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Kapitel 7 Dann gehen wir eben an die Trasse

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Während eines Urlaubs hatte unsere Tochter ihren Mann kennen gelernt. Nach reiflichen Überlegungen kündigte sie ihren Arbeitsvertrag mit der Seereederei.

Sie begann als Kellnerin in unserem Lokal.

Wir hatten,unter anderen,drei Offiziere der russischen Armee, die in Gera stationiert waren, mit ihren Ehefrauen als Stammgäste. Ich besorgte ihnen Teppiche von der Geraer Teppichfabrik, denn ich hatte ja noch immer Beziehungen. Wenn sie dann aus dem Jahresurlaub, aus der Sowjetunion zurück nach Gera kamen brachten sie uns als Gegenleistung Goldschmuck mit, der damals in der DDR absolute Mangelware war.

Eines Tages, zwei dieser Offiziere waren als Gäste bei uns und standen in Zivil am Tresen, ereignete sich ein Zwischenfall der, wie wir sagten, „weite Kreise“ nach sich zog.

Etwa sieben, acht Vietnamesen, die in der WEMA-UNION GERA zu Facharbeitern ausgebildet wurden, zählten mit einem Deutschen Betreuer an diesem Abend zu unseren Gästen. Die ruhige Atmosphäre, leise Hintergrundmusik, wurde immer mehr durch diese vietnamesischen Gäste gestört. Andere Gäste baten den zuständigen Kellner mehrmals doch bitte für Ruhe zu sorgen. Es gelang ihm immer nur für kurze Zeit.

Zu vorgerückter Stunde bat mich der Kellner um Hilfe. Einer der vietnamesischen Gäste hatte eine Zigarette auf der Tischdecke ausgedrückt. Ich bat den Betreuer die Rechnung zu bezahlen und unser Lokal zu verlassen. Er hatte volles Verständnis, denn auch ihm war es nicht mehr möglich diese Jungs zur Ruhe zu bringen.

Nach kurzer Zeit bezahlten sie, begaben sich in Richtung Ausgang, wo sich die Garderobenständer befanden. Während sie sich ankleideten bekamen sie plötzlich untereinander Streit. Ich wollte diese, für die anderen Gäste unangenehme und unruhige Situation, so schnell als nur möglich beenden. Ich begab mich zu dieser Gruppe, berührte einen dieser Gäste am Arm da sie mich nicht wahrnehmen wollten und bat sie ganz schnell unser Lokal zu verlassen. Plötzlich waren sie sich untereinander einig und ich spürte die ersten Faustschläge auf meinem Körper und im Gesicht. Es entwickelte sich eine Schlägerei, die sich nach draußen auf die Straße verlagerte, zwischen diesen sieben oder acht vietnamesischen Gästen, zwei Kellnern und mir. Wir sammelten sehr viel Erfahrung. Blaue Augen, aufgeplatzte Lippen, eine Weste, die zur Dienstkleidung der Kellner gehörte, ohne Knöpfe und herausgerissene Haarbüschel. Ich hatte unter anderem noch einen aufgeplatzten und blutenden Handrücken. Meine Frau und wahrscheinlich auch Nachbarn, die durch diesen Krach auf dass, was sich vor unserem Lokal abspielte aufmerksam wurden, hatten die Notrufzentrale der Stadt informiert. Nach wenigen Minuten hörten wir aus verschiedenen Richtungen Sirenen. Aller Wahrscheinlichkeit nach von sich nähernden Polizeieinsatzfahrzeugen. Ich nahm auch wahr, diese beiden russischen Offiziere, zu denen wir ein eher freundschaftliches Verhältnis hatten, kamen uns nicht zur Hilfe. Vorerst verstand ich das nicht.

Nach und nach flüchteten die vietnamesischen Gäste in alle möglichen Richtungen und als wir die beiden, noch verbliebenen, daran hintern wollten, was uns nicht gelang, waren plötzlich diese beiden Offiziere zur Stelle.

Sie rannten ihnen nach, fassten sie und mit geübten Griffen brachten sie beide zurück zum Restaurant. In einem unserer Wirtschaftsräume drückten sie die beiden zu Boden. Kurz darauf erschienen zwei Polizeiautos und zu unserer Verwunderung ein Rettungswagen des „Roten Kreuzes“.

Bemerken möchte ich, dass Vietnamesen kleiner, von der Körpergröße her betrachtet, als wir als wir sind, scheinbar schwächer, auf die Körperkraft bezogen, aber unwahrscheinlich flink. Später erfuhren wir, dass es Nordvietnamesen waren. Einige von ihnen hatten eine Karateausbildung, wir also auf alle Fälle schon von vornherein als Verlier feststanden. Fast unbemerkt hatten die beiden russischen Freunde, ohne zu bezahlen, unser Restaurant verlassen. Die Polizisten hatten beide auch nur einen kurzen Moment wahrgenommen und haben nicht mehr nach ihnen gefragt.

Minuten später meldete sich einer der beiden aus einer Telefonzelle und gab meiner Frau zu verstehen, sie kommen am nächsten Tag wieder und erklären ihr plötzliches Verschwinden.

Diesen beiden Vietnamesen mussten Handschellen angelegt werden, denn mit einer von mir noch nie erlebten Aggressivität versuchten sie, sich der Zuführung zur Polizeiwache zu entziehen. Die geflüchteten Vietnamesen wurden später zwischen zwei Haltestellen der Straßenbahnlinie nach Gera-Lusan, von Polizisten aus der Straßenbahn geholt.

Ich musste mit dem Krankenwagen ins Krangenhaus, hatte zwei Knöchel meiner rechten Hand gebrochen, sowie Prellungen des Brustkorbes und des rechten Wangenknochens erlitten. Meine Frau, wir waren in telefonischer Verbindung, schloss das Restaurant nach Dienstschluss und ich musste nach der Behandlung vom Krankenhaus zum Politeirevier. Ein Protokoll über diesen Vorgang wurde erstellt. Gegen 4Uhr morgens war ich wieder zu Hause. Während einer Durchsuchung der Unterkünfte dieser Vietnamesen fand die Polizei in einem Schrank, eines dieser Vietnamesen, eine Schusswaffe und eine größere Menge Munition. Er hatte damit gegen Gesetzte der DDR verstoßen und wurde umgehend in seine Heimat abgeschoben, wo ihn ein Strafgerichtsprozess bevor stand. Nach einigen Tagen wurde ich in das Kulturhaus der WEMA-UNION GERA zu einer Versammlung eingeladen. Etwa achtzig bis einhundert Vietnamesinnen und Vietnamesen waren anwesend. Ausbilder, Betreuer und ein Vertreter der vietnamesischen Botschaft in der DDR, saßen im Präsidium. Es wurde von allen Beteiligten ganz offen über diesen Abend und was da vorgefallen war diskutiert. Fünf dieser Jungen entschuldigten sich öffentlich bei mir.

Für mich war diese Angelegenheit erledigt. Aber nach ein paar Tagen erschienen sie wieder und mir wurde sehr unwohl, als ich sie im Eingangsbereich unseres Restaurants stehen sah. Sie kamen auf mich zu und fragten, ob sie in Zukunft wieder zu uns als Gäste kommen dürfen. Natürlich hatte ich nichts dagegen einzuwenden. Sie wurden für uns immer wieder gerngesehene Gäste, denn sie hatten aus ihrem Verhalten die richtigen Schlussfolgerungen gezogen.

Die beiden russischen Offiziere klärten mich später über ihr Verhalten an diesem Abend auf. Wenn ein Offizier der Sowjetarmee in der DDR mit der Polizei zu tun bekommt, ganz gleich ob er Schuld hat oder nicht, oder wenn er einen anderen bei einer Schlägerei verletzt, wird er sofort degradiert. Er bekommt ein Straffversetzungsverfahren und wenn er Pech hat, landet er in einer sibirischen Strafkolonie als Wachmann.

Wir schreiben das Jahr 1985. Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen unterzog sich meine Frau einer Vorsorgeuntersuchung bei einem Gynäkologen. Ich wartete im Auto. Als sie zurück kam brach für uns eine Welt zusammen. Ein kindskopfgroßer Tumor hatte sich, seit der letzten Vorsorgeuntersuchung ein halbes Jahr zuvor, in der Gebärmutter gebildet. Am 2.Januar 86 ging sie zur stationären Behandlung in die Wismut-Klinik Gera. Am nächsten Tag wurde sie operiert. Totaloperation und Entfernung eines Eileiters. Etwa sechs bis acht Tage mussten wir auf das Ergebnis, ob es ein gut- oder bösartiger Tumor war, warten. Ich hatte kurzfristig und ohne in unserem Betrieb um Erlaubnis zu fragen, unser Restaurant geschlossen. Besuchstage in Krankenhäusern, zur damaligen Zeit, waren nur Mittwoch und Sonntag, jeweils zwei Stunden. Der Stationsarzt sagte mir, ich dürfe jeden Tag eine Stunde zu ihr. Mich machte das sehr stutzig und unruhig, denn ich war der Annahme, sie sei an Krebs erkrankt, in einem Stadium wo ihr nicht mehr zu helfen ist. Meinen Schutzengel flehte ich an, „wenn ich dich das nächste Mal brauche steh mir bitte nicht bei, ich werde mir selbst helfen! Dafür aber steh meiner Frau bei, nimm sie unseren Kindern und mir bitte nicht weg!“

Wenn es ihn gibt, er muss mich erhört haben. Der Befund war negativ und ich durfte sie 14 Tage nach der Operation nach Hause holen. Es war eine sehr schwere Operation und ihr wurden demzufolge mehrere Monate absolute Schonung verordnet. Unsere Tochter, inzwischen verheiratet und schwanger, meine Frau längere Zeit nicht belastbar, was nun? Diese Frage stellte ich, während eines Versorgungsrapports unserem neuen Direktor. Ich bat ihn, mir ein kleines Restaurant oder ein kleines Cafe, als Leiter zu überlassen.

Er verneinte das mit der Begründung, er hätte kein Gaststättenleiterehepaar für unser Restaurant.

Zur damaligen Zeit hatte die DDR Verträge mit der Sowjetunion abgeschlossen. Es sollten mehrere Erdgasleitungen, mit einer Gesamtlänge von 1000 Kilometern, über das Grenzgebirge Asien-Europa, den Ural, gebaut werden. Inbegriffen waren auch Verdichter- Stationen, Wohnungen, soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen. Auch der Straßenbau spielte dabei eine Rolle. Ab dem Jahr 1985 befanden sich dort ständig etwa 12 bis 15 000 Bürger aus der DDR im Einsatz. Arbeitskräfte aller Berufsgruppen wurden benötig.

Verärgert und enttäuscht antwortete ich ihm: „na gut, dann gehe ich eben an die Trasse, da verdiene ich so viel Geld, das meine Frau zu Hause bleiben kann und nicht mehr arbeiten muss!“ „Aber bitteschön, dann geh doch an die Trasse“, war seine Antwort!

Wutentbrannt begab ich mich direkt zum Einstellungsbüro der „Erdgastrasse“ in Gera. Ich erzählte dem zuständigen Mitarbeiter von dem kurz zuvor geführten Gespräch mit meinem Direktor und bat um Auskunft welche Möglichkeiten bestehen würden, eine Tätigkeit an der Erdgastrasse in der Sowjetunion aufzunehmen. Er klärte mich darüber auf, was auf mich zukommt, sollte ich mich dafür entscheiden. Er gab mir Bewerbungsunterlagen und sagte mir: „wenn ein Einsatz in der Sowjetunion erfolgen sollte ist dein Betrieb der Hauptauftraggeber Versorgung- Erdgastrasse, mit Sitz in Karl-Marx-St.“ Wir hatten eine Ausbildung im Handel und somit Erfahrungen im Lebensmittelbereich. Ich bat ihn mir alle Bewerbungsunterlagen zweifach auszuhändigen für den Fall, ich würde mich auf einem der Formulare beim Ausfüllen verschreiben.

Als ich nach Hause kam und meiner Frau davon berichtete sah sie mich ungläubig an und fragte mich: „ob ich denn nun tatsächlich den Überblick verloren hätte oder Durchgedreht sei.“ Unser ältester Sohn, der noch bei uns wohnte und als Schweißer bei einer Wohnungsbaufirma tätig war und dieses Gespräch mit angehört hatte, meinte kurz entschlossen: „na wenn du gehst, vielleicht auch ihr beide gemeinsam, dann gehe ich auch, denn unser Betrieb hat Baustellen in der Ukraine.“

Unsere beiden anderen Kinder hatten inzwischen eigene Wohnungen in Gera, wir waren unabhängig.

Nach vielen Überlegungen einigten wir uns, dass wir uns gemeinsam für diese Auslandstätigkeit bewerben.

Noch am gleichen Abend füllten wir die Bewerbungsunterlagen aus und ich gab sie am kommenden Tag im Einstellungsbüro ab. Unser Sohn bewarb sich in seinem Betrieb und wir mussten nun abwarten was aus unserer „Kurzschlussreaktion“ wird. Wenige Tage später wurde ich von meinem Bereichsleiter aufgefordert mich umgehend um einen Termin zu bemühen, für ein Gespräch bei dem Direktor unseres Betriebes. Ich war Happy, denn ich ahnte was nun auf mich zukommt.

Ich war mir völlig im Klaren, wenn wir an der „Trasse“ angenommen werden, kann er mir bieten was er will, denn unser Entschluss stand fest! Es kam wie geahnt.

„Hallo Klaus, was ist denn mit euch los, ich habe es doch nicht so gemeint, wir können doch miteinander reden. Ich hab zwei Tages-Cafe`s neu zu besetzen, entscheidet euch für eins.“ Er hatte die Rechnung ohne den Klaus gemacht. In meiner Sturheit gab ich ihm, sinngemäß, zu verstehen: „du hattest keine kleinere Einrichtung für uns als ich dich darum gebeten habe, sagtest, dann geh doch an die Trasse. Ich gehe an die Trasse, und wenn meine Frau wieder voll belastbar ist wird sie auch mitkommen, denn Arbeitskräfte werden dort gesucht und du wirst es nicht verhindern.“

Meine Sturheit hatte gesiegt. Wir ahnten nicht, was nun auf uns zukommen wird. Mir viel noch eine „Weisheit“ meines Opas ein.

„Junge, nimm alles wie es ist und mach das Beste draus.“ Was blieb mir denn auch anderes übrig?

Alles was wir bisher unternommen und entschieden hatten war gut ausgegangen, ich war auch diesmal zuversichtlich.

Wir unterzogen uns einer ärztlichen Einstellungsuntersuchung bei einem sogenannten „Trassenarzt“ in Gera. Er teilte meiner Frau nach der Untersuchung mit, dass sie zwar tauglich für einen Auslandseinsatz sei, aber ein halbes Jahr nicht ausreisen dürfe. Er begründete das mit der Totaloperation Anfang Januar diesen Jahres. Dann müsste sie sich noch einmal einer Untersuchung unterziehen und danach wird entschieden, ob sie tauglich für die Arbeit an der Trasse ist. Wir waren, zu unserer Freude, beide tauglich. Im Juni 86 nahmen wir an einem einwöchigen Lehrgang in Aue teil. Wir wurden über alles, was auf uns zukommen wird, unterrichtet.

Über bestehende Gesetze, sowie Zoll -und Devisenbestimmungen und über das Zusammenleben in den Wohnlagern wurden wir informiert.

Am meisten machten wir uns über die, für uns außergewöhnlichen, klimatischen Bedingungen Gedanken.

Eines Tages, wir kamen nach dem Unterricht zurück in unser Hotel, sagte uns die Dame an der Rezeption: „für uns sei eine Nachricht hinterlassen worden“.

Unser Schwiegersohn teilte uns mit: „es ist soweit, ihr werdet Oma und Opa.“ Voller Freude und Stolz erzählten wir das unseren Tischnachbarn während des Abendessens. Dieses Ereignis machte in wenigen Minuten im Speiseraum unseres Hotels die Runde und alle unserer zukünftigen Kolleginnen und Kollegen freuten sich mit uns und beglückwünschten uns zu diesem freudigen Ereignis! Ich konnte es mir nicht verkneifen zu sagen: “na ihr habt gut lachen, aber ich muss nun in Zukunft mit einer Oma ins Bett!“

Die Lacher hatte ich auf meiner Seite. Am nächsten Morgen gingen wir in jeder Unterrichtspause zu einer nahegelegenen Telefonzelle. Wir riefen im Krankenhaus in Gera an und fragten, wie weit es denn mit unserer Tochter und dem ersten Enkelkind sei.

Gegen Mittag konnten wir dann mit unserer Tochter sprechen. Sehr schwach und scheinbar ermattet sagte sie uns: „ich habe es endlich geschafft, ein Sohn, putzmunter und Gesund, ich hab Euch lieb!“

Überglücklich berichteten wir beide, vor Beginn der nächsten Unterrichtsstunde, von diesem freudigen Ereignis. Wir luden alle Kursteilnehmer, es waren etwa zwanzig, für den Abend ins Hotelrestaurant ein. Wir hatten den Wunsch, gemeinsam mit ihnen, wie man so im „Volksmund“ sagt: „Den Enkel „bullern“ lassen“. Es war ein feuchtfröhlicher Abend. Ich glaube wir hatten, gemeinsam mit unseren Gästen, einen ganzen Karton Sekt, 12 Flaschen, und weitere diverse „Spaßmacher“ vertilgt. Während der Verabschiedung, es war nicht anders zu erwarten, wünschten mir unsere Gäste viel Kraft, Durchhaltevermögen und alles „Beste“, für die erste Nacht mit einer Oma im Bett. Meine Frau sagte in freudiger Erwartung: „na hoffentlich schafft er das was ich mir wünsche, er ist ja nun ein Opa.“ Wir begaben uns schwankend auf unser Zimmer, der Alkohol tat seine Wirkung. Frisch „renoviert“ und beide voller Erwartungen, begaben wir uns auf die „Liegewiese.“ In meinem Kopf kreisten die Gedanken: „Schutzengel, wenn du schlafen solltest, Gott, einer von euch beiden muss doch munter sein, helft mir, steht mir bei, ich werde es euch danken!“ Ich tastete an mir, an ihr, verspürte ihre Lust, aber an mir spürte ich nichts, oder besser gesagt nicht viel.

Im Zimmer war es warm, ich hatte auch nicht eiskalt geduscht, begriff die Welt und dass schlaffe „Teil“ an mir nicht mehr. War es der Alkohol, oder war es das quietschende durchgelegene Bett? Irgendwann machten wir beide uns darüber lustig und schliefen ein. Am kommenden Morgen wurde es aber im Frühstücksraum noch sehr lustig. Erwartungsvoll wurden wir von allen unseren Gästen vom Vortag gefragt: „na ihr Zwei, wurden denn eure Erwartungen als Oma und Opa erfüllt? Oder begebt Ihr euch nun gemeinsam aufs „Altenteil?“ Ich sagte gar nichts, hatte aber eine Vorahnung, die sich in dieser Minute bewahrheiten sollte!

War ich Hellseher? Meine Frau erzählte, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen: „na dieser Schaumschläger, macht mich Geil, fingert an sich rum, bekommt keinen hoch und ich muss es mir selbst machen um endlich die angestaute Spannung in mir zu lösen!“ Bedienstete des Hotels kamen in den Frühstücksraum gestürmt, denn sie waren der Annahme es sei etwas passiert. Als meine Frau „ihren Herzen Luft gemacht hatte“ ging Geschrei, Laute von klatschenden Händen, Hurrarufe, und was noch alles durch diesen kleinen Raum. Diesmal hatte sie die Lacher auf ihrer Seite. Das „Gleichgewicht“ war also wieder hergestellt! In der noch vor uns liegenden gemeinsamen Zukunft, bis zu ihrem plötzlich und völlig unvorhergesehenen Tot, musste sie sich nie wieder selbst befriedigen!

Mitte Juli wurden wir zu einem „Personalgespräch“ nach Karl-Marx-Stadt, zu unserem neuen Arbeitgeber, eingeladen.

In der Zwischenzeit wurde auch der Antrag unseres Sohnes, als Schweißer in der Ukraine zu arbeiten, von seinem Betrieb genehmigt.

In Karl-Marx-Stadt erfuhren wir, das meine Frau einen Arbeitsvertrag als Shop-Leiterin der deutschen Verkaufsstelle in einem Wohnlager bekommt und ich als Linienkoordinator eingestellt werde. Mit dieser Tätigkeit war ich verantwortlich für die Versorgung der Bauarbeiter, welche die Rohrgraben ausbaggerten, die Gasrohre zu einem endlosen Strang zusammen schweißen, isolierten und in den Rohrgraben versenkten.

Wir sollten uns von nun an bereithalten, für einen eventuellen kurzfristigen Abruf, für unseren bevorstehenden Einsatz an der Erdgastrasse.

Da wir bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Jahresurlaub in Anspruch genommen hatten bat ich meinen Bereichsleiter darum, ab sofort unseren Urlaub abzugelten. Nun standen wir ab Mitte August 86 für unseren Einsatz an der Erdgastrasse zur Verfügung.

Warum

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