gelbes T-Shirt. Eine große schwarze Sonnenbrille verschleierte ihr Gesicht, aber die unverwechselbare Herzform und die kecke Nase waren sichtbar. Volle rosa Lippen, die einfach nur sündhaft aussahen und sicherlich alles zerstörten, womit sie in Berührung kamen.

Und jetzt blickte sie zur Veranda auf und checkte ihn aus. Der Rest der Welt schien wie ausgeblendet, die Bäume und Berge waren verblasst. Ihre Lippen verzogen sich zu einem herausfordernden Grinsen.

Lucas schluckte und strich mit den Händen über seine Hemdfront, sein Puls pochte vor Aufregung. Da war sie, nur eine Unterhaltung davon entfernt sich unter ihm drunter wiederzufinden. Er würde sich in ihr vergraben und das wahnwitzige Verlangen stillen, das ihn plagte. Und sie würde zu ihm gehören, sodass er sie genießen könnte, wann immer er wollte.

Sein Wolf erhob sich und war erfreut über die Aussicht auf Aurelia.

Sie stieg die Treppen hinauf, ihre Cowboystiefel stellten ihre nackten, blassen Beine zur Schau. Zwei der Männer folgten ihr mit einem einzigen, abgenutzten Koffer voll Habseligkeiten.

“Aurelia,” sprach Lucas und musterte sie. Er mochte die Art, wie ihr Name über seine Zunge rollte.

Sie hielt an, stellte sich breitbeinig hin und spannte die Schultern an. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und musterte ihn unverhohlen.

“Deinetwegen bin ich also hier?” sprach sie nüchtern. Ihr Akzent entsprach so gar nicht dem süßen südlichen Näseln, das er von einem Texas-Girl erwartet hatte. Er hatte eine stark neuseeländische Note, was ihn überraschte.

“Ja,” erwiderte Lucas.

“Diese Männer haben mich von der Straße gezerrt. Sie haben nicht gesagt, wo sie mich hinbringen, oder warum. Ich war sechsunddreißig Stunden unterwegs und keiner von ihnen wollte auch nur mit mir reden. Sie haben nur immer wieder gesagt, dass Lucas Kiern mich sehen will.”

“Ich nehme an, dass sie dich gut behandelt haben?” wollte Lucas wissen und sein Blick wanderte zum Chef des Teams.

“Wir haben sie auf der Straße aufgelesen, kurz bevor vier bewaffnete Männer sie umzingelt hätten. Wir haben gesehen, wie sie sie in eine Ecke gedrängt haben und haben erst eingegriffen, als klar war, dass sie in der Falle saß,” sprach der Mann und zuckte die Achseln.

“Sie waren nicht zimperlich,” sprach sie und machte ein wütendes Gesicht.

“Sie haben das getan, was ich von ihnen verlangt habe,” erwiderte Lucas. Er blickte zu den Männern und machte ihnen ein Zeichen, dass sie gehen konnten.

Aurelia drehte sich um und blickte ihnen nach, als die Männer zurück zum Wagen gingen und davon fuhren.

“Das ist alles?” wollte sie wissen. “Sie liefern mich hier einfach ab, ohne eine Erklärung, was ihr überhaupt mit mir vorhabt?”

“Du traust ein paar Menschen eher, als dreien deiner eigenen Art?” sprach Walker und sträubte sich.

“Sieh an, es kann reden!” sprach Aurelia und klatschte einmal mit den Händen. “Wer seid ihr beide dann? Die Betas?”

“Wir sind kein Rudel,” warf Ben ein.

“Oh, einsame Wölfe, die einfach zusammenarbeiten. Was für eine Vorstellung. Das hier wird echt immer besser,” schnappte sie.

“Aurelia, das ist Ben, und das ist Walker. Wir kennen uns schon lange,” erklärte Lucas.

Aurelia verschränkte die Arme und drückte die Hüfte durch. Die Geste war typisch für Texas und entlockte Lucas ein Lächeln. Das bodenständige Mädchen existierte noch irgendwo da drin.

“Was nun? Warum bin ich hier?” fragte sie mit versteinerter Miene.

“Komm erstmal rein. Walker und Ben werden sich zurückziehen und du und ich werden uns unterhalten,” sprach Lucas. Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern machte kehrt und scheuchte seine Kumpels wieder rein. Genau wie sie es versprochen hatten, gingen sie direkt in ihre Suiten. Lucas führte sie in den Bau.

“Hast du Hunger? Durst?” fragte er, damit sie sich entspannte.

“Nein,” schnappte sie.

“Setz dich,” bot er an und deutete auf die schwarzen Ledersofas. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu, wählte aber eine Ecke des Sofas und nahm Platz. Lucas ließ ihr etwas Raum und setzte sich aufs andere Ende. Sie waren jetzt drinnen und er konnte sich nicht davon abhalten ihren Duft aufzuschnappen. Neben dem Geruch von Menschen und Kerosin von ihren Reisen konnte er Noten von Hibiskus und Verbena auf ihrer Haut ausmachen. Sein Wolf fing regelrecht an zu japsen und bettelte darum, dass er tiefer einatmete und diesen Geruch einsog.

Sie rührte sich unbehaglich und schaute sich um, was ihn daran erinnerte, dass er ihr besser eine Erklärung bot, ehe sie gänzlich die Flucht einschlug.

“Ich möchte dir einen Deal anbieten,” sprach er und brachte es gleich auf den Punkt.

“Einen Deal?” fragte sie und lenkte ihren azurblauen Blick auf ihn. Aus der Nähe konnte er sehen, dass ihre Augen einen kupferbraunen Schimmer hatten, genau in derselben Farbe wie ihre langen Locken.

“Relative Freiheit. Eine Rückkehr in die Staaten,” erklärte er.

Überraschung machte sich auf ihrem Gesicht breit, aber sie bemerkte es sofort und fing sich wieder ein. Ihre Selbstbeherrschung beeindruckte ihn.

“Ich bin hier in den Staaten, oder nicht?” antwortete sie. “Irgendwo an der Ostküste.”

“North Carolina,” räumte er ein. “Aber das habe ich nicht gemeint. Ich meinte eine dauerhafte Lösung für dein Problem.”

“Mein Problem? Und was genau weißt du alles über mich und meine Probleme?”

Lucas hielt inne, er versuchte die richtigen Worte zu finden.

“Ich weiß, dass du verfolgt wirst. Regierungsbehörden, Großkonzerne … du hast dir viele Feinde gemacht und jetzt, da du verwundbar bist, haben es alle auf dich abgesehen. Irgendeiner davon wird dich erwischen, dir wahrscheinlich wehtun und dich dann dem Höchstbietenden überlassen.”

“Ich bin nicht verletzlich!” schnappte sie und sprang auf die Füße. “Ich bin sehr gut alleine klargekommen.”

Sie verschränkte die Arme und marschierte durch den Bau. Die Bewegung schien ihre Wut zu lindern.

“Der Mensch hat die Wahrheit gesagt. Wahrscheinlich hätten sie dich kurz danach geschnappt. Bis jetzt hast du dich gut geschlagen, ja. Du bist in einer riesigen Stadt in einem Drittweltland abgetaucht und dazu noch in einem kommenden Hackerparadies. Das war clever. Aber auf dich wurden zu viele Kopfgelder ausgesetzt und du wirst dich nicht retten können, egal wie clever oder schnell du bist. Es ist zu viel Geld im Spiel, zu viel Blut im Haifischbecken,” führte Lucas aus.

“Das ist es also? Du bist ein Kopfgeldjäger, der auf seine eigene Spezies Jagd macht?” sprach sie, ohne ihn anzublicken. Sie marschierte weiter hin und her. “Du willst mich ausliefern, mir einen Gnadendeal oder so aushandeln?”

“Nein. Das würde nicht mal ansatzweise deine Probleme lösen. Wenn du zum Staatsanwalt gehst und um eine Verständigung bittest, dann würde diese nur eine der vielen Parteien ansprechen, die dich verfolgen und die wollen dich wahrscheinlich im Knast sehen. Das wäre nur eine Verschwendung deiner Talente. Deiner Schönheit.”

Darauf blieb sie stehen, ihr Blick sprang zu ihm.

“Meine Schönheit? Soll dieser Deal eine Art Anmache sein?” fragte sie entsetzt.

“In gewisser Weise schon. Ich gebe zu, ich habe dich ausfindig gemacht. Dich beobachtet, deine Vergangenheit durchleuchtet. Du bist interessant, Aurelia. Aus mehreren Gründen, aber bleiben wir einfach dabei, dass du zu meiner Art gehörst und dazu noch total umwerfend bist … das hat definitiv dazu beigetragen, dass du es bis ganz oben auf meine Liste geschafft hast.”

“Und wie kommt es, dass du Listen aufstellst und Deals anbietest?” fragte sie.

“Ich bin Geschäftsführer von Lunacorp,” sprach er. Wie erwartet erkannte sie den Namen sofort. Sie musste lächeln.

“Ich wusste, dass Lunacorp von Wölfen geführt wird,” sprach sie leicht triumphierend. Kurz darauf verflüchtigte sich jedoch ihr Lächeln.

“Du bist also der Boss. Was bringt mir das?” wollte sie wissen.

“Wie du weißt, ist Lunacorp in den vergangenen Jahren exponentiell gewachsen. Wir haben mehr Geld, als wir jemals ausgeben könnten, als unsere Enkelkinder jemals ausgeben könnten und wir langweilen uns. Wir sind einsam. Von Menschen umgeben und von anderen Wölfen isoliert. Das möchten wir gerne ändern.”

“Wir? Wer sind bitteschön wir?”

“Ich bin der Federführer, wenn man so will. Aber Ben und Walker befinden sich auf demselben Weg wie ich und sind genauso isoliert. Wir haben nur uns drei.”

“In den Staaten gibt es tausende Wölfe. Du könntest einfach nach New York fliegen und etwas sagen. Hunderte Weibchen würden sich dir an den Hals werfen und sich um deinen Lifestyle reißen. Ich aber … ich bin in Indien. Ich werde gesucht. Warum ausgerechnet ich?”

“Wie gesagt, deiner Talente wegen. Und wegen deiner Schönheit.”

“Dann spuck es aus,” sprach sie. “Wie lautet dein Angebot?”

Lucas nickte, er leckte sich die Lippen.

“Ich will dich. In meinem Haus, hier. In meinem Bett. Ich möchte dir eine Reihe an Verträgen anbieten. Einen für deine Computerkenntnisse. Damit du mit Ben zusammenarbeitest und neue Programme entwickelst. Einen Vertrag, um meine Geliebte zu sein, oder eine davon. Ich möchte mehreren Weibchen diese Art von Deal anbieten, einen Deal, der ihnen zugutekommt und mich oder einen der anderen Jungs involviert. Wir wären nicht exklusiv, es sei denn, es ergibt sich ganz von selbst.”

“Du willst mich mit ihnen teilen? Sie könnten sich nehmen, was immer sie wollten, wann immer sie wollten?” sprach sie neugierig und beleidigt zugleich.

“Du könntest mit ihnen anbandeln oder nicht. Deine Wahl. Im Vertrag wird nur festgelegt, dass du bei mir bleibst und dass ich dich verführen darf.”

“Und was würde dabei für mich herausspringen?”

“Ich sorge dafür, dass deine Kopfgelder widerrufen werden und dass jede Organisation, die hinter dir her ist, auf andere Weise zufriedengestellt wird. Nach Ende deines Vertrags könntest du dich frei in den USA bewegen. Du wirst nie in einer Gefängniszelle einsitzen. Und solange du mit mir zusammen bist, wirst du alles bekommen, was du begehrst. Kleider, Schmuck, Wellness, was immer du willst. Zugang zur neuesten Technologie, ich weiß, dass dir das gefehlt hat.”

Aurelia musterte ihn, ging zur Couch zurück und setzte sich.

“Und wenn ich ablehne? Was, wenn ich meine Tasche schnappe und verschwinde?” fragte sie und neigte den Kopf zur Seite.

Lucas griff in seine Hosentasche und holte sein Smartphone raus. Er öffnete die Fotogalerie und reichte ihr das Telefon. Zu sehen waren dutzende Bilder von ihrem Bruder, ihrer Schwägerin und den beiden Kindern.

Aurelia atmete scharf ein. Wut brodelte so rasant in ihr auf, dass sein Wolf ihre Emotionen wahrnahm.

“Du wagst es, meine Familie zu bedrohen?” hisste sie und hielt ihm das Handy hin. Das Foto zeigte ihren Bruder Edgar, wie er seine kleine Tochter auf dem Arm hielt.

“Nein, du verstehst nicht. Ich habe diese Fotos vom Laptop eines Polizeiagenten in Dubai kopiert.”

Aurelia beruhigte sich leicht und biss ihre Lippe.

“Ich war sicher, dass ich unsere Verbindung vergraben habe. Ich habe monatelang jeden digitalen Hinweis gelöscht, der zeigte, dass wir uns je begegnet waren,” flüsterte sie, als sie durch die Fotos scrollte.

“Leider ist er ein Softwareingenieur bei einem führenden Tech-Unternehmen und ihr habt denselben Namen. Abgesehen davon und der Tatsache, dass er weiter über dich redet und deinen vollen Namen benutzt … kannst du ihn unmöglich verstecken,” erklärte Lucas höflich.

“Wenn ich also nein sage, dann wirst du ihnen meinen Bruder ausliefern?” fragte sie.

“Nein, ganz und gar nicht,” sprach Lucas und rückte näher. Er streckte die Hand aus und hob ihr Kinn, sodass sie ihm in die Augen blickte.

“Nehmen wir an, du bist einverstanden und deine Schulden werden beglichen. Genau das biete ich dir an, zusammen mit einem ständigen Security-Team für deinen Bruder und seine Familie. Solange du bei mir bleibst, wird ihm niemand Schaden zufügen können, um so an dich heranzukommen.”

Aurelias Lippe bebte, ihre Hände zitterten leicht, als sie das Telefon auf dem Sofa ablegte.

“Werde ich meinen Bruder sprechen können?” fragte sie.

“Wir können ihn für einen Besuch herholen. Wenn dein Vertrag vorbei ist, kannst du dir in seiner Nähe ein Haus kaufen, wenn du möchtest.”

Aurelia entzog sich seiner Berührung und presste den Handrücken an ihr Auge. Sie fuhr mit den Händen über ihre von der Reise zerdrückten Haare, atmete tief ein und machte den Rücken gerade. Fast musste Lucas lächeln, als er beobachtete, wie sie ihre Haltung ausrichtete, um eine Entscheidung zu treffen.

Sie blickte ihm in die Augen, dann reichte sie ihm die Hand.

“Einverstanden,” sprach sie mit gestählter Stimme.

Lucas nahm ihre Hand, er schätzte ihren festen Griff. Die Berührung ließ seinen Wolf hervorkommen, der sich überaus für die atemberaubende Frau interessierte.

“Wenn das so ist,” sprach er. Er ließ ihre Hand los, beugte sich vor und atmete ihren Duft ein. Er konnte ihre Wölfin spüren, ihre wachsende Aufgeregtheit und Unruhe, das Flattern ihres Herzschlags in seiner Nähe.

Seufzend atmete er aus.

“Ich muss zugeben, mein Wolf steht auf dich,” sprach er mit einem Grinsen.

Aurelia schenkte ihm ein unsicheres Lächeln und Lucas wurde klar, dass sie überwältigt und müde war.

“Na schön. Wir werden Folgendes tun,” sprach er und übernahm wieder die Kontrolle. “Ich werde dir dein Zimmer zeigen und deinen Koffer bringen. Ich werde dir Essen und den Vertrag bringen. Du kannst schlafen oder ein Bad nehmen. Was immer du willst. Du kannst dir das Kleingedruckte ansehen und mir alle nötigen Fragen stellen …” Er verstummte und winkte mit der Hand.

“Okay,” sprach Aurelia. Sie war sichtlich ermüdet.

“Dann werde ich dich zu unseren Suiten führen.” Er stand auf und reichte ihr die Hand. Sie nahm sie und er zog sie auf die Füße hoch. Statt wieder loszulassen, verschränkte er die Finger in ihre und führte sie zum hinteren Ende des Hauses.

Er führte sie nach oben bis zum Abschnitt, wo zwei Flure waren.

“Du und ich sind auf dieser Seite,” erklärte er ihr. “Mein Zimmer ist ganz am Ende. Zwischen unseren Schlafzimmern gibt es große Bäder und Wohnzimmer, alles miteinander verbunden. Die erste Tür ist für dich.”

Er hielt inne und hob ihre Hand an seine Lippen. Er verpasste ihr einen flüchtigen Kuss.

“Ich verabschiede mich. Dein Gepäck wird in Kürze in deinem Wohnzimmer stehen,” sprach er.

“Ich – ich weiß nicht, wie ich mich dafür bedanken soll,” sprach Aurelia und ihr Duft und leichter Akzent wirkten auf ihn wie ein Schlag in die Magengegend.

“Du wirst dir schon etwas einfallen lassen,” neckte Lucas und schüttelte den Kopf. “Ruh dich aus. Ich warte auf dich, wenn du soweit bist.”

Und so ließ er sie an der Tür stehen. Es fiel ihm wirklich schwer, sie ohne einen richtigen Kuss zu verlassen, aber Lucas war lange genug in der Geschäftswelt unterwegs, um zu wissen, wann es besser war abzuwarten. Er wollte Aurelia, aber mehr noch wollte er, dass sie zu ihm kam. Jetzt musste er einfach nur warten … vielleicht würde er rausgehen und laufen oder im Pool ein paar Runden ziehen. Als ob das seine Lust auf Aurelia dämpfen würde.

Lucas musste schmunzeln, als er wieder nach unten ging.

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