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Frankfurt

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Die SMS von Odysseus war knapp und in Großbuchstaben geschrieben – wie immer.

Morgen geht es also endlich los, dachte sich Natascha. Dann sollte sie erfahren, was eigentlich ihr Auftrag war, und was Jan dabei für eine Rolle spielte.

Laut Andromeda war er wirklich bloß ein Zivilist, den Natascha schließlich selbst ausgewählt hatte. Ihre Wahl war auf ihn gefallen, weil sie in Frankfurt niemand anderes hatte entdecken können, der auch nur halbwegs den Vorgaben aus Berlin entsprochen hätte. Es sollte ein Mann zwischen dreißig und sechzig Jahren sein, unverheiratet, harmlos und unauffällig aussehend, um kein Aufsehen zu erregen. Jan war leider der einzige halbwegs normale Mann gewesen, an dessen Hand sie keinerlei Ehering hatte entdecken können. Nun musste sie es also durchziehen …

Jan erschien pünktlich um siebzehn Uhr an ihrer Tür. Natascha öffnete ihm, küsste ihn zur Begrüßung und freute sich riesig über den Döner Kebab, den er ihr mitgebracht hatte.

Jan hingegen überlegte bei jeder ihrer Regungen, ob sich etwas dahinter verbarg.

War sie ehrlich zu ihm?

Spielte sie nur mit ihm?

Sollte es bloß ein Spiel sein, so überlegte er, werde ich alles tun, um in der Kürze der Zeit mitzunehmen, was nur geht. Wie sagte schon Michael Douglas in Basic Instinct über Sharon Stone? ›Sie ist der Fick des Jahrhunderts‹. Dieser Gedanke überkam Jan, während er sein Wohnzimmer saugte, und eben deshalb hatte er auch mehr und mehr das Gefühl, dass mit Natascha vielleicht irgendetwas nicht stimmte. Er erwartete förmlich, dass plötzlich eine ihrer Ex-Gespielinnen auftauchte, die er vielleicht eines Tages – wissentlich oder unwissentlich – vor den Kopf gestoßen hatte, und die es ihm oder ihr heimzahlen wollte.

»Wie war dein Tag?«, fragte Natascha und riss ihn aus seinen Gedanken.

»Danke, gut. Hausputz und so. Und bei dir?«

»Meeting mit einer Kollegin. Nichts Weltbewegendes. Ein ganz normaler Arbeitstag, könnte man sagen.« Natascha packte den Döner und Jans Lahmacun auf je einen Teller und richtete alles auf ihrem kleinen Esstisch an. »Möchtest du ein Bier?«

»Leitungswasser reicht, danke.«

»Vielleicht einen Wein?«

»Mach dir bitte keine Umstände.«

»Jan, Süßer, wenn es um dich geht, sind es für mich keine Umstände«, entgegnete sie und lächelte ihn zuckersüß an.

»Darf ich dich was fragen?«

Natascha hatte es bereits befürchtet, doch es ließ sich offenbar nicht verhindern. Daher antwortete sie: »Du darfst mich alles fragen.«

»Wieso gibt es hier nirgends private Fotos von dir? Ihr Frauen könnt doch sonst nie ohne Fotos von euren Familien, Freunden oder Tieren. Hier, in deiner Wohnung, sehe ich kein einziges Foto. Von nichts und niemandem.«

Es ist ihm also aufgefallen, überlegte sie und versuchte, ihre Erschrockenheit zu verbergen. Da sie jedoch mit dieser Frage gerechnet hatte, hatte sie sich bereits eine Antwort zurechtgelegt: »Die sind noch bei meinem Ex – und viele meiner Bücher ebenfalls.«

»Bei deinem Ex?«, fragte Jan überrascht. Zwar hatte er ihr von Steffi erzählt, sie jedoch hatte nie etwas von einer früheren Beziehung erwähnt.

»Ja, ziemlich dumm, oder?«

»Bekommst du deine Sachen irgendwann zurück?« Beinah hätte er noch gefragt: ›Soll ich dir dabei vielleicht helfen?‹, doch das hatte er sich gerade noch rechtzeitig verkneifen können.

»Erinnerst du dich noch, weshalb ich dich auserwählt hatte?«

»Ja«, antwortete Jan und blickte sie fragend an.

»Mein Ex ist das glatte Gegenteil von dir: Groß, dunkel, gutaussehend, …«

»Bitte, Natascha, nicht zu viel des Lobes … gutaussehend … ich danke für die Blumen!«

»So war das nicht gemeint, Jan. Ehrlich.« Sie ging kurz um den Tisch zu ihm herum und küsste ihn zärtlich auf die Lippen. »Komm, setz dich«, bat sie und ging zurück auf ihren Platz. »Er war einfach jünger und ein gänzlich anderer Typ als du. Vor allem stand er auf heiße Wagen und heiße Tussis, die das Wort ›nein‹ nicht kennen. Ich war es einfach leid, dass er sein Geschoss ständig in anderen Carports oder gar Hinterhöfen geparkt hat.«

»Und da dachtest du, du suchst dir einen melancholisch aus dem Fenster guckenden Mittvierziger, der sein Geschoss zuverlässig nur in deiner Garage und deinem Hinterhof parkt, statt es woanders unterzubringen.«

»Du hast es erfasst«, antwortete sie und zwinkerte ihm zu. »Oder sollte ich mich in dir getäuscht haben?«

»Deine Garage ist toll …«

»Wie wäre es mit einer Spritztour?«, gurrte sie.

»Dann wird das Essen kalt«, antwortete Jan und schnitt sich ein Stück von seinem Lahmacun ab.

Natascha lachte und sagte: »Das ist mir noch nie passiert …«

»Eine rein rationale Überlegung: Ich laufe dir nicht fort, doch das Essen wird kalt.« Jan stopfte sich das Stück türkische Pizza in den Mund und schmunzelte sie an.

»Na, warte!«

VIRUS – Im Fadenkreuz

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