Читать книгу Vom selben Blut - Schweden-Krimi - Åke Smedberg - Страница 7

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Sie ging direkt durch die Haupthalle zur Vasagatan hinaus. Ungefähr zwanzig Meter entfernt bremste ein Bus an der Haltestelle, und sie ging schneller. Lief an dem Springbrunnen vorbei, an dem ein erschöpftes Paar in den Vierzigern stand und einander anschrie. Alte Fixer, dachte sie. High oder betrunken oder beides.

»Ja, was zum Teufel . . . Bist du das? Komm her und rede! Ja, hörst du denn nicht? Komm her! Was ist mit dir los? . . .«

Sie spürte einen Ruck durch den Körper gehen, gleichzeitig erhöhte sich ihr Puls. Aber sie verzog keine Miene und sah sich nicht um. Erst als sie an der Bushaltestelle angekommen war, warf sie einen raschen Blick über die Schulter zu den beiden am Springbrunnen. Sie standen immer noch da und brüllten sich an, bis die Frau den Mann von sich wegstieß, sich umdrehte und fortging.

Sie atmete aus. Nichts. Niemand hatte ihr hinterhergeschrien. Sie hatte sich das eingebildet, sich verhört. Durch die Erleichterung fühlte sie sich im ganzen Körper schwach. Ihre Beine zitterten, als sie in den Bus einstieg.

Sie versuchte stets, Orte zu vermeiden, an denen jemand sie wiedererkennen könnte. In die Nähe des Hauptbahnhofs und des Platzes Platta wollte sie am liebsten gar nicht kommen. Nicht, weil das Risiko dort größer war, dachte sie. Eher im Gegenteil. Die Jugendlichen, die sich heute dort herumtrieben, könnten ihre Kinder sein. Aber es spielte keine Rolle, sie hielt sich trotzdem davon fern. Es wäre einfach nur dumm, dieses Risiko einzugehen.

An der Haltestelle Slussen stieg sie aus, stand fröstelnd im schneidenden Wind und wählte seine Handynummer, sie wusste nicht mehr zum wievielten Mal. Es war immer noch ausgeschaltet. Sie ließ das Telefon sinken und starrte ins Leere. Warum antwortete er nicht? Wo trieb er sich herum? Sie musste ihn erreichen. Jetzt. Sofort. Sie schloss die Augen, biss sich fest auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte. Dann holte sie tief Luft, schlug die Augen auf und entschloss sich.

»Für irgendeine Art von Notsituation«, hatte er gesagt, als er ihr die Adresse gegeben hatte. »Und wenn du dich sonst nirgendwohin wenden kannst.« Sie hatte sarkastisch das Gesicht verzogen. »Was sagt denn die kleine Frau dazu, was meinst du? Wenn jemand wie ich auftaucht?« Er hatte mit den Schultern gezuckt. »Tja, du sagst es. Aber was kann sie schon tun? Außer mich umbringen.«

Sie lächelte ein wenig bei dieser Erinnerung, wurde aber schnell wieder ernst. Sie stand eine Weile unruhig vor der Tür, atmete hektisch. Von Slussen aus hatte sie einen Bus genommen, war einmal umgestiegen und das letzte Stück zu Fuß gegangen. Sie sah auf die Uhr. Ein paar Minuten nach eins. Dann ging sie vor und drückte auf die Klingel. Nichts passierte, sie wartete, drückte noch einmal, wartete wieder.

Erst beim dritten Versuch knisterte es in der Sprechanlage. Sie spürte, wie ihr Herz einen Satz machte, und lehnte sich an die Wand.

»Lasse?«, sagte sie leise.

Keine Antwort. Sie wartete noch eine Weile, mit angehaltenem Atem.

»Bist du das, Lasse? Bist du da?«

Sie machte unwillkürlich einen Schritt zurück, als das Geräusch aus dem Lautsprecher drang. Ein wahnsinniges, gebrochenes Geheul. Langgezogen, das scheinbar nie aufhören würde. Sie hielt sich die Ohren zu, drehte sich abrupt um und zwang sich loszulaufen. Am Ende der Häuserzeile bog sie nach links, kürzte über eine Grasfläche ab, fiel fast hin, als die hohen Absätze in die weiche Erde sanken, erreichte wieder eine Straße, ging zwanzig Meter, bog in die nächste Querstraße ein, ging schräg durch ein neues Wohnviertel.

So ging sie weiter, im Zickzack voran, Straße für Straße. Sie ging jetzt ruhiger, versuchte unbekümmert zu wirken. Ab und zu warf sie einen Blick über die Schulter, sah aber niemanden. Sie dachte wieder an den Schrei. Angsterfüllt und gleichzeitig wütend.

Sie blieb stehen, schloss die Augen, biss die Zähne zusammen. Zwang sich, ruhig zu werden, die Panik, die in ihr aufwallte, zu ersticken. Aber es war etwas passiert, das wusste sie. Etwas Furchtbares.

Vom selben Blut - Schweden-Krimi

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