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12.




Nicht nur Sahbu folgte Varx zur Bergflanke. Auch die anderen waren aufmerksam und neugierig geworden. Rasch hatte Sahbu sie über das Vorhaben des Sternlings, ihnen etwas zeigen zu wollen, informiert. Seither machten unentwegt Gerüchte die Runde. Immer neue Thesen wurden aufgestellt, um was für eine Art Geheimnis es sich wohl handeln würde.

Auf einen Schacht oder eine Höhle hatte der ein oder andere getippt, auch Sahbu. Und sah sich bestätigt, als Varx sie vor ein im steil ansteigenden Fels gähnendes Loch führte.

„Und da sollen wir rein?“, fragte Paula skeptisch.

„Ich kann euch nicht zwingen“, erwiderte Varx. „Aber ich appelliere an euer Vertrauen. Ich will nur euer Bestes.“

Inzwischen sprach er sehr viel flüssiger. Er lernte immer schneller.

„Unser Leben?“, fragte Paula anzüglich. Irgendwie hatte sie es immer noch nicht geschafft, Varx zu mögen. Und daraus machte sie keinen Hehl.

Vielleicht war sie aber auch nur eifersüchtig, weil Sahbu den besten Draht zu dem Sternling zu haben schien.

Varx kehrte Paula beleidigt den Rücken zu; zumindest hatte es den Anschein. „Geheimnis wird euch gefallen. Ich schwöre! Geheimnis wird euer Leben bereichern.“

„Eine Kneipe?“, fragte Caroux, ein Mittfünfziger, rau. Er sah verlebt aus, und niemand wusste so recht, warum er ausgerechnet dieser Gruppe zugewiesen worden war. Zahllose Narben, die auf Kämpfe hinwiesen, entstellten sein schmales Gesicht.

„Knei-pe?“, wiederholte Varx.

„Ein Ort, an dem man ausgelassen feiern und Sachen trinken kann, die einem schnell zu Kopf steigen – will sagen: Hemmungen abbauen.“

„Und Gehirnzellen abtöten“, steuerte Caroux hoffnungsfroh bei. „Ich war ohnehin schon immer der Meinung, davon hat man viel zu viele!“

„Schau dir den an“, rief Paula und zeigte mit einem Arm, der sich auf die doppelte Länge des Normalen dehnte, auf Caroux. „Dann siehst du, was hochprozentige Getränke aus einem Menschen machen können?“

„Ein Wrack?“, fragte Caroux unschuldsvoll. „Außerdem heißt es hoch geistige Getränke. Du hast keine Ahnung, was schmeckt und wohl tut.“

„Du in einer x-beliebigen Kneipe auf der anderen Seite des Planeten und ich weiter hier – das täte gut“, erwiderte Paula ungemindert streitlustig.

„Ist auch für mich eine paradiesische Vorstellung“, brummte Caroux und boxte Varx in die Seite. „He, Kleiner. Kann man da was deichseln?“

Varx blieb unbeeindruckt. „Ich werde vorgehen“, sagte er. „Ich leuchte euch den Weg.“

Caroux lachte asthmatisch. „Wer von uns übernimmt es, dem Knaben klar zu machen, dass er dunkel ist. Dunkel wie die Nacht. Und so was will uns heimleuchten? Also bitte ...“

„Hör auf, ihn zu beleidigen!“ Sahbu schob sich zwischen den älteren Mann und Varx. Er stemmte die zu Fäusten geballten Hände in die Hüften. „Er gehört zu uns. Er hat sich entschieden, sich uns anzuschließen. Ich betrachte ihn als Freund. Und wer sich mit meinen Freunden anlegt, ist nicht mein Freund. Drücke ich mich klar und verständlich aus?“

Caroux machte eine wegwerfende Handbewegung und sah in eine andere Richtung. Aber er hielt sich fortan im Zaum.

„Wir stimmen ab“, schlug Paula vor. „Wer dafür ist, in den Berg zu gehen, mit Varx als Führer, der hebt den Arm.“

Noch während sie es sagte, hob sie zu Sahbus Verblüffung bereits selbst den Arm. Als sie kurz zu ihm sah, nickte er ihr dankbar zu. Sie schaute schnell weg, als wäre es ihr unangenehm, dass er ihr so viel Beachtung schenkte.

Dann hob Sahbu den Arm. Der Nächste war Varx selbst, aber niemand lachte darüber oder machte auch nur eine despektierliche Bemerkung.

Am Ende hatte nur noch Caroux die Arme unten, und dann sprang auch er über seinen Schatten und brummte: „Na gut, tschuldigung, Varx, du kannst nichts dafür, dass ich ein alter Brummbär bin. Ich hab nichts gegen dich, wirklich nicht. Es tut mir leid, wird nicht wieder vorkommen. Sahbu hat Recht: Wir müssen zusammenhalten, und du gehörst jetzt zu unserem Verein. Worauf warten wir also? Gehen wir – egal, wie du das mit dem Weg leuchten machen willst, tu’s einfach. Ich bin gespannt, was da drinnen auf uns wartet. Und wenn’s wirklich etwas ist, das uns in unserer Lage weiterhilft, bin ich der Erste, der sich bei dir bedankt. Das schwör ich dir!“

Varx ließ auch das unkommentiert. Er wandte sich dem Eingang zum Stollen zu und schritt hinein.

Unmittelbar hinter ihm folgte Sahbu, das Schlusslicht bildete Paula.

Schon nach wenigen Metern verschmolz Varx fast unsichtbar mit dem umgebenden Dunkel – selbst das Sternengewimmel in ihm schien wie von einem schwarzen Tuch erstickt worden zu sein. Caroux schnaubte, weil er es vorausgesehen hatte. Sahbu unterdrückte den Drang, einfach stehen zu bleiben, um nicht zu stolpern und zu stürzen, obwohl er kaum mehr die Hand vor Augen sah.

Doch plötzlich änderten sich die Sichtbedingungen rapide. Es hatte den Anschein, als würde das Dunkel von Varx’ Körper das Dunkel der Umgebung in sich aufsaugen, neutralisieren.

Nachdem die Finsternis auf diese Weise „ausgeblendet“ worden war, blieb etwas zurück, das gewiss nicht normaler Helligkeit entsprach. Aber es war etwas, auf das der Sehsinn der Menschen sich einstellte, einpegelte und -justierte ... irgendwie.

Und von da ab bewegten sich alle Mitglieder der Gruppe mit traumwandlerischer Sicherheit durch die engen Stollen, die Varx sie immer tiefer in den Berg führte.

„Wow“, hörte Sahbu Caroux seufzen. „Das ist mal ein Ding. Ich hätte nicht gedacht, dass mich auf meine alten Tage noch mal etwas so verblüfft. Der Junge hat’s drauf. Ich wird nie mehr ein falsches Wort über ihn verlieren ...“

Varx hielt auch das nicht der Rede wert, um von ihm kommentiert zu werden.

„Ist es noch sehr weit?“, wandte sich Sahbu an ihn, als er nach mindestens einer Stunde das Gefühl hatte, dass der Sauerstoff in dem Stollengewirr weniger wurde. Wobei niemand eine diesbezügliche Bemerkung machte, sodass es auch einfach nur eine subjektive – und keiner objektiven Überprüfung standhaltende – Täuschung sein mochte.

„Nein“, erwiderte der Sternling. „Laut den Daten, die sich in mir entpacken, sind wir in wenigen Minuten am Ziel.“

„Was für ein Ziel?“

„Selbst wenn ich es wollte, ich könnte dir darauf keine Antwort geben.“

„Du weißt es selbst nicht, wirklich?“

„Wirklich. Was ich darüber weiß – dass es euch glücklich machen wird –, flog mir zu. Darüber hinaus bin ich ebenso auf Geduld angewiesen wie ihr. Ich kenne den Weg, wusste, wo der Eingangsstollen liegt, aber das Ziel selbst wird sich mir erst entschleiern, wenn auch ihr es sehen könnt.“

„Eine merkwürdige Art, findest du nicht auch? Irgendwie könnte man meinen, Kargor hätte dich uns von Anfang an als Scout zugedacht. Dagegen spricht aber der Auftritt der Häscher des Turms ... oder war das nur eine gut inszenierte Farce?“

„Auch das weiß ich nicht. Für mich war es keine. Ich schlottere jetzt noch vor Angst, wenn ich an die denke, die mich zurückholen wollten.“

„Sie sahen dir ähnlich“, sagte Sahbu.

„Findest du?“ Er klang empört.

„Sie hatten nicht deine strahlend blauen Augen, aber sonst ...“

„Ich habe keine strahlend blauen Augen – ich habe überhaupt keine Augen, wie du sie kennst.“

„Das habe ich bereits vermutet. Es war nur ein kleiner Scherz. Ich wollte die Situation auflockern. Allmählich bekomme ich Muskelkater. Wann bin ich das letzte Mal so viel am Stück marschiert?“

Varx schwieg, weil er Sahbus Worte nicht als Frage an sich einstufte.

Er wird immer besser, dachte Sahbu, im Umgang mit uns Menschen. Ich wünschte, ich hätte ebenso viel Empathie für ihn.

Auch die anderen hatten gehört, dass das Ziel nahe war. Sie forderten Varx auf, schneller zu gehen. Sie wollten es hinter sich bringen, und Sahbu glaubte nicht, dass er sich irrte, wenn er glaubte, dass die wenigsten von ihnen eine echte Sensation am Ende ihres Weges erwarteten. Die Skepsis, die sich ihrer bemächtigte, war fast körperlich greifbar.

Sie alle wurden überrascht. Von etwas, was in dieser Form niemand erwartet hatte. Auch Sahbu nicht.

Vor ihnen endete der Stollen. Und dahinter lag ... ein Idyll, wie einer Fotografie aus der Mitte des 20. Jahrhunderts der Erde entliehen ...

Imperium der Foronen: Raumschiff Rubikon Band 9-16: Science Fiction Abenteuer Paket

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