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Die Gutskirche Stellichte

Eine Perle unter den Kirchen in der Lüneburger Heide ist die St. Georg-Christophorus-Jodokus-Kirche in Stellichte. Sie wurde 1610 von der Freiherrn-Familie von Behr gebaut. Gegenüber der Kirche liegt etwas zurück das Rittergut Stellichte, das seit 1479 durchgehend in Familienbesitz ist. Bis 1975 gehörte die Kirche noch zum Gut, dann wurde sie der evangelischen Landeskirche übergeben.

Die kleine Kirche mitten in der Heide ist besonders, weil sie eine der beiden einzigen im Original erhaltenen Renaissancekirchen in Norddeutschland ist. Die andere ist die Celler Schlosskapelle, die das Vorbild dieser kleinen Landkirche war und auch erhalten ist.

Der Erbauer Dietrich von Behr legte fest, dass seine Kirche in Zukunft unverändert erhalten werden soll. Dies ist bis heute so. Natürlich wurden Restaurierungsarbeiten, insbesondere an der Orgel, durchgeführt. Auch der Turm, das Dach und das Gebäude selbst wurden instandgesetzt, weil 400 Jahre an keinem Gebäude spurlos vorüber gehen. Vor einigen Jahren wurde über die Installation einer Beleuchtung in der Kirche diskutiert. Ich weiß nicht, ob es inzwischen umgesetzt wurde. Bisher wurden die Gottesdienste im Winter bei Kerzenlicht abgehalten. Gerade zu Weihnachten gaben die Teelichte auf den Kanten der Kirchenbänke und die anderen Kerzen der Kirche eine einzigartige Atmosphäre. Diese Tradition wird sicher trotz Strom weitergeführt werden.

Direkt zwischen der Kirche und dem Gutshaus fließt die Lehrde entlang. Die Kirche auf dem einen Ufer und Gutshaus und Obermühle auf dem anderen Lehrdeufer. Es hat lange Tradition, dass die Familie der alten Obermühle den Küsterdienst für die Kirche versieht. Vor einigen Jahren starb der Küster ohne männlichen Nachfolger. Daher betreut nun seine Tochter als erster weiblicher Küster die Kirche. Das war schon eine kleine Sensation bei den eher konservativen Heidjern.

Bei ihr, Frau Borchert, kann man Termine für eine individuelle Führung vereinbaren. Die Adresse ist im Anhang. Eine kleine Gruppe von Stellichtern machen ehrenamtliche Führungen durch die Kirche und freuen sich über eine Spende als Dankeschön. Sie kennen nicht nur die Kirche, sondern auch Geschichten rund um den Bau und die Rittersleute. Solche Führung ist nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam.

Die Lehrde ist wider erwarten ein alter Grenzfluss. Nördlich des Flusses lag in früheren Zeiten das Bistum Verden und südlich gehörte es zum Bistum Minden. Heute gehört Stellichte zum Landkreis Heidekreis, der Nachbarort Wehnsen zum Landkreis Rotenburg/Wümme. Wehnsen ist ein kleiner Ort mit einer alten Lindenallee an der Durchfahrtsstraße. Solche Alleen findet man fast nur noch in den neuen Bundesländern. Hier ist eine erhalten geblieben. Ein bisschen weiter westlich trennt die Lehrde dann die Landkreise Heidekreis und Verden. Hier kurz hinter Stellichte gibt es also ein Dreilandkreise-Eck. Zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges bildete die Lehrde die Grenze zwischen dem Kurfürstentum Hannover und dem Königreich Schweden. Zwei Dörfer weiter westlich zwischen Idsingen (Heidekreis) und Groß Heins (Verden) liegt ein Übergang über die Lehrde. Hier führte eine wichtige Handels- und Heerstraße Hannover-Lüneburg-Verden-Rotenburg entlang. Dort steht heute noch eine Hofstelle „Rosenhof“, die ursprünglich als Zollstation zwischen Schweden und Hannover gegründet wurde. Heute quert dort eine Brücke die Lehrde und Zölle werden auch nicht mehr erhoben.

Zurück zur Kirche. Von Außen sieht sie einfach nur nach einer unprätentiösen Dorfkirche aus. Dem ist aber nicht so. Das plätschern der Lehrde am alten Mühlenwehr begleitet den ersten Außenrundgang im Hintergrund. Der Innenraum ist zwei geteilt. Im großen Schiff die Bänke für das Gemeine Volk. Dann links trennt eine Balustrade mit Rundbogen den Altarraum und die angestammten Chorbänke der Familie von Behr vom Kirchenschiff ab. Vier Stufen führen dort hinauf.

Die Schnitzereien und die Kanzel, die gesamte einheitliche Einrichtung der Kirche sind beeindruckend. Von der Holzdecke bis zu den Fliesen auf dem Boden. Einige davon hat der Erbauer von einer Reise nach Florenz mitgebracht. Von der Orgel, die eigentlich für eine viel größere Kirche geplant war, bis zum Altar mit großartigen Malereien. Die Epitaphe an den Wänden und die prächtigen Schnitzereien ziehen die Blicke auf sich. Ein fröhlicher Farbtupfer sind die kürzlich restaurierten Altardecken im Blau der Familie von Behr. Auch hier ist wieder ein Ort, der es in sich hat, wenn man bereit ist ihn im Ganzen auf sich wirken zulassen. Die Kirche kann im Sommer an Sonn- und Festtagen zwischen 14.00 Uhr und 16.00 Uhr betreten werden. Dann ist auch jemand, der Fragen beantworten kann, vor Ort.

Das Heidedorf hat zusätzlich zur Obermühle neben der Kirche natürlich auch eine ehemalige Untermühle am westlichen Ortsrand, lehrdeabwärts. Der alte Stellichter Mühlenweg führt heute als Waldweg schnurgerade ca. 10 km bis zur A27. Der Autobahnbau hat ihn abgeschnitten. Auf diesem Weg brachten Hunderte von Jahren die Bauern ihr Korn zum Mahlen zu einer der beiden Wassermühlen in Stellichte.

Nach dem Kirchenbesuch lohnt sich ein Abstecher zu der Wehnser Lindenallee, dazu fährt man einfach weiter und kommt dabei noch durch einen schönen Buchenwald, der zum Rittergut gehört.

Anfahrt:

Von Walsrode Richtung Visselhövede L161

An der Ausschilderung „Grundloser See“ vorbei nach Ebbingen

am Ortsende Ebbingen links abbiegen nach Stellichte

dabei fährt man durch den Stellichter Sunder

Geradeaus durch Stellichte, dann sieht man schon links die Kirche und rechts das Gut

Magische Orte in der Lüneburger Heide

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