Читать книгу Alles Fake oder was? - Klaus Robra - Страница 4
Abschied für immer?
ОглавлениеWie lautete doch seinerzeit mein erster Satz? Aha: „Ihm, dem Schreinermeister, standen Tränen in den Augen und die Haare zu Bergen.“ Was aber kein guter Beginn ist, wie mir inzwischen klar wurde. Vielmehr hätte ich nur schreiben sollen: Dem Schreinermeister standen Tränen in den Augen. Und warum? Weil Franz, sein jüngster Sohn, „zum Bund“ musste und sein Vater ahnte, dass Franz sich damit wohl für immer von seinem Elternhaus verabschieden würde. Das war nicht leicht zu verkraften, auch nicht für einen gestandenen Schreiner-meister. Doch nun kam es so, obwohl Franz – ohne Wissen des Vaters – mit etwas Geschick diese Wehrdienst-Verpflichtung hätte vermeiden können. Er hatte auch mit dem Gedanken gespielt, hielt es dann aber für vorteilhafter, nun gleich nach dem Abitur erst einmal von zu Hause wegkommen zu können, zumal er befürchtete, dass sein Vater sich weigern könnte, ihm ein Studium zu finanzieren. Er war jetzt fast 20 Jahre alt, damals, in den 1960er Jahren, noch nicht voll-jährig. Das würde sich ändern, sobald er den 18monatigen Wehrdienst hinter sich gebracht hätte. Dann würde er volljährig sein und selbst über sich bestimmen können. Dachte er jedenfalls und wählte also den Barras statt der vermeintlichen (?) Ungewissheit.
Verabschiedete sich nun also auf dem Bahnsteig von seinem Papa und bestieg den Zug, der ihn nach Süddeutschland, genauer: nach Schlettingen im Breisgau, zur „Grundausbildung“ bringen sollte. Er, der Rheinländer, kannte Süddeutschland kaum. Ein einziges Mal war er mit seiner früh verstorbenen Mutter im Schwarzwald gewesen, nahe Freudenstadt, der Stadt mit den wunderschön restaurierten Arkaden, fast wie Bologna. Die Fahrt zog sich schier endlos hin, zunächst immer am Rhein entlang, dann, nach vielen langweiligen Stunden im Bahnabteil, ging’s allmählich seitwärts und aufwärts, nicht in die Büsche, nein, in das dunkle Gebirge, auch Schwarzwald genannt. Was aber tut man auf langen, langweiligen Bahnreisen? Man liest, redet vielleicht mit Mitreisenden, kuckt sich die vorbeisausende Gegend an, läuft im Zug herum, mal zum Klo und zurück, setzt sich wieder, döst, träumt vor sich hin und erinnert sich plötzlich an die