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Kapitel 3 Das Vermächtnis der Lemurer

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Sobald Astor 1 und seine menschlichen Helfer auf der untersten Ebene angekommen waren, führte er seine Besucher auf kürzestem Weg zu der riesigen Kraftwerkhalle, in der die zentrale Stromversorgung der Werft untergebracht war.

Sofort war klar, dass offensichtlich nur noch wenige Meiler im Notbetrieb liefen, während die übrigen anscheinend schon vor langer Zeit ihren Dienst eingestellt hatten.

„Ich sehe eine ganze Menge unterbrochener Feldleiter und durchgeschmorter Feldsicherungen. Das ist zwar schlimm, aber nicht irreparabel.

Was ich jetzt brauche, sind Ersatzteile, mit denen ich die schadhaften Stellen überbrücken und reparieren kann“, rief Oberst Thure-Pan, als er einen Teil der in 10er-Reihen angeordneten Energiemeiler untersucht hatte.

„Ersatzfeldleiter und -sicherungen sind in dem Raum dort hinten. Ich zeige euch den Weg“, meinte Astor 1 sofort. Dabei deutete er auf einen Nebenraum, dessen verschlossene Schleusentür er wenig später mechanisch öffnete.

„Super, Austauschteile, Werkzeug – alles da. Alex und Alec, ich schnapp’ mir mit Pitt Breuer und Astor 1 das Werkzeug. Wie ein Feldleiter und Feldsicherungen aussehen, wisst ihr zwei ja sicher noch aus eurer Hypno-Schulung.

Können du und dein Teleporter-Vetter die Feldschienen und -sicherungen gleich zu den Meilern bringen, die wir als Erste instandsetzen müssen? Astor 1 und ich werden die betreffenden Aggregate inzwischen mit Leuchtfarbe kennzeichnen.“

„Machen wir, Thure. Kein Ding. Also legen wir los“, erwiderte Alex knapp, während er und sein Cousin Alec sich anschickten, die ersten Ersatzfeldleiter und Feldsicherungen aus den in lemurischer Sprache übersichtlich beschrifteten Regale zu nehmen.

Danach dauerte es trotzdem noch eine gute dreiviertel Stunde, bis der erste der zuvor nur noch auf Notstrom laufenden Energieerzeuger wieder zu vollem Leben erwachte.

„Klasse, es funktioniert!“, rief Thure-Pan. „Pitt, du hast jetzt gesehen, wie’s geht. Nehmen wir uns gleich die vier benachbarten Meiler vor. Diese fünf sind es nämlich, die die Lebenserhaltungssysteme der Cryo-Tanks mit Energie versorgen.

Astor 1 markiert inzwischen die Meiler, die sowohl das obere Eingangsschott und die Turbolifts, als auch die Innenbeleuchtung der Werft mit Strom versorgen. Wär’ ja gelacht, wenn wir zwei diese Kisten nicht in geschätzt eineinhalb Stunden wieder zum Laufen kriegen würden.“

Und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Nach und nach gingen die reparierten Meiler wieder ans Netz und auch die Beleuchtung der bislang in rotes Notlicht getauchten Anlage flammte schneller, als erwartet, endlich wieder auf.

In der oberen Etage hatten Nick Carter und Brigid-Thor inzwischen die Mini-Sprengladungen der oberen Eingangsschleuse gezündet. Ehe sie nach der bereits erfolgten Codeeingabe den roten Öffnungsknopf auf der Einschaltkonsole drückten, hörten sie bereits die Stimme von Mora Kranz.

„Sieht bisher gut aus, auch wenn ihr gerade fast die südliche Bergflanke in die Luft geblasen habt. Mein Waffenoffizier Wolfgang Ries und Bill sitzen an den Thermostrahlern und tragen gerade das herabgerutschte Geröll vorsichtig ab.

Dein Robot braucht also nicht mehr zu feuern, denn wir können das Eingangstor nämlich bereits sehen. Wie sieht’s bei euch dort drinnen aus?“

„Alles in Ordnung, wir haben wieder Strom und Nick drückt jetzt auf den Schalter. Sagt mir weiterhin, was ihr von draußen erkennen könnt,“ erwiderte die ungeduldige Lemurerin, während sie ihrem terranischen Gefährten zum Fortfahren zunickte.

Trotz mehrfachen Drückens auf den Öffnungsknopf der Schleuse, passierte zunächst einmal gar nichts. Doch dann begann sich das schon seit ewigen Zeiten nicht mehr geöffnete Schott unter lautem Knirschen überaus langsam nach oben zu bewegen.

„Es klappt, ich fass es ja nicht! Da, siehst du das! Ich kann den Wüstenhimmel sehen!“, brüllte Nick Carter enthusiastisch, wobei er seine Freundin Brigid-Thor lachend in den Arm nahm und sie in einem Jubeltanz hin- und herschwenkte.

„Jetzt hör’ endlich auf, mich bis zur Bewusstlosigkeit durch die Gegend zu schleudern. Ich find’s ja auch toll, dass ich richtiggelegen habe. Ab heute Abend darfst du gerne wieder mit mir weitertanzen – aber nur, wenn wir bis dahin meine Leute aus diesem Berg herausgeholt und gerettet haben.“

Unterdessen standen die in das unterste Geschoss vorgedrungenen Spezialisten neben Astor 1 und freuten sich, dass der Zugang für die weiteren Rettungsmaßnahmen jetzt endlich offenstand.

„Fünf der zwanzig großen Meiler allein für die Cryo-Tanks – jeder mit rund 100 Gigawatt – das ist schon eine ziemlich beeindruckende Kapazität“, meinte Alex Kranz, als er sich mit schweißnassem Gesicht von den vielen inzwischen unternommenen Teleportersprüngen erholte.

„Die lemurische Besatzung dieses Stützpunkts, wie viele Leute waren das damals eigentlich?“, fragte er gleich danach in Richtung des lemurischen Chefandroiden.

„Das werdet ihr in wenigen Minuten selbst sehen. Ich sagte ja bereits, dass unsere gesamte Crew noch vor dem Einschlag des Riesenasteroiden in die Überlebenstanks entkommen konnte.

Dies vor allem deshalb, weil unsere Ferntransmitter zu dem Zeitpunkt bereits Störungen anzeigten und deshalb nicht mehr zu gebrauchen waren. Kommt mit – die wichtigsten Meiler sind ja jetzt wieder in Betrieb und wir können sie vorerst mal alleine lassen.“

Wenige Minuten später betraten die von ihm Angesprochenen voller Staunen einen benachbarten riesigen Saal, in dem unzählige Reihen von Cryo-Kapseln standen. Wobei die Schaltanzeigen der meisten Tanks auf den ersten Blick noch immer bzw. schon wieder beruhigende Grünwerte anzeigten.

„Bei den Göttern von TARES. Das müssen gut 1.500 Überlebenstanks sein – damit hatte ich nicht gerechnet“, meinte Thure-Pan entgeistert, als er mit hohem Tempo die aufgereihten Eiskammern entlanglief und die an den länglichen Ovalen angebrachten Namensschilder einer ersten flüchtigen Inaugenscheinnahme unterzog.

„Ja, und die meisten davon scheinen noch intakt zu sein. Gut 90 Prozent würde ich sagen. Die restlichen sind wohl in Folge des Asteroideneinschlags und der daraufhin einsetzenden Erdbeben beschädigt worden“, stellte jetzt der ihn begleitende zweite Teleporter und Arzt Dr. Alec MacLeod fest.

Nahezu zeitgleich setzte Alex Kranz in diesem Moment einen eiligen Funkspruch an die noch im ersten Stock der Anlage wartende Brigid-Thor sowie an seine Frau in der MHORA-X-1 ab.

„Brigid, Mora – wie weit seid ihr da oben? Es eilt nämlich. Unsere beiden Ärzte brauchen hier unten dringend zusätzliche medizinische Unterstützung. Und zwar in unvorstellbarem Umfang. Richtet euch schon mal auf einen Massenanfall von Patienten ein, die wir sehr zügig hier herausbringen müssen.

Alex, Thure, meine Frau und ich sichten gerade die Schalteinrichtungen an den Cryo-Kapseln. Soweit ich das von meiner Position aus im Augenblick sehen kann – haben wir es hier mit wenigstens 1.300 bis 1.400 überlebenden Lemurern zu tun, die jedoch noch immer in ihren Cryo-Tanks liegen. Ich komme jetzt rauf und zeig’ euch den Weg zu den Turbolifts.“

„Das Eingangsschott ist für unsere Rettungsmission inzwischen ausreichend offen und gesichert. Bleib’ also, wo du bist, Alec. Wir kommen runter und sind gleich bei euch.

Aber hast du eben wirklich die Zahl 1.400 gesagt? Ich glaub’s ja nicht – hoffentlich reichen unsere Kapazitäten für eine derartige Anzahl von Patienten überhaupt aus“, antwortete Mora Kranz umgehend, ehe auch Brigid-Thor in das per Funk geführte Gespräch eingriff.

„Fürstin Mora Kranz steht inzwischen neben mir. Sie, Nick und ich kommen jetzt mit einem der Turbolifte zu euch runter. Mein Robot bleibt an der Eingangsschleuse zurück und weist die hoffentlich gleich eintreffenden übrigen medizinischen Kräfte ein.

Da wir hier oben mittlerweile ebenfalls wieder Licht haben und mein Robot den Weg zu den Turbolifts gerade in diesem Augenblick notdürftig freigemacht hat, sollte das schnell gehen.

Nachher werde ich mit Alex, Thure und Astor 1 noch zur Rechenzentrale des Stützpunkts gehen. Denn nur hier oben werden wir Aufschluss über die drängendsten Fragen erhalten, die die Werftbesatzung und nicht zuletzt auch das Großkampfschiff FREYA selbst betreffen, das sich hinter den Metallwänden zwischen unterster und oberster Etage befinden muss.“

Die danach anlaufende Rettungsaktion hatte es in dieser Form auf amerikanischem Boden noch nie gegeben. Schritt für Schritt wurden die überlebenden Lemurer aus ihren Eissärgen geborgen, an die unzähligen der hereingebrachten Rettungssysteme angeschlossen und anschließend zur weiteren Behandlung in die medizinischen Stationen der THIKAL-X transportiert.

Da die Zahl an verfügbaren Plätzen in der zum Rettungsschiff umgerüsteten THIKAL-X irgendwann erschöpft war, musste sogar die KIMBAL wieder vor dem Mount Hope genannten Gebirgszug landen, um mit ihrem Bordlazarett den verbleibenden Rest der lemurischen Patienten aufzunehmen.

An ihrer Stelle überwachte jetzt die unter dem zeitweisen Kommando von Rando und Mary Stark gestartete MHORA-X das Einsatzgebiet aus der Luft.

Am Ende waren es insgesamt 1.360 Lemurer der ehemaligen Werftbesatzung, die jetzt von den Medizinern und Medoandroiden der THIKAL-X und der KIMBAL betreut wurden und von denen man hoffte, sie allesamt wieder ins Leben zurückrufen zu können.

„Mann bin ich fertig“, murmelte Alex Kranz, als er endlich wieder an der Oberfläche vor dem jetzt an der Flanke offenen Bergmassiv erschien.

„Ich bin sehr froh, dass ich dich wohlbehalten wiederhabe, mein Schatz“, flüsterte ihm die ebenfalls aus dem Berg zurückgekehrte Kommandantin der MHORA-X erleichtert ins Ohr, ehe sie auch schon geschäftsmäßig fortfuhr:

„Das habt ihr ganz ausgezeichnet gemacht. Zumal laut Thure-Pan in den Tanks – den auf den Cryo-Kapseln angebrachten Beschriftungen nach – auch führende Leute dieses lemurischen Geheimstützpunkts lagen, die jetzt unter den Geretteten sind.

Aber sag’ mir zuerst mal – hast du bereits die FREYA in Augenschein nehmen können. Ist das wirklich solch ein riesiges Kugelschiff?“

„Nein, mein Liebling – dafür hatten wir bisher wirklich noch keine Zeit. Das Obergeschoss, das heutzutage zwischen der Bergspitze und dem Niveau des Pyramid Lake liegt, beherbergt laut Astor 1 nicht nur die Kommando- und Funkzentrale.

Auch der Zentralrechner des Stützpunkts ist auf dieser obersten Ebene untergebracht. Brigid und Thure schauen sich mit Hilfe von Astor 1 und einigen seiner inzwischen wiedererweckten Androidenkollegen gerade dort um.

Die unterste Ebene, in der wir bisher hauptsächlich waren, ist mit der großen Energiestation und der riesigen Halle, in der die Überlebensanlagen stehen, genauso quadratisch strukturiert, wie wir das aufgrund unserer Tiefenscans vermutet haben.

Und wie das Untergeschoss, ist auch das oberste Stockwerk, nach genaueren Messungen von Brigids ODIN, nur rund 50 Meter hoch.

Was die zweite und dritte Ebene beinhaltet, haben wir bisher noch nicht erkunden können. Wir hatten ja Vordringlicheres zu tun. Aber ich denke, dass die eigentliche Werft der FREYA auf diesen beiden Stockwerken weit größer ist, als wir das bislang angenommen haben.“

„Verstanden, mein Schatz!“, antwortete Mora Kranz, während sie mit ihren schlanken Fingern liebevoll über das übermüdete Gesicht ihres Ehemanns strich.

„Wenn man die von uns angemessene Gesamttiefe der Anlage von über 2.000 Metern ansetzt und etwa 100 Meter für Erd- und Untergeschoss sowie für die jeweils dazwischenliegenden Versorgungstunnel abzieht, bleiben mindestens rund 1.800 Meter für die eigentliche Konstruktionshalle übrig.

Damit kommt es in etwa hin, dass da drinnen ein 1.500 Meter durchmessendes Kugelschiff auf seine Fertigstellung wartet“, meinte Mora Kranz gleich darauf, als sich auch schon die gerade zurückgekehrte Brigid-Thor, zusammen mit Oberst Thure-Pan und Astor 1 zu den beiden Kommandanten der MHORA-X gesellte.

„Thure-Pan und dein großartiger IT-Spezialist Pitt Breuer werden in Kürze mit einer ganzen Techniker- und der von Astor 1 geführten Androidenbrigade schrittweise damit beginnen, die übrigen defekten Anlagen dieses uralten Werftstützpunkts wieder in Gang zu setzen“, meinte die Lemurerin in diesem Moment.

„Dass wir so viele meiner Schwestern und Brüder dem bevorstehenden sicheren Tod entreißen konnten, ist vor allem diesen beiden und natürlich auch euer aller Verdienst. Und dafür möchte ich euch – nicht zuletzt auch im Namen von Admiral Mero-Khan und dem immer noch bewusstlosen Kommandeur dieses Stützpunkts – ganz herzlich danken.“

„Das ist sehr freundlich von dir, Kommodore Brigid“, mischte sich jetzt der in Vertretung seines Oberkommandierenden hinzugetretene Kommandant der KIMBAL, Generalmajor Tony Masterson, in das Gespräch ein.

„Ich habe eben von meinem Präsidenten gehört, dass auch er sich freut, dass wir mit dieser gemeinsamen Aktion so viele Menschenleben retten konnten. Und General Blackhorse gratuliert euch ebenfalls zu dieser exzellenten Leistung. Er ist übrigens mit einem Shuttle auf dem Weg hierher.

Soweit mir aber die emsig arbeitenden Mediziner auf meinem Schiff gesagt haben, wird es wohl noch Wochen dauern, bis wir mit der endgültigen Rekonvaleszenz der Geretteten rechnen können.

Und ich denke, dass die großartige Fürstin Mora-Sher, die das medizinische Kommando auf der THIKAL-X führt, diese Sache kein bisschen anders sieht.“

„Lieber Tony, ich stimme dir absolut zu, auch wenn du noch immer in dieser ehemals schicken, jetzt aber nicht mehr zeitgemäßen Bomberlederjacke rumläufst, anstatt eine unserer hübschen neuen JDEF-Bordkombis zu tragen“, ergriff nun wieder Mora Kranz scherzhaft das Wort.

„Schön, dass wir uns dann alle mal wieder einig sind. Aber jetzt wird’s so langsam Zeit, dass wir uns die beiden mittleren Ebenen dieses Bauwerks genauer anschauen“, erwiderte der still vor sich hin grinsende Alex Kranz in Richtung der ebenfalls amüsiert lächelnden übrigen Anwesenden.

„Brigid, ich wäre sehr froh, wenn du und Astor 1 uns dorthin anführen könntet“, setzte er seine Rede sogleich fort, als Brigid-Thor bereits mit dem Zeigefinger nach vorne zeigend die um sie stehenden Personen zum Folgen aufforderte.

„Übrigens habe ich die Datenspeicher der Station bereits an Kapitän Vigor-Kel auf der ODIN übertragen lassen, damit er und meine übrige Besatzung die Speicher nach wichtigen Informationen durchforsten können.

Was ich jedoch jetzt schon weiß, sind die Namen von drei meiner Landsleute, die seinerzeit an der Spitze der Werftcrew standen“, bemerkte die gerade angesprochene Lemurerin.

„Der damalige Kommandeur dieser Einrichtung war der phaetonische Flottenadmiral Hakar-Lun. Er ist genauso, wie sein Chefwissenschaftler Kommodore Largo-Pan und seine Assistentin und Stellvertreterin, Commander Kira-Ban, unter den Überlebenden.“

In diesem Moment machte Kommodore Brigid-Thor eine Redepause, während der sich ihre sonst so klaren Augen zu umwölken schienen. Dann fuhr sie sichtbar zornig fort:

„Leider sind aber nicht nur über 150 Leute dieses und meines Stützpunkts, sondern auch Millionen meiner Landsleute in Folge der damals von den STYXX-Mistkerlen angerichteten Tragödie gestorben!“, fauchte sie wütend, während sie einen Moment lang stehenblieb. Dabei drehte sie sich von ihren Begleitern weg, weil sie bei diesen Worten ihre Tränen nur noch mit äußerster Selbstbeherrschung zurückhalten konnte.

„Das so viele noch am Leben sind, das ist nicht nur sehr erfreulich, sondern ein verdammtes Wunder – und nur daran musst du jetzt denken, Brigid!

Komm’ her, ich kann mit meinen telepathischen Sinnen deinen unsäglichen Schmerz über diese Verluste mitfühlen. Ich merke zudem, wie innerlich aufgewühlt du noch immer bist“, erwiderte Mora Kranz spontan, als sie die Lemurerin sanft zu sich heranzog, um ihr die feucht gewordenen Augen mit einem Taschentuch abzutupfen.

„Das wäre grad’ eigentlich deine Aufgabe gewesen, du Stoffel“, fuhr sie dabei den ebenfalls traurig blickenden Nick Carter an, dem sie Brigid-Thor sogleich zum weiteren Trösten in die Arme drückte.

Und zu ihrer lemurischen Freundin sagte sie: „Wir werden deine vielen noch lebenden Leute später in der THIKAL-X aufsuchen, sobald die Ärzte dafür grünes Licht geben, okay?“

„Selbstverständlich. Das machen wir“, schniefte Brigid-Thor schon etwas gefasster, als sie sich nach einer kurzen Pause zum Weitergehen ins tiefergelegene Innere der eigentlichen Konstruktionswerft aufmachte.

Noch im Weitergehen hakte sie sich bei ihrem – wegen des soeben von Mora Kranz kassierten Anpfiffs – noch unglücklicher blickenden Freund Nick Carter unter und hauchte ihm umgehend einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

Ehe sie weitersprach, flüsterte sie ihm mit einem liebevollen Seitenblick ins Ohr: „Mach’ dir nichts draus, mein Liebling. Mora ist nur ebenso wütend, wie ich. Du kennst sie ja schon länger – und sie hat das eben ganz sicher nicht so gemeint, wie es sich angehört hat.

Auch wenn ich keine Telepathin bin, spüre ich dennoch, wie erschüttert auch du gerade bist. Und ich freue mich schon drauf, wenn du mich bei nächster Gelegenheit genauso weitertröstest, wie du das seit den ersten Tagen unseres Kennenlernens schon getan hast.“

Noch während Nick Carter überrascht – dann aber mit sich klärenden Gesichtszügen seine Zustimmung zurückflüsterte, setzte Brigid-Thor ihre für die übrigen Begleiter bestimmten Erläuterungen fort.

„Jetzt nochmal zurück zum Grundriss dieser riesigen Anlage. Unser neuer Freund Astor 1 hat mir ja vorhin bereits deren Baupläne gezeigt. Daher weiß ich, dass eure, bei den früheren Überflügen geschätzten Tiefenangaben der einzelnen Geschossebenen zutreffen. Sie decken sich nämlich mit den Messungen, die meine Leute in der ODIN in der Zwischenzeit vorgenommen haben.

Wundert euch deshalb also nicht, wenn ihr gleich am Ende dieser abwärts führenden Treppe die obere Hälfte eines doppelwandigen quadratischen Raums betreten werdet, in den eine kreisrunde Halle eingebettet ist.

Das liegt daran, dass die FREYA Kugelform hat und die vielen Montageebenen deshalb auf beiden Stockwerken in eben dieser Form angeordnet wurden, um gut an die gesamte Schiffskonstruktion heranzukommen.

Die zwischen den beiden umlaufenden Wänden liegenden Räume sind die technischen Werkstätten und Labors, in denen das Konstruktionsmaterial vor dem Einbau bearbeitet wurde. Zudem sind dort auch wichtige Fertigungsmaschinen untergebracht.

Übrigens ist das für mich keine so wahnsinnig neue Sache. Denn die ODIN wurde – natürlich in viel kleinerem Maßstab – nach dem gleichen Prinzip konstruiert, wie das hier bei der FREYA der Fall zu sein scheint.“

Als Astor 1, der ehemalige Chefroboter der Anlage, die Schleuse zur oberen Halbkugel auf der zweiten Etage geöffnet hatte und die gesamte Gruppe nach und nach den vor ihnen liegenden Metallsteg durch einen Gang betrat, standen sowohl Brigid-Thor, als auch ihre Begleiter vor Staunen starr vor dem schier unglaublichen Anblick, der sich ihnen in diesem Moment bot.

„Oh, mein Gott – das gibt’s doch gar nicht! Diese Riesenkugel sieht aus, als wenn sie demnächst abheben wollte!“, rief General Tony Masterson völlig entgeistert, während er die silberne Hülle des riesigen Raumschiffs ehrfurchtsvoll betrachtete.

„Nur hat die FREYA das damals – vor der Katastrophe – leider nicht mehr geschafft“, bemerkte Kommodore Brigid-Thor, wobei sie aus ihren blauen Augen erneut mit verbitterter Miene in die Runde blickte.

„Schatz, bitte hör’ auf zu Trauern – wir werden es den dämlichen Insekten, die euch das damals angetan haben, irgendwann heimzahlen. Und dann wird bestimmt auch die FREYA wie ein buchstäblicher Racheengel über sie kommen.

Zudem werde ich dafür sorgen, dass ich als Kampf- und nicht nur als dein persönlicher Shuttlepilot und Leibwächter bei dieser Mission dabei bin, selbst wenn ich dafür nochmal zum Trainieren Tonys Fliegerschule auf der AFB Holloman besuchen muss“, meldete sich jetzt Nick Carter zu Wort, als er seine Freundin Brigid zur Ermunterung erneut in den Arm nahm.

„Das ist ein großartiger Raumer“, meinte Mora Kranz, als sie die von dem fast fertigen Großkampfschiff ebenfalls völlig überwältigte Lemurerin Brigid-Thor freundschaftlich und zugleich hochachtungsvoll ansah.

„Ich darf gar nicht daran denken, wie sehr die FREYA mit ihren fraglos vorhandenen Hyperblastern unseren larojanischen Großkampfschiffen überlegen ist“, fuhr sie deshalb fort.

„Selbst die nicht viel kleinere CHRONOS unserer horusianischen Freunde und deren Schwesterschiffe sind wahrscheinlich nicht so stark bewaffnet, wie dieses Schiff.

Schade, dass sie nicht mehr rechtzeitig in den Kampf gegen die STYXX eingreifen konnte. Ich bin mir sicher, dass die damalige Abwehrschlacht um das Sol-System dann anders verlaufen wäre. Mann, oh Mann – ihr Lemurer habt damals schon krasse Sachen gebaut. Soviel steht fest.

Und der liebe Tony hier neben mir wird dafür sorgen, dass zunächst einmal nur sein Präsident und Erzherzogin Shira-Khor sowie unsere Befehlshaber von diesem überwältigenden Fund erfahren.

Halt, ich habe eben noch meine Bundeskanzlerin Nora Kirschner vergessen. Die werde ich natürlich auch informieren. Denn ohne meine Freundin Nora und ihre großartige Unterstützung bei der Bergung der KUNTUR in den bayerischen Bergen am Chiemsee, wären wir schließlich alle heute nicht hier.“

„Ich will ja nicht unken“, sagte Oberst Thure-Pan eine ganze Weile später, als er mit den übrigen Besichtigungsteilnehmer die FREYA auch auf der darunterliegenden Ebene umrundet hatte.

„Als lemurischer Testingenieur muss ich euch nämlich mitteilen, dass es noch recht viele Monate dauern wird, bis dieses Schiff irgendwann einmal zum Erstflug abheben kann.

Ihr könnt alle sehen, dass die Beplankung der Kugel im mittleren Schiffssegment noch unvollständig ist. Das ist aber nur der kleinere Teil der noch zu erledigenden Baustellen.

Unvollständig habe ich gerade gesagt. Das trifft auch für einen Teil der Bewaffnung und ebenso auf die noch nicht montierten Normaltriebwerke zu.

Die FREYA steht ja, wie ihr das von der ODIN her schon kennt, auf einem, der Form nach halbkegelförmigen Landegerüst aus einer besonders verstärkten Makronitlegierung. Diese einziehbare Startplattform beherbergt an den unteren Kreuzungspunkten auch die Hypersprungtriebwerke.

Und die sind – soweit ich das auf den ersten Blick erkennen konnte – bereits eingebaut und voll funktionsfähig, weil man das Landegerüst zu unserer Zeit üblicherweise als ersten Baustein auf Reede gelegt hat.

Was der FREYA indessen noch fehlt, sind die eben von mir erwähnten Normaltriebwerke, die noch in den unteren Schiffsrumpf eingebaut werden müssen und die bereits installationsfertig auf den gesicherten Paletten neben der unteren Polschleuse lagern.

Das gleiche gilt für die erst zum Teil eingebauten Hyperblaster. Bisher sind von diesen Superwaffen nur die drei oberen und die drei unteren Polgeschütze fertigmontiert.“

Damit zeigte Thure-Pan auf den mittleren Schiffsteil, in den man derzeit noch von dem um das Schiff herumführenden Metallsteg aus hineinschauen konnte.

„Diese kleineren zwischen den Hangartoren der Beiboote liegenden Öffnungen sind der Platz für 24 weitere Hyperkanonen der Rundumbewaffnung.

Und sobald diese Waffen sowie die Projektoren der Schutzschirmfelder dort in Höhe des Schiffsäquators eingebaut sind, müssen wir an eben diesen Stellen – wie schon gesagt – anschließend noch die fehlende Makronitbeplankung der Außenhülle ergänzen.“

„Was denkst du – wie lange wird’s dauern, bis die noch ausstehenden Arbeiten fertiggestellt werden können?“, wurde Oberst Thure-Pan in diesem Moment von seiner ehemaligen Stützpunktkommandantin Brigid-Thor gefragt.

„Na ja, das hängt ganz davon ab, wie schnell es den versammelten Medizinern in den Lazaretten gelingt, die überlebende Werftcrew meiner lemurischen Landsleute gesund zu pflegen und danach wieder fit zu bekommen. Ohne sie und ihre fachlichen Kenntnisse brauchen wir nämlich gar nicht erst mit dem Weiterbau der FREYA anzufangen.

Ich zähle dabei vor allem auf Kommodore Largo-Pan, der vor der Katastrophe nicht nur der technisch-wissenschaftliche Leiter dieses Stützpunkts war, sondern der nebenbei auch ein entfernter Verwandter von mir ist.

Ab dem Zeitpunkt, an dem alle Überlebenden gesund und unter seiner Führung wieder arbeitsfähig sind, rechne ich vorsichtig geschätzt mit mindestens X plus 24 Monaten bis zum Erstflug der FREYA.

Wobei wir nicht vergessen dürfen, dass wir bis dahin auch noch eine komplette Besatzung für dieses Großkampfschiff sowie zusätzliche technische Spezialisten zum Erhalt und Weiterbetrieb der Werft ausbilden müssen. Nicht zu reden von den notwendigen Übungsflügen, in denen sich die gesamte Crew qualifizieren muss. Und schon allein deswegen müssen wir so rasch wie möglich die noch vor uns liegenden Arbeiten an der FREYA fortsetzen.

Deshalb kommt es für uns jetzt darauf an, diese Anlage mit Hilfe der Astor-Androiden bis zum letzten Winkel zu durchforsten und bis zur Genesung der Werftcrew alles Relevante an Material und an vorhandenen Daten und Dokumenten zu sichern und auszuwerten.

Wobei Genauigkeit vor Eile geht, was ich ja hoffentlich nicht extra zu betonen brauche.“

„Okay, das ist mal ’ne Ansage, Thure. Es gibt demnach viel zu tun. Vor allem aber muss jemand dem amerikanischen Präsidenten beibringen, dass wir diesen ehemaligen lemurischen Stützpunkt noch für lange Zeit – wenn nicht sogar auf Dauer – zum militärischen Sperrgebiet erklären müssen“, meldete sich jetzt Mora Kranz zu Wort.

„Keine Sorge, das mache ich“, sagte in diesem Moment der gerade gelandete Kommandierende General der JDEF Amerika, Bart Blackhorse, der sich in just diesem Moment der Besichtigungstour angeschlossen hatte.

„Ihr seht mich zum ersten Mal einigermaßen sprachlos. Ich stelle mir nämlich gerade vor, was gewesen wäre, wenn wir schon früher von diesem besonderen Schatz in unserem Bundesstaat Nevada gewusst hätten.

Wieviel Leid hätten wir uns bei den Kriegseinsätzen der letzten Jahrhunderte ersparen können. Es ist einfach unfassbar, was ich hier vor mir sehe.

Aber ohne euch und unsere, aus dem schottischen Stützpunkt im Mount Destiny geretteten lemurischen Freunde der Ersten Menschheit wären wir ja noch heute Unwissende, die sich nach wie vor atomar bedrohen und ihre sonstigen Scharmützel in der bisher üblichen diplomatischen und – wenn das nichts nützt – auch militärischen Gangart austragen würden.“

„Du sprichst mir und meinen Kindern aus der Seele, Bart“, ergriff jetzt wieder Mora Kranz mit fester Stimme das Wort.

„Das, was uns die Propheten aller Konfessionen, z.B. schon in der Weihnachtsbotschaft lehren, ist mit der Entdeckung der FREYA jetzt nämlich in greifbare Nähe gerückt. Wär’ doch schön, wenn wir das mit dem ‚Frieden auf Erden’ endlich mal hinbekommen würden, meinst du nicht?“

„Wenn ich die STYXX mal aus meinen Betrachtungen ausklammere und die zu erwartende Zustimmung der Führer der großen Machtblöcke in der UN mit ins Kalkül ziehe, gibt’s wahrscheinlich kaum jemanden, der dir widersprechen würde, Mora“, erwiderte Bart Blackhorse mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.

„Jedoch überlege ich gerade, wie ihr dieses Riesending nach seiner Fertigstellung später aus diesem Berg herausholen wollt. Denn, wenn ich das richtig sehe, liegt die FREYA-Werft heute als Ganzes allem Anschein nach deutlich unter dem Niveau des Pyramid Lake.

Ein Ausgraben verbietet sich damit also wohl von selbst, weil euch sonst die unteren Etagen der Werft mit dem Grundwasser des Sees volllaufen würden – oder etwa nicht?“

„Da mach’ dir mal keine Sorgen, General. Die FREYA ist nämlich, genauso, wie meine ODIN, sozusagen ‚sprungfähig’. Ich habe darüber bislang nur noch nicht allzu viel geredet,“ erwiderte Kommodore Brigid-Thor jetzt mit einem wissenden Lächeln.

„Was bedeutet das? Was muss ich mir unter dem Begriff ‚Sprungfähigkeit’ vorstellen?“, fragte General Blackhorse sofort mit großem Interesse weiter.

„Nun Sir, die Teleportationskünste von Fürst Alex und dessen Cousin sind uns allen ja bereits hinlänglich bekannt“, griff in diesem Augenblick Oberst Thure-Pan in das Gespräch ein, ehe er mit einem Lächeln ergänzte:

„Und mit den lemurischen Neubauten verhält sich das ähnlich. Auch sie können teleportieren. Momentan sind es nur die ODIN und die FREYA, die über derartige Sprungtriebwerke verfügen, wobei auch das der FREYA – wie ich schon sagte – bereits einsatzbereit ist.“

„Und, wie funktioniert so ein Sprungtriebwerk?“, fragte der Oberbefehlshaber der JDEF Amerika erstaunt.

„Die Larojaner und die Horusianer kennen diese Technik meines Wissens nach jedenfalls nicht.“

„Das stimmt, General. Nun, die Hypersprungtechnik war schon zu unserer Zeit eine äußerst vertrauliche Sache.“

Oberst Thure-Pan räusperte sich kurz, ehe er weitersprach.

„Die gerade angesprochene Technologie wurde von meinem Volk erst kurz vor dem Angriff der STYXX bis zur Produktionsreife entwickelt. Deshalb ist damals auch nur der Prototyp unserer ODIN zu Testzwecken damit ausgerüstet worden.

Wie wir jetzt wissen, ist die Sprungtechnik aber auch beim Bau der FREYA verwendet worden. Nur hat unser Flottenkommando das damals aus Geheimhaltungsgründen noch nicht mal uns als damit beauftragter Testeinrichtung mitgeteilt.

Heißt also im Klartext, die FREYA verfügt über dieselbe Fähigkeit – und weil ihre Sprungtriebwerke schon montiert sind, kann sie also jederzeit in einem sogenannten Nullfeld den Standort wechseln, egal, ob sie dazu selber in Bewegung ist, oder nicht.

Das Nullfeld, in das sich dieses Schiff und auch unsere ODIN zu hüllen vermag, wirkt dabei ähnlich, wie Sie das von der überlichtschnellen Wurmlochtechnologie der neueren larojanischen Antriebe her vermutlich schon kennen.

Jedoch braucht man zur Aktivierung des lemurischen Nullfelds keine knapp unter Licht liegende Geschwindigkeit des zu befördernden Objekts, sondern man kann ein derart ausgerüstetes Raumschiff auf beliebige Distanzen durch gesteuerten Eintauchen in den Hyperraum von einem zum anderen Ort versetzen, was vor allem beim Besuch fremder Planeten von Vorteil ist.

Da mein Volk zum Zeitpunkt der Katastrophe kurz davorstand, unbekannte Planeten in dieser Galaxis zu erforschen, haben unsere Wissenschaftler diese Technologie damals, sozusagen als Derivat der Wurmlochtechnik, als zusätzliches Sicherheitsfeature für Fernraumschiffe entwickelt. Und zwar um, wenn nötig, schnell wieder verschwinden zu können.

Dass die Nullfeldtechnik tatsächlich funktioniert, haben wir mit der ODIN noch vor dem Einschlag des Asteroiden ausgiebig testen können. Die FREYA wird demnach ihre derzeitige Bergfestung problemlos verlassen können, wenn es einmal so weit ist.

Aber auch danach werden wir die Werft sicher noch weiterhin brauchen. Wobei ich nicht nur an die unvermeidbare Wartung dieses gigantischen Schiffs – sondern auch an eventuelle Nachbauten denke, die unsere interplanetare Allianz künftig in Erwägung ziehen sollte.“

„Thure spricht schon fast, wie ein geübter Politiker, warf Mora Kranz an dieser Stelle ein.

„Aber machen wir uns nichts vor – das, was er gerade gesagt hat, hat zwar Hand und Fuß, ist aber derzeit noch absolute Zukunftsmusik.

Ab sofort kommt nämlich zunächst mal die Stunde der eingehenden wissenschaftlichen Erkundung dieser Anlage – denn deshalb sind wir ja eigentlich hierhergekommen, wie ihr euch sicher erinnert.

Übrigens, sofern ich das richtigsehe, werden wir unsere jetzt anstehenden wissenschaftlichen Arbeiten an diesem Ort auf Dauer nicht geheim halten können.

Deshalb sollten wir und die Führung der JDEF schon in nächster Zeit den Konsens mit all unseren terranischen Alliierten suchen. Und dazu gehört meines Erachtens auch die Verständigung mit den Staaten, die das vielleicht noch werden wollen.

Daher denke ich, dass gerade wir Terraner in der JDEF unsere führenden Politiker erneut anschubsen müssen, um ihnen die neuen Fakten in einer nochmaligen UN-Versammlung klarzumachen.

Nicht nur, weil mir das zweifellos notwendig erscheint, sondern auch, weil es die beste vertrauensbildende Maßnahme ist, wenn wir danach auch hochrangige Wissenschaftler aus anderen Ländern in unsere Forschungs- und Entwicklungsarbeit mit einbeziehen wollen.

Daran wird am Ende sowieso kein Weg vorbeiführen – zumal Erzherzogin Shira-Khor schon bei ihrer ersten UN-Rede versprochen hat, stets mit offenen Karten zu spielen.“

„Dir ist klar, was das bedeutet, Mora?“, warf Bart Blackhorse sofort mit leicht zweifelndem Blick ein.

„Ja Bart, das weiß ich seit den Anschlägen auf Shira und uns nur zu genau. Wir werden deshalb die Personen, die sich später einmal bei uns zur Mitarbeit verpflichten wollen, sehr genau durchleuchten müssen.

Daher schlage ich auch vor, dass jeder von denen, egal ob er Europäer, Asiate, Afrikaner oder Amerikaner ist, vor seiner Anstellung ein Abschlussgespräch mit mir oder einem unserer PSI-befähigten Oskar-Androiden führt.

Die Oskars und ich sind mit unseren telepathischen Fähigkeiten bekanntlich jedem Lügendetektor überlegen. Daher wird es uns nicht schwerfallen, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Ich würde sagen, bis Anfang Juni sind wir soweit, um das anzugehen. Aber notfalls machen wir das in dringenden Fällen auch mal zwischendurch.

Bis dahin sind Viktor und seine Crew ja mit der CONDOR-X voraussichtlich noch in Süd- und Mittelamerika beschäftigt und mein angetrauter Fürst und ich haben bis dahin mit unseren Wissenschaftlern sowie mit der ODIN-Crew hier vor Ort noch genug mit der Erkundung dieses Werftstützpunkts und der Auswertung unserer Funde zu tun.

Wobei es nicht ausgeschlossen ist, dass meine wissenschaftliche Crew mit der MHORA-X während dieser Zeit auch zeitweise zur Hilfestellung nach Südamerika reisen muss. Ob das nötig ist, werden wir später ja noch sehen.

Nur eines könnt ihr euch terminmäßig schon alle mal abschminken. Ab Ende August haben Alex und ich drei Wochen Urlaub. Und den werden wir uns nehmen – selbst, wenn die Hölle zufriert.“

„Gut gesprochen, mein Schatz. Ich bin immer wieder begeistert, wie du unsere Freunde – selbst im Generalsrang – anblaffst. Ich sag’ nur ‚Kinderstube’ – wir hatten diesbezüglich doch so eine hübsche Vereinbarung – oder etwa nicht?“

„Ja, ja – du alter Querkopf, aber ich habe das eben absolut ernst gemeint. Oder willst du etwa ausnahmsweise einmal nicht mit den Kindern und mir nach Italien verreisen?

Immerhin hast du mir ja diese hübsche Villa in der Toskana geschenkt, die ich bisher nur ein einziges Mal genießen durfte. Vor allem würde ich auch gerne unsere beiden netten Hauswirtschafter Julia und David Montebello endlich mal wiedersehen.

Und zudem wollen uns ja Anna und Michael Wagner mit ihrem Baby bei dieser Reise in die Toskana begleiten.“

„Ja, ja – ist ja schon gut. Du kriegst deine drei Wochen Urlaub. Keiner von uns ist unersetzbar und ich denke, dass es auch mal ohne uns geht. Rando und Mary freuen sich sicher schon darauf, das Kommando über die MHORA-X mal ’ne Zeitlang übernehmen zu dürfen.

Außerdem haben Michael und Anna Wagner ja mit Annas Bruder Max Baur und den unzähligen Logistikoffizieren aus den europäischen Streitkräften sicher ebenfalls mehr als genug Stellvertreter zum Betrieb unserer zentralen LogBasis in Erding zur Verfügung.

So – und jetzt hör’ auf so zickig zu gucken, weil ich nämlich Anna und Micha schon vor Tagen in deine italienische Villa eingeladen habe“, erwiderte Alexander Kranz, als sich die erste Besichtigungstour durch die lemurische Werft allmählich dem Ende zuneigte.

„Es ist immer wieder ein Vergnügen, euch beiden beim Streiten zusehen zu dürfen“, meinte Bart Blackhorse spontan, wobei er sich ein hintergründiges Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

„Aber zurück zum Geschäft. Ich bitte darum, dass ihr euch alle bis morgen früh überlegt, ob wir noch etwas bezüglich unserer anschließenden Vorgehensweise abändern oder ergänzen müssen.

Wir treffen uns deswegen morgen gleich nach dem Frühstück zu einer kurzen Besprechung in unserem provisorischen Lagezentrum.

Danach schauen wir uns zusammen mit Brigid, Thure und unserem neuen Freund Astor 1 einmal das Innenleben der FREYA genauer an und besuchen anschließend die Patienten in den Medostationen der THIKAL-X und der KIMBAL. Außerdem steht später ja auch noch die Erkundung der im See liegenden Pyramide auf unserer To-Do-Liste.

Für heute danke ich euch allen für eure prima Arbeit. So, und jetzt geh’ ich duschen und anschließend zum Dinner. Kommt jemand mit?“

„Sicher, keine Frage – nur Duschen musst du leider alleine, General“, meinte Mora Kranz trocken, womit sie die Lacher der übrigen Anwesenden, darunter auch der gerade angesprochene General Blackhorse, wieder einmal auf ihrer Seite hatte.

Kampf um SANTOR - Testfall HATHOR 2

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