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Adam

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Während sich einige Genetiker mit den Mitochondrien beschäftigten, hatten andere Genetiker inzwischen die Methoden zur Abbildung der DNA weiter verbessert und verfeinert, so dass es sogar möglich wurde, Variationen (Mutationen) auch auf dem Y-Chromosom zu identifizieren und auf diese Weise die Verwandtschaftslinien näher zu bestimmen. Peter Underbill, Peter Öfner, Spencer Wells und andere untersuchten Ende der Neunziger Jahre Proben von Dutzenden von Männern aller Kontinente, um so die Polymorphismen (also die durch Mutationen verursachten Variationen der Nukleotiden) auf dem genetischen Material des Y-Chromosoms zu entdecken und ihre Entwicklung nachzuzeichnen. Sie verglichen die verschiedenen Variationen, um herauszufinden, welche Bevölkerungsgruppen die ältesten Variationen in sich trugen und welche von diesen abstammten. Das Prinzip war das gleiche wie bei den Frauen: Alle heute vorkommenden Variationen lassen sich, wenn man weit genug zurückgeht, auf einen einzigen Mann zurückführen. Man nennt diese Rückführung auf einen einzigen gemeinsamen Nenner Koaleszenz.

Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse im November 2000 in der wissenschaftlichen Zeitschrift Nature Genetics. Sie wandten ähnliche Methoden an wie bei der Untersuchung der mitochondrischen DNA und kamen zu einem Ergebnis, das nun allerdings keine Überraschung mehr darstellte: Die ältesten Variationen des Abstammungsbaums der männlichen Gene auf dem Y-Chromosom stammen ebenfalls aus Afrika. Auch ‚Adam‘ war ein Afrikaner!

Als die Forscher die Daten analysierten und anhand der für die vorliegenden Variationen notwendigen Generationen errechneten, kamen sie auf ein Datum für ‚Adam‘, das sie überraschte. ‚Adam‘, so ihre Schätzung, musste vor etwa 60.000 Jahren gelebt haben. Wie? Was? Hat Eva fast 100.000 Jahre auf Adam warten müssen? Das wäre eine verflixt lange Zeit gewesen, um auf den ersehnten Auserwählten zu warten.

Zur Erläuterung ist zunächst der Hinweis nötig, dass diese Altersschätzungen nur sehr grob sind, dass der Y-Adam genauso gut vor 40.000 oder vor 140.000 Jahren gelebt haben könnte. Die 60.000 Jahre sind nur ein geschätzter Mittelwert.

Dann muss ich nochmals betonen, dass die Konvergenz auf eine mitochondrische ‚Eva‘ oder auf einen Y-‚Adam‘ ja keineswegs bedeutet, dass es sich bei ihnen um die Urmutter oder den Urvater der menschlichen Spezies handelte, sondern im Falle der ‚Eva‘ lediglich um jene Frau, die als Ursprung unserer (bis heute erhaltenen) Mitochondrienlinie gilt, und im Falle des ‚Adam‘ nur um jenen Mann, der als der Ursprung unserer (bis heute erhaltenen) Y-Gene gilt. Für anderes genetisches Material auf anderen Chromosomen würden sich, könnten wir deren Koaleszenz rekonstruieren, ebenfalls entsprechende Ursprungseltern ermitteln lassen. Und manche „Urväter“ wären vielleicht gar keine Menschen, sondern Vorläufer derselben.

Eines der aufregenden Ergebnisse der Y-Analysen war, dass – wie bei der mitochondrischen DNA – die Vorfahren der Buschmänner im Südwesten Afrikas als die heißesten Kandidaten für den Ursprung des untersuchten Gen-Materials zu gelten haben. Spencer Wells hat übrigens darauf hingewiesen15, dass nicht nur der genetische Befund, sondern auch die sprachlichen Eigenarten der (offiziell als San bezeichneten) Buschmänner – sie sprechen eine Sprache mit 141 Lauten, die einzigartig auf der Welt ist – es nahe legen, ihre Vorfahren als jene Menschengruppen auszumachen, von denen alle heute lebenden Menschen abstammen. Deren Sprache, die freilich viele Wörter moderner Technologie nicht kennt, ist in Struktur, Grammatik und Syntax alles andere als primitiv, sondern ausgesprochen hoch entwickelt.

Und sie dreht sich doch!

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