Читать книгу Doppelhelix mit Heiligenschein - Lars T Kühl - Страница 5
Mission
ОглавлениеDie April-Sonne kannte keine Gnade und brannte durch Phils Fenster. Phil hatte das Gefühl, sein Kopf sei dreimal so groß. Rasch zog er den Vorhang zu und versuchte aus dem Regal neben seinem Bett ein Aspirin zu angeln. Er schwor, nie wieder Alk. Halluzinationen hatte er zwar von gewissen Pilzen schon gehabt, aber von Bier und Obstler hatte er sie noch nie bekommen.
»Verrückt! Ein Engel und eine sexy rothaarige Walküre in meiner Bude.«
Was einem die Gedanken doch für Streiche spielen konnten. Jetzt erst bemerkte er den Kaffeeduft, der durch seine Mini-Wohnung zog. Vorsichtig blickte er in die Richtung seiner Kochzeile und erschrak. Dort stand die Rothaarige in ihrer Rüstung und bereitete irgendetwas Grünes in einem Glas zu. Den Helm hatte sie auf den Kühlschrank gelegt, so dass man ihre Haare in der ganzen Pracht sehen konnte. Phil musterte die Gestalt langsam von oben nach unten und befand, dass sie für eine Halluzination verdammt sexy aussah. Im selben Moment ging die Tür vom Bad auf und dieser rundliche blonde D'Artagnan trat heraus.
»Hach, er hat ja wirklich kaum etwas im Haus nicht mal eine einfache Handcreme, Thrudchen!«
»Kaffee schon...oh sieh Gabi, unser Schützling ist wach!« Thruda nahm das Glas, das mit dieser merkwürdigen grünen Substanz gefüllt war und brachte es Phil.
»Trink, das ist Óðrœrir, das bedeutet soviel wie 'Rauschtrank'. Man nennt ihn auch Skalden-Met. Ich nenne ihn einfach Mjød-XXL und er wird dir gut tun!«
Thruda lächelte Phil an und nickte ihm aufmunternd zu. Phil, der nun endgültig an seinem Verstand zweifelte, griff nach dem Glas und trank brav. Innerhalb einer Minute war sein Kater verschwunden und sein Kopf so klar wie selten. Mit einem sportlichen Satz sprang er aus dem Bett und stand wie eine Eins vor den Beiden. Diese musterten ihn von oben bis unten und fingen beide gleichzeitig an zu kichern. Phil folgte ihren Blicken und bemerkte erst jetzt, dass er nackt war. Rasch griff er nach der Bettdecke.
»Meine Kleidung!?«
»Die habe ich Dir ausgezogen. So konnten wir dich doch nicht schlafen lassen in diesen versifften Klamotten.«
Gabriel schmunzelte spitzbübisch und zog seine linke Augenbraue hoch. Phil fragte lieber nicht weiter nach. Bei einer Tasse Kaffee erläuterten der Engel und die Walküre Phil noch einmal in Ruhe seine Mission.
»Und warum ausgerechnet ich? Wieso habt ihr nicht den Vatikan beauftragt, Dan Browne oder James Cameron, der war doch schon nahe dran?«
Phil sah beide verständnislos an.
»Na hör mal, der Vatikan ist parteiisch, Dan Browne lag völlig daneben und James Cameron ist Kanadier! Was soll die Frage!«, Erzengel Gabriel verdrehte wütend die Augen.
Thruda meinte: »Du wurdest von Odins Raben ausgesucht, sie können tief in die Seele und das Herz eines Menschen blicken. Du hast alle Anforderungen für diese Aufgabe erfüllt. So haben sie dich markiert, damit wir dich finden.«
Phil strich sich über seine rotblonden Haare: »Die Vogelscheiße am Midgardhaus!«
»Midgard?«, Thruda lächelte, »Da haben Hugin und Munin ihren Job aber sehr wörtlich genommen. Nun, Gabriel und ich wurden zu deinen Begleitern bestimmt.«
Phil nahm einen großen Schluck Kaffee.
» Ist ja alles sehr schmeichelhaft, aber wie soll ich das denn anstellen? Ich hab keine Ahnung wo ich suchen soll, geschweige denn wie ich so eine Suche überhaupt bezahlen soll!«
»Bezahlen?«, Gabriel blickte irritiert zu Thruda.
Phil wurde konkreter: »Geld, Penunze, Pinke Pinke. Reisen ist teuer und so Krempel für Ausgrabungen auch. Ganz zu schweigen von den Laborkosten für den Test. Also, wer bezahlt mir meine göttliche Mission? Ich bin nämlich arbeitslos und pleite!«
Thruda und Gabriel sahen sich an. »Frühstücke du nur in Ruhe fertig. Wir werden die Frage mit den Chefs erörtern«
Gabriel lächelte verlegen und Thruda griff nach ihrem Helm. Mit einem hellen Lichtblitz und viel Nebel verschwanden die Beiden. Phil musste von dem Nebel husten und war von Neuem davon überzeugt, dass man ihm gestern irgendetwas sehr sehr Hartes ins Bier getan hatte. Verwirrt schlich er ins Bad und stellte sich die Dusche an. Wie gut ihm das Wasser tat. Erneuert und erleichtert, dass der Spuk endlich verschwunden war, zog er mit einem geübten Schwung den Duschvorhang auf und schrie im gleichen Moment erschrocken.
»Was zur Hölle macht ihr denn schon wieder hier? Hat man denn nicht einmal unter der Dusche seine Ruhe? Oder macht ihr das mit Absicht?«
Gabriel und Thruda antworteten nichts. Stattdessen grinsten sie erneut und Gabriel zog wieder seine linke Braue hoch. Thruda fasste sich zuerst und warf Phil ein Handtuch zu. Immerhin ließen sie ihn sich in Ruhe anziehen.
»Also, wie sieht es mit der Finanzierung aus? Was haben eure Chefs gesagt?«
»Du musst Dir keine Sorge machen. Die Asen haben Dir ein Spesenkonto eingerichtet.«
Thruda blickte Phil triumphierend an.
»Ja, nett und wie komme ich da dran, mit einem Klingelbeutel oder fallen Sterntaler vom Himmel?«
»Nein, hiermit...«
Thruda hielt Phil eine goldene Karte entgegen, »Dies ist eine Kreditkarte, die zu einem schweizer Konto gehört. Wir Asen und Wanen gehen mit der Zeit. Du kannst sie wie eine normale, wie heißt das gleich, ah ja, Bank-Karte nutzen, sie funktioniert nur, wenn Du sie benutzt. Bei jemand anderem funktioniert sie nicht. Brauchst also auch keine Pin-Nummer.«
»Geht doch...«, stammelte Phil und betrachtete verblüfft die glitzernde Karte in seiner Hand.