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1000 Tage Robinson

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Martin Finkbeiner aus einem beschaulichen Ort bei München weiß früh, was er nach der Schule einmal machen möchte: »Egal was es ist, Hauptsache irgendwas mit segeln.« Der Virus packt den sportlichen Schüler auf dem Ammersee und dem nahen Mittelmeer, wo die Eltern immer mal wieder ein Schiff chartern, schließlich ein eigenes kaufen. Martin beginnt eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann in einer Segelschule, arbeitet gleichzeitig als Segellehrer. Erst am Bodensee, später in Kiel für eine Firma, die Events auf ehemaligen America’s Cuppern anbietet. Damit könnte die Geschichte des jungen Mannes, der »etwas mit segeln« machen wollte, erfolgreich erzählt sein. Hätte der damals 23 Jahre alte Martin nicht bereits alle Klassiker der Segelliteratur verschlungen und in den Zeilen von Erdmanns »Tausend Tage Robinson« etwas entdeckt, das ihn mit aller Macht hinauszog. Robinson, das wäre auch er gern tausend Tage lang mal. Am liebsten sofort.


»Ich wollte nicht warten, bis ich in Rente bin«, lacht der Segelenthusiast. Das Geld für eine kleine gebrauchte Yacht hat er gespart, doch zum Kauf kommt es nicht. »Als meine Eltern merkten, wie entschlossen ich war, meinten sie: ›Junge, komm heil wieder, dann kannst du unsere IVALU für zwei Jahre haben.‹« Es ist der Schlüsselmoment, loszusegeln.

Martin legt seinen Job als mittlerweile selbstständiger Skipper auf Eis und kratzt die Ersparnisse zusammen. Von Sponsoren oder zahlenden Gästen will der junge Mann sich nicht abhängig machen. »Ich wollte einfach weg und frei sein.« Ein Freund wird ihn jedoch begleiten; Johannes, der zwar kein erfahrener Segler ist, aber genauso begeisterungsfähig.

Weihnachten feiert die Crew auf hoher See, spielt »Schneeflöckchen, Weißröckchen« auf der Mundharmonika, bei 30 Grad im Schatten.

Am 15. September 2010 werfen der 25-jährige Martin und der 24-jährige Johannes in Kiel die Leinen los. Zwei Jahre soll die Reise dauern, entlang der Barfußroute um die Welt. Jahre später wird Martin sagen: »Es hat Wochen gedauert, bis ich wirklich kapiert habe, was los ist.«

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