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1.2 Was ist holistisches Chancen-Risiken-Management?

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Je vollständiger das Management von Planungen und Prozessen gelingt, umso erfolgreicher werden auch die Projektergebnisse sein. Vor jeder Projektrealisierung gibt es Unbekanntes. Durch eine holistische Betrachtungsweise sollen möglichst viele Fachgebiete und Themen im Rahmen des Chancen-Risiken-Managements eines Projektes erfasst, verfolgt und zum Nutzen umgesetzt werden [4]. Durch einen interdisziplinären, holistischen Ansatz, unter Berücksichtigung verschiedener Theorien aus den Natur- und Technik-, den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften aber auch aus der Philosophie und Theologie entstehen neue Dimensionen der Betrachtung und damit neue Lösungsvarianten. Dazu werden Erfahrungen aus der Historie, überlieferte Praktiken von anderen Kulturen genauso wie Beobachtungen und kognitives Wissen einbezogen. Ziel ist es, das Unbekannte zumindest zu orientieren und im besten Fall soweit zu erkennen, dass die Auswirkungen in Grenzen gehalten werden können.

Das holistische Chancen-Risiken-Management bedeutet, dass mögliche Ereignisszenarien vom Anfang bis zum Ende gedacht werden!

Die Wurzeln dieser ganzheitlichen Betrachtungsweise liegen in der ionischen Naturphilosophie bei Heraklit von Ephesos (520–460 v. Chr.), später bei Platon (427–347 v. Chr.) und in der Lehre des wohl einflussreichsten Philosophen und Naturforschers der Antike, Aristoteles (384–322 v. Chr.), der im „Ganzen mehr als die Summe der Teile“ sah.

Später finden sich holistische Auffassungen in der Monadenlehre von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716), beim Naturphilosophen Friedrich Schelling (1775–1854) und bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831). Die Philosophie von Hegel erhob den Anspruch, die gesamte Wirklichkeit in ihrer Vielfalt der Erscheinungsformen einschließlich ihrer geschichtlichen Entwicklung zu erfassen und zusammenhängend systemisch zu deuten.

Eine Weiterführung ist die Systemtheorie des Biologen Ludwig von Bertalanffy (1901–1972). Er gilt als einer der bedeutendsten Systemtheoretiker des 20. Jahrhunderts. Er verfasste eine „Allgemeine Systemtheorie“, in dem er versuchte im Sinne eines methodischen Holismus, gemeinsame Gesetzmäßigkeiten in der physikalischen, der biologischen und der sozialen Welt zu finden. Er prägte den Terminus des „dynamischen Gleichgewichtes“, nämlich als einen Überbegriff zwischen dem „echten Gleichgewicht“ im Sinne der Mechanik und dem „Fließgleichgewicht“ bei offenen Systemen, welche mit ihrer Umgebung sowohl Energie als auch Materie austauschen. Auch die in diesem Buch verwendeten Begriffe der Rückkoppelung, der Selbstorganisation und der Komplexität sind in den Schriften von Bertalanffy grundgelegt.

In einer holistischen Betrachtungsweise sollen neben den Räumen des Wissens, der Gedanken und der Gefühle auch die Erkenntnisse aus der Erfahrung einbezogen werden. Da jede Erfahrung auch kulturell geprägt ist, entsteht durch eine solche Erweiterung des Betrachtungshorizontes eine neue, interdisziplinäre Dimension der Erkenntnis. Der Holismus ist im Grunde eine philosophische Lehre, welche die unterschiedlichen Daseinsformen im Universum verbindet. Den Begriff des Holismus prägte der Südafrikaner Jan Christiaan Smuts (1870–1950) in seinem Buch „Holism and Evolution“. Er baute seine Theorien der ganzheitlichen Betrachtung auf der Grundlage der Evolution in der Schöpfung auf. Dabei verwendete er das Gedankengut vom Biologen John Scott Haldane (1860–1936), der den ersten systemischen Ansatz in der Biologie entwickelte. Smuts war überzeugt, dass „alle Daseinsformen danach streben, ein Ganzes zu sein“. Er nahm auch an, dass zur Erklärung der Evolution sowohl die Wissenschaft als auch die Philosophie nötig seien.

Johannes Huber hat 2017 diese Gedanken in seinem Buch „Der holistische Mensch: Wir sind mehr als die Summe unserer Organe“ weiterentwickelt [5]. Seine Betrachtungen gründen auf den Grundgedanken der christlichen Werte und zeigen die enge Vernetzung des Entstehens eines Menschen bis zu seinem Tode mit der Strukturordnung der Natur.

„Von dem, dessen Fürsorge das ganze Weltall umfasst, sind alle Dinge so angeordnet, wie es zur Erhaltung und Vollkommenheit des Ganzen erforderlich ist, sodaß jeder Teil wirkt und leidet, wie es ihm eben hiernach zukommt und so weit eben hiernach sein Vermögen reicht.“

aus [5]. Text von Platon, Nomoi X, 903, übersetzt von Franz Susemihl.

Holistisches Chancen-Risiken-Management von Grossprojekten

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