Читать книгу Roboter träumen nicht - Lee Bacon - Страница 16

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Ein Roboter ist nicht zwangsläufig wie der andere.

Jeder Einzelne von uns wurde zu einem bestimmten Zweck konstruiert. Dieser Zweck ist der Sinn unserer Existenz. Daran richtet sich alles aus. Unsere Bauweise. Unsere Funktionsweise. Unser Denken.

Unser Zweck bestimmt darüber, ob wir zwei Arme haben. Oder vier. Oder 16. Ob wir Krallenhände haben (zum Greifen). Oder Schaufelhände (zum Graben). Oder gar keine Hände (zum Nachdenken im Sitzen).

Alles dreht sich um unseren Zweck.

An Tag[1] begegneten mir verschiedenste Roboter.

Manche glitten durch den Himmel.

Manche gruben sich tief in die Erde hinein.

Manche waren winzig, so klein wie Insekten.

Manche waren riesengroß, ihre Schatten erstreckten sich über ganze Häuserblöcke.

Ich sah monströse Maschinen, die auf achtzehn Rädern über alte Menschenschnellstraßen bretterten. Hünenhafte Roboter, die mit L-förmigen Armen schwere Lasten schleppten. Und eine Apparatur mit acht Beinen, die wie eine riesige Metallspinne an der Außenwand eines Gebäudes hinaufkrabbelte.

Außerdem entdeckte ich einen kleinen Roboter mit Stielaugen, der auf Gummiketten über die Erde flitzte und den Pflanzenwuchs begutachtete. Gelegentlich stoppte er und markierte einen Punkt auf dem Boden.

Dann machte es PIEP! und WRRRM! und er eilte weiter.

In einigem Abstand folgte ihm ein Trio aus Robotern. Sobald sie eine der markierten Stellen erreicht hatten, blieben sie schlurfend stehen und führten diese drei Arbeitsschritte aus:

Der erste grub ein Loch in die Erde.

Der zweite pflanzte darin einen Baum.

Und der dritte …

Der dritte sah aus wie ein mechanisches Nilpferd. Sein Mittelstück bestand aus einem runden Wassertank. Bei jedem seiner schwerfälligen Schritte schwappte die Flüssigkeit darin hin/her. War er an einem frisch gepflanzten Baum angekommen, hielt er inne, richtete sein umfangreiches Hinterteil aus und …

PSCHHHH!

Der Durst des jungen Baumes war gestillt, er konnte wachsen.

Natürlich haben wir Roboter eigentlich kein Interesse an Bäumen. Wir haben dafür keine Verwendung. Trotzdem lassen wir sie, wie sie sind. Wir vermehren sie sogar. Denn die Natur ist uns wichtig – anders als denen, die vor uns über die Erde geherrscht haben. Wir hingegen kümmern uns um den Planeten und alle darauf verbliebenen LebensFormen.

Hinter meiner FamilienEinheit ging ich einen betonierten Weg entlang, noch tiefer in die Ruinen der Menschheit hinein. Wir gelangten zu einem Geschäft, dem sein Name abhandengekommen war. Anstelle eines Ladenschildes war an der Außenwand nur noch ein Fleck mit abweichender Farbe zu erkennen. Die meisten Fenster waren zerbrochen. Eines aber nicht. Im Glas dieses intakten Fensters erschien ein faszinierendes Wesen.

Ich selbst.

Von der Scheibe starrte mir mein Spiegelbild entgegen.

Ich erweiterte meinen Speicher um eine neue Beobachtung: Mein Gesicht setzte sich aus einer Reihe von geometrischen Formen zusammen.

Mein Kopf: ein Oval

Meine Lautsprecheröffnung: ein Rechteck

Meine Augen: perfekte Kreise

In meiner Bauweise waren Muster auszumachen, Symmetrien im Design. Zwei Arme und zwei Beine. Zwei Hände und zwei Füße. Zehn Finger und zehn Zehen.

Und auf meine Brustplatte war mein persönlicher Strichcode gedruckt. Andere Roboter mussten nur diesen Code scannen, um alle wichtigen Informationen über mich abzurufen. Name/Alter/Beruf.

Unsere Strichcodes sind unsere Identität. Dank ihnen verstehen wir die anderen. Dank ihnen verstehen wir uns selbst.

Ein Beispiel: Durch das Scannen der Strichcodes von Elternteil_1 und Elternteil_2 erfuhr ich, dass sie zur gen_8 gehörten. Sie waren Roboter der achten Generation. Mein Modell dagegen zählte zur gen_9. In Aussehen und Funktionsweise waren wir uns sehr ähnlich. Nur dass ich darauf ausgelegt war, intelligenter/stärker/schneller/besser zu sein.

Ich war die Weiterentwicklung.

Roboter träumen nicht

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