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Vulverpye wurde geboren und öffnete das Trennschott, um die Wartenden hereinzulassen. Er hatte keinerlei Erinnerung an ein Früher, weil er erst vor wenigen Momenten erzeugt worden war. Auch dies war ihm nicht bewusst. Er wusste nur: Er hatte zu helfen.

Zu dienen.

Die beiden Erhabenen, die eintraten, schienen einen Moment lang verblüfft zu sein, ihn zu sehen. Für Vulverpye änderte dies nichts. Alles, was von ihm erwartet wurde, entrollte sich wie ein Datensatz vor seinem Geist.

Er trat den Ankömmlingen entgegen und begrüßte sie in angemessener Weise. Dass er ihre Sprache sprach, war selbstverständlich. Dass er ihre Mimik und Gestik zu deuten vermochte, auch.

„Ihr werdet jetzt eingewiesen“, sagte er mit einer Stimme, die ihm selbst wie der köstlichste Gesang vorkam. „Entspannt euch. Nehmt in den dafür vorgesehenen Sitzen Platz. Bitte, Erhabene Schlüssel.“

Sie tauschten Blicke. Sahen sich um an dem Ort von Vulverpyes Geburt. Staunten.

Und gingen dann nach nochmaligem Zögern zu den angebotenen Plätzen.

„Entscheide du“, hörte Vulverpye den körperlich Kräftigeren von beiden sagen. Das Männchen (sie gehörten einer Spezies an, die sich aus zwei Geschlechtern fortpflanzte, nicht einfach war oder nicht mehr war wie seinesgleichen) machte dabei eine umfassende Bewegung mit einer seiner Extremitäten, als wollte es den kompletten Raum umschließen. „Es könnte gefährlich werden. Niemand gibt uns die letzte Sicherheit, dass unsere These stimmt, nach der wir einen geschützten Status besitzen – dank Kargors Schlüssel.“

Das Weibchen erwiderte: „Ich bin dafür, es drauf ankommen zu lassen. Immerhin hat er uns ‚erhabene Schlüssel’ genannt, was genau auf die von Kargor erhaltenen Autorisationen hinzuweisen scheint.“

„Du hast Recht. Ich bin auch bereit, es zu riskieren. Ich hoffe, das, was wir bekommen, ist es wert, mal wieder reichlich naiv ins Ungewisse zu stolpern.“

Sie verzog das Gesicht. Ein Lächeln.

Vulverpye hatte den Dialog nicht unterbrochen. Jetzt aber fand er es an der Zeit, sich den Erhabenen vorzustellen. „Ich bin“, sagte er ...

––––––––



„ ... VULVERPYE.“

Prosper blickte auf das absonderliche Geschöpf, das sie beim Betreten dieser Ebene empfangen hatte. Zuerst meinte er einen öligen Glanz auf der Schwärze auszumachen, die den Fremden vollständig überzog. Doch dann wurde ihm klar, dass es der Abglanz jener Sterne war, die in dem Humanoiden leuchteten. Er war durchdrungen von winzig anmutenden Galaxien, Gasnebeln und einzelnen Sonnen.

Und er konnte sprechen. Klar verständlich.

Gerade hatte er sie aufgefordert, in den Sitzen Platz zu nehmen, die ganz in der Nähe des Eingangs standen, durch den Sarah und Prosper gekommen waren.

Nach kurzer Beratschlagung hatten sie eingewilligt.

Wohin sie schauten war ... Weite. Aber nichts, was das Auge innehalten ließ – von dem Humanoiden und den Sitzen abgesehen.

Im dämmrigen Schein, der auf dieser Ebene vorherrschte, war der Fremde schon aus geringer Entfernung fast unsichtbar, weil er mit den Schatten verschmolz.

Prosper ließ sich vorsichtig in dem linken Sitz nieder, Sarah hatte zuvor schon den rechten angesteuert.

„Aaah ...“ Synchron kamen die Seufzer über ihre beider Lippen – Ausdruck von Wohlbehagen. Mit so viel Bequemlichkeit hatten sie nicht gerechnet, aber die Sitze legten sich fast wie sanfte, sich schließende Riesenhände um ihre Körper.

Prospers kritischer Geist, der sich kurz fragte, was wohl geschähe, wenn die „Hand“ ihre Sanftheit verlöre, wurde rasch beruhigt.

Noch während der Seufzer wie von unsichtbaren Wänden widerhallte, schwand das Umgebungslicht noch mehr, und im nächsten Moment kippten die Sitze, sodass Prosper und Sarah zum Liegen kamen, und über ihren Gesichtern, ganz nah, baute sich ein Hologramm auf. Es erinnerte an jenes, das Kargor ihnen noch an Bord der Perle vom Angk-System gezeigt hatte. Und das ihnen das fast ausgebrannte Zentralgestirn des Systems vorenthalten hatte.

Auch jetzt sahen sie sich einer dreidimensionalen Darstellung des Sieben-Planeten-Wunders gegenüber. Angk I bis Angk VII. In der Draufsicht. Als schwebte eine hochauflösende Kamera irgendwo über der Achse des Systems. Die einzelnen Welten und auch die Sonne wirkten zwar miniaturisiert, aber so echt und detailverliebt, dass Prosper keinen Moment daran zweifelte, dass es ihm gerade über eine unfassbar hochentwickelte Technologie gerade ermöglicht wurde, jetzt, in diesem Moment, auf das System zu schauen, wie es sich auch einem näherkommenden Raumschiff mit entsprechender Hightech dargeboten hätte.

Eine der Weltenkugeln war plötzlich von einer Aura umgeben, die sie in Falschfarben leuchten ließ.

„Angk I, auch Gismo“, sagte eine Stimme, die Vulverpye gehören musste, obwohl das exotische Wesen außerhalb von Prospers Wahrnehmung stand. Seine Visualität wurde völlig von dem über ihm hängenden Gebilde beherrscht, und er war sicher, dass es Sarah nicht viel anders erging. „Die Steuerwelt der Ersten. Von hier aus werden die anderen Umläufer synchronisiert. Würde Gismo untergehen, wäre auch der Rest des Systems dem Tode geweiht. Die fragile Balance zwischen den einzelnen Planeten würde ins Chaos abdriften. Die Folge ...“ Plötzlich wechselte die Darstellung, und Prosper wurde klar, dass er sich getäuscht hatte: Er wohnte einer unglaublich realitätsnahen Simulation bei. Angk I, Gismo, wurde vollständig ausgeblendet, und in einer Zeitrafferaufnahme wurde demonstriert, wie die verbliebenen Planeten auf das Fehlen des lenkenden Elements, das für ein von der Natur nicht aufrecht zu erhaltendes künstliches Gleichgewicht sorgte, reagierten. Vier von ihnen erlagen der Anziehungskraft ihrer Sonne und trieben in den glutenden Moloch, die beiden anderen kollidierten miteinander und schufen in einem grausig schönen Akt der Zerstörung ein Trümmerfeld, das fortan einen dünnen Ring um das Zentralgestirn bildete.

Prosper wurde an den Planeten Saturn erinnert – doch nur für einen winzigen Moment, dann versagte er sich jeden Vergleich.

Mit einem Mal stand Schweiß auf seiner Stirn. Ihm wurde klar, was Vulverpye ihm gerade indirekt zu verstehen gegeben hatte: Sollte Kargors Experiment gelingen und sich tatsächlich Menschen dauerhaft auf den Angk-Welten ansiedeln und vermehren, hing auch das Schicksal dieses Ablegers der Menschheit, dieser fernen Kolonien im All, von denen die Erinjij nicht einmal ahnten, davon ab, dass Angk I erhalten blieb. Sollten die dortigen Anlagen jemals versagen oder von irgendjemandem sabotiert werden, war es um die darauf lebenden Geschöpfe geschehen.

Aber offenbar war diese Erkenntnis – wenn überhaupt – nicht die einzige Intention, die Vulverpye mit seiner Show verband.

Angk I kehrte in dem Hologramm zurück, wieder naturgetreu in seiner Farbgebung, dafür legte sich die Falschfarbenmaske über die nächste Welt.

„Angk II, Nomad“, erläuterte der Sprecher wie im Hörsaal einer Universität. „Beherbergt unter anderem das Archiv der Zeitalter ...“

Dann, durchfuhr es Prosper, sind wir also auf Angk II – oder Nomad, wie Vulverpye den Planeten noch nennt. Es war keine Neuigkeit, die ihm Herzklopfen verursachte, im Grunde war es gleich, auf welcher der Systemwelten sie gelandet waren – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, da er noch keinen eklatanten Mangel an Nomad festgestellt hatte. Bis auf die Pollenernte jedenfalls, von der er nicht wusste, wie oft sie sich wiederholte und ob sie über den ganzen Planeten verteilt stattfand.

„... und die Produktion der Mortuas. Die Mortuas sind das zentrale Element, das die Tridentischen Kugeln pflegt ...“

Mortuas, dachte Prosper, Tridentische Kugeln ... das müssen Begrifflichkeiten der ERBAUER-Sprache für Gloriden und CHARDHIN-Perlen sein. Offenbar entspringen die Namen, die uns bislang geläufig waren, wohl eher der Kultur der Gloriden und gehen nicht direkt auf die ERBAUER zurück.

Auch dafür galt: eine Information, die neu, aber nicht sensationell war. Dennoch konzentrierte er sich weiter auf Vulverpyes Vortrag. In Falschfarben zoomte ein Detail von Nomads Oberfläche heran, wurde dabei farb echt ... und zeigte schließlich die Küste eines unbekannten Landstrichs, der von satter Vegetation bedeckt war, aber dazwischen erhoben sich termitenbauartige Säulen, die der Farbe des sichtbaren, unbewachsenen Bodens angepasst waren. Keine Türme wie der kobaltblaue, in dem sich Prosper und Sarah gerade aufhielten, nein, diese Bauten (falls es denn welche waren und es nicht einfach Werke der Natur waren) schätzte Prosper beim Betrachten auf das höchstens Drei- bis Vierfache seiner eigenen Größe. Das Erstaunliche enthüllte sich erst, als das „Auge“, das sie herangeholt hatte, noch näher darauf zu ging. In diesem Moment wurde deutlich, dass sich die Säulen nicht aus festem material zusammensetzten, sondern aus Milliarden und Abermilliarden Teilchen, die wie Insekten über- und durcheinander krabbelten.

„... seht ihr hier Nanobasen“, erläuterte Vulverpye, wie sie überall verstreut auf Nomad vorkommen. Ihr erkennt sie, wo immer ihr ihnen begegnen werdet. Sie werden euch unersetzliche Dienste leisten.“

„Inwiefern?“

Es war das erste Mal, seit sie in den Sitzen (eigentlich Liegen) Platz genommen hatten, dass einer von ihnen eine direkte Frage an Vulverpye richtete.

„Und was zur Hölle sind Nanobasen?!“

Vulverpye ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. So ruhig, als hätte er ohnehin vorgehabt, auf diesen Punkt einzugehen, sprach er weiter.

„Die Nanobasen wurden bereits von den Gründern eingerichtet ...“

„Gründer? Die Ersten?“, fragte Prosper.

„... und repräsentieren das gebräuchlichste Bauelement auf dieser Angk-Welt. Die Ressource ist unerschöpflich. Es gibt unterirdische Erzeuger, die für Nachschub sorgen, wann und wo immer es erforderlich ist. Mittels der Basen könnt ihr eure eigene Kreativität uneingeschränkt walten lassen.“

„Du meinst, wir könnten uns damit beispielsweise ein ... Haus errichten? Habe ich das im Ansatz richtig verstanden?“, fragte Prosper.

„Korrekt. Aber das werdet ihr im praktischen Gebrauch schnell erkennen. Die Nanopartikel wurden auf eure Gedankenfrequenz abgestimmt. Sie werden alle Wünsche erfüllen.“

Prosper sagte nichts mehr. Irgendwie klang das alles eine Spur zu märchenhaft, zu problemlos und perfekt für ihn.

Auch Sarah unterdrückte die sonst von ihr gewohnten bissigen Kommentare.

Während Angk II im Hologramm in den Hintergrund rückte und der nächsten Planet „angewählt“ wurde, fuhr Vulverpye nun in einem veränderten Tonfall fort. Zugleich wirkte auch die Falschfarbenaura, die den Planeten umgab, verändert gegenüber den vorherigen Malen. Prosper hatte plötzlich ein Gefühl von Beklemmung, während er Vulverpye zuhörte, und das kam, wie sich erweisen sollte, nicht von ungefähr.

„Angk III, Portas, auch die Schwellen-Welt genannt. Von hier aus wagten die Gründer den Versuch einer Rückkehr. Aber alles Bemühen scheiterte. Seither ist Portas versiegelt. Nur wenige Auserwählte vermögen den Planeten noch zu betreten. Ich kann euch keine Bilder liefern. Sämtliche Informationen darüber wurden aus mir getilgt. Portas ist die Geschlossene Welt. Sie wird im Kolonisationsprogramm, das eure Spezies auserkoren hat, keine Rolle spielen ...“

„Stopp!“, rief Sarah ungehalten. Als Prosper zur Seite blickte, sah er, wie sie sich halb aus der Konstruktion, in der sie lag, gestemmt hatte. „Darüber hat Kargor kein Sterbenswörtchen verloren. Warum nicht?“

„Keine Informationen, ich entschuldige mich.“

Sarah fauchte aufgebracht. „Damit lasse ich mich nicht abspeisen. Was, wenn wir durch Zufall ausgerechnet nach Portas abgestrahlt worden wären? In welcher Lage befänden wir uns dann? Verdammt, das Ganze kotzt mich wirklich –“

Prosper versuchte schlichtend einzugreifen. „Beruhige dich“, fiel er ihr ins Wort. „Vulverpye trägt an unserem Schicksal keine Schuld. Wenn, musst du Kargor an die Gurgel.“

„Das würde ich auch nur allzu gern. Aber das feige Aas hat sich ja verkrümelt!“

„Ich sehe kein Problem darin, dass sich Angk III quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit um die hiesige Sonnen dreht. Wir werden Nomad wohl kaum jemals wieder verlassen. Alles, was wir hier über die übrigen Welten erfahren, betrachte ich als kleinen Bonus, der uns nicht weiterbringen wird, aber wenigstens das Gefühl gibt, dass man uns nicht völlig dumm sterben lassen will.“

„Du hast so eine schwer erträgliche Art, allem immer auch etwas Positives abgewinnen zu wollen ...“ Sarah schnitt eine Grimasse. „Ob ich mich daran gewöhnen kann?“

„Wenn ich es umgekehrt schaffe, mit deiner Art fertig zu werden, sollte das auch für dich möglich sein“, gab er sich optimistisch.

Sie entspannte sich, sank auf ihrer Liege zurück. „Wir mögen uns wirklich, wie? Kaum auszuhalten, wie wir beide miteinander harmonieren ...“

„Es wird bestimmt niemals langweilig“, erwiderte er – und das meinte er ernst.

Nach einer erzwungenen Pause, die Vulverpye ohne Murren hingenommen hatte, fuhr er fort in der Kurzvorstellung der noch verbliebenen vier Angk-Welten.

Imperium der Foronen: Raumschiff Rubikon Band 9-16: Science Fiction Abenteuer Paket

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