Читать книгу Roboter träumen nicht - Lee Bacon - Страница 21

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Wir begannen mit der Arbeit. Jeder von uns übernahm die Aufgabe, zu deren Durchführung er konstruiert worden war.

Aufgrund seiner Körpergröße/-kraft war Ceeron genau der richtige Bot, um schwere Objekte zu heben. In seinem Metallrucksack befand sich ein Dutzend Solarpanels. Er ergriff eines davon, wuchtete es über seinen Kopf und befestigte es mit Bolzen am Aluminiumstandfuß.

SkD flitzte zwischen Solarpanels und Speicherstationen hin und her. Die ausfahrbaren Arme in die offen liegende Elektronik gestreckt, brachte er die Systeme mit seinen Metallkrallen sorgfältig in die richtige Konfiguration. Gelegentlich erhitzte sich die äußerste Spitze seines Metallzeigefingers, ein feiner Rauchfaden kräuselte sich in der Luft, und schon waren zwei Kabel miteinander verlötet.

Meine Aufgabe bestand darin, Schaltkästen zu montieren. Ich hielt einen Kasten an die Unterseite eines Solarpanels und hob die freie Hand. Das Ende meines Zeigefingers klappte sich zurück. Darunter kam ein Schraubenzieher zum Vorschein.

WRRRP! Das Rattern der rotierenden Schraubenzieherspitze in den Audioeingängen, drehte ich eine Schraube nach der anderen bis zum Anschlag hinein.

Jede unserer Handlungen erfüllte einen Zweck. Jede Bewegung war exakt an unsere jeweilige Aufgabe angepasst.

Ceeron verbolzte die Panels.

SkD verdrahtete die Elektronik.

Ich montierte die Schaltkästen.

Verbolzen.

Verdrahten.

Montieren.

Stunden vergingen. Am blauen Himmel stieg die Sonne immer höher. Die Arbeitsschritte blieben immer gleich. Verbolzen/Verdrahten/Montieren/Wiederholen. In vollkommener Präzision kreisten wir umeinander, ein durch jahrelanges Maschinenlernen perfektioniertes Programm.

Drei Roboter verschmolzen zu einem.

Verbolzen/Verdrahten/Montieren/Wiederholen.

Diese Schritte begleiteten uns bis in den Nachmittag hinein. Während der Arbeit strömten pausenlos Updates durch den Schwarm. Witterungsverhältnisse, Statusmeldungen. Und die TagesAnsprache des Präsidenten.

Ansprache. Subst. 1. Direkte Kontaktaufnahme durch ein persönliches Gespräch. (Tägliche A. galt unter Menschen als förderlich für die Gesundheit.) 2. Kurze Rede vor Publikum.

Bei der Ansprache, die PRAES1DENT täglich hielt, handelte es sich um eine kurze Rede vor weltumspannendem Publikum. Jeder Roboter auf der Erde verfolgte sie. Es war eine Botschaft vom großen Herrscher der Roboterschaft.

In meinen Schaltkreisen blitzte PRAES1DENTs Gestalt auf. Leuchtende Platinhaut, goldglänzende Augen. Prompt blendete mein Gedächtnisspeicher zurück zu Tag[1]: meine erste Begegnung mit dem SchwarmPräsidenten.

Jetzt sah ich ihn wieder. Wieder sprach er zu mir. Und zu allen anderen Robotern auf der Welt.

Die TagesAnsprache hielt PRAES1DENT stets am selben Ort: im DigitalDom. Ein gewaltiger Kuppelsaal, ausgekleidet mit Bildschirmen, auf denen ausnahmslos dasselbe angezeigt wurde: PRAES1DENT selbst als flimmernder LiveStream.

Die Wirkung war irritierend. Es war, als blickte man in ein Spiegelkabinett. Jede Bewegung des Präsidenten wiederholte sich im Hintergrund auf Tausenden von Monitoren.

»Seid gegrüßt, Roboter, ob groß, ob klein.«

PRAES1DENTs schnurrende Stimme hallte durch meine Gedanken. Er schilderte die Errungenschaften des Tages. Wie viele Akkus hergestellt worden waren. Wie viel Strom generiert. Wie viele Roboter konstruiert. Es war eine Momentaufnahme einer blühenden Zivilisation.

Während er sprach, huschte ein Schimmern über die Wände des DigitalDoms. Auf jedem einzelnen Bildschirm war zu sehen, wie PRAES1DENT zum Rand des Saals schritt, wo sich ein Pult mit einer Apparatur befand: ein glatter/glänzender Silberwürfel.

Diese Apparatur enthielt das Archiv der Menschheitsgeschichte. Jeden Tag presste PRAES1DENT seinen Platinfinger fest auf den Würfel, griff so auf das Archiv zu und projizierte eine Datei in den Schwarm.

Es waren Dateien aller Art. In manchen wurde ausführlich über die verschiedenen Verbrechen der Menschen berichtet. In anderen über das Leid, das sie einander zugefügt hatten. In wieder anderen über ihre Grausamkeit gegenüber technischen Geräten.

In der heutigen Datei ging es um Hotdogs. Es war eine Videoaufnahme eines Menschenwettbewerbs mit dem Ziel, sich so viele Hotdogs wie möglich einzuverleiben. Die Teilnehmer schoben sich Würstchen im Brötchen in den Mund, um nach einer minimalen Kaupause bereits den nächsten Hotdog hinterherzustopfen. Und den nächsten. Und den nächsten.

Rundherum flammten Blitzlichter auf. Jubel brach aus. Musik dröhnte.

Der Weltrekord lag bei 82 Hotdogs.

In zehn Minuten.

Soll heißen: 82 Würste, 82 Brötchen, zehn Minuten.

Die Menschen hatten vor keinem Akt der Unvernunft zurückgeschreckt. Das war die Grundaussage des Archivs. Deshalb teilte PRAES1DENT täglich eine Datei mit dem Schwarm.

Um uns zu zeigen, wieso die Menschen ausgelöscht werden mussten.

Um uns zu ermahnen, es besser zu machen.

PRAES1DENT nahm seinen Finger vom Silberwürfel. Der Hotdog-Fresswettbewerb löste sich im Nichts auf, wich wieder der Live-Übertragung aus dem DigitalDom, dem auf etlichen Bildschirmen vervielfältigten PRAES1DENTEN.

Jeder Einzelne davon blickte mich direkt an.

Jeder Einzelne davon sprach dieselben Worte.

»Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit. Und vergesst nie: Ein Roboter teilt alles mit dem Schwarm. Ein Roboter hat nichts zu verbergen.«

Damit endete die TagesAnsprache.

Roboter träumen nicht

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