Читать книгу My Soul in Your Hands - Kristin Ullmann - Страница 8

Оглавление

Der Entschluss, Hettie nicht einzuweihen, dass auch ihre andere Tochter in das tote Wonderland reisen würde, war sicherlich nicht der beste. Schließlich hatte sie mir gerade erst den unschönen Tod ihrer Schwester verziehen, obwohl es deren eigene Schuld gewesen war. Trotzdem würde ich um Mads willen in Kauf nehmen, dass Hetties und meine Beziehung erneut einen Riss bekam.

Al war der Erste, den ich einweihte. »Mum und Ice dürfen nichts davon erfahren.« Ich schüttelte ihn an den Oberarmen, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.

»Mir wäre es wirklich lieber, du würdest meinen Vater nicht immer Ice nennen.«

Ich ließ ihn los und tigerte aufgekratzt von meiner wahrscheinlich schlechten Entscheidung weiter durch mein Schlafzimmer.

»Ist schon gut, Cathrine. Ich werde ihnen nichts verraten.« Al setzte sich auf die Bettkante.

Dann klopfte er mit den Handflächen auf seinen Schoß und ich nahm liebend gern auf darauf Platz. Er schlang seine Arme um mich und hauchte mir zarte Küsse in den Nacken.

Gott, wie ich das genoss …

Seine Lippen entfernten sich, dafür spürte ich in der nächsten Sekunde seinen heißen Atem auf meiner Haut prickeln. »Du weißt, dass unser Vorhaben mal wieder ein Schuss ins Blaue ist. Wir könnten also –«

Ich fuhr zu ihm herum, setzte mich rittlings auf ihn und drückte seinen Rücken auf die Matratze.

»Sprich nicht weiter. Ich bin es leid, darüber nachzudenken, bei welcher Mission ich mir den Hals brechen könnte. Bisher hatten wir immer Glück. Und das bleibt auch so.«

Er ließ eine Augenbraue nach oben schnellen. »Da das alles mit mir angefangen hat, nehme ich an, ich bin dein Glücksbringer.«

»Al Ice – ein Glücksbringer«, ich klopfte ihm auf die Brust und legte belustigt den Kopf in den Nacken, »da überschätzt sich jemand aber maßlos.«

»Man lacht einen Ice nicht aus«, schalt er mich und wälzte sich mit mir abrupt um seine eigene Achse, sodass ich nun unter ihm festgenagelt lag.

»Siehst du, wie ich vor Angst erzittere, oh großer, allmächtiger Ice?« Ich spannte alle Muskeln an und simulierte ein ängstliches Bibbern. »Wer wird mich nur vor den starken Ice-Männern retten, die allesamt nicht schwimmen können?«

Sein Blick wurde ernst. Zumindest für den Bruchteil einer Sekunde. Dann lachte er lauthals. Es war so ein schönes, unbeschwertes Geräusch, das sich wie ein Verband um meine gereizten Nerven legte.

»Dir muss wohl jemand deinen undankbaren Mund verschließen«, sagte er und küsste mich daraufhin.

Es war ein langer, verzehrender Kuss.

»Al«, entfuhr es mir kehlig, während er meine Zunge mit seiner reizte und seine Fingerspitzen spielerisch an meinen Seiten entlangwanderten.

Er strich mir eine weiße Strähne beiseite und bedeckte meine Wangen mit Küssen, obwohl sich mein Mund bereits wieder nach seinem sehnte. Ich verschränkte meine Finger in seinem Nacken und zusammen rollten wir auf die Seite, wobei sich unsere Beine unter unseren gierigen Berührungen verknoteten. Bittersüße Empfindungen stiegen in mir auf und füllten meinen ganzen Körper aus, der nach diesem Mann lechzte.

Ganz plötzlich nahm ich ein Pulsieren an meinem Hals und das grelle Licht eines sich öffnenden Portals wahr.

»Oh, ähm … entschuldigt«, hörte ich Dee sogleich sagen, was Al und mich hektisch auseinandertrieb.

Schuldbewusst rutschte ich an das Bettende und strich meine Kleidung glatt, während Al sich durchs Haar fuhr und mit hochrotem Gesicht ans Fenster stellte.

»Wir … ähm …«, stotterte Dee.

»Wir kommen gerade von Mutter.« Gils emotionsloser Tonfall fühlte sich wie ein Schlag in die Magengrube an.

Er tauchte hinter den Brüdern auf und ich war schockiert, dass ich seine Anwesenheit nicht eher bemerkt hatte.

»Gil.« Ich hüstelte und verschluckte mich an der Luft, die mich samt der Pein zu erdrücken schien.

»Lass gut sein. Es ist mir egal, was du mit wem treibst. Ich wollte dir nur Bericht erstatten.«

Man sollte meinen, ich hätte mich an seine distanzierte Art bereits gewöhnt. Fehlanzeige. Ihn so reden zu hören, versetzte mir jedes Mal eine unsichtbare Ohrfeige. Ich hatte es aber auch nicht anders verdient. Tief in mir hoffte ich, dass wir quitt waren, da er mein böses Ich in Mads Traum geköpft hatte. Aber der Tod eines Traumbildnisses schlug eben nicht den der eigenen Mutter.

»Was habt ihr rausbekommen?«, erkundigte sich Al und durchbrach damit die unangenehme Stille.

»Nun ja, Mutter war nicht gerade in Plauderlaune. Kurz und knapp, ich konnte einen Blutschwur mit ihr aushandeln. Sie wird euch den Ablageort der Seelen nennen und euch wieder in unsere Welt schaffen, wenn ihr den Deal einhaltet.«

Al runzelte die Stirn und ich nahm an, dass auch er sich gerade versuchte vorzustellen, wie Gil einen Blutschwur mit einem Spiegelbild durchgeführt hatte.

»Fragt nicht«, murmelte Dee, der genau zu wissen schien, was durch unsere Köpfe ging.

»Und was meinte sie damit, dass man ihre Zeit gestohlen hätte?«, wollte Al wissen.

Gil biss auf der Innenseite seiner Lippe herum. Offenbar war ihm irgendetwas unangenehm.

»Ich werde für königliche Dinge erwartet«, sagte er stumpf und war durch die Tür verschwunden.

Mit dem Klacken der Tür erlosch auch das Portal. Dee und Dum waren geschafft, das konnte ich an ihrer Gestalt erkennen. Sie wurden transparenter, je mehr Energie sie verschwendeten.

Es ärgerte mich, dass sich Gil von ihnen nach oben hatte portalieren lassen, obwohl er seine verwöhnten Beine hätte benutzen können. Arroganter Schnösel.

»Was ist dem denn über die Leber gelaufen?«, fragte Al mit erhobenen Augenbrauen.

Dee kam näher zu uns. »Er hatte sich insgeheim auf ein Wiedersehen mit seiner Mutter gefreut, doch Heart hatte kein nettes Wort für ihn übrig.«

»Kein einziges. Er wollte von ihr Ratschläge zur Regentschaft«, ergänzte sein Bruder, »aber sie hat immer wieder abgeblockt. Sie ist so versessen darauf, ihre Zeit zurückzuerhalten, dass sie auf den Gefühlen ihres verwaisten Jungen herumtrampelt.«

So einfühlsam hatte ich Dum noch nie erlebt. Heart hatte mit ihrer Aktion anscheinend einen Nerv bei ihm getroffen.

»Und dann sollen wir glauben, dass sie einen Blutschwur einhalten wird?« Al schüttelte vehement den Kopf. »Das ist nichts anderes als ein Pakt mit dem Teufel.«

»Aber auch der hält immer sein Wort«, erwiderte ich nachdenklich.

»Nachdem er es zu seinen Gunsten verdreht hat.«

»Ihr habt euch zu viel mit der Menschenwelt befasst. Konzentriert euch auf Wonderland«, sagte Dee ungewöhnlich hart. »Hier gibt es keinen Teufel.«

»Nur eine lebendige tote Königin«, warf Dum ein.

Ich schluckte, als mir etwas klar wurde.

»Menschenwelt ist ein gutes Stichwort. Ich sollte mit Lewis reden, bevor ich vielleicht draufgeh. Immerhin hat er mir das Leben gerettet, das ich jetzt gleich wieder aufs Spiel setze.« Dann stand ich auf und ließ die anderen in meinem Zimmer zurück.


Ich öffnete die Tür zum Heilzimmer und schielte zu Steph, die schlief. Als Nächstes fanden meine Augen Lewis. Er hatte seine durchlöcherte Kleidung gewechselt und sah mehr als erholt aus. Vielleicht sollte ich auch einmal einen Schluck Heiltrank nehmen …

»Cat«, sagte er verlegen. Bestimmt hatte er damit gerechnet, dass ich gleich wieder die Fliege machen würde.

Doch ich überraschte ihn und gesellte mich zu ihm. Er hatte anscheinend gerade aufbrechen wollen, setzte sich aber wieder auf seine Liege zurück. Auf den übergeworfenen Laken waren noch Blutflecken, die von seinen mittlerweile komplett verheilten Wunden zeugten. Der klapprige Hocker knarzte unter mir, also bemühte ich mich, so ruhig wie möglich zu sitzen.

»Ich wollte mich bei dir bedanken«, murmelte ich. »Wegen der Sache an der Grenze.«

Ich sah ihm direkt in die Augen und stellte fest, dass sie meinen glichen. Bisher hatte ich noch keinen genauen Blick riskiert, um vor jedem Vergleich wegzurennen. Aber in diesem Moment fühlte es sich richtig an.

»Und wegen der Traumsache«, fügte ich schnell hinzu.

»Du bist meine Tochter.«

Er streckte seinen Arm nach mir aus, aber ich schreckte instinktiv zurück. Ein schiefes Lächeln bildete sich in seinem Gesicht.

»Ich würde alles für dich tun.«

»Das ist … nett. Wirklich. Ich weiß das zu schätzen. Aber irgendwie sind wir Fremde.«

»Und das würde ich gerne ändern. Deshalb bin ich noch hier.«

Ich presste die Lippen aufeinander. »Du hast bestimmt schon gehört, dass ich mich auf den Weg machen muss.«

»Ins tote Wonderland. Ja, das hat sich bereits herumgesprochen.« Er atmete tief durch. »Und es gefällt mir nicht. Wie ich aber auch schon mitbekommen habe, kann man dich nicht aufhalten, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast. Da kommst du nach deiner Mutter.«

»Ich komme nach Hettie. Sie ist die einzige Mutter, die ich kenne«, sagte ich mit fester Stimme.

Ich wollte ihn damit nicht verletzen, aber seiner traurigen Miene nach zu urteilen, hatte ich das gewaltig getan.

»Ileria war für mich eine gute Freundin. Immer wenn ich Rat brauchte, war sie für mich da. Sie hat mir mit Tränken und Mittelchen geholfen. Mehr war da aber nicht. Wusste sie überhaupt, dass ich ihre Tochter bin?«

Lewis fixierte den weißen Vorhang hinter mir. »Das kann ich dir nicht beantworten. Ich würde gerne denken, dass sie dich erkannt hat. Allerdings bist du erst mit drei Jahren wieder zurückgekehrt und sie hat dich das letzte Mal gesehen, als du gerade einmal ein paar Wochen alt warst.«

Ich rieb mir mit den Daumen über die Fingerknöchel und fixierte meine Hände.

»Wo wir schon dabei sind … Hettie hat mich oft genug meinen Übergang durchleben lassen. Immer wieder habe ich ein kleines Kind gesehen, das einem Schmetterling hinterhergejagt und schließlich einem verdammten weißen Karnickel in einen Felsspalt gefolgt ist.« Ich hob meinen Kopf und schaute ihn vorwurfsvoll an. »Warum hast du nicht auf mich aufgepasst?« Ich musste die Zähne aufeinanderpressen, damit mir kein Schluchzen entfuhr.

So oft hatte ich mir vorgestellt, wie wohl mein Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht in Wonderland gelandet wäre. Ich wäre nicht jahrelang von der Königin getriezt worden, hätte Mutter und Schwester nicht von mir stoßen müssen. Ich hätte lieben und eine normale Kindheit haben können.

Lewis wandte zähneknirschend den Blick von mir ab.

»White hätte nicht einen Teil meiner Seele stehlen können, um Wonderland gefährlich zu werden und sein eigenes Land noch weiter zugrunde zu richten.«

»Ich weiß, ich trag einige Schuld an allem, was gerade passiert. Aber all das«, er breitete die Arme aus, »hat schon viel früher angefangen. Die verfeindeten Brüder. Deine Mutter, die die falsche Seite gewählt hat. Ich, der sie deinetwegen zurückgelassen hat. Aber genauso könnte ich dir vorwerfen, dass ich nicht meine Liebe hätte verlassen müssen, wenn du als Baby nur noch ein paar Minuten weitergeschlummert hättest.« Ich sah ihm an, dass auch er augenblicklich seine harten Worte bereute wie ich meine zuvor.

Als Hettie für mich Bay und ihn gelesen und Lewis erkannt hatte, dass er nur noch wenige Sekunden hätte ausharren müssen, um sein Leben mit seiner Familie verbringen zu können, war etwas in ihm zerbrochen. Ich hatte es damals förmlich spüren können. Und gerade eben war es wieder geschehen.

Da wir uns beide sowieso schon an die Grausamkeiten der Vergangenheit erinnerten, fasste ich einen Entschluss.

»Lewis?«

Bevor ich darüber nachdenken konnte, nahm ich seine Hand. Er hatte den Blick zur Seite gerichtet und wich meinem aus.

»Erzähl mir deine … nein, unsere Geschichte. Bitte.«

Liebend gerne hätte ich einen Scherz über seinen Titel als Geschichtenerzähler und seine angeborene Magie gemacht, doch das erschien mir gerade mehr als unpassend. Insgeheim war es mir immer noch unheimlich, dass er Träume lenken konnte, auch wenn er uns damit geholfen hat.

Lewis schien sich zu sammeln, legte die andere Hand über unsere aufeinanderliegenden und schloss die Augen.

»In der Menschenwelt war alles neu für mich. Und wir hatten uns verändert. Als Erstes nahm ich wahr, dass deine dünnen Härchen nicht mehr weiß, sondern blond waren. Deine Augen waren grün statt leuchtend rot. Ebenso hatte ich meine Farbe verloren und glich plötzlich jedem dritten Mann.«

Ich konnte Lewis damalige Verwirrung gut nachvollziehen. Sofort fühlte ich mich wieder in meine Traumwelt zurückversetzt.

»Ich irrte mit dir umher, wich Autos aus und lief von der Technologie davon. Die schlichte Kleidung der anderen war mir fremd. Wie sie miteinander umgingen, schüchterte mich ein. Es war unser Glück, dass die Menschen in Chester hilfsbereit waren. Wir fanden eine Bleibe über einem Pub. Die Tochter des Besitzers kümmerte sich um uns. Grace, so heißt sie, hat uns dabei geholfen, Dokumente zu besorgen. Sie lauschte gerne meinen Erzählungen über Wonderland, auch wenn sie es nur für ausgedachte Geschichten hielt. Ganz schnell hat sie sich in dich kleines Energiebündel verliebt und später sogar in mich. Wir wuchsen zu einer Familie zusammen, doch ich konnte sie nie so lieben wie deine Mutter.« Lewis seufzte. »Oft stritten wir, weil Grace es satthatte, nur an dritter Stelle zu stehen. So kam es schließlich dazu, dass wir dich am alten Steinbruch aus den Augen verloren. Wir waren egoistisch und haben uns nur auf uns selbst und unsere Probleme konzentriert.«

So einfach war es gewesen. Ein unachtsamer Moment. Wie konnte ich ihm das vorwerfen? Was hatte mein Misstrauen gegenüber ihm die ganze Zeit über bestärkt? Nur dass er für mich ein Fremder war? Ich tat ihm Unrecht, seitdem er wieder in mein Leben getreten war.

»Wir suchten dich überall, durchkämmten den Wald, Profis suchten das Gewässer nach dir ab. Doch nirgends war auch nur die leiseste Spur von dir zu finden. Aber ich konnte nicht aufgeben. Wie besessen ging ich immer wieder an die Stelle, an der wir dich verloren hatten. Ich weiß nicht, warum mir erst Monate später der Gedanke kam, dass du vielleicht nicht mehr in der Menschenwelt warst. Also hielt ich Ausschau nach einem Weg nach Wonderland. Ich hatte mir geschworen, niemals in dieses verrückte Land zurückzukehren, aber mit der Hoffnung im Herzen, dich dort wiederzusehen, sprang ich über meinen Schatten. Nach langer Suche fand ich irgendwann eine Stelle in einem von Cheshires Wäldern, die gegen die Sonne betrachtet flimmerte, wenn man nur aufmerksam genug hinsah. Ohne nachzudenken, schritt ich hindurch und fand mich in einer anderen Welt wieder. Diese war allerdings nicht Wonderland.«

Du hast erneut alles aufgegeben.

Ich bemerkte erst, dass ich es laut ausgesprochen hatte, als er nicht weiterredete.

Er öffnete die Augen. »Für dich habe und werde ich alles aufgeben.«

Es war mir unangenehm, dass er mir solch ein Versprechen gab, obwohl ich nichts dafür tat, es zu verdienen.

»Erzähl weiter«, bat ich ihn, um dem schlechten Gewissen zu entgehen.

»Ich fand mich in einem Land wieder, das grau und düster war. Wo man keine Fragen stellte und wo sich das Volk selbst bekriegte.«

»Mirror«, hauchte ich.

»Richtig.« Er spannte die Schulter an. »Ich lernte schnell und unsanft, dass ich dort nicht der Einzige mit besonderen Fähigkeiten war. Und wie ich jetzt weiß, hatten die Mirriner ihre Kräfte durch deinen Seelenteil erlangt.« Seine Pupillen vergrößerten sich und er blickte mir traurig entgegen. »Um die Fraktionsdörfer und das Schloss habe ich stets einen großen Bogen gemacht. Ich suchte nach einem Ausweg aus diesem schrecklichen Land.«

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, den ich nicht herunterschlucken konnte. Nur wegen der Suche nach mir war er dort gelandet.

Lewis presste die Lippen aufeinander, als würde er mit der Erinnerung an Whites Zuhause ringen. »Irgendwann beobachtete ich jemanden, der hektisch an der Grenze entlangtigerte. Er führte dabei Selbstgespräche und wie es das Schicksal wollte, wiederholte er immer wieder das Wort Wonderland und plötzlich leuchtete der Übergang in sämtlichen Farben des Regenbogens. Und da war ich mir sicher, dass die Grenze von der anderen Seite geöffnet wurde. Ich nahm Anlauf und wollte durch sie hindurchrennen, da platzierte sich der Trottel ungelegen und ich stieß ihn mit mir nach Wonderland.«

»Du hast jemanden durch die Grenze gestoßen?«

Lewis nickte. »Ich habe erst vor Kurzem erfahren, dass es Xander Ice war, den ich mit mir gerissen habe. Unser Aufeinandertreffen schleuderte mich von ihm weg und ich fand mich alleine auf Wonderlands Waldboden wieder. Er weiß davon und hat mir verziehen … Glaube ich zumindest. So richtig reden wir nicht miteinander.«

Hallo? Wann wollten mir die anderen das mitteilen?

Ich löste meine Hand aus seinen und stöhnte in meine Handflächen. »Okay, alles klar. Danke für die Info.«

Ich war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass womöglich mehr hinter Xanders Übergang gesteckt hatte und hatte sogar eine List von White vermutet. Dass es einfach nur ein Missgeschick gewesen war, ließ mich fast auflachen, doch Lewis ernste Miene redete mir das schnell aus.

»Wie dem auch sei. Ich bin ziellos durch Wonderland geirrt, bis plötzlich Bayard vor mir auftauchte. Er gab mir eine Kurzfassung aller Ereignisse und meinte, du wärst am Leben, stecktest aber in einem Schlamassel. Ich war gerührt, als ich gesehen habe, wie viele Wondies sich um dich sorgten.« Er lachte gequält auf. »Ich glaube, dass mich die anderen nicht sonderlich ausstehen können. Aber das ist vermutlich meine Schuld. Ich kannte nur noch meine Verschlossenheit und den harschen Ton, den ich mir über die Jahre in Mirror angeeignet habe.«

Ich schnaubte. »Glaub mir, beides sind sie mittlerweile gewöhnt, und zwar von –«

»Cathrine?« Ich drehte mich zur Tür und sah, dass Al den Kopf hereinsteckte. »Wir wären so weit.«

Ich nickte. »Gib mir noch eine Minute, dann bin ich gleich unten bei euch.« Zu Lewis sagte ich: »Danke, dass du deine Geschichte mit mir geteilt hast, Geschichtenerzähler.«

Dann stand ich auf und hinterließ der schlafenden Steph eine Nachricht zum Abschied. Tief in mir hatte ich noch die Hoffnung, sie nun auch wieder an meiner Seite zu wissen. Aber offensichtlich musste ich diesen Weg wohl ohne Joker beschreiten.

Bis bald, Steph.

»Cat?«, fragte Lewis. »Willst du eigentlich wissen, wie dein richtiger Name lautet? Du hast bisher noch nicht danach gefragt, und ich dachte –«

»Nein«, unterbrach ich ihn eine Spur zu schroff und wandte ihm den Rücken zu. »Nein. Ich bin Cathrine Cheshire. Es ist der Name, den ich von der Frau bekommen habe, die mich großgezogen hat.«

Bei der Tür stoppte ich. Ich sah Lewis nicht an. »Kommst du mit ins Kellergewölbe? Wir verabschieden uns dort von allen.«

My Soul in Your Hands

Подняться наверх