Читать книгу Werwölfe Sammelband - Kayla Gabriel - Страница 9
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ОглавлениеAurelia war schlichtweg verblüfft. Nachdem Lucas sie vor ihrem neuen Schlafzimmer abgeliefert hatte, hatte sie die Tür aufgemacht und fast den Verstand verloren. Der Raum war phänomenal, die untere Hälfte der Wände war mit cremefarbenen Täfelungen verziert, die mit weißen Ästen bedruckt waren, die obere Hälfte war mit einem zarten Kirschblütenmuster bedeckt. Der Fußboden war anders als der vom Rest des Hauses, er war aus leicht polierter Eiche. Ein massives weißes Himmelbett dominierte die Mitte des Raums und war mit weißen und pastellfarbenen Vorhängen geschmückt. An der Seite standen ein passender Schminktisch und Schrank, ein prächtiger Eichenholzschreibtisch nahm die mittlere Wand ein und die verbleibende Wand bestand fast gänzlich aus Fenstern, die sorgfältig mit durchscheinenden weißen Vorhängen verhangen waren.
Eine ganze Minute lang stand Aurelia einfach nur in der Tür und bekam den Mund nicht mehr zu. Selbst wenn sie aus hunderten Einrichtungsmagazinen eine Collage geschnipselt hätte, hätte sie niemals so perfekt ihren Geschmack treffen können wie dieses Zimmer.
Sie trat ein und machte sowohl die Tür als auch ihren Mund wieder zu, dann bewunderte sie die Details. Auf dem Schreibtisch stand eine Schreibmaschine, komplett mit einem weißen Blatt Papier, das auf ihre Worte wartete. Orchideen und Kirschblüten zierten den Schminktisch. Ein cremefarbener Liegestuhl am Fenster. Ein Nachttisch mit Wasserflaschen, die in einem silbernen Champagnereimer gekühlt wurden; als sie näher trat, bemerkte sie, dass es sich um ihre Lieblingsmarke handelte.
Sie machte den Schrank auf und sah, dass er mit allen erdenklichen Kleidungsstücken gefüllt war. Der Schminktisch hatte einige ihrer bevorzugten Make-up-Produkte, ihr Lieblingsparfum …
Sie erstarrte, als sie den Schminktisch genauer unter die Lupe nahm und zupfte eine verblasste Karteikarte vom Rand des Spiegels. Sie brauchte den Text nicht zu lesen, denn sie wusste, was darauf geschrieben stand.
“Du bist wunderschön, wunderschön!” war in ihrer kurvigen Teenie-Handschrift darauf gekritzelt.
Wo zum Teufel hatte Lucas etwas aus ihrem Zimmer bei ihrer Lieblingspflegefamilie von vor über zehn Jahren aufgetrieben?
Aurelia steckte vorsichtig die Karte wieder zurück und ging zum Bett. Sie kletterte drauf und ließ sich mit dem Gesicht nach unten auf die Decke fallen.
Dutzende, nein Millionen verschiedener Gefühle rauschten ihr durch den Kopf. Anspannung, Erleichterung, Furcht, Erschöpfung, Dankbarkeit, Fassungslosigkeit … alles drehte sich in ihrem Kopf, sodass ihr schwindelig wurde. Sie kniff die Augen zusammen und atmete tief ein.
Nein, es gab kein Entkommen. Die Tränen stiegen auf und auf einmal musste sie schluchzen. Dann bekam sie Schluckauf. Dann heulte sie endgültig und schnappte nach Luft, als ihr heimwehkrankes Herz sie als Geisel nahm.
Die Karte war einfach zu viel gewesen. Aurelia weinte und weinte und mit ihren salzig-süßen Tränen vergoss sie jeden verbleibenden Tropfen des Widerstands, der Wut und Angst in ihr. Irgendwann, als die Tränen schließlich nachließen, kam die Einsicht, dass jemand das alles nur für sie getan hatte …
Dann schlief sie fest ein.