Читать книгу Wolfes Schuld - Kristin Veronn - Страница 11
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ОглавлениеRegelmäßig ging Almina zu dem kleinen Hof am Waldrand, um nach der fiebernden Frau zu sehen; sie brachte frische Kräutersäfte und wechselte die Wundumschläge. Wenn jemand fragte, warum sie so häufig den schmalen Weg nach Ffermunig hinunterging, gab sie vor, sich um das Pferd zu kümmern, weil es angeblich lahmte.
Ohne die Arbeit zu vernachlässigen, bemühte sich auch Rees, die Verletzte zu pflegen. Viel gab es für ihn nicht zu tun, außer dafür zu sorgen, dass sie genügend Wasser zu sich nahm und zu bestimmter Stunde einen streng riechenden Trunk, gebraut aus Weidenrinde, jeweils einen Löffel voll. Anfangs wurde ihm dies dadurch erschwert, dass die Frau kaum zu Bewußtsein kam, doch Almina zeigte ihm, wie er ihren Kopf anheben und halten musste, damit das Einflößen leichter von der Hand ging.
Da die Fremde seines Schlafplatzes bedurfte, hatte er sich neben der Tür zum Stall ein schlichtes Lager aus Stroh und Decken hergerichtet. Zu dieser Jahreszeit war es kalt am Boden, daher hielt er über Nacht seine Kleider am Leib. Zudem wickelte er sich in den schwarzen Wollmantel, den er in jener Nacht an sich genommen hatte; sein eigener diente dazu, die Fremde zu wärmen. Die wertvolle Spange hatte er umgehend durch eine Schließe aus Bronze ersetzt. Bevor er das kunstvolle Silber verbarg, hatte er es mehrfach zwischen den Fingern gewendet. Das kreisförmige Ornament zeigte ineinander verflochtene Kraniche, das Zeichen im Banner von Carreglas. Nach altem Glauben war der edle Vogel ein kriegerisches Sinnbild, um das Geschick des Feindes zu schwächen und das eigene zu stärken; recht ungewöhnlich für das Wappen eines christlichen Normannenkämpfers.
Zwei Tage vergingen, bis die Fremde aus dem Fieber erwachte. An jenem Morgen wurde Rees von einem verkrampftem Nacken geweckt. Einen Moment lang blieb er liegen und überlegte, welche Knochen ihm nicht schmerzten. Schließlich kroch er ungelenk aus dem schwarzen Umhang und schöpfte einen Becher voll aus dem Holzeimer neben der Feuerstelle, um seinen Durst zu stillen. Das Wasser schmeckte abgestanden und rann kühl seine Kehle hinab. Danach füllte er den Becher erneut, um ihn der verletzten Frau zu bringen. Just bemerkte er, dass sie hellwach war.
Zum ersten Mal blickte sie ihn an, mit klaren Augen, blau wie fernes Meer. Rees konnte die große Angst darin erkennen und ihr Blick berührte ihn auf verwirrende Weise, tief in seiner verschütteten Seele.
»Wer bist du?« Ihre Stimme klang schwach und zögerlich.
Den Becher in der Hand stand er neben dem Strohlager und starrte sie erstaunt an. Zaghaft lächelnd versuchte er, seiner Verwunderung Herr zu werden, als er ihr das Wasser reichte. Die Geste schien sie ein wenig zu beruhigen, sie stützte sich seitlich auf, ergriff den Becher und trank hastig.
»Du kannst nich' sprechen, oder?«, fragte sie, nachdem sie den Becher geleert hatte. Rees schüttelte den Kopf.
Als sie versuchte, sich höher aufzurichten, verzerrte heftige Pein ihre Miene. Laut stöhnend fiel sie zurück. Noch immer war ihre linke Gesichtshälfte leicht geschwollen und die Oberfläche bunt verfärbt. Es brauchte einen Moment, bis sie weitersprechen konnte, denn der Schmerz hatte ihr den Atem genommen.
»Wo is' die alte Frau?«, hauchte sie. Trotz Fieber hatte die Fremde wohl wahrgenommen, was um sie herum geschah. Rees wies zur Tür.
»Wird sie heut' wieder kommen?« Rees nickte.
»Dann ist's gut.« Den Kopf zur Wand geneigt schloß sie die Augen. Zuerst verspürte Rees darüber leichte Enttäuschung, sah dann aber, dass sie wieder eingenickt war. Vorsichtig nahm er ihr den Becher aus der Hand und sank, ohne den Blick abzuwenden, auf die Holzbank beim Tisch. Seine Seele war aufgewühlt wie nie zuvor.
Meredith kam ihm in den Sinn, das schönste Mädchen in Hencod. Er schaute zu der Truhe, wo Almina jene Kleider zurechtgelegt hatte, die für die Fremde bestimmt waren. Nachdem er den Stapel eine Weile angestarrt hatte, gab er der Regung nach und ging hinüber. Mit beiden Händen hob er ihn dicht an sein Gesicht und sog den Geruch ein, der noch immer in den Stoffen hing. Rees erinnerte sich, wie strahlend Merediths Lachen war. Ihr langes, glattes Haar schimmerte im Sonnenlicht wie poliertes Holz. Wohlgestaltet in jeglicher Form schritt sie leichtfüßig dahin, die ebenmäßigen Gesichtszüge schenkten ihr höchsten Liebreiz. Ihre braunen Augen jedoch blicken herausfordernd, wirkten stets rastlos und hungrig. Dennoch hatte Rees sich in sie verliebt, wie all die anderen.
Gleich wirbelnder Blätter im Herbst, farbenfroh in ihrem Wesen und schwer zu fangen, tanzte sie ihren Eltern auf der Nase herum. Immer, wenn Mutter Gwenifer ihr einen der Landleute zur Heirat vorschlug, gab sie zur Antwort, dass sie sich nur einem Edelmann versprechen würde - oder Rees. Nie hatte er sich der Hoffnung hingegeben, Meredith meine es ernst. Zumeist hatte er es als Spaß gedeutet, wenn sie auf den Festen ausschließlich mit ihm tanzte. Die anderen Kerle, nicht nur die unvermählten, hatten sich dann die Hälse nach ihnen verrenkt. Einmal hatte sie ihrer Mutter in seinem Beisein kundgetan, dass Rees ihr der Liebste wäre, da er keinerlei Unsinn reden könne, weder prahlen noch lügen. Gwenifer hatte allerdings mit der Vorstellung gehadert, den Hof einem stummen Eigenbrötler zu hinterlassen. Rees erschien ihr zu eigensinnig - und bereits zu alt. Und so blieb das Mädchen ehelos, bis zu jenem Tag, als es verschwand.
Rees hatte wohl bemerkt, dass Meredith anderes für ihr Leben wollte als Feld und Hof. Wenige Tage, bevor sie verschwand, hatte sie Worte zu ihm gesprochen, die nach Abschied klangen: »Da du nie ernsthaft auf mich gehofft hast, solltest du zu dieser Stunde nicht damit anfangen.« Ein letzter Kuss, flüchtig auf die Wange, hatte sein Herz beschwert und erleichtert zugleich. Rees zweifelte, dass Meredith ein Unglück zugestoßen war. Insgeheim glaubte er, dass sie ihrem Herzen gefolgt und nun glücklich war.
Bedächtig legte Rees die Gewänder wieder auf die Truhe. Der Duft in ihnen brachte nur die Bilder zurück, das Empfinden blieb fort. Als er hiernach den Blick auf die Fremde richtete, ging abermals ein leichtes Beben durch seine Brust. Was hatte er wirklich in jener Nacht im Wald gefunden?
*
Die Sonne stand klar am östlichen Himmel und durch die geöffnete Tür drang warme Frühlingsluft, erfüllt vom Zwitschern ausgelassener Vögel, als Almina aus dem einfallenden Licht in die dämmrige Stube trat und sich auf den Rand des Lagers setzte. Hoffnungsvoll drehte die junge Frau sich um. Rees stand gebeugt beim Tisch, richtete mit geschickten Händen das Zaumzeug her und beobachtete die beiden Frauen aus den Augenwinkeln.
»Wo bin ich? Wer seid ihr?« Die Stimme der jungen Frau überschlug sich vor Aufregung. Sacht legte Almina ihr die Hand auf den Arm.
»Sei ohne Sorge, Kind. Wir sind dir wohl gesonn'n. Mein Name is' Almina, und der stumme Geselle dort drüb'n is' Rees. Er hat dich hergebracht, auf sein'n Hof, is' nich' weit von hier bis Castellyn.« Schweigend betrachtete sie die junge Frau. Die Schwellungen in ihrem Gesicht waren abgeklungen, darunter zeigten sich allmählich anmutige Züge und ihr wacher Blick ließ endlich Leben erkennen.
»Wie heißte, Kind?« Die Antwort kam zögernd. »Elin.«
»Und weiter? Wo kommste her?«, wollte Almina wissen. Elin schwieg.
»Erinnerste dich, was passiert is'?«, fragte Almina vorsichtig.
»Ich erinnere mich an seine Augen, sie waren voll Hass...« Die Worte wurden zu einem zitternden Flüstern. Sogleich spürte Almina, dass sie nicht weiter fragen durfte.
»Nu' gut«, warf sie ein, »de Wunden heil'n. Und wie ich seh', is' auch's Fieber überstand'n. Dann kannste selbst ein wenig helf'n, 'nen frisch'n Umschlag anzuleg'n.«
Almina blickte zu Rees hinüber. Ohne weiteres Wort verstand er, dass er die Frauen allein lassen sollte. Er legte die Riemen auf den Tisch und verließ die Stube.
*
Nun, da Elin bei vollem Bewußtsein war, schien die Versorgung der Wunden zweifache Qual. Neben dem Schmerz, den sie weit deutlicher spürte, sah sie erstmals, was ihrem Körper angetan wurde. Zuerst half Almina ihr, sich aufzurichten und die letzten Fetzen ihres zerrissenen Kleides abzulegen. Bereits tags zuvor hatte Almina die Kräuterauflage zwischen ihren Schenkeln entfernt. Elin blieb das Gefühl, sie hätte sich dort wundgescheuert. Die oberflächlichen Schnitte auf der Brust waren gut verheilt. Almina zeigte den Tiegel mit einer Salbe, die dünn aufzutragen war. Elin zog die Nase kraus.
»Sie stinkt.« Alminas Lachen klang heiser und dunkel.
»Aber se hilft.« Aus einem Kleiderstapel bei der Truhe suchte sie ein schlichtes Leinengewand und zog Elin den knittrigen Stoff über Kopf und Arme. Danach legten die Frauen den frischen Verband am Oberschenkel gemeinsam an. Obgleich die tiefe Wunde ebenfalls heilte, bereitete sie Elin die meisten Schmerzen. Beharrlich brachte die alte Frau sie dazu, aufzustehen. Mit jedem Schritt, den Elin umherhumpelte, war das leidvolle Ziehen in dem zusammenwachsenden Fleisch leichter zu ertragen. Derweil forschte Alminas aufmerksamer Blick in Elins Minenspiel und folgte jeder Bewegung aus grauen Augen. Elin zwang sich zu einem Lächeln. Dennoch erkannte Almina ihre aufkommende Verzweiflung.
»Sei dankbar, Mädch'n. Sicher, wenn ich dir jetzt sag', dass ich schon Schlimm'res geseh'n hab', is's kaum 'n Trost. Doch bedenk', Narb'n verblass'n, so wie de Erinnerung. Weiß der Himmel, wer dich gefund'n hätt', wenn nicht der Rees. Falls überhaupt. Womöglich wär' mit'm Blute 's Leben aus dir gefloss'n.« Trotz der tröstlichen Worte schlich die Hoffnungslosigkeit tiefer in Elins Herz. Es waren nicht die Narben, es war nicht der Schmerz. Die entsetzliche Vorstellung, was geschehen konnte, sobald der Leichnam gefunden wurde, ballte sich wie ein schwerer Klumpen in ihrer Brust. Schlimmstenfalls hatte jemand beobachtet, dass sie dem Ritter auf der Straße begegnet war. Aber Elin konnte sich nicht erinnern. Längst wurde nach dem Ritter gesucht, das war gewiss. Noch hatte die Alte kein Wort darüber verloren, und Elin wagte nicht zu fragen. In ihrer großen Angst wußte sie nicht, wie es weitergehen sollte. Lähmende Schwermut warf dunkle Schatten auf ihre verschreckte Seele.
»Er hätt' mich einfach meinem Schicksal überlassen sollen.«
»Niemals!«, rief Almina aus. »'s wär' grausam. Was glaubste, was er is'?« Wiederum versuchte Elin zu lächeln. Sie konnte die rüstige Alte wahrlich gut leiden. Und anscheinend lag ihr dieser stumme Landmann sehr am Herzen.
Nachdenklich betrachtete Elin sie von der Seite. Die Alte war eher klein und zeigte eine kräftige Statur unter dem rotbraunen Wollkleid, das sie trotz des vorstehenden Bäuchleins mit einer Seilkordel gegürtet hatte. Da ihr Haar von einem schlichten Kopftuch ohne Rise bedeckt wurde, war die silbergraue Farbe nur an dem geflochtenen Zopf zu erkennen, der dünn den Rücken herabhing.
Inzwischen hatte Almina ihr ein Fläschchen gereicht und sie mit einer Handbewegung angewiesen, den Saft zu trinken. Das Gebräu war erstaunlich süß.
»Warum hat er mein Leben gerettet?«, wollte Elin unvermittelt wissen. Zweifelsohne hatte Rees sich in große Gefahr begeben. Schon lag ihr dieser Gedanke auf der Zunge, alsdann sie ihn doch für sich behielt; noch war fraglich, ob die alte Kräuterfrau die Wahrheit kannte.
»'n jeder hätt's getan«, gab Almina zurück. »Und der Rees hat'n gutes Herz, mehr noch als andre.« Alminas Stimme senkte sich. »Jedoch beim Rees denk' ich mir manchmal, is's zu gut.« Verschwörerisch blinzelte sie Elin an und fuhr bedächtig fort. »Eines Tages holt' er mich auf sein' Hof. Ich sollt' helf'n, 'n verletztes Tier zu versorg'n. Nu gut, dacht' ich bei mir, vermutlich hat sich das Rindvieh oder sein Kaltblut was auf'er Brache getan.« Elin wurde neugierig. »Welches Tier war's?«
Almina schüttelte langsam den Kopf, als könne sie noch immer nicht glauben, was sie damals gesehen hatte. »'nen Wolfsjunges war's – groß wie'n Köter und schwarz wie de Nacht.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, erstarrte sie augenblicklich. Der Ausdruck in ihrem faltigen Gesicht bot sich dar, als wolle sie ein Dämon packen. Sie schien mit sich zu hadern, warum sie sich getraute, davon zu erzählen. Nachdem sie Elin eine Weile eindringlich angesehen hatte, fuhr die Alte nach langem Seufzen schließlich fort.
»'ne Fallschlinge hatt' sich tief in'n Vorderlauf gefress'n, bis auf'n Knochen. Zuerst musst'n wir de Schlinge lös'n. 'S schwarze Maul hatt' der Rees mit'm Seil zugebund'n. Aber sieh...das Vieh blieb ruhig, auch als ich de Wunde versorgt hab'.«
Almina legte leicht den Kopf in den Nacken und sah mit einem Mal recht schelmisch drein. »Eigentlich schad' - 's Fell hätt' zu 'nem wärmend'n Pelz gereicht.« Almina wiegte den Kopf. »Doch niemals hätt' Rees 's Tier getötet, nur um's Fell abzuzieh'n. Rees sagt, so'n Wolf wär' wichtig, für's Gleichmaß und so.«
Ungläubig blickte Elin in die alten grauen Augen. »Aber Rees kann doch gar nich' sprechen.« Almina lächelte in sich hinein.
»Wir hab'n so 'ne Art, uns zu verständig'n.« Danach fügte sie hinzu: »Manchmal glaub' ich, 's dauert nich' mehr lang und bald wird'r selbst zum wild'n Tier, so allein wie'r hier haust.« Nach kurzem Schweigen nagte erneut die Neugier an der Alten.
»Willste mir nu' nich' doch verraten, woher de kommst?«
Elin überlegte einen Moment. »Ich komm' vom Norden, aus Cardigan, und bin auf dem Weg nach Pembroke.« Almina erwiderte nichts, sondern wartete geduldig, dass sie weiter sprach. »In Pembroke lebt die Schwester meines Dienstherrn.« Elin wog genau ab, was sie erzählen würde und was nicht. »Sie is' dort verheiratet und führt das Haus eines wohlhabenden Wollhändlers. Mein Herr schickt mich zu ihr in den Dienst, als Magd.«
»Gibt's in Pembroke keine Mägde?« Almina musterte sie herausfordernd.
»Für mich wär' die Anstellung dort ein guter Verdienst, besser als jede andere oben in Cardigan. Aus Freundschaft hatte der Herr meinem Vater einst versprochen, stets für mein Wohl zu sorgen. Nach dem frühen Tod meiner Eltern nahm er mich in seinen Dienst, da ich zum Heiraten noch zu jung war. Auch seine eigene Frau war damals an dem Fieber gestorben.«
»Hatteste denn keine Verehrer?« Almina begutachtete Elin von der Seite. »Ich denk', wenn de Beul'n erst weg sin', biste 'n ganz hübsches Ding.« Elin schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht erklären, warum die Männer von Cardigan sie mieden.
»Warum konnteste nich' bei ihm bleib'n?«, wunderte sich Almina.
»Er hat wieder geheiratet.« Zugleich merkte Elin, dass die Alte dies nicht als Begründung hinnehmen würde. Im Gegenteil, im Hause eines verwitweten Mannes würde eine neue Ehefrau für reichlich Ordnung sorgen wollen, und dafür wurden anfangs mehr Bedienstete benötigt als zuvor. Die weise Alte wusste, dass es für Elins Fortgehen eine andere Ursache geben musste.
»Und der neu'n Herrin hat deine Nase nich' gefall'n.« Almina schmunzelte. »Vermutlich, weil se 'm Herrn viel zu gut gefällt.«
Elin fühlte sich ertappt. »Er hat mich immer gut behandelt.« Ihre Stimme klang erhöht. Mit wissendem Lächeln nickte Almina.
»Dein'm Wohltäter blieb wohl keine andre Wahl, als dich fortzuschick'n.« Dann wurde sie ernsthaft. »Is schon 'n sehr weiter Weg nach'm Süd'n, so ganz allein, quer durch Wales.«
»Zumeist fand ich Fahrende oder Händler, denen ich mich anschließen konnte; manchmal waren es auch einfache Landleute.«
»Bis auf's restliche Stück des Weges«, warf Almina ein.
»Zu allem Unglück verließen mich jene Leute, die ich zuletzt begleiten konnte - beim Abzweig nach Haverfordwest. Sie versicherten mir jedoch, es wären nur noch wenige Meilen bis Castellyn. Und die Gegend sei sicher, denn häufig wären Gefolgsleute des Grafen unterwegs.«
»Im Grund' hatt'n se Recht.« Almina klang seltsam düster. »Aber genau das war's Verhängnis.« Erschrocken sah Elin die alte Frau an. Wusste sie Bescheid? Wußte sie es von Rees? Und was wußte sie genau? In diesem Moment klopfte Rees vom Stall an die Seitentür. Da Elin versorgt und bekleidet war, rief Almina ihn herein. Mit einem schnellen Griff nahm er den Zügelriemen von Tisch und wollte gleich wieder hinaus.
»Bleib‘, Rees, ich werd' nu' geh'n. Elin is' soweit versorgt.« Almina begann, ihre Sachen in das Leinenbündel zu räumen. »Sobald se 'ne läng're Strecke lauf'n kann, bring'n wir se zu meiner Hütte. Dennoch werd'n de Leut' red'n, aber's weckt nich' so'n Argwohn als wenn se bei dir blieb'. Werd' sag'n, sie käm' aus Cardiff und wär' die Tochter meines verstorb'n Bruders.«
Zu Elin gewandt sagte sie abschließend: »Ich denk', morg'n könn' wir's versuch'n. Bis dahin ruh‘ dich aus, Kind.«
»Ich dank' dir sehr, Almina.« Mehr wußte Elin nicht zu entgegnen.
An der Tür drehte sich die alte Frau nochmals um. »Und mach' ihr 'ne heiße Suppe, Rees! Damit mein' ich frisch gekocht! Nicht länger dies'n Haferpamp, der seit Tag'n im Kessel vor sich hinschwelt. Elin muss wieder zu Kräft'n komm'n.«
Rees lächelte und schenkte Elin einen belustigten Seitenblick. Dann verließ er mit Almina gemeinsam das Haus und kehrte just über den Stall mit einer Handvoll Möhren zurück. Aus der hinteren Kammer neben dem Herdplatz holte er weitere Vorräte und begann, einen Eintopf mit getrockneten Erbsen zu bereiten. Seitlich aufs Lager gebettet beobachtete Elin, wie rasch und gewandt er die Zutaten herrichtete.
»Weiß die alte Frau, was in der Nacht geschehen is'?« Elins Worte durchbrachen seine stille Achtsamkeit. Irritiert schaute Rees auf und schüttelte langsam den Kopf.
»Sie werden ihn finden«, klagte sie Unheil verkündend und drehte sich mit dem Gesicht zur Wand. »Sie werden mich finden...« Ungewollt stiegen ihr brennende Tränen in die Augen.
Rees kam zu ihr, hockte sich neben das Lager und legte zögernd seine warme Hand auf ihre Schulter. Durch die Berührung drehte sie sich zurück, sein sanftes Lächeln tröstete ihr Herz, und es war wieder dieselbe Kopfbewegung, mit der er ihrer Aussage widersprach.
»Wieso bist du so sicher?«, fragte sie zweifelnd. Nachdenklich ließ Rees den Blick schweifen, als ob er etwas suchte. Abrupt stand er auf, schritt hinüber zum Stall und kam alsbald zurück und hielt einen Spaten in der Hand. Unmissverständlich machte er eine kurze Schaufelbewegung und stellte das Werkzeug mit dumpfen Stoß vor sich auf den Boden. Elin begriff sofort.
»Du hast ihn vergraben!?« Voller Aufregung erhob sie sich so ruckartig, dass starker Schmerz in ihrem Bein zerrte und sie sich vor Schreck auf die Zunge biss. Zutiefst verwundert starrte Elin ihn an. Doch Rees lächelte nur, die Hände übereinander auf den Spatenstiel gestützt.
»Du bist - zurück – in den Wald geritten - und hast ihn vergraben!?« Elin konnte es kaum glauben. Warum sollte er das für sie tun? Mit einem Mal überfiel sie unsägliche Müdigkeit, erschöpft sank sie zurück und schloss die Augen.
Als Elin hinaus in den nächsten Morgen trat, fiel der Sonnenschein hell über die Anhöhe zu ihrer Linken und seine Strahlen wärmten das frische Grün der Hügel. Taumelnd stützte sich Elin an den schweren Rahmen der Eichentür. Nach der schummrigen Stube schmerzte das morgendliche Licht so stark, dass sie im ersten Moment die Augen schließen musste. Damit sie sich allmählich an die Helle gewöhnen konnten, öffnete sie die Lider langsam und betrachtete schweigend jene friedliche Schönheit, die sich ihr schließlich offenbarte.
In völliger Abgeschiedenheit lag das Gehöft am Rande des Alten Steinwaldes, westlich eines langgestreckten Hügels, hinter dessen Kamm die Hauptstraße verlief. Auf den baumlosen Hängen duckten sich vereinzelt niedrige Hagedorne und zwischen den hellgrauen Gesteinsbrocken wichen die Wiesenhalme den ersten leuchtend gelben Himmelsschlüsseln. Weiter nördlich zog sich entlang der Baumreihe, die den Wald begrenzte, ein einfacher Pfad bergan, eben breit genug für einen Karren. Nur wenige Schritte von der Haustür entfernt war ein sorgsam geteiltes Gemüsefeld angelegt und schräg dahinter eine ähnlich umzäunte Weide, wo die Milchkuh graste. Auf dem fernen Anstieg zur Rechten sah Elin, wie Rees den Pflug angestrengt durch die dunkle Erde schob. Eine Hälfte des Ackers hatte er bereits am gestrigen Tage bewältigt. Ihr schien verwunderlich, dass sein Pferd die Eisenschar gleichmäßig über die Brache zog, obgleich es nicht geführt wurde. Die Ärmel des zerknitterten Leinenhemdes hatte Rees weit hoch gekrempelt und ein ausgefranster Strohhut schützte ihn gegen zuviel Sonnenlicht. Neben Elin hatte sich Almina gesellt, um sie ein wenig zu stützen, doch Elin zog den Arm aus ihrem Griff. Sie wollte es allein versuchen. Langsam hinkte sie über den festen Lehmboden, um mehr von der fremden Umgebung zu erkunden, und scheuchte einige Hühner auf.
Das Wohnhaus war ein hölzernes Stabwerk, dessen steinernes Fundament gut zwei Fuß Höhe maß. Die Wandflächen waren mit Lehm und Strohgeflecht gefüllt und erst vor geraumer Zeit frisch gekalkt worden. Die vordere Dachschräge zog sich tief bis zu den niedrigen Fenstern und bestand aus sauber geschnittenem Ried. An die rechte Hauswand schmiegte sich weniger hoch ein etwas breiteres Fachwerk mit nur einer Dachfläche, die seitlich abfiel und in gleicher Weise gedeckt war. Die Torflügel des Nebengebäudes standen weit offen und gewährten einen freien Blick hindurch bis zur Hinterseite, wo sich ebenfalls ein Tor befand. Der Anbau diente als Stall und Scheune zugleich. Hinter dem Haus führte mit leichter Steigung eine Wiese zum Wald hinauf, die übersät war mit Blüten gleich kleinen weißen Sternen. In sicherer Entfernung zu den Gebäuden stand dort ein kleiner Backofen und durch die vordersten Bäume war das leise Murmeln eines Baches zu hören. Mit bloßen Füßen hinkte Elin zaghaft durch das feuchte, kühle Gras zum Bach hinauf, gefolgt von Almina, die einen gefüllten Bottich und ein kleines Bündel bei sich trug. Dies war, was sie brauchten, um Elin das Haar zu waschen. Erde und Laub hatte sie zuvor gemeinsam ausgekämmt, und Almina hatte großes Erstaunen über das tiefe Rot gezeigt, das unter all dem Schmutz zum Vorschein kam.
Elin war bereits ins seichte Wasser gestiegen, als die Alte den Bachlauf erreichte. Vorn über gebeugt stand sie, den Saum des Wollkleides um die Oberschenkel geknotet, und hielt ihr langes Haar in die Strömung. Das eisige Wasser benetzte ihren Kopf und floss sacht um die geschundenen Knie. Nachdem das Haar genügend gespült war, goß Almina ihr langsam einen warmen Kräutersud über Kopf und Nacken und reichte Elin danach ein Tuch, worin sie ihr Haar trocknen konnte. Unter Aufgebot letzter Kräfte stieg sie dabei die Böschung hinauf und ließ sich erschöpft auf einen der großen, bemoosten Steine nieder, die wie von Riesenhand geschichtet vom Bachlauf bis zum Saum der Wiese reichten. Bevor Almina sich zu ihr gesellte, spülte sie den Bottich einige Male mit frischem Wasser. Von ihrem Sitz konnten die beiden Frauen am Haus vorbei zu Rees hinüber aufs Feld schauen.
»Was is' mit ihm, warum spricht er nich'?«, fragte Elin. »Is' er von Geburt an stumm?«
»Früher, als der Rees noch 'n Junge war«, begann Almina, »da sprudelt'n de Worte nur so aus ihm 'raus, belebend wie frisches Wasser ausser Quell', voll Neugier und erstaunlich klug.« Einen Moment verlor sich die alte Frau in Erinnerungen, erst nach einer Weile fuhr sie fort. »Viele Jahr' sind vergang'n, seit jener Nacht. 's war der Vollmond vor Ostern. Durch'n lang'n hart'n Winter droht'n viele zu verhungern, denn de Ernte war mehr als schlecht gewes'n«
»Womöglich jener Winter, in dem auch Mutter und Vater starben«, merkte Elin an. Ihre Eltern hatten plötzlich hohes Fieber bekommen und häßlich rote Flecken. Elin hatte jeden Winter gezählt: zwölf waren seither vergangen. Fragend schaute sie in das bekümmerte Gesicht der alten Frau.
«Was is' damals passiert?«
»Mitt'n inner Nacht ließ mich Pater Tishon inne Stadt hol'n. Vom Cyril, dem Rees sein kleinen Bruder. Zur Kirche St Andrew's hatt'n se Rees gebracht. Totengleich lag er dort auf'm Tisch. Der Pfarrer wollt', dass ich beim Versorgen vonne schwer'n Wunden helf'.« Elin blickte Almina erschrocken an. »Damals gab's in Castellyn noch kein'n Wundarzt und Rees sein Leib war voll mit Blutbeulen und aufgeplatzte Haut - in'ner Brust war'n auch 'nen paar Knoch'n entzwei.« Almina hielt inne und nickte vor sich hin. Elins mitfühlender Blick wanderte über die Wiese zu Rees. »Mich schmerzt's inner Seele, wenn ich dran denk', wie der kleine Cyril da stand, neb'n sein'm groß'n Bruder, voll Gram und still'n Trän'n.« Erneut machte Almina ein Pause. Elin wagte nicht zu sprechen. »Der eig'ne Vater - Landmann Mabryn - rasend vor Wut hatt'r 'nen Jung'n halb tot geschlag'n. Hatt' de Kehle des Arm'n so gewürgt, dass drin 'was zerbroch'n is'.« Bestürzt fragte sich Elin, wie ein Vater seinem Kind so etwas antun konnte. Solange sie lebten, hatten die Eltern sie immer beschützt. Doch zu lange waren beide nun schon fort.
»Warum nur? Was konnt' er Schlimmes getan haben!?«
»Mabryn bezichtigte ihn, gestohl'n zu hab'n. Im Beutel fehlt'n 'nen halbes Dutzend Silberpence.«
»Aber..., wofür sollte er die Münzen genommen haben?« Elin konnte sich bei Rees keinerlei Unredlichkeit vorstellen.
»War bei 'ner Hure, in jener Nacht«, sagte Almina knapp. Elin starrte sie ungläubig an. Der sonnige Tag bekam dunkle Risse. Alminas Tonfall bat um Verständnis.
»Sieh mich nich' so an, Kind! Weißte nich', dass bei Kerlen so was üblich is'!? 's war dem Rees sein fünfzehnter Jahrestag. De Kumpane hatt'n beschloss'n, dass'r die Männlichkeit beweis'n soll. Früh des Abends war'n se mit ihm zum Feiern inne Stadt gezog'n - und als se sein'n Verstand in Ale und lausig'm Wein ertränkt hatt'n, schleppt'n se ihn zur Unterstadt, inne Gassen der Metz'n.« Elin verschlug es die Sprache, doch Almina achtete nicht darauf, sondern erzählte weiter. »Und de Kerle war'n da, vor der Hütte hab'n se gelungert, völlig trunk'n, als Mabryn mit'er Axt inner Hand herbei stürmte. Nächst'n Tag hab'n se all' damit geprahlt, als wär's 'n aufregendes Abenteuer.« Elin war bestürzt.
»Kam ihm denn keiner der anderen zu Hilfe?« Almina schüttelte den Kopf.
»Wär'n die andren Metz'n nich' beherzt dazu, Mabryn hätt' ihm noch 'ne Hand abgehackt.« Almina seufzte schwer. »De Weiber war'n 's auch, de zur Kirche sind, Hilfe hol'n.« Almina nickte mit betrübter Miene vor sich hin. »Musst'n schlimmes Ende nehm'n, dass der Rees sich mit dies'm Pack die Zeit vertrieb.« Eine Weile beobachteten die Frauen schweigend, wie Rees das Pferd aus dem Pflug spannte. Da er die schwere Arbeit allein verrichtete, musste er zwischenher Acht geben, sich selbst und dem Gaul genügend Wasser und Ruhe zu gönnen. Almina brach die bedrückende Stille.
»Bin mir aber sicher, nich' der Rees hat's genomm'n, sondern einer von'nen zweilicht'n Gesellen. Glaub', jeder von den'n war unehrlich und durchtrieb'n. Vor all'm Breck, 'n Grobian mit schief'n Züg'n; hat zu jener Zeit auf'm Mabryn sein Hof als Knecht gearbeitet.« Almina sah Elin wissend an. »Und dem sein Mädch'n hatt' wohl dem Rees nachgestellt...«
Mit lockeren Schritten kam Rees die Wiese hinauf, um das Pferd am Bach zu tränken. Er nahm den zerschlissenen Strohhut vom Kopf, fuhr mit einer Hand durch sein dunkles Haar und strich die feuchten Strähnen aus dem Gesicht.
»Konnte Rees seinem Vater je verzeihen?«, wollte Elin noch rasch wissen, bevor Rees sie hören konnte. Aus Almina leiser Erwiderung sprach gedämpfte Wut.
»Niemals wieder hat der Rees 'nen Fuß auf'n Mabryn sein Hof gesetzt.«
Als Rees bei ihnen angelangt war, verharrte sein offensichtlich erstaunter Blick auf Elins dunkelrotem Haar, das glänzend in der Sonne trocknete. Almina bemerkte sein Wohlgefallen.
»Se hat wunderschönes rotes Haar, nich'?« Die alte Frau schmunzelte. Ihre Worte holten Rees zurück, mit leichtem Hieb auf die Flanke trieb er das Pferd an, hinunter zum Bach zu traben.
»Ich denk', unser Vögelchen is' stark genug, 's Nest zu verlass'n, Rees«, verkündete Almina freudig. »Heut' Abend, bevor's dunkel is', sollt'n wir se zu meiner Hütte bring'n.«
Elin stand auf und sah zu Rees hinüber, der mit gesenktem Kopf inne hielt, die Handflächen auf den unteren Rücken gestützt und den Blick auf das Gras neben ihren Füßen geheftet. Im hellen Licht schimmerte sein dichter Bart wie dunkles Kupfer. Zuversichtlich erwartete Almina eine Geste seiner Zustimmung. Aber Elin merkte, dass eine starke Anspannung ihn steinern machte. Als er schließlich die dichten Brauen hob, um aufzuschauen, legte sich seine Stirn in Falten, und er richtete den Blick nicht auf Almina, sondern schenkte ihn Elin, zutiefst wehmütig. Einige Atemzüge verlor sie sich im dunklen Grün seiner sanften Augen. Wäre es ihr nicht völlig unsinnig erschienen, hätte sie geglaubt, eine sehnliche Bitte darin zu erkennen. Ohne rechtes Wissen fühlte sie sich in ihrem Entschluß bestärkt und widersprach kurzerhand Alminas Anweisung.
»Ich werd' bleiben.« Erst hiernach schaute sie zu Almina. »Wenn ich wieder bei Kräften bin, werd' ich Rees den Sommer über bei der Ernte helfen.« Die unerwartete Äußerung erregte bei Almina verständnisloses Mißfallen.
»Das sollteste nich' tun!«, rief sie und schaute hilflos zu Rees. »Rees, nu' sag‘ doch auch mal was.« Elin konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass kurz ein schwaches Leuchten über seine Miene huschte. In gespielter Gleichgültigkeit verzog er den Mund und zuckte mit den Schultern; anscheinend wollte er Elin die Entscheidung überlassen.
»Ich schulde es ihm.« Für Elin gab es kaum einen besseren Grund. Almina stemmte sich vom Stein hoch, die Verärgerung war ihr deutlich anzusehen.
»Aber was soll'n de Leut' red'n!? Plötzlich 'ne junge Frau auf'm Hof, - und woher kommt se?«
»Es kommen kaum Landleute her...« Elin wusste, wie lächerlich das klang. Aufgebracht wies Almina mit einer ausladenden Geste linker Hand zur Anhöhe.
»Wenn einer auf'n Kamm steigt, kann'er über'n ganz'n Hof schau'n!« Almina rang um Fassung. »Irgendwer wird'er Erste sein. Kurz oder lang - ihr werdet ins Gerede komm'n!« Wie zwei trotzige Kinder verharrten Elin und Rees, ohne sich gegen Alminas Einwände zu verteidigen. Almina winkte ab, als wäre es ihr gleichgültig.
»Macht, wie ihr wollt - dennoch - ich hab' euch gewarnt.« Damit begab sich die alte Frau schwerfällig die Wiese hinab.
Längst begriff Elin, dass Rees womöglich glaubte, sie würde um seinetwillen bleiben, und bereute sofort, diesen Anschein zu wecken. Ihr Ausdruck blieb unbewegt und wirkte abweisend, als sich ihre Blicke erneut begegneten. »Sobald die Ernte eingebracht is', werd' ich nach Pembroke gehen.« Und sie ließ ihn stehen, um der Alten zu folgen. Augenblicklich erstarb jenes Lächeln, das sich auf seinem bärtigen Gesicht abgezeichnet hatte.
Später, im Dunkel der darauffolgenden Nacht, lag Elin wach und lauschte, wie Rees im Schlaf gleichmäßig atmete. Ihretwegen lag er auf dem harten Boden, in einem spärlichem Lager aus Stroh, indes sie behaglich auf seiner Lagerstatt vom Schaffell gewärmt wurde. Mehr noch quälte sie, warum sie mit solch scharfen Worten sein Lächeln zerschnitten hatte. Vom ersten Moment hatte es ihr gefallen, dieses stille Lachen, sehr sogar; warm rann es ihr ins Herz und ließ den feinen Schalk in seinem Blick funkeln, umrahmt von unverwechselbaren Linien, die in Wellen bis zu seinen Wangen flossen.