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Der Krater

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Der Krater

Das 14-jährige Mädchen bekam Schnappatmung, als es den Einsturz des Mehrfamilienhauses in den gewaltigen Krater mit ansehen musste. Sie spürte, wie der fremde Typ, der sie ja eigentlich nur retten wollte, den Griff um sie lockerte. Mit zitternden Knien drehte sie sich zu ihm um. Er war etwa 1.90m groß, hatte schulter-lange Haare ( wie so ein Metalfreak ) und einen Drei-Tage-Bart. Serena sah ihr ganzes Leben vor ihren Augen vorbeiziehen. So wollte sie nicht sterben. Wenn jetzt die Apokalypse angebrochen war, wollte sie nicht abtreten, indem sie wie alle anderen von diesem Abgrund aufgefressen wurde.

Der Kerl, der sie gerettet hatte, starrte mit offenem Mund auf die endlose Weite. Hier stand vor ein paar Minuten noch eine halbe Stadt. So weit man in alle Richtungen sehen konnte, schien der Krater das ganze Viertel zu teilen. Serenas beste Freundin wohnte irgendwo auf der anderen Seite, aber solange der Strom ausgefallen und die Sicht durch den Sturm so schlecht war, konnte man nicht einmal erkennen, ob die andere Seite überhaupt noch existierte.

Ein merkwürdiges Geräusch riss die junge Frau aus ihren Gedanken. Es hörte sich an wie ein Drucker, der gerade einen Papierstau durchlebte, nur viel lauter. Serena legte den Kopf in den Nacken und runzelte die Stirn. Etwa 20 Meter über ihnen war ein merkwürdiges Flugobjekt von der Größe eines Lastwagens, das sie nicht zuordnen konnte. Es schwebte über ihnen wie ein Hubschrauber, schien aber keine Propeller zu haben.

»Was ist das?«, fragte sie, als in diesem Moment mit einem lauten Klacken ein heller Scheinwerfer angeschaltet wurde und sie enorm blendete.

Wie so ein Volltrottel starrte der fremde Kerl mit offenem Mund in das Licht. Serena zupfte an seinem blutenden Arm. »Wir sollten lieber abhauen!« Die Teenagerin wusste nicht, warum sie nicht einfach alleine davonlaufen konnte. Nachdem der Trottel ihr gerade das Leben gerettet hatte, wollte sie ihn nicht einfach so alleine lassen.

Ein merkwürdiges Zischen übertönte kurz das Druckergeräusch und Serena sah mehrere schwarze Ranken von oben auf sie zukommen. Sie bewegten sich wie Schlangen, waren aber für das Mädchen wegen des hellen Lichtes nur schwer zu erkennen. Aber sie kamen näher, so viel stand fest! »WEG HIER!«

Mit völlig verblüfften Gesichtsausdruck senkte der Trottel den Kopf und sah sie an, während sie wie verrückt an seinem Arm zog. Serena hatte echt keine Lust, sich wegen diesem Vollidioten von Aliens entführen zu lassen, aber es kam für sie nicht in Frage, ohne ihn abzuhauen. Zu dem hellen gelben Scheinwerferlicht mischte sich nun auch noch ein pulsierendes Blaulicht von der Seite. Panisch warf das Mädchen einen Blick auf die Straße und sah ein Löschfahrzeug der Feuerwehr einbiegen. Mitten im Sturm stiegen mehrere Feuerwehrmänner aus. Einer rannte direkt auf sie zu und gestikulierte wild mit den Händen.

»Verschwinden Sie dort!!«, brüllte er laut. Jetzt setzte sich der langhaarige Typ endlich in Bewegung und auch Serena rannte los. Doch schon nach zwei Schritten packte irgendetwas das Mädchen an den Knöcheln und sie fiel vorne über.

»Fuck!!«, brüllte die Teenagerin laut und griff panisch um sich, um sich irgendwo festzuhalten, während das, was sie da gepackt hatte, sie zurück nach hinten und dann hochzog. Kopfüber wurde das Mädchen mit Schwung in die Luft gehoben. Das mussten diese schwarzen Ranken sein, die sie da gerade gepackt hatten. Was für eine Freakshow! Serena zappelte herum wie ein Fisch auf dem Trockenen und versuchte, sich zu befreien, während sie neben sich den Volltrottel erkannte, den die Ranken um den Brustkorb gepackt hatten und ebenfalls in die Luft hoben. Diese Ranken sahen mechanisch aus und schienen aus hunderten von etwa handgroßen metallischen Gelenken zu bestehen. Mit etwas Schwung und aller Kraft ihrer Bauchmuskeln reckte die Teenagerin sich hoch und warf einen Blick auf das, was sie erwartete. In der Mitte des grellen Lichtkegels war eine schwarze Luke aufgegangen, auf die sie beide zusteuerten. Serena warf noch einen letzten Blick auf die Straße, wo sich inzwischen gut ein Dutzend Menschen versammelt hatten und das ganze mit ihren Handykameras filmten.

Für einen kurzen Moment hatte Serena ein Blackout. Als sie wieder zu sich kam, fand sie sich auf einem Metall-Boden liegend wieder. Sofort schreckte sie hoch, sprang auf und zog ihr Taschenmesser aus der rechten Hosentasche. Das rammte sie dem ersten Typen, den sie sah in den Bauch. Schnell zog sie es heraus und stach erneut zu. Eine merkwürdige orange Flüssigkeit schoss aus der Wunde und befleckte die silberne Kleidung des Fremden, der sich sofort vor Schmerzen krümmte. Völlig instinktiv rammte das Mädchen der Person das Knie zwischen die Beine und lief davon. In dem sechseckigen Raum fand sie eine offene Tür. Serena fand sich in einem kleinen Korridor wieder, an dessen Ende eine erneut sechseckige Glastür war. Durch die Tür sah sie eine Art Cockpit. Sie befand sich wohl im Inneren des Alien-Raumschiffes, das sie entführt hatte. Mehrere merkwürdig geformte Kontrollen standen vor einer großen Glasfront, aus der man von oben auf einen Wald sehen konnte. Es war immer noch Nacht, aber die Luft war klarer und das Raumschiff selbst erleuchtete die Umgebung mit seinem Scheinwerfer. Auf einem Sessel vor den Kontrollen saß eine zwei Meter große Person. Sie trug einen silbernen Anzug und etwas, das aussah, wie ein Motorradhelm. Auch wenn Serena ihn nur von hinten sehen konnte, erkannte sie, dass der Pilot allem Anschein nach zwei Arme und zwei Beine – also eine relativ menschliche Gestalt – hatte. Na, der Wichser konnte jetzt was erleben! Serena warf sich mit aller Kraft gegen die Tür und rammte ihren Ellenbogen dagegen. Leider hielt das Glas stand. Dafür schreckte der Pilot auf und drehte sich zu ihr um. Als der Fremde sich auf der anderen Seite der Glastür aufrichtete, wirkte er ganz und gar nicht mehr menschlich. Seine Arme waren ungewöhnlich lang. Die Art, wie er sich bewegte, wirkte merkwürdig und viel zu gleichmäßig als wäre er eine Puppe. Seine Kleidung schien aus einem einzigen silbernen Stück zu bestehen.

Serena versteckte das Messer hinter ihrem Rücken und warf einen kurzen Blick über die Schulter. In dem Raum auf der anderen Seite des Korridors sah sie den anderen, vermeintlichen, Alien auf dem Boden liegen, den sie eben aufgeschlitzt und in die Eier getreten hatte. Er krümmte sich in einer ziemlich peinlichen Pose auf dem Boden und hielt sich die schmerzenden Hoden, während sein orangenes Blut sich überall verteilte. Hinter ihm an der Wand lag tatsächlich der langhaarige Typ von eben. Der war ihr in all der Hektik gar nicht aufgefallen. Scheinbar war er noch bewusstlos.

Ein Zischen folgte und das Mädchen sah wieder nach vorne. Mit einem Tastendruck auf einer Konsole außerhalb ihres Sichtfeldes hatte der Fremde die Glastür geöffnet, die zur Seite in den Wänden verschwand wie die Eingangstür eines Supermarktes. Der riesige Kerl streckte seine Hände, die in Handschuhen steckten, nach ihr aus und packte sie an den Schultern.

»Fick dich!«, brüllte sie wütend und schnellte mit dem Messer vor. Die unbekannte Person erschrak und wich im letzten Moment zur Seite aus. Serena rannte nach vorne an ihm vorbei und fand sich im Cockpit wieder. Sie flogen mit einer langsamen Geschwindigkeit über einen merkwürdigen Wald. Irgendetwas stimmte mit den Pflanzen nicht, aber sie konnte nicht sagen was und hatte auch keine Zeit, sich das näher anzusehen. Stattdessen drehte sie sich um, stellte sich breitbeinig hin und nahm einen festen Stand ein. Der großgewachsene Wichser streckte wieder seine Hände aus, um die Teenagerin zu packen. Kampfbereit verlagerte Serena ihr Gewicht zwischen ihren Beinen hin und her und fuchtelte bedrohlich mit dem Taschenmesser. Eine Sekunde lang starrten sie sich nur an, dann brach das Mädchen aus und stach zu. Sofort packte der Mann sie am Handgelenk.

Fünf Finger. Immerhin.

Serena ballte ihre Linke zu einer Faust und schlug dem Außerirdischen sofort in den Magen (oder dorthin, wo dieser bei einem Menschen wäre). Anschließend riss sie den Mund auf und rammte ihre Zähne in den Unterarm, an dem die Hand hing, die sie festhielt. Wenn der Kerl glaubte, dass das Messer ihre einzige Waffe war, irrte er sich gewaltig! Mit aller Kraft presste Serena ihren Unterkiefer zusammen und merkte das warme Blut, das aus seinem Unterarm floss. Schon wieder war es orange. Jetzt erst checkte das Mädchen, dass ihr Mund von dem roten Blut des Metalfreaks noch knallrot sein musste. Sie sah wahrscheinlich aus wie ein fucking Zombie. Scheiß drauf! Der Mann stieß einen merkwürdigen hohen Piepton aus, der von seinem Helm ausging. War das ein Schmerzensschrei oder ein Kreischen?

Endlich ließ seine Hand locker und Serena konnte sich befreien. Das orangene Blut schmeckte widerlich! Sie ließ von ihm ab und holte mit dem Messer aus. Da packte sie jemand von hinten. Panisch schrie das Mädchen laut auf und begann zu kreischen.

Es war der andere Typ, dem sie eben die Familienplanung zertreten hatte. Er hatte seine schlangenhaften Arme um sie gelegt und sie hochgehoben, während der andere versuchte, ihr das Messer abzunehmen. Aber Serena fuchtelte damit so wild herum, dass er es nicht zu packen bekam. Gleichzeitig zappelte sie wie ein Eichhörnchen auf Speed und schlug mit Händen und Füßen um sich. Schließlich gab der andere Typ auf, ihr das Messer abnehmen zu wollen. Der Alien, der sie gerade hochhielt, trug sie zwei Schritte zur Glastür, warf sie hindurch und betätigte die zischende Türautomatik. Serena landete unsanft auf dem Boden und rollte sich mehr schlecht als Recht auf dem Unterarm ab. Sie sprang sofort wieder auf und drehte sich um, aber da war die Glastür bereits verschlossen. Nur die beiden Fremden standen dort und beobachteten sie.

Wütend warf sich die Teenagerin wieder mit der Schulter gegen die Glastür und kreischte.

»Lasst mich hier raus!!«

Doch die beiden Fremden beachteten sie nicht weiter und verschwanden im toten Winkel um die Ecke. Das Mädchen warf sich noch mehrere Male wütend gegen die Tür, bevor sie schließlich aufgab und zurück in den sechseckigen Raum ohne Fenster ging. Erschöpft lehnte sie sich gegen eine der metallischen grauen Wände und atmete tief durch. Auf dem Boden war immer noch orangenes Blut. Serena wischte sich das Blut von ihrem Mund mit ihrem Ärmel ab. Zuerst dachte darüber nach, ob die Aliens sie nun mit irgendwelchen Alien-Bazillen angesteckt haben konnten, hielt es dann jedoch für wahrscheinlicher, dass es, wenn dann, genau andersherum war. Schließlich war ihr PCR-Test von gestern positiv.

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