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2.2 Lösungen mit der Heuristik

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In den Natur-, Technik- und Wirtschaftswissenschaften versucht man oft die Ungewissheit durch statistische und probabilistische Modellierungen zu beherrschen. Vom Risikomanagement weiß man, dass nur identifizierbare und quantifizierbare Chancen und Risiken statistisch erfasst werden können. Zur Modellierung von unbekannten Risiken sind statistisch basierte Methoden nicht brauchbar. Gigerenzer [4] schlägt vor, die Intuition, kluge Faustregeln und damit die Heuristik einzusetzen, um Entscheidungen bei ungewissen bzw. unbekannten Risiken zu treffen. Das Wort Heuristik stammt vom griechischen Wort heuriskein ab, was soviel wie finden oder entdecken heißt. Heuristiken sind mentale Strategien, Faustregeln oder intuitiv begleitete Empfindungen, die uns helfen, mit begrenztem Wissen und begrenzter Zeit, gewisse Entscheidungen zu treffen. Häufig verwenden wir solche „Bauchregeln“ unbewusst. In diesem Buch werden solche Lösungsansätze bewusst zugelassen und, wie es Gigerenzer formulierte, als Strategie eingesetzt.

Während die statistisch basierten Methoden des Risikomanagements auf den Gesetzen der Logik und der Wahrscheinlichkeitsrechnung aufbauen, verwendet die Heuristik die auf Erfahrungswissen und aus dem kulturellem Umfeld entwickelte, individuelle Erkenntnis. Joachim Jungius (1587–1657), der erstmals den Begriff der Heuristik verwendete, sah in der heuristischen Erkenntnis die höchste Stufe der Erkenntnis, da sie ungelöste Probleme und neue Verfahren zum Gegenstand habe.

Später definierte Friedrich Schleiermacher (1768–1834) die Heuristik als eigenständige Wissenschaft neben der Logik. Nach Schleiermacher erfolgt der Erkenntnisprozess bei der Heuristik in zwei Schritten:

 durch die Konzentration auf den Sachverhalt des Problems und

 in Bezug auf allgemeine Zusammenhänge des Problems.

Gerd Gigerenzer zeigte 2007 anhand von wiederholten Felduntersuchungen in seinem Buch Bauchentscheidungen [5] auf, dass bei einer Befragung von zufällig ausgewählten Personen über Investitionsmöglichkeiten, diese wesentlich bessere Ergebnisse erzielten als ein von Finanzexperten und Börsenanalytikern zusammengestelltes Portfolio. Die Faustregel „investiere in das, was du kennst“ hat sich gegenüber einer mit großen Informationsmengen gefällten Entscheidung als überlegen erwiesen.

Die Heuristik wird auch in der Informatik zum Lösen nicht exakter Problemstellungen benutzt. Die Berechnung erfolgt auf der Basis von Beobachtungen, von Abschätzungen und von Vermutungen. Heuristiken kommen immer dann zum Einsatz, wenn eine exakte Berechnung einer optimalen Lösung unmöglich ist (z. B. nonpolynominales Problem, zu wenige Informationen, nicht realisierbar) oder die Berechnungsschritte zu aufwendig werden.

Letzthin wurde die Heuristik auch bei der Typisierung von Viren verwendet, wo mit Virenscannern typische Merkmale gesucht und verglichen wurden.

Im Grunde wurde die Heuristik oft unbewusst zur Bewertung von Themen mit großer Ungewissheit herangezogen. Daher soll sie auch beim Management von unbekannten Risiken gezielt als Methode verwendet werden, wie nachfolgend im Buch aufgezeigt wird.

Holistisches Chancen-Risiken-Management von Grossprojekten

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