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1.7.3 Magie und Zauberei

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„Ich träume davon, dass die Magie wieder Einzug in die Medizin hält und diese sich mehr auf ihre Wurzeln besinnt. Der Placeboeffekt ist keine Täuschung, sondern eine Bestärkung des Patienten […]. Wenn Menschen etwas Zauber brauchen, um sich zu motivieren, warum geben wir ihnen den nicht?“1

Antike Magie ist eine schriftbasierte, aus Persien stammende Wissenschaft.2 Ihr Spektrum reicht von Astrologie, Pharmakologie und Volksmedizin bis hin zu Liebes- und Schadenzauber (→ 1.6.9e). Die Magie hatte eigene, von der antiken Medizin nicht anerkannte Heilmethoden, wie Medizincocktails, magische Formeln, Handauflegung, Berührung und performatives Wort. Magie stößt in der Antike nicht nur auf Akzeptanz. Sie gilt vielerorts aufgrund undurchsichtiger Praktiken und fragwürdiger Wirkungen als dämonische Zauberei;3 mágos (Magier) und goétes (Gaukler, Zauberer, Scharlatan) werden mitunter synonym verwendet.4 Das röm. Zwölftafelgesetz (5. Jh. v. Chr.) stellt Schadenzauber unter Strafe.5 Apollonius von Tyana und andere Wundertäter stehen unter Magieverdacht (VitApoll 8,7.2f.; Josephus Bell 2,262f.; Ant 20,92.167f.).

Die Unterscheidung zwischen Magie und religiös anerkannten Wunderpraktiken fällt schwer. Merkmale der Magie sind das Gottesbild (Gott ist manipulierbar; synkretistisches Denken) und die Erfüllung fragwürdiger Wünsche wie Schadenzauber6 auf Bestellung (weiter → 2.3.4). – Dtn 18,9–12 verbietet Zauberei, Wahrsagerei, Totenbeschwörung und Ähnliches mehr. Die Apg bietet intensive Magierpolemik. Die Apostel überwinden die Magier mithilfe des Heiligen Geistes und demonstrieren damit ihren Wahrheitsanspruch.7

Schriftliche, meist fragmentarisch erhaltene Zeugen antiker Magie sind Zauberbücher, Zauberpapyri, Zaubersprüche, Amulette, ‚Voodoo‘-Püppchen und Fluchtäfelchen (lat. defixiones) aus dem 1. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr.8 Ägyptische Priester verfassten im Rahmen des ägyptischen Tempelkults (‚Haus des Lebens‘) Rezepturen für magische Anwendungen.9 Sie arbeiteten in hell.-röm. Zeit im gesamten Römischen Reich als Magie-Dienstleister. Das methodische Spektrum umfasst Schaden- und Beziehungszauber, Nekromantie, das Herbeirufen jenseitiger Mächte (Invokation), Dämonenbeschwörung, medizinische Maßnahmen (etwa gegen Fieber), die Herstellung von Amuletten, Kleinwunder (Unsichtbarmachen, verriegelte Türen öffnen, Spielglück u.ä.) und (Traum-)Visionen. Apg 19,19 berichtet von der demonstrativen Verbrennung wertvoller Zauberbücher.

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