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Zickzack im Pazifik
ОглавлениеEs bleibt nichts anderes übrig, als den Anker zu kappen und das Weite zu suchen.
Dort fällt Martin eine Entscheidung, die nur wenige Weltumsegler treffen: nach Süden abzuknicken, zur Osterinsel. Dem einsamen Flecken im Südostpazifik, der eher auf der Route der Kap Hoorniers als auf dem Weg der Barfußsegler liegt. Martin zieht er mit der rätselhaften Vergangenheit seiner weltberühmten Steinstatuen an. Nicht minder spannend, nicht minder abgelegen: Pitcairn, die Insel, auf der die Nachfahren der BOUNTY-Meuterer noch heute leben. Isoliert, ohne Flughafen und Hafen, mit nur einem unwirtlichen Ankerplatz. Für IVALU wird er zum Hexenkessel: An der rauen Küste steigen Brecher ins Cockpit, alle Versuche, den Anker zu bergen, misslingen. Es bleibt nichts anderes übrig, als ihn zu kappen und das Weite zu suchen. Nächster Halt: die Gambierinseln im Südosten Französisch-Polynesiens. Hier vereiteln Tage später starker Wind, starke Strömung und der fehlende Motor das erfolgreiche Anlanden ganz und gar. Nach acht Stunden gescheiterter Versuche dreht IVALU ab, Kurs Tahiti.
Dort lassen Martin und Barbara nach der spannenden Überfahrt die Seele baumeln – zu zweit jedoch, Johannes hat die Reise beendet. Am Boot ist reichlich zu tun, und der junge Skipper trifft eine Entscheidung: Ein neuer Motor muss her, ohne geht es nicht. Er ist von dem Konzept eines Elektromotors überzeugt, dessen Versand in die Südsee zudem weniger kostet als der eines neuen Dieselantriebs. Nach Fidschi soll das Modell aus den USA geliefert werden, dort liegt das nächste Ziel der IVALU.
Robinson ist hängen geblieben – ein großes Problem bei einem straffen Zeitplan und einem schmalen Budget.
Auf den Einbau folgt jedoch Ernüchterung statt Erleichterung: Das heiß ersehnte Teil funktioniert nicht. Ersatzteile lassen auf sich warten, Tage und Wochen verstreichen und auch der Moment, um noch sicher in der Saison weiterzusegeln. Robinson ist hängen geblieben – ein großes Problem bei einem straffen Zeitplan und einem schmalen Budget. Für zwei Jahre hätten Martins Ersparnisse gereicht. 500 Euro pro Monat und Mitsegler hat er kalkuliert, jeder zahlt für sich selbst. Das ist zwar knapp, reicht aber – bis zum Motor-Aus.
Eine Idee ist, während der anstehenden Zyklonsaison in Australien oder Neuseeland zu arbeiten. »Aber wir waren ja nicht zum Arbeiten auf Weltumsegelung, sondern um etwas zu sehen«, lacht Martin. Es wird Plan B: ein Jahr länger segeln, das dabei entstehende Zeitfenster mit einer Route zu den abgelegenen Inseln des Nordpazifiks füllen und später durch Südostasien segeln. IVALUS Eigner in der Heimat zeigen sich wieder als Eltern, von denen weltumsegelnde Kinder träumen: Sie verzichten ein weiteres Jahr auf das Familienschiff und borgen Geld für die nächsten zwölf Monate.
Und so fährt IVALU zickzack auf dem Pazifik. Auf den weiten Schlag nach Süden folgt die lange Tour nach Norden. Sie will gut vorbereitet sein, da nur wenige Crews in die Richtung segeln. Tankstellen für Weltumsegler gibt es dort nicht. Frischwasser und Proviant werden bis zum Anschlag gebunkert, ein Haufen Geschenke für Tauschgeschäfte auf den Inseln ohne Bargeldverkehr kommt an Bord: »Angelhaken, Köder, Messer, Taschenlampen und bayerische Bierkrüge im Miniformat kamen immer gut an«, sagt Martin. Ein freundlicher Australier, der gerade aus dem Norden kommt, schenkt ihnen die nötigen Seekarten und Gastlandflaggen.