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Kapitel 2 Missionsziel Mount Hope

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„Was machen wir mit unseren Kindern, wenn wir nächste Woche nach Nevada fliegen?“, fragte Alexander Kranz, als er am darauffolgenden Montag zusammen mit Mora am Frühstückstisch seines Schwabinger Penthouses saß.

„Die nehmen wir ganz einfach mit. Schlage ich jedenfalls vor. Platz haben wir auf der MHORA-X ja genug und unsere Mara-Kinderschwestern können sich ja um Mora-Lisa und Alexander-Max kümmern, wenn wir mal selber in Nevada in irgendwelchen unterirdischen Kavernen herumkriechen. Oder hast du was dagegen?“

„Nein, die beiden sind ja bald anderthalb Jahre alt – und wir beide wissen, dass sie mit ihren unglaublichen Parasinnen geistig viel reifer sind, als es ihrem Alter entspricht.

Außerdem kommt ja auch unser alter Freund Oskar 1 mit an Bord. Und wir wollen unseren Kids doch keine Trennung von ihrem liebgewonnenen Mentor und Lehrmeister zumuten. Dagegen würden sie sich nämlich zu wehren wissen und wir hätten dann eventuell zwei blinde Passagiere an Bord. Vergiss nicht, die zwei können auch teleportieren“, lachte Alex jetzt los.

„Gut, dann wäre das ja geklärt. Wie sieht’s mit unserer Besatzung aus? Wissen alle schon Bescheid? Und denkst du, dass wir auch General Lange und seine Sicherungskräfte brauchen werden?“, fügte er umgehend hinzu.

„Hubert Lange und seine Leute werden wir auf gar keinen Fall hierlassen. Das habe ich ihm schon mitgeteilt“, erwiderte Mora Kranz bestimmt.

„Erstens fliege ich nicht los, ohne unseren bewährten, militärisch geschulten Einsatzstabsoffizier an Bord zu haben – und zweitens muss jemand ja auch die Verbindung zum Mission Command der amerikanischen Streitkräfte halten, die uns Präsident Glenn Parker ganz sicher zur Unterstützung auf die Pelle schicken wird.

Ist zwar ’ne ziemlich einsame Gegend, in die wir da reisen, aber seine Leute müssen ja das Gebiet um den Pyramid Lake schließlich absichern, und – was noch wichtiger ist – die Wanderwege zu diesem Gebirgszug sperren. Die Parkranger und die örtliche Polizei reichen dafür nämlich sicher nicht aus.

Touristen oder neugierige Medienvertreter, die uns bei der Suche nur behindern würden, können wir – zumindest am Anfang unserer Forschungsarbeiten – am Pyramid Lake ganz sicher nicht gebrauchen.“

Als die Planungsbesprechung im HQ3 der JDEF Europa am späten Montagnachmittag der vorletzten Februarwoche zu Ende ging, hatte man das weitere Vorgehen soweit skizziert, dass man sich in Folge mit den amerikanischen Experten nur noch über Einzelheiten würde abstimmen müssen.

Mit den amerikanischen Wissenschaftlern hatte man sich ja bereits grundsätzlich geeinigt, nach den Untersuchungen in Nevada – sozusagen auf dem Rückweg nach New York – auch einen Blick auf die im Rock Lake in Wisconsin zum Teil unter Wasser liegende Limnatis-Pyramide zu werfen.

Außerdem gab es an einem Ende des Rock Lake ja auch noch eine halbrund geformte Erdpyramide, die von den indianischen Ureinwohnern schon vor langer Zeit mit dem Namen Delta Mound bezeichnet worden war.

Und ähnlich, wie in Irland – lagen in Wisconsin noch mehr als 800 weitere derartiger Hügel oder Mounds, die man ebenfalls untersuchen wollte.

Insbesondere, weil gerade der Delta Mound in der Seitenansicht einer Pyramide glich oder – ähnlich, wie die riesigen Bodenreliefs in der Nazca-Ebene in Peru – die Form von Tieren hatten, die man nur aus der Luft zu erkennen vermochte.

Als die erste Missionsbesprechung an dem besagten Montag endete, hatte die am Ende über Videokonferenz zugeschaltete larojanische Regierungschefin Shira-Khor noch einen wichtigen Hinweis gegeben. Dabei hatte sie gesagt, dass es nach der auf gut drei Monate ausgelegten Mission auf dem Rückweg einen Zwischenstopp am Ort der UN-Zentrale in New York einzuplanen sei.

„Das ist ein obligatorisches Muss. Wir sind verpflichtet, die Staaten der Erde, insbesondere die, die inzwischen bei unserer interplanetaren Allianz mitmachen, über das Ergebnis eurer gemeinsamen Mission zu unterrichten.

Daran führt allein schon deshalb kein Weg vorbei, weil wir keinesfalls in den Verdacht der Geheimniskrämerei geraten wollen“, hatte die Erzherzogin den Missionsteilnehmern am Ende der Konferenz klargemacht.

Darüber hinaus hatte man an diesem Montag auch beschlossen, so früh, wie nur irgend möglich – und zwar schon am direkt folgenden Wochenende – in die USA zu fliegen.

Vor allem, um schon am Montag in einer Woche das gemeinsame Vorgehen mit den amerikanischen Wissenschaftlern auf der Nellis AFB hinreichend erörtern zu können.

Den Rest der Woche nutzten die Besatzungen der MHORA-X und der ODIN deshalb noch einmal sehr intensiv. Vor allem, um nochmals die Ausrüstung der Schiffe abschließend zu überprüfen – und sie dort, wo nötig, zu komplettieren.

Die meiste Arbeit hatten jedoch Michael Wagner und die Besatzung der THIKAL-X zu leisten. Wobei das Ärzteteam unter der Leitung von Moras Cousine Mora-Sher, zusammen mit dem Chef der JDEF LogBasis Europa dafür Sorge trug, dass man die Umrüstung des riesigen Transportschiffs in ein fliegendes Großlazarett schnellstens in die Tat umsetzte.

Am Samstagnachmittag landeten die beiden vorausgeflogenen Schiffe ODIN und MHORA-X planmäßig bei bereits frühlingshaftem Wetter auf der Nellis AFB in Nevada, wo die Besatzungen vom Oberbefehlshaber der JDEF Amerika, dem gerade zum Vier-Sterne-General beförderten Bart Blackhorse, sowie dem Nationalen Sicherheitsberater (NSA4) des US-Präsidenten Glenn Parker erwartet wurden.

„Herzlich Willkommen in den Vereinigten Staaten“, wurden die Besatzungen der MHORA-X und der ODIN von NSA Harry Fisher jr. schon auf dem Landefeld begrüßt.

„Ich bin bereits von meinem Präsidenten nach seinem Gespräch mit Erzherzogin Shira-Khor darüber informiert worden, dass wir gleich am Anfang des Einsatzes zügig vorgehen müssen. Daher sollten wir gleich beraten, wie es jetzt weitergehen soll.“

„Es ist gut, euch bei uns zu sehen“, schloss sich der Kommandierende General der JDEF Einsatzbasis Amerika, Bart Blackhorse, der Begrüßung seines Vorredners an.

„Fangen wir also sofort an. Dort hinten habe ich unseren Einsatzlageraum vorbereiten lassen, damit wir gleich loslegen können.“

Nachdem die führenden Crewmitglieder und die Offiziere der US-Streitkräfte im Lageraum der JDEF Einsatzbasis Amerika Platz genommen hatten, fuhr General Blackhorse umgehend fort:

„Ich stimme euch zu, dass wir zuallererst nach eventuell überlebenden Lemurern suchen müssen – egal, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich das sein mag.

Und das muss rasch über die Bühne gehen, weil ihr ja auf der Insel Skye im Mount Destiny fast zu spät gekommen wärt, um unsere heute hier anwesenden lemurischen Freunde zu retten.“

Nach einem kurzen Räuspern, während dem vor allem die anwesenden Lemurer vehement genickt hatten, fuhr der amerikanische Vier-Sterne-General umgehend fort:

„Ich schlage aus diesem Grund vor, dass wir das anstehende Unternehmen in zwei Phasen aufteilen, wobei ich in den letzten Tagen bereits Vorsorge für die erste Phase habe treffen lassen.“

Damit rief Bart Blackhorse eine Luftaufnahme auf dem großen Lagebildschirm auf.

„Das ist der Pyramid Lake. Im südwärts gelegenen Teil des Sees sieht man die aus dem Wasser herausragende Pyramide, unter der ihr ja den zweiten Großtransmitter vermutet.

Und hier, am nördlichen Seeufer, hat Tony Masterson mit den Strahlwaffen der KIMBAL bereits einen großen Abschnitt des vor dem Terrace Point gelegenen breiten Seeufers als provisorisches Landefeld einebnen und befestigen lassen. Wozu die US-Behörden natürlich die Billigung der umliegenden örtlichen Kommunen einholen mussten, denn der gesamte See liegt in einem Indianerreservat eines hiesigen Paiute-Stamms.

Die KIMBAL ist derzeit noch vor Ort und die von Präsident Parker eingeteilten Sicherungskräfte der U.S. Army sind seit vorgestern im Einsatz, so dass einem umgehenden Start eurer beiden Schiffe nichts im Wege stehen sollte.

Außerdem wird die KIMBAL nach eurer Ankunft wieder starten und über euch Patrouille fliegen, um das gesamte Areal von oben abzusichern.“

In diesem Moment wurde General Blackhorse von seinem Adjutanten auf eine auf dessen Tablet Computer eingegangene Nachricht aufmerksam gemacht.

„Aha, wie ich gerade von unserer Anflugkontrolle erfahre, wird die nach euch gestartete THIKAL-X in rund zwei Stunden am Pyramid Lake aufsetzen.“

„Dann kann’s ja endlich losgehen“, mischte sich an dieser Stelle die lemurische Kommandantin der ODIN, Brigid-Thor, in die Diskussion ein.

„Gut, ich stimme dir zu, Brigid“, erwiderte General Blackhorse sofort. „Lass mich aber noch kurz auf die zweite Phase unserer gemeinsamen Mission eingehen.

Mein Vorschlag ist, dass alle terranischen Wissenschaftler während der in wenigen Minuten anlaufenden Phase 1 zunächst einmal hierbleiben, um das weitere Vorgehen mit den amerikanischen Experten zu erörtern.

Das heißt nicht, liebe Brigid, dass ich deine lemurischen Kameraden von diesen Gesprächen ausschließen will. Ich denke aber, dass ihr allesamt während der kurz bevorstehenden Phase 1 gebraucht werdet.

Ich will aber auch klar sagen, dass wir mit der Untersuchung der erwarteten Funde im Mount Hope – und damit der Phase 2 erst beginnen können, wenn die erste Phase unserer gemeinsamen Operation abgeschlossen ist.“

„Einverstanden, Bart“, ließ sich jetzt zum ersten Mal die Kommandantin der MHORA-X in die fortschreitende Diskussion ein.

„Professor Thomas Berger und sein wissenschaftliches Team bleiben hier und stehen euren Experten zur weiteren Abstimmung zur Verfügung. Und sie werden dazu auch die aus unseren bisherigen Überflügen per Deep Scan gewonnenen Erkenntnisse präsentieren.

Ich denke allerdings, dass es nötig sein wird, Brigid-Thors Leute vor dem Beginn der Phase 2 in die Planung des weiteren Vorgehens einzubeziehen. Deshalb fliegen eure und meine Experten spätestens dann ebenfalls zum Mount Hope. Einverstanden?“

Und an ihren Ehemann Alex und Brigid-Thor gewandt fügte sie dann noch wild gestikulierend hinzu: „Worauf warten wir noch? Auf geht’s! Start in spätestens 15 Minuten. Kriegst du das hin, mein lieber Fürstgemahl und 1. Offizier?“

„Jawoll, eure durchlauchtige Zappelliese. Ich bin ja schon weg. Unsere Androiden unter Führung von Oskar 1 sind ja ohnehin an Bord geblieben und haben uns bis hierher gut via Bildfunk zugehört. Deshalb denke ich, dass sie schon alles vorbereiten und wir in spätestens 10 Minuten abflugbereit sind.“

Damit eilte ein Teil der Besatzung der MHORA-X und alle Lemurer der ODIN unter dem Grinsen der übrigen Konferenzteilnehmer nach draußen, um den raschen Start der beiden Schiffe sicherzustellen.

Noch während des nur wenige Minuten dauernden Flugs zum Mount Hope zog Alex Kranz seine larojanische Kampfkombination an. Zugleich nahm er schon kurz vor der Landung auf dem gut sichtbaren Landefeld Funkkontakt zu seinem Vetter Dr. Alec MacLeod in der inzwischen ebenfalls im Anflug befindlichen THIKAL-X auf.

„Doc, bist du bereit?“ fragte er seinen Cousin im selben Augenblick. „Lass uns in die Schiffsmesse der MHORA-X springen, damit wir ungestört reden können.

Wir treffen uns dort in 10 Sekunden, okay?“, murmelte Alex Kranz in sein Headphone, nachdem er unter dem überraschten Blick seiner Frau die Zentrale der MHORA-X per Teleportersprung verließ. Gleich danach rematerialisierte Alex in der Schiffsmesse, wo sein Cousin Alec MacLeod bereits mit fragenden Blicken auf ihn wartete.

„Was jetzt folgt, wird wohl vor allem von uns beiden und unseren Teleporterfähigkeiten abhängen“, erklärte Alex Kranz sogleich.

„Und ich wollte nicht, dass Mora deine Antwort hört, falls du das, um was ich dich gleich bitte, ablehnen musst“, meinte er sofort darauf, während er seinen soeben angekommenen Cousin freundschaftlich umarmte.

„Quatsch, Alex. Ich bin fit – und ich denke, dass ich mindestens drei Personen mit in diese Bergkaverne nehmen kann. Aber sollten wir uns nicht zuallererst mal vergewissern, dass wir auch die richtige Position unseres potenziellen Ziels ermittelt haben?“

„Okay, Alec – diesbezüglich kann ich dich beruhigen. Unsere bisherigen Scanergebnisse sind da ziemlich eindeutig. Das Obergeschoss dieser vierstöckigen Makronitkaverne, die wir bei unseren Überflugscans entdeckt haben, liegt heutzutage etwa auf Seeniveau. Die Stockwerke darunter reichen bis in eine Tiefe von mehr als zwei Kilometern.

Ein Wunder, dass die ganze Konstruktion nach der vor über 65 Millionen Jahren erfolgten galaktischen Katastrophe noch immer einigermaßen in der Waagerechten steht.“

„Da kann man mal sehen, wie haltbar die Lemurer seinerzeit ihre Stützpunkte gebaut haben. Wahrscheinlich ist auch diese Geheimwerft auf hydraulischen Puffern gelagert, die sie vor Erdbeben schützen sollte. Aber sprich weiter. Du warst ja sicher noch nicht fertig.“

„Okay, Alec. Zunächst mal ist wichtig, dass unsere bisherigen Tiefenscans dieser Makronitstruktur – wie schon gesagt – eine Gesamttiefe von rund 2.000 Metern aufgezeigt haben. Was du aber noch nicht weißt – dieser Metallkäfig ist zudem mehr als drei Kilometer breit.

Vergessen wir dabei auch nicht, dass derzeit über der auf Seeniveau liegenden obersten Ebene der Kaverne nochmal rund 500 weitere Meter an Granitgestein liegen, die damals bei der galaktischen Katastrophe auf diesen ehemaligen lemurischen Stützpunkt heruntergeregnet sind.

Vom Prinzip her ist also fast alles genauso, wie wir das vom Mount Destiny her ja schon kennen. Nur müssen wir zwei Hübschen bei der anstehenden Mission gleich durch eben diese 500 Meter dicke Felsbarriere springen, um den obersten Hohlraum zu erreichen. Traust du dir das zu?“

„Sicher, Alex. Ich hab’ ja inzwischen schon genug Gelegenheiten gehabt, um meine wundersame Befähigung zu trainieren. Hast du dir übrigens schon überlegt, wen ich auf diesen Trip mitnehmen soll?“

„Nun, ich nehme Brigid, einen ihrer lemurischen Kampfroboter und unser Elektronikgenie Pitt Breuer an die Hand – und du wirst Oberst Thure-Pan und deine dir angetraute Fürstin Mora-Sher, zusammen mit Brigids persönlichem Bodyguard Nick Carter in diese Berghöhle transportieren.

Nach dem Eindringen werden wir uns vom ehemaligen Obergeschoss dieser Kaverne umgehend Stockwerk für Stockwerk nach unten vorarbeiten.

Dies vor allem deshalb, weil Oberst Thure-Pan ziemlich sicher ist, dass er auf der untersten Etage die Energieversorgung des Bauwerks und am selben Ort auch die eventuell vorhandenen Cryo-Tanks findet, in denen er einige seiner eingefrorenen lemurischen Mitmenschen zu finden hofft.“

Kaum hatte Alex geendet, meldete sich Mora Kranz von der Brücke per Bordfunk bei ihrem Mann und dessen Cousin.

„Wär’ schön, wenn du und dein lieber Vetter so langsam mal hier aufkreuzen würdet. Rando und Mary beginnen nämlich gerade mit dem Endanflug. Also gebt ein bisschen Gas und kommt zu mir auf die Brücke rauf.“

„Zu Befehl euer Durchlaucht, ich bin gleich da“, erwiderte Alex Kranz jetzt still vor sich hin grinsend.

„Unsere Piloten, Oberst Rando Stark und seine liebreizende Ehefrau Mary könnten zwar auch alleine auf der vorbereiteten Ebene unterhalb des Terrace Peaks landen, aber es ist schön zu wissen, dass du schon wieder Sehnsucht nach mir hast, meine ungeduldige Kommandantin.

Nur wird der Doc nicht mit raufkommen, sondern rüber in unseren Ausrüstungshangar gehen und unser mitzunehmendes Equipment vorbereiten.

Und nach unserer Landung holt er Brigid mitsamt ihrem neuen Dauerfreund Nick und Thure-Pan sowie einen ihrer Kampfroboter von der ODIN rüber zu uns, während du und General Lange draußen die Honneurs bei den Amerikanern machen könnt.

Die THIKAL-X wird ja mit dem übrigen Ärzteteam ebenfalls in wenigen Minuten hier eintreffen. Also lasst ihr ein wenig Platz und macht euch auf diesem riesigen Landeareal am nördlichen Seeufer nicht allzu breit.“

Ohne die hörbar erzürnt geschnaubte Antwort seiner Mora noch bis zum Ende anzuhören, schaltete Alex im gleichen Moment den Interkom ab und sagte grinsend zu seinem Vetter:

„Wir treffen uns dann in ein paar Minuten im Backbordhangar der MHORA-X-1. Dort hat der gute Oskar 1 bereits unsere persönliche Missionsausrüstung bereitlegen lassen.

Ich beeile mich und bringe dann auch Pitt Breuer und meinen leitenden Ingenieur Professor Matthes mit. So, und jetzt geh’ ich mir den obligatorischen Anpfiff meiner fürstlichen Kommandantin abholen – also bis später.“

Als die acht Teilnehmer des ersten Teleportersprungs im Dämmerlicht des zu Ende gehenden ersten Missionstags schließlich in Einsatzmontur auf dem an den Mount Hope angrenzenden Landeplatz in der Wüstensonne standen, war es Kommodore Brigid-Thor, die jetzt zur Eile drängte und rastlos die ausgestreckte linke Hand von Alex Kranz fasste.

„Thure hat während des Anflugs mit den Sensoren der ODIN schwache Energieemissionen anpeilen können, die bisher anscheinend von euch nicht entdeckt wurden, die aber ganz sicher aus dieser Bergfestung kommen.

Außerdem hat mein Schiffskommandant Vigor-Kel die Anlage schon beim Näherkommen per Hyperfunk mit lemurischen Grußbotschaften auf allen verfügbaren Kanälen angerufen.

Nur haben wir bisher keine Antwort erhalten, daher kommt es jetzt wohl auf jede Minute an. Denn, wenn die automatische Anflugkontrolle des Stützpunkts nicht mehr antwortet, sind die Energiereserven dieser Werftanlage wahrscheinlich ziemlich am Ende, weil sie möglicherweise zur wichtigeren Versorgung der Cryo-Anlagen umgeschaltet wurden.“

„Gut, dann lasst uns loslegen – aktiviert eure Schutzschirme. Unser erstes Ziel ist das oberste Stockwerk. Und je nachdem, was nach unserem Eindringen passiert, bewegen wir uns dann gemeinsam zügig in Richtung der unteren Ebenen“, meinte Alex Kranz sogleich mit fester Stimme.

„Verständigung läuft über unsere Hyperfunkheadsets. Normalfunk auf UKW hat ja – wie wir vom Mount Destiny her wissen – nur eine begrenzte Reichweite“, fügte er dann noch in Richtung seiner neben ihm stehenden Ehefrau Mora hinzu.

„Passt ja auf und seid vorsichtig“, flüsterte ihm Mora daraufhin ins Ohr, als Alex auch bereits aus ihrer Umarmung – gefolgt von seinem Cousin Doc Alec – zusammen mit ihren jeweils drei Begleitern entmaterialisierte.

Sekunden, nachdem die sieben Menschen im Schein der kräftigen Scheinwerfer des lemurischen Kampfrobots im Inneren der ehemals obersten Kavernenetage angekommen waren, zischte Alex:

„Still, hört ihr das auch? Da knirscht etwas. Irgendetwas kommt von dahinten auf uns zu.“

Wenige Momente später sahen die Eindringlinge einen an der Außenhülle ziemlich verwitterten, ansonsten aber anscheinend intakten Androiden, der mit schwerfälligen Schritten auf sie zukam.

„Wer sind Sie? Identifizieren Sie sich“, forderte der offensichtlich sehr alte Androide die gerade Angekommenen in der alten Sprache der Lemurer auf, während er die bläulich flimmernden Mündungen seiner beiden Handstrahler auf die unerwarteten Besucher richtete.

Dies war der Zeitpunkt, an dem Brigid-Thor unversehens das Kommando über die gesamte Einsatzgruppe übernahm.

„Ich bin Kommodore Brigid-Thor vom 3. Phaetonischen Kampfgeschwader. Dienstnummer KGS-30X20. Wir sind hier, um zu helfen. Also nimm deine Waffen runter, Android. Sag’ uns lieber, wo wir die Crew dieses Stützpunkts finden – und warum unsere auf Flottenwelle gesendeten Anrufe nicht beantwortet wurden?“

Nach einer kurzen Pause, in welcher der in zerschlissener Kleidung vor den Besuchern stehende lemurische Android in sich hineinzuhorchen schien, kam auch schon dessen freudig wirkende Antwort, bei der er zudem Haltung annahm.

„Den Göttern von TARES sei Dank. Deine Identität wurde soeben von meiner Datenbank bestätigt. Habt Dank, dass ihr endlich zur Rettung kommt.

Gemäß meinen Notfallprotokollen seid ihr zutrittsberechtigt – kommt also bitte her zu mir “, erwiderte die künstlich geschaffene, menschenähnliche Maschine, die zugleich die Waffen senkte, wobei deren blaues Schimmern unmittelbar erlosch.

Als die gerade Angekommenen nähertraten, fuhr der uralte lemurische Android fort:

„Ich bin in dieser Einrichtung der letzte meiner Art, der noch handlungsfähig ist. Und ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, da auch meine Energiereserven langsam schwinden.

Unsere Funkanlagen sind schon lange wegen Strommangels außer Betrieb, deshalb habt ihr keine Antwort auf eure Funkbotschaften erhalten.

Zu deiner Frage: Deine organischen Schwestern und Brüder sind kurz vor dem grausamen Krieg alle noch rechtzeitig in die Kältekapseln gegangen. Wie viele von ihnen aber momentan noch am Leben sind, kann ich nicht sagen, da ich schon länger keine Verbindung mehr zu ihnen habe.

Sie sind im untersten Stockwerk, wo sich auch unsere Anlagen zur Energieerzeugung befinden. Nur scheinen die meisten der dortigen Meiler schon seit sehr vielen Zeitspannen ausgefallen zu sein. Nur wenige davon funktionieren noch, allerdings nicht mehr allzu zuverlässig.

Mich nennt man übrigens Astor 1 und bin – nein, ich war – der Chefandroid dieses Stützpunkts.“

„Danke, Astor 1 – sag’ uns jetzt zuallererst, wie wir am schnellsten nach unten kommen, um die offensichtlich gestörten Energiestationen zu reparieren. Das ist jetzt das Allerwichtigste,“ erwiderte Brigid-Thor umgehend.

„Das geht leider nur noch über die Notfalltreppen, da unsere Turbolifte mittlerweile ebenfalls nicht mehr arbeiten.“

„Das geht mir zu langsam, jedoch kennen wir einen schnelleren Weg um dorthin zu gelangen. Zwei meiner Begleiter beherrschen nämlich die Teleportation.

Bitte sei nicht misstrauisch – die beiden sind besonders befähigte Nachfahren von uns Lemurern und außerdem sie sind unsere Nachfahren auf diesem Planeten, der auch mal unsere Heimat war.

Daher möchte ich, dass du mit unseren beiden Ingenieuren sowie mit unserer Chefärztin Mora-Sher jetzt sofort an der Hand von diesen beiden Männern zu den Meilern hinunter teleportierst. Für lange Diskussionen haben wir nämlich momentan keine Zeit.

Fürst Alex ist der 1. Offizier des Schiffs, das gerade da draußen neben meiner ODIN vor eurer Tür gelandet ist und sein Cousin, Fürst Alec, ist ebenfalls Arzt. Er und seine Frau Mora-Sher werden sich die Cryo-Kapseln vornehmen, sobald unsere Ingenieure die Stromversorgung da unten repariert haben.

Und wir anderen kümmern uns hier oben inzwischen um das Öffnen der Außenschleuse zu dieser Bauwerksetage, die ja wegen Strommangels wahrscheinlich ebenfalls im Moment nicht mehr funktionieren dürfte. Zum Glück hat ja jede Etage eine eigene Eingangsschleuse, damit man sie getrennt voneinander öffnen kann.“

Und an Thure-Pan und Pitt Breuer gewandt sagte Kommodore Brigid-Thor:

„Passt bei der Instandsetzung der Stromversorgung auf, dass ihr die richtigen Meiler erwischt. Kümmert euch zuerst um den Strom für die Cryo-Kapseln und dann erst um die der oberen Schleuse.

Die Tore der unteren drei Ebenen liegen heutzutage unter der Erde. Die werden wir deshalb auch bei funktionierender Stromversorgung nicht aufbekommen.

Also nochmal, zuerst die Cryo-Tanks, dann die oberste Schleuse. Das hat absoluten Vorrang“, wiederholte die lemurische Kommandantin der ODIN abschließend, ehe sie noch in Richtung des Chefandroiden der ehemals geheimen Werft anfügte:

„Außerdem brauche ich noch den Öffnungscode von dir, ehe ihr auf die unterste Ebene springt.“

„ZP6485, roter Knopf auf der Einschaltkonsole. Die Konsole hat übrigens auch eine unabhängige Batterie für den Notfall und sie dürfte daher wohl auch noch ohne die zentrale Stromversorgung funktionieren“, antwortete Astor 1, ehe er zusammen mit Alex und der übrigen Gruppe in einem Vakuumknall verschwand.

„Okay Nick“, wandte sich Brigid-Thor jetzt an ihren zurückgebliebenen Begleiter. „Dann wollen wir mal zusehen, dass wir dieses Scheißtor aufkriegen. Da geht’s lang. Die Anlage hier ist ja schließlich nur eine vergrößerte Ausgabe meines Stützpunkts auf der heutigen Insel Skye.“

„Und wie soll das gehen? Selbst wenn der Öffnungsmechanismus noch funktioniert – da draußen liegen doch sicher Tonnen von Gestein auf und vor der Toroberfläche. Und die müssen jedenfalls erstmal weggeräumt werden, damit sich das Tor überhaupt nach oben bewegen kann.“

„Deshalb ist diese Eingangsschleuse ja auch schräg angebracht. Und damit man sie in Bewegung setzen kann, sind auf ihrer Außenhaut etliche Miniaturladungen verteilt, damit man eventuellen Schutt, zum Beispiel nach einem Erdbeben, wegsprengen kann.“

„Und du meinst, dass diese Ladungen nach über 65 Millionen Jahren noch intakt sind?“, fragte Nick Carter einigermaßen ungläubig.

„Ja, du alter Pessimist. Die Sprengkapseln sind schließlich von einer filmdünnen Makronithülle mit Sollbruchstellen ummantelt. Die werden funktionieren, da habe ich gar keinen Zweifel.

Wir Lemurer haben unsere technischen Einrichtungen nämlich stets auf lange Haltbarkeit ausgelegt. Unsere Helfer da draußen müssen nur den gleich zum See hinunterrutschenden Schutt in höchstmöglichem Tempo beseitigen und ihm vorher aus dem Weg gehen.“

„Weshalb Bill Carter und ich sowie Rando und Mary schon mit zwei Beibooten der MHORA-X an der seewärtigen Bergflanke auf der Lauer liegen. Ihr könnt also loslegen. Wir werden das Gestein mit unseren Thermokanonen wegdampfen, sobald ihr die Sprengungen durchgeführt habt“, griff Mora Kranz jetzt mit ruhiger Stimme in den Funkverkehr ein.

„Übrigens stehen die Mediziner der THIKAL-X schon Gewehr bei Fuß. Unser Oberlogistiker Michael Wagner hat mit seinen Leuten ganze Arbeit geleistet und diesen 2.000 Meter großen Kasten in eine riesige Intensivstation verwandelt. Meldet euch, wenn wir anfangen können.“

„Das machen wir. Hoffen wir dabei, dass unser ganzer Aufwand nicht vergebens gewesen ist. Und bitte wartet mit den Räumarbeiten, bis mein Robot mit seinen vier Strahlkanonen einen ersten Zugang durch eventuell noch übrigen Schutt gelegt hat.

Wir wollen ja schließlich niemanden verletzen“, erwiderte Brigid-Thor, wobei sie eine gewisse Nervosität in ihrer Stimme jedoch nur unzureichend zu verbergen mochte.

„Verlier’ jetzt bitte nicht die Nerven, Brigid. Denk’ positiv – oder zumindest an etwas Schönes, wenn’s dir dann bessergeht. Du hast doch schließlich mit Nick Carter deinen Herzallerliebsten bei dieser Mission dabei – oder etwa nicht? MHORA-X-1, Ende.“

Kampf um SANTOR - Testfall HATHOR 2

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